Endlich ist die so sehr ersehnte Abreise da. Wegen einer Erkrankung meiner Mutter musste ich meinen Flug um 10 Tage verschieben.
Nun geht es mit Lufthansa am 26.1. von Frankfurt in 8 Stunden zunächst nach New York und nach einem fast fünfstündigen Aufenthalt weiter bis Guatemala City. Wirklich eindrucksvoll beim Landeanflug zum Zwischenstopp ist der Blick auf die Skyline von Manhattan, sogar die Freiheitsstatue begrüßt mich bei der Ankunft in den USA. Nervig sind aber die endlosen Sicherheitschecks durch wie gewohnt autoritär auftretenden Immigration Officer, Security und Drogenspürhunde. Deren volles Programm gibt es auch für Transitreisende. Toll, dass die sogar wissen wollen, welchen Beruf ich habe, warum ich nach Guatemala will und wohin ich dort genau reisen werde. Fast 2 Stunden braucht es daher, bis ich endlich am Gate zum Flieger nach Guatemala bin.
Hier empfängt mich schon ein erster Hauch von Zentralamerika. Denn der überwiegende Teil der wartenden Passagiere sind guatemaltekische Familien mit quirligen Kleinkindern oder in der wunderschönen kunterbunten Tracht gekleideten Omas, die sich die Wartezeit mit einem Picknick am Flughafen und lebhaften Unterhaltungen vertreiben. Absolut verständlich angesichts der abnormen Preise in den Flughafen-Restaurants. 25 Dollar für Burger, 40 Dollar für ein Stückchen Pizza und 70 Dollar für ein winziges Steak mit Pommes! An Schlaf ist in der vollbesetzten Maschine leider nicht zu denken.
Fünf Stunden später kämpfe ich mit den Einreiseformalitäten nach Guatemala. Hier läuft alles sehr entspannt, aber die App zum Ausfüllen des elektronischen Zollformulars streikt bei meinen Daten. Gott sei Dank gibt es auch einen Schalter mit echten Menschen, die das für einen am PC übernehmen. Das ich mich dafür auf einem Schleichweg zwischen zwei Pflanztöpfen durch die Security zurück mogeln muss, stört niemanden. In den USA hätte ich bei dem Versuch wohl schon einige Kugeln im Rücken. Endlich ist auch diese letzte Hürde genommen und ich falle vor dem Airport Olaf in die Arme. Es ist so unglaublich schön, ihn und unseren braven Yoda wiederzusehen. Nur noch ein paar Kilometer durch den chaotischen Straßenverkehr, dann parken wir in einer Stichstraße unmittelbar an der Zufahrt zum Flughafen und ich darf nach langen 26 Stunden endlich schlafen.
Von Guatemala City zur Grenze nach Honduras, 27.1.2025
Der nächste Tag beginnt bei Sonnenaufgang mit brausendem Autolärm, dröhnenden Flugzeugen und dem üblichen Gebell der Straßenhunde. Auf dem Parkplatz des nahen Walmarts frühstücken wir ausgiebig in der warmen Sonne, wenig idyllisch, aber für mich ein wunderbares Gefühl von Freiheit. Die Fahrt aus der Großstadt hinaus dauert lange, dann rollen wir auf der teilweise 4spurigen Landstraße in Richtung Karibischer Golf. Es geht stetig bergab und die Temperatur steigt auf ca. 30 Grad. Wir wollen heute bis kurz vor die Grenze nach Honduras kommen.
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Es sind viele Sattelschlepper unterwegs, die mit waghalsigen Tempo die kurvenreiche Straße hinunter sausen. An das Chaos im Straßenverkehr, das quirlige Leben und die armseligen Behausungen in den Orten muss ich mich erst mal wieder gewöhnen. Was für ein Kontrast zu „unserer“ Welt.
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Kurz hinter der größeren Stadt Chiquimula erreichen wir am Nachmittag unseren Übernachtungsplatz. Das Hotel La Caballeriza liegt in einem parkähnlichen Gelände, in dem man campen kann. Eine echte Oase der Ruhe nach der langen Autofahrt.
Copan Ruinas, 28.1.2025
Am folgenden Tag stehen wir schon mittags an der Grenze nach Honduras. Grenzübertritte sind immer spannend, da die bürokratischen Abläufe für uns Gringos ein Mysterium bleiben. Hier ist es zumindest insofern einfach, weil die einzelnen Schalter für die Ausreise, Einreise und das Ausführen des Autos in einem Gebäude und in der richtigen Reihenfolge hintereinander liegen und außerdem die Beamten wirklich sehr freundlich sind.
