Von El Tule nach San Agustin (10. – 17.3.2024)

Unsere Route von El Tule nach San Agustin

Wir wohnen die nächsten Tage in El Tule auf dem Campingplatz Oaxaca View von Sabine und Stefan. Für uns ist es sehr ungewohnt, längere Zeit an einem Ort zu übernachten. Aber hier ist es einfach schön und der Platz liegt ideal, um die Sehenswürdigkeiten der Region zu erkunden.

Unser Zuhause be Stefan und Sabine in El Tule

Oaxaca

Einen entspannten Sonntag verbringen wir in Oaxaca. Die Provinzhauptstadt ist UNESCO Welterbe und bietet, wie üblich, prächtige Kirchen, bunte Häuser und mit dem Zocalo einen schattigen großen Platz im Zentrum. Das spanische Mutterland machte genaue Vorgaben für den Aufbau der Kolonialstädte. Stets gibt es einen zentralen Stadtplatz und hier befindet sich die Kirche und gegenüber der Regierungspalast, womit sofort geklärt war, welche beiden Institutionen das Sagen haben. Sämtliche Straßen sind stets orthogonal in gleicher Breite um den Platz, den Zocalo, angeordnet, denn schnurgerade Straßen und gleichmäßig hohe Gebäude sind viel besser militärisch zu beherrschen als winklige, verschachtelte Gassen.

Oaxaca ist berühmt für seine Grafitis
… und seine Barockkirchen
Der ganz normale Wahnsinn sonntags auf dem Zocalo

Und wie immer ist sonntags unglaublich viel los in der Stadt. Auf dem großen Zocalo drängen sich fliegende Händler, Musiker und Passanten. Wir sehen relativ viele amerikanische Reisegruppen, die durch die Altstadt geführt werden – erinnert uns immer etwas an eine Schafherde. Natürlich besichtigen wir die prunkvollen, goldgeschmückten Barockkirchen, kaufen frisches Obst in den Markthallen und sitzen lange am Zocalo, um dem bunten Treiben zuzusehen. Zwischendurch essen wir in einem wirklich hervorragenden Lokal zu Mittag. Also ein ganz typischer Overlander-Urlaubstag. Trotzdem sind wir abends froh den Stadttrubel zu entrinnen und wieder im ruhigen Garten von Sabine und Stefan in El Tule zu sein.

Hierve del Agua

Ungefähr eine Autostunde entfernt von unserem Stellplatz liegen die Mineralquellen Hierve del Agua. Seit Jahrtausenden sprudelt kaltes, mineralisches Wasser eine fast senkrechte Bergwand hinunter und hat dabei wunderschöne Sinterformationen aufgebaut. In den Sinterbecken kann man auch baden, vorausgesetzt die grünen Algen im öligen, leicht stinkendem Wasser machen einem nichts aus. Der Pool mit der spektakulären Aussicht ist jedenfalls die ideale Szenerie für die Dauerselfie-Prouktion der ungeachtet jeglicher Körperfülle in knappen Bikinis gekleideten mexikanischen Schönheiten, die hier ausgiebig posieren. Nachdem wir uns genug darüber amüsiert haben, starten wir in der Mittagshitze eine kleine Wanderung hinunter zu den beiden großen Sintertürmen, die wie steinerne Wasserfälle aussehen. Schweißtreibend ist der steile Aufstieg, aber es lohnt sich. Auf dem Rückweg fahren wir über eine sehr schöne steile Schotterpiste durch die Berge.

Hierve el Agua – Mexikanische Bade-Schönheit (rechts) – Deutsche Touristin (links)
Sinter-Wasserfall Hierve el Agua

Am späten Nachmittag sind wir wieder auf unserem Campingplatz und lernen zu unserer großen Freude Chris und Carmen kennen, ein Fernradler- Pärchen auf mehrmonatiger Tour durch Mexiko . Und das Tollste ist, dass Chris aus Breuberg im Odenwald stammt, nur wenige Kilometer von unserem Zuhause entfernt! Wir staunen über das unglaublich umfangreiche und schwere Gepäck der beiden und dass sich Carmen für die erste Radtour ihres Lebens ausgerechnet die heißen, steilen Bergpisten Mexikos ausgesucht hat. Respekt!

Monte Alban

Heute ist wieder Kultur angesagt. Zusammen mit Chris und Carmen fahren wir im Yoda zum Monte Alban, der Hauptstadt der Zapoteken. Von 300 v.Chr. bis 900 n. Chr. erlebte die Stadt auf dem 2000 m hohen Berg bei Oaxaca ihre Blütezeit mit bis zu 30.000 Einwohnern, danach wurde sie nur noch als Nekropole für den Adel genutzt. Unglaublich, dass für das über 20 qkm große Gelände die gesamte Kuppe eines Berges abgetragen und die mächtigen Gebäude ausschließlich mit Steinwerkzeugen errichtet wurden. Heute kann nan auf dem weitläufigen Areal vor allem einige eindrucksvolle Stufenpyramiden, auf die man sogar hinauf klettern darf, und die Grundmauern zahlreicher Gebäude bewundern.

Monte Alban

Wir verbringen einige Stunden hier oben, fahren dann gemeinsam in die Stadt zum Essen und anschließend noch zum Großeinkauf in den Walmart. Wir haben viel Spaß zu viert. Chris und Carmen sind der Typ von Leuten, bei denen man sofort das Gefühl hat, sie schon ewig zu kennen. Wir haben viel Spaß zusammen. Erst an Abend kommen wir wieder „zu Hause“ auf dem Campingplatz von Sabine und Stefan an. Das war ein sehr schöner Tag.

Playa El Tomatal

Erst am späten Vormittag brechen wir auf. Heute soll es endlich zum Pazifik gehen! Zunächst quälen wir uns wieder durch den Stadtverkehr von Oaxaca. Mittlerweile haben wir uns an kreative Verkehrsführung gewöhnt, aber das hier ist bisher einmalig: Eine stark befahrene Durchgangsstraße mit zwei Fahrstreifen je Richtung in der Mitte und an den Seiten jeweils eine separate Spur zum Anfahren der Läden und Werkstätten am Straßenrand. Unvermittelt kreuzen sich die mittleren Hauptspuren und vertauschen die Fahrtrichtung, so dass man für einige hundert Meter quasi im Linksverkehr unterwegs ist, danach erfolgt ein weiterer Wechsel. Wer das nicht mitbekommt, landet als Geisterfahrer im Gegenverkehr. Und das alles nur, um aus einer Fahrtrichtung das kreuzungsfreie Abbiegen in Richtung Innenstadt zu ermöglichen. Unglaublich!

Zum Meer hinunter gibt es nun eine gut ausgebaute Schnellstraße, die die Fahrzeit der 200 Kilometer langen Strecke von 6 auf 3 Stunden reduziert und einem die endlosen Kurven durch die steilen Berge erspart. Leider hat man auf der gesamten Strecke, die teilweise noch in Bau ist, keine Möglichkeit zum Anhalten.

Dann sehen wir endlich nach 5 Monaten das Meer wieder. An einem schier endlosen Sandstrand finden wir einen schönen Platz zum verspäteten Mittagessen und beschließen über Nacht hier zu bleiben. Im Schatten der Markise und bei leichtem Wind sind über 30 Grad Celsius und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit erträglich.

Endlich am Pazifik – Playa El Tomatal

Das Wasser ist lauwarm und bei Ebbe ist ein Bad trotz der krachenden Brandung herrlich. Die Wellen spülen jede Menge Kokosnüsse auf den Strand. In einiger Entfernung gibt es versteckt inmitten der Kokospalmen ein kleines Urlaubsressort mit einigen Bungalows an einem Pool. Aber da die Insassen dieser All-Inclusive-Ferienanlagen ja ihre sichere Festung nicht verlassen, haben wir den paradiesischen Strand ganz für uns alleine. Beim kitschigen roten Sonnenuntergang gibt es natürlich noch den obligatorischen Spaziergang, dabei sehen wir in der Ferne einige Wald aus dem Wasser springen. Für den Bruchteil von Sekunden stehen die mächtigen Körper senkrecht in der Luft. Ein tolles Erlebnis. Am Abend dann kommen einige Einheimische vom nahen Dorf zum Strand, doch keiner stört sich an unserem Lagerplatz. Später stellen sich noch vier schrottige Vans aus den USA an den Strand, Surfer mit viel Zeit und wenig Geld. Die südliche Pazifiküste Mexikos ist berühmt für ihre Surfspots und hier kann man preiswert leben.

Auch den nächsten Vormittag verbummeln wir hier, bevor es ins nur 