Das Dorf Escalante im Norden des Grand Staircase Escalante National Monument (GSENM) lebt vom Tourismus und ist der einzige Ort mit Versorgungsmöglichkeiten im weiten Umkreis. In den nächsten Tagen wollen wir die Piste „Hole in the Rocks“ nach Süden fahren, wo etliche spannende Wanderungen auf uns warten. Denn die Wunderwelt der Canyons in diesem abgelegenen Teil des GSENM ist nur für Wanderer erreichbar. Also stocken wir im kleinen Supermarkt von Escalante unsere Vorräte für eine Woche auf.
Was für ein Unterschied zwischen diesem gemütlichen Grocery Store und den seelenlosen Walmarts. In der kleinen Grocery bekommt man (fast) alles, wenn auch in geringerer Auswahl und zu etwas höheren Preisen. Dafür gibts an der Kasse von der Inhaberin kostenlose Tomatensamen für den eigenen Garten und einen netten Smalltalk.
Auf dem Parkplatz werden wir mal wieder wegen Master Yoda angesprochen. Valerie lebt, wie wir, in ihrem Auto und träumt von einem Road Trip durch Europa. Ihre Wohnung in Las Vegas hat sie im Zuge von Corona aufgegeben, besucht aber öfters ihre Freunde dort. Da klappen unsere Ohren nach vorne, denn wir überlegen schon seit einiger Zeit, wo wir Yoda deponieren, wenn wir im Sommer auf Heimaturlaub gehen. Las Vegas wäre optimal. Ob sie ggf. dort einen guten Storage kennen würde? Allerdings haben wir ja weder eine Haftpflicht- noch eine Kaskoversicherung, die die kommerziellen Storages stets fordern. Valerie ist eine Frau mit Herz und Verstand und meint „no problem“. Den besten Storage hat jedenfalls Joe. Und sofort telefoniert sie nach Vegas, schwärmt Joe zunächst klugerweise von unserem Landcruiser vor und schickt ihm sogar ein Foto. Und genau dieses wunderschöne Auto könnte er in seinem Storage für ca. zwei bis drei Monate beherbergen. Klar, die deutschen Eigentümer haben alle notwendigen Papiere, sogar eine deutsche Versicherung. Daß die außerhalb von Europa nicht gilt, braucht Joe ja nicht zu wissen. Wir schicken Joe alle Unterlagen per e-Mail zu und bekommen eine Vormerkung zu guten Konditionen, die konkrete Reservierung ist erst im Juni möglich. Mal sehen, was daraus wird. Valerie hat jedenfalls einen Ehrenplatz in unserer Galerie der Reisebekanntschaften.
In Escalante gibt es ein sehr gemütliches Café (ja, tatsächlich!!!) mit gutem, wenn auch teuren Kuchen und schnellem Internet. Dort verbringen wir einige Stunden mit der Fertigstellung eines Blogbeitrags und Internetrecherchen zu unseren nächsten Wanderungen. Ein zusätzlicher Besuch des Visitor Centers ist wenig ergiebig. Die Infos dort sind, wie so oft, spärlich und sehr allgemein. Den Nachmittag verbringen wir auf einem Stellplatz nahe der Hole in the Rock Road.
Ich liebe es immer sehr, die nächste Umgebung unserer Übernachtungsstellen zu erkunden. So laufe ich auf den nächsten Hügel hoch. Es ist schön, hier eine Weile zu sitzen, dem Zug der Wolken über diesen endlos weiten Himmel zuzuschauen, auf das Tal zu blicken und an nichts zu denken.
Am nächsten Tag steht unsere Wanderung zum Bighorn Canyon an. Dieser Slotcanyon ist sehr leicht ohne brusttiefes Waten oder Kaminklettern zugänglich, also ideal für Anfänger wie uns. Nach kurzer Fahrt von unserem Übernachtungsplatz ist der Trailhead erreicht. Die ersten 3,2 Kilometer stapfen wir durch tiefen Sand entlang des Harris Wash zum Beginn des Canyon. Es gibt zwei Slots von 1 und 1,6 Kilometern Länge zu erkunden, die beide absolut sehenswert sind.
Die engen, gewundenen Felswände bestehen aus dunkelroten Sandstein mit weißen, gelben und grün-blauen Streifen oder geschwungenen Mustern, die wie abstrakte Kunstwerke aussehen. So schöne Formationen haben wir bisher noch nicht gesehen. Für die beiden relativ kurzen Strecken der Slots brauchen wir lange, denn schauen, staunen und vor allem fotografieren benötigt einfach seine Zeit. Besonders die Narrows des westlichen Slot sind einfach großartig. Je tiefer wir in den Canyon kommen, desto enger wird der Durchgang und desto höher ragen die Felswände empor, bis wir schließlich durch einen geheimnisvoll dunklen Schacht gehen. Doch auch von oben ist der Canyon absolut sehenswert.
Video zum Big Horn Canyon:
Wieder am Tageslicht angekommen, hat sich die Sonne verabschiedet. Blauschwarze Wolken und dumpfes Grummeln eines heranziehenden Unwetters hindern uns aber nicht an unserer verdienten Mittagsrast. Danach wandern wir auf gleichem Weg zurück, beschleunigt durch einen kräftigen Gewitterschauer. Den Rest des Tages verbummeln wir auf einem sehr ruhigen Stellplatz abseits der Straße. Das weite Tal, durch das die Hole in the Rock Road verläuft, mit grünen Viehweiden und auf rotsandigem Boden in regelmäßigen Abständen verteilten Pinien erweckt fast den Eindruck einer parkähnlichen Savanne.
Kurzvideo zum Stellplatz an Hole in the Rocks Road:
Felsgruppen mit dem klangvollen Namen Devils Garden sind unser Ziel am nächsten, sonnigwarmen Morgen. Die „Hodoos“ genannten Säulen bilden sich dann, wenn über dem weichen roten Sandstein eine Schicht härterer weißer Stein liegt, so dass Regen und Wind eine Säule formen können, deren Deckel aus weißem Stein vor Verwitterung resistenter ist als der Rest. Phantasievolle Formen und ein paar schöne Bögen gibt es im Devils Garden zu entdecken.
Auf der weiteren Fahrt nach Süden stehen wir kurz darauf vor einer ca. 30 Meter langen fahrbahnbreiten Schlammpfütze. Das Unwetter von gestern Nachmittag hat sich wohl auch hier ausgetobt, das Wasser konnte nicht von der Fahrbahn ablaufen und hat den Lehm in eine hübsche Rutschbahn verwandelt. Umfahren geht nicht und die Fahrspuren beweisen, dass hier auch schon andere durchgekommen sind. Also mit Schwung rein in den Matsch und abgesehen von etwas Schlingern sind wir mit zugeschaltetem Vierradantrieb schon wieder draußen.
Am anderen „Ufer“ der Pfütze steht ein ganz normaler Pkw, deren Insassen zu Recht vor der Durchfahrt zögern. Wir bieten unsere Hilfe an, aber die Fahrerin meint, dass sei nicht nötig. Wir wüssten gerne, wie das ausgegangen ist. Immer wieder wundern wir uns, was die Amerikaner ihren Autos zumuten. Die übelsten Pisten werden mit hoher Geschwindigkeit genommen und auch auf dem Parkplatz des Trailheads am Ende der Egypt Road, einer stellenweise ziemlich rauen Seitenpiste mit viel Wellblech, Felsstufen und tiefen Spurrillen, stehen zwischen den Geländewagen einige 2×2 Pkw. Wir übernachten kurz vor dem Trailhead, um am nächsten Tag zeitig zur Wanderung in den Neon Canyon aufzubrechen.
Um 8 Uhr stehen wir bei strahlendem Sonnenschein am Canyonrand und machen uns an den Abstieg. Nicht ohne vorher die an allen Trailhead aufgestellten Warnhinweise zu lesen. Achtung: Hier fängt die Wildnis an. Sehr steil geht es über Felsplatten hinunter zur nächsten Talstufe. Dort wachsen einige Pinien und sehr schöne, blühende Kakteen. Durch tiefen Sand stapfen wir zur oberen Kante des Fence Canyon, in den wir über Felsabbrüche hinunter „klettern“.
Unten empfängt uns dann eine im Vergleich zur zuvor durchquerten wüstenartigen Landschaft fast tropische Welt. Ein klarer Bach windet sich durch dichtes Schilf. Aus den frischen, grünen Cottonwoodbäumen empfängt uns Vogelgezwitscher. An der Mündung des Fence Canyon in den Escalante Canyon steht die erste Flussquerung an. Das schlammig braune Wasser des zum Glück höchstens 8 Meter breiten Escalante hat eine beachtliche Strömung und reicht mir bis zum Oberschenkel. Beim Furten ist manchmal zügiges Gehen angesagt, sonst versinken die Füße schnell im Treibsand. Gut, dass wir unsere Wanderstöcke dabei haben. Am schwierigsten aber ist es, die steile, rutschige Böschung am Prellhang empor zu klettern, ohne wieder rückwärts in den Fluss zu fallen. An Wurzeln und Gebüsch ziehen wir uns hoch und hoffen, dass sie uns halten.
Der Trampelpfad im Tal ist leicht zu gehen, jedoch stehen noch 4 weitere Furten an. Bei ihnen ist das Wasser aber nur knietief und die Böschungen sind nicht so steil. Nach insgesamt 2,5 Stunden ist der Abzweig in den Neon Canyon erreicht. Dort betreten wir nun eine wirklich phantastische Welt.
Senkrechte, oft überhängende, dunkelrote Felsen ragen im engen Canyon empor. Hellgrüne Bäume bilden dazu einen wunderschönen Kontrast. Eine traumhafte Strecke von nur etwas über einem Kilometer, für die wir aber ewig brauchen. Es gibt so viel zu staunen und zu entdecken. Und Olaf hat alle Hände voll zu tun mit Fotografieren.
Dabei kommt das absolute Highlight erst noch. Am Ende des Canyon stehen wir unter einer gewaltigen Felskuppel, die „Golden Cathedral“ genannt wird. Durch zwei Felsdurchbrüche in der Kuppel strömt bei Regen ein Wasserfall, so dass sich ein kleiner See gebildet hat. Wir sind ganz alleine hier, genießen die fast sakrale Stimmung und lassen die Seele baumeln.
Video zum Neon Canyon und der Golden Cathedral (Musik: Hopeful Journey, Scott Holmes):
Nach einer Stunde erscheinen fünf Wanderer, man hört sie schon von weitem. Im Nu ist die andächtige Ruhe verflogen, wir machen uns auf den Rückweg. Allerdings wählen wir hierfür eine alternative Route mit nur einer Furtung. Zum Glück, denn kurz nachdem wir die zweite Stufe des Canyons erklommen haben, erwischt uns ein heftiges Gewitter. Es stürmt, hagelt und regnet wie aus Eimern. Ein paar hundert Meter von uns schlagen die Blitze in den Boden, gefolgt von krachendem Donner. Wir kauern auf dem Boden, eine struppige Pinie bietet nur unzureichend Schutz. Ringsumher bilden sich in Windeseile sprudelnde Bäche. Der Escalante River könnte jetzt deutlich mehr Wasser führen als heute früh. Gut, dass wir da nicht mehr furten müssen. Als der Regen nachlässt, setzen wir unseren Aufstieg fort und werden klatschnass. Endlich kommt die Sonne zurück und kurz vor 17 Uhr stehen wir nach neun Stunden wieder trocken vor unserem Yoda. Trotz Unwetter eine herrliche Tour!
Am nächsten Tag sind wir faul und lassen Master Yoda für uns arbeiten. Er bringt uns 90 Kilometer weiter bis zum Ende der Hole in the Rock Road. Auf der breiten und sehr üblen Waschbrettpiste geht es zunächst durch die schon vertraute Savannen ähnliche Landschaft. An einigen Stellen sind die Weiden von einem gelben Blumenmeer bedeckt.
Je weiter wir nach Süden kommen, desto trockener, felsiger und wüstenhafter wird es. Bei der Querung größerer Creeks, die jetzt trocken liegen, führt die Piste über enge Kurven steil in die Flusscanyons hinab und wieder hinauf. Vor dem Steilabbruch der Fifty Mile Mountains haben sich tolle Sandsteinformationen gebildet. Eine davon ist der Dance Hall Rock, ein „Historic Place“. Die wie eine Konzerthalle geformte, offene Felskuppel hat eine gute Akustik und wurde vor 120 Jahren von den Mormonen-Siedlern als Festplatz zum Musizieren und Tanzen genutzt. Als wir uns dem Felsen nähern, hören wir tatsächlich klar und deutlich die Klänge eine Fiedel.
Zunächst vermuten wir ernsthaft, dass die Musik von einem Tonband kommt, quasi als Erinnerung an alte Zeiten. Den Amerikanern ist in dieser Hinsicht vieles zuzutrauen. Doch es steht tatsächlich ein echter Mensch in der steinernen Halle, der live Country Music auf seiner Geige spielt und uns erklärt, er sei nur zufällig hier vorbei gekommen. Eine vollkommen surreale Situation mitten in der totalen Einöde.
Hinter der Grenze zur Glen Canyon Recreation Area wird die Hole in the Rock Road deutlich schmaler und rauer und die letzten ca. 7 Kilometer sind nur für 4×4 zu empfehlen. Trotz felsiger und tiefsandiger Abschnitte lässt es sich mit unserem Landcruiser gut fahren. In dieser Felsenwüste gibt es fast keine Vegetation mehr, nur noch die überall im Südwesten anzutreffenden niedrigen Sagebrush Sträucher. Es ist wie ein Wunder, dass diese spierigen, bereits halb verdorrt aussehenden Gewächse nun über und über mit herrlichen dunkellila Blüten geschmückt sind. Ganze Berghänge sind lila, aber auch andere Büsche tragen nun üppige Blüten und verströmen honigsüßen Duft.
Das „hole in the rocks“ am Lake Powell
Das „hole in the rocks“ am Ende der Piste entpuppt sich als tiefer, schmaler Einschnitt in das zum Lake Powell steil abfallende Plateau mit tollen Blick über den Stausee. Wenn man bedenkt, dass durch dieses lebensfeindliche und schwierige Gelände die über 100 Kilometer lange Hole in the Rocks von den Siedlern als Verbindungsstraße nach Bluff gebaut wurde, kann man sich nur wundern. Tatsächlich wurde die Strecke damals nur ein Jahr genutzt.
Da die Piste eine Sackgasse ist, müssen wir auf gleichem Weg wieder zurück. Ca. 9 Kilometer vor Ende der Straße finden wir einen Stellplatz mit tollem Blick über den nördlichen Teil des GSENM. Abends ziehen wieder einmal Gewitter auf. Wir sitzen draußen und wie auf einer riesenhaften Bühne können wir Blitze, dramatische Wolkenbilder und sogar einen Regenbogen bewundern.
Am nächsten Tag machen wir einen Abstecher zum Willow Gulch Trailhead. Von hier führt uns ein Trampelpfad durch tiefen Sand eine Düne hinunter in den Willow Gulch. Wieder wandern wir von der heißen Wüste in eine Flussoase mit großen Cottonwoodbäumen, blühenden Sträuchern und sogar Farnen und Schilf, dass üppig am Rand eines plätschernden, klaren Baches wächst. An den Seiten des Canyon steigen hohe rote Felswände empor. Wir folgen stets dem Willow Creek, der manchmal kleine Tümpel bildet, in dem Fischchen und Krebse leben. Nach einer Stunde stehen wir vor dem mächtigen Broken Bow Arch. Mit einer Spannweite von 29 Metern und einer Höhe von 31 Metern hat dieser massive Bogen wirklich imposante Maße.
Von hier aus könnte man die kleine Wanderung zu einer Zweitagestout ausdehnen, allerdings stehen dann brusttiefe Furten und etwas Felsklettern an. Auf den unmarkierten Pfaden des GSENM kann man richtige Abenteuer erleben, ein echte Outdoor-Paradies. Bevor wir den Rückweg antreten, nutzen wir die Gelegenheit und waschen uns gründlich im warmen Bach, denn mit unseren Wasservorräten im Auto müssen wir sparsam umgehen. Maximal 5 Liter pro Tag und Person sind kalkuliert, wenn wir eine Woche autark unterwegs sein wollen. Im Bach funktioniert sogar Haarewaschen mit Hilfe einer dafür extra mitgenommen Faltwanne, mit der wir Wasser schöpfen und uns über den Kopf gießen. Selbstverständlich machen wir das weitab vom Bach, damit er nicht verunreinigt wird. Beim Aufstieg aus dem Canyon kommen wir um die Mittagszeit tüchtig ins Schwitzen. Bei Höchsttemperaturen von mittlerweile um die 30 Grad Celsius sollte man besser sehr früh am Morgen aufbrechen. Über die fürchterliche Waschbrettpiste im mittleren Abschnitt der Hole in the Rocks Road rumpeln wir dann weiter nordwärts, wo wir am späten Nachmittag in der Nähe des Devils Garden auf einen Stellplatz fahren. Im Gegensatz zu den Nationalparks genießen wir hier ja die wunderbare Freiheit, überall übernachten zu dürfen.
Am nächsten Tag gönnen wir Yoda eine echte 4×4-Piste. Die Left Hand Collet Road ist eine Querverbindung zur Alvey Wash Road, die nach Escalante führt. Beide Pisten sind wenig befahren, führen quer durch die Berge und versprechen mehr Abwechslung als die Wellblechpiste der rege befahrenen Hole in the rocks. Dafür nehmen wir gerne die 75 Meilen Umweg in Kauf. Wirklich lohnend ist aber nur die Left Hand Collet Piste. Sie führt ca. 15 Kilometer im wesentlichen in einem schmalen Felsental durch ein Wash, d.h. durch das Bett eines Flusses, der nur zeitweise Wasser führt. Nach Regen ist die Piste natürlich nicht passierbar. An einigen Stellen steht auch jetzt Matsch oder Wasser, aber das ist für unseren Yoda kein Problem. Außerhalb des Flussbetts wird es rasch tiefsandig. Danach geht es sehr steil und felsig hoch auf den Bergrücken, wo wir auf die Alvey Wash Piste stoßen.
Es gibt aber schon einige kniffelige Stellen über hohe Felsstufen, die nur mit Hilfe einiger davor gelegter Steine überwunden werden können. Auch einige sehr steile, sandige oder felsige Steigungen sind dabei. Olaf und Yoda meistern alle Herausforderungen mit Bravour, es macht einfach Spaß. Wir fahren natürlich mit Allrad und Untersetzung. An den steilen Felsstufen ist sogar mal der erste Gang mit Untersetzung angesagt! Den Luftdruck haben wir bereits zu Beginn der Hole in the Rock Road um 20% reduziert um Fahrzeug und Insassen zu schonen. Die Alvey Wash Road ist deutlich breiter und als 2x2Piste nur selten etwas rau und bei Trockenheit für alle Fahrzeuge nutzbar.
Die Landschaft präsentiert sich bis ca. 15 Kilometer vor Escalante recht eintönig, immer der gleiche lockere Pinienwald. Zum Schluss folgt ein nettes Stück durch ein breites Tal, das durch gelbe Felswände begrenzt wird. Hier bleiben wir ab dem frühen Nachmittag und über Nacht. Olaf widmet sich der Reparatur der Benzinkanisterhalterung und ich versuche den allgegenwärtigen Sandstaub aus dem vorderen Teil des Autos zu entfernen. Und oh Wunder, was finde ich? Meine seit fast 3 Monaten vermisste neue Stirnlampe! Sie lag gut versteckt unter der Bodenabdeckung des Beifahrersitzes.
Am nächsten Tag ist nach 11 kurzweiligen Kilometern durch das malerische Felsental der Ort Escalante rasch erreicht. Der Vormittag geht vorbei mit Einkaufen und der Fertigstellung des neuesten Blogbeitrags. Dann geht es hinauf in die Berge des Dixie National Forest. Die Piste klettert immer weiter empor bis auf 2620 Meter Höhe am Posey Lake. Es ist eine Fahrt von nur ca. 30 Kilometern aus der Wüste in dichte Nadelwälder mit sprudelnden Gebirgsbächen. An schattigen Stellen liegt sogar noch etwas Schnee, die Espen bekommen gerade ihre ersten hellgrünen Blätter.
Die Landschaft kommt uns seltsam vertraut vor, der kleine Posey Lake könnte ebenso gut im Schwarzwald liegen. Doch der Blick vom Aussichtspunkt oberhalb des Sees hinüber in die kahlen Felsencanyons zeigt eindeutig, dass wir doch in Utah sind. Ein toller Kontrast! Über eine gewundene Piste mit dem schönen Namen „Hells Backbone Road“ queren wir ein Tal und erklimmen den nächsten Höhenzug. Hier leitet uns iOverlander auf einer sehr schmalen Piste wieder einmal zuverlässig zu einem großartig gelegenem Stellplatz, der hoch über den zerklüfteten Felsschluchten des Hells Backbone liegt.
Lagerromantik an der Hells Backbone Road (Musik Hoh Hey von Lobo Loco):
In dieser Höhe wird es abends allerdings rasch kalt. Daunenjacke und Lagerfeuer sind angesagt. Zwei Tage bleiben wir im Dixie Forest, putzen das Innere unseres mobilen Zuhauses gründlich, genießen die kühle, frische Waldluft und unternehmen zwei kleine Wanderungen. Hier ist es herrlich ruhig, obwohl an diesem langen Wochenende (Montag ist Memorial Day, Gedenktag für die Gefallenen der US-Army) die Amerikaner regelmäßig das GSENM belagern. Schließlich erreichen wir über den Weiler Boulder wieder den Scenic Highway 12 und fahren zurück nach Escalante. Hier sind wegen des Feiertags alle Straßen natürlich mit Stars und Stripes geschmückt. Dass sogar auf dem Friedhof auf jedem Grab die Nationalflagge flattert, ist für uns ein bisschen ungewöhnlich. Wir feiern Memorial Day auf unsere Art, mit einem riesigen Stück köstlichen „German chocolate cake“ in unserem Stammcafe.