Zunächst müssen wir unsere Pässe aufstempeln lassen, dann geht es zur Einreise nach Honduras. Der Beamte hat erhebliche Probleme, die noch verbleibende Aufenthaltsdauer für Olaf im Zollverbund von Guatemala, Honduras und Nicaragua zu ermitteln. Schließlich einigen wir uns auf die von uns berechneten 26 Tage, die von den maximal 90 Tagen Aufenthalt noch übrig bleiben. Honduras ist für uns eher nur ein Transitland.
Am aufwändigsten ist die Aus-und Einfuhr von Yoda. Die sehr nette Beamtin ist genau wie wir mit dem Papierkram etwas überfordert. Fahrzeugschein, Führerschein und Ausweis von Olaf werden 3fach kopiert und in diversen Umschlägen abgelegt, zusätzlich werden alle möglichen Daten und auch die VIN (Vehicle Identification Number), Zylinderanzahl und Farbe von Yoda erfasst. Wir kontrollieren alles, denn wenn nicht wirklich alle Daten korrekt sind, bekommt man an der nächsten Grenze ggf. richtig Ärger.
Nach nur 1,5 Stunden sind wir flott fertig und rollen durch ein von steilen Hügeln begrenztes Tal zur kleinen Stadt Copan de Ruinas. Unser schöner Stellplatz Sian Can am Ortseingang ist eine große Wiese neben einem kleinem Guesthaus mit geschlossenen Pool, kalter Außendusche und sauberer Toilette. Alfredo und seine Familie wohnen in einem einfachen Haus etwas entfernt. Auf der Wiese werden Kaffeebohnen getrocknet.
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Am Nachmittag besichtigen wir die 1400 Jahre alten Ruinen der Mayastadt Copan, als UNESCO Welterbe eines der touristischen Zentren des Landes. Obwohl wir nun schon so viele Mayastätten gesehen haben, gefällt uns die große Anlage sehr gut. Die Highlights sind aber die urigen, riesengroßen Guanacaste-Bäume, die sich sogar mit ihren imposanten Wurzeln auf den Tempelmauern festklammern, und natürlich die Kolonie der hellroten Aras, die hier leben. Den kunterbunten Nationalvogel von Honduras so hautnah zwischen den Ruinen zu erleben, ist für uns etwas ganz besonderes. Am Abend gehen wir im hübschen, sehr touristischen Städtchen Copan gut essen.
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San Pedro Sula, 29.1.2025
Morgens ist das Tal in Nebel gehüllt. Die feuchte, warme Luft ist ein wahres Paradies für die winzigen Moskitos, die uns in Hemden und lange Hosen zwingen. Zunächst sind wir mit einigen Arbeiten am Auto beschäftigt. Ich habe neue Kfz-Kennzeichen aus Deutschland mitgebracht, die montiert werden. Die Originale mit den amtlichen Aufklebern werden wir sicher in der Dachbox aufbewahren. Eine Leselampe muss ausgetauscht werden und für Nicaragua dekorieren wir die Kanister an den Seiten mit den vorgeschriebenen rot-weißen Klebestreifen.
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Gegen 11 Uhr brechen wir endlich bei nun strahlendem Sonnenschein auf. Auf kurviger Straße geht es durch ein sehr schönes grünes Tal. Die steilen Hügel ringsum sehen aus wie aus einer Modelleisenbahnlandschaft. Das Geländeprofil ist extrem gefaltet und ähnelt einer verknüllten Zeitung. Ab und an ist denn auch die eigentlich gute Fahrbahn unterbrochen durch geotektonische Verwerfungen.
Stetig rollen wir bergab Richtung Meer. Schließlich werden die Berge niedriger, die Täler weiter. Es ist sehr schön hier. Aber wir sehen auch wirklich elende Siedlungen entlang der Strecke. Honduras ist das ärmste der ohnehin nicht reichen Ländern Zentralmarikas. Wer hier eines der etwa garagengroßen Steinhäuser zum Wohnen hat, gehört bereits zu den wohlhabenderen, viele Menschen leben in Wellblechhütten und die Ärmsten müssen mit Verschlägen aus Plastikplanen vorlieb nehmen, die über dem nackten Lehmboden mit Schnüren verspannt werden. Dieser Anblick tut wirklich weh, besonders wenn man frisch aus dem im Überfluss lebenden Europa kommt.
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Den ganzen Tag verbringen wir in Auto. Für lächerliche 160 Kilometer brauchen wir 8 Stunden reine Fahrzeit. Schuld sind einige große Baustellen, an denen jeweils eine Spur gesperrt ist. Aber wirklich ätzend sind die letzten 40 Kilometer in einem endlosen Stau bis zur 650.000 Einwohner zählenden Stadt San Pedro Sula, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes. Hier geht gar nichts mehr. Mittlerweile ist es schon dunkel. Die Geschwindigkeit sinkt auf 8 km/h. Am Stadtrand holpern wir im Stau durch in Bau befindliche Straßen, die eigentlich nur zerfahrene Pisten mit tiefen Spurrillen und großen Pfützen sind. Es wird absolut rücksichtslos gefahren, unter Nutzung der kleinsten Lücken wird maximal dicht alles zugestellt. Olaf hat sich bestens akklimatisiert und setzt sich mutig hupend durch. Die breite Stadtstraße endet plötzlich vor unserem Ziel und mutiert zu einer schmalen Piste. Durch ziemlich düstere Gegenden, in denen wir uns nicht wirklich wohl fühlen, lotst uns Googlemaps zu unserem IOverlander-Stellplatz, dem Restaurant Angeli Garden mit einer hauseigenen Brauerei, das sehr ruhig an südlichen Stadtrand im einem parkähnlichen Wald liegt. Der Stellplatz ist der einzige Grund dafür, dass wir bis nach Sula gefahren sind, denn sonst gibt es im weitem Umfeld keine Plätze. Honduras ist auch nach unserem Maßstab noch immer kein sicheres Reiseland, da ist wild campen keine gute Option. Aber im Angeli Garden dürfen Overlander kostenlos übernachten, eine echte Oase in diesem Großstadtmoloch. Am Eingangstor steht rund um die Uhr bewaffnete Security, unsere Pässe werden fotografiert. Schließlich gilt die Stadt hinsichtlich der Mordrate als einer der gefährlichsten Orte der Erde. Dann wir werden von einem sehr netten Sicherheitsdienst mit Pumpgun zu unserem Stellplatz auf einer Wiese geführt, bekommen die Toiletten gezeigt und das Restaurant. Dort gehen wir essen. Mit europäischen Preisen ist es ein eher teures Lokal mit Gästen aus der gehobenen Mittelschicht. Es ist schon 22 Uhr, als wir müde ins Bett fallen. Was für ein verrückter Tag.
Park Aurora/Zambrano, 30.1.2025
Sula liegt nicht weit von der Karibikküste fast auf Meereshöhe. Bei der auch nachts unangenehm tropisch-feuchten Hitze haben wir nicht so gut geschlafen.
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Heute ist kein Stau auf unserer Strecke, rasch lassen wir auf der autobahnähnlichen Maut-Straße das Stadtgebiet hinter uns und kommen gut Richtung Süden voran. Bald erreichen wir wieder die Berge, das Klima ist hier angenehmer. Honduras ist ein grünes Land, auch wenn ein Großteil der Wälder für den Anbau von Bananen- und Zuckerrohrplantagen gerodet wurde. Gegen Mittag gibt es am sehr schönen Lago de Yoyoa eine Pause in einem Lokal mit Blick auf den See und die umgebenden Berge. Immer wieder windet sich die Straße über Pässe hinauf und in vielen Kurven hinunter in das nächste Tal, es ist eine wirklich schöne Strecke. Nur die schnurgerade Straße im weiten Hochtal von Comayagua ist ziemlich langweilig. Noch einmal folgt ein Aufstieg in die Berge, dann biegen wir schon am frühen Nachmittag bei Zambrano von der Schnellstraße in den Park Aurora ab.
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Das große Freizeitgelände befindet sich in einem lichten Kiefernwald. Es gibt ein kleines Schwimmbad, saubere Sanitäranlagen mit kalten Duschen und sehr schöne Stellplätze mit Picknicktischen und Grill, fast fühlen wir uns wie in den Forest Campgrounds in Nordamerika. Wirklich herrlich ist die hier in fast 1400 Metern Höhe angenehm frische Luft und die absolute Ruhe. Ein kleiner Spaziergang durch das Parkgelände tut nach der Autofahrt sehr gut, ebenso die kalte Dusche. Nach Sonnenuntergang wird es richtig kühl, sogar unsere dicken Jacken kommen zum Einsatz. Abends leisten uns beim Essen einige der freilaufenden Hunde und Pferde Gesellschaft in der Hoffnung, einige Bissen abzubekommen.
Einreise nach Nicaragua, 31.1.2025
Morgens begleiten uns Nebel und Nieselregen bis hinunter ins 30 Kilometer entfernte Tegucigalpa. Die 1,6 Millionen Einwohner große Hauptstadt von Honduras liegt in einem weiten Talkessel, über die CA 6 werden wir quer durch die Stadt geleitet. Die Favelas erstrecken sich bis auf die angrenzenden Hügel. Wie Legosteine türmen sich die Hütten der Armenviertel übereinander. Unglaublich schmutzige Kinder spielen direkt an der lärmenden Schnellstraße im Dreck. Wir sind immer wieder geschockt und verblüfft zugleich, unter welchen Bedingungen Menschen imstande sind zu leben.
Überraschend einfach und schnell sind wir aus der Großstadt wieder hinaus. Noch 120 Kilometer sind es bis zur Grenze nach Nicaragua. Gut, dass wir zwischendurch einen kurzen Mittagsstopp eingelegt haben. Dann das Grenzprozedere soll hier besonders nervig sein. Müde und hungrig sollte man sich das nicht antun. Schon weit vor der Grenze sind die Straßenränder von wartenden LKW zugeparkt. Wieder einmal bewährt es sich, dass wir uns vorher so gut wie möglich über IOverlander zu den Abläufen informiert haben, denn es gibt keine wegweisenden Beschilderungen oder sonstige Informationen. Sehr einfach und in nur 15 Minuten ist nach Ausfüllen eines Formulars am Schalter eines barackenähnlichen Gebäudes die Ausreise von uns und Yoda aus Honduras erledigt.
Wenige Meter entfernt beginnt dann Nicaragua. Ein Beamter weist uns einen Parkplatz zu und kassiert die Pässe ein. Am Zoll werden alle möglichen Infos abgefragt, wie Wohnort, Telefonnummer, Beruf, Reiseziel, Zweck und Dauer der Reise. Das Auto wird inspiziert, eine Zollbeamtin klettert mit mir hinein, lässt sich sämtliche Kisten öffnen und wühlt sich durch unseren großen „Kleiderschrank“. Wenn man Pech hat, werden bei dieser Gelegenheit auch Dinge konfiziert. Beliebt sollen z.B. Taschen- und Küchenmesser sein. Wir haben Glück, aber vielleicht hat die nicht gerade schlanke Beamtin auch einfach keine Lust mehr, sich durch unser enges Autos zu quälen
Dann geht es zur eigentlichen Einreise. Eine demonstrativ gelangweilte junge Frau fragt uns die gleichen Daten nochmals ab, will aber auch unsere Unterkunft für heute Nacht wissen. Vorsorglich haben wir schon dazu die Adresse eines „guten“ Hotels in der nächsten Stadt herausgesucht, zu dem wir natürlich nicht fahren werden. Danach wird eine Gebühr in US-Dollar fällig, leider mag die Dame kein Wechselgeld herausgeben. Also zu einem privaten Geldwechsler, der vor den Gebäuden sitzt und wieder zurück. Danach geht es zum Schalter für die Einfuhr des Autos. Über eine Stunde ist der Beamte mit unseren Daten beschäftigt, es werden teilweise wieder die gleichen Daten erfasst. Stempel in die Pässe gibt es nicht, lediglich kleine Zettel, die man als Carta touristica tunlichst nicht verlieren sollte. Endlich ist auch diese Hürde genommen. Gut, dass es Google translate gibt, denn Englisch kann hier keiner und unser Spanisch ist ja äußerst bescheiden.
Zum Schluss wird Yoda noch desinfiziert. Nach zwei Stunden ist dann überraschenderweise schon alles erledigt. Nur blöd, dass die einreisenden Lkw die Ausfahrt zugeparkt haben. Endlich erbarmen sich zwei Truckfahrer und rangieren ihre Fahrzeuge um. Zum guten Schluss werden kurz vor Verlassen der Grenzstation nochmals die Papiere geprüft und wir kaufen noch die obligatorische Kfz-Versicherung. Geschafft – wir sind in Nicaragua!
Durch üppigen Regenwald rollen wir aus dem Bergen die letzten 20 Kilometer hinunter in die nächste Stadt. In Ocotal übernachten wir im Garten des Cafe Tourist Center El Divisadero. Es reicht für heute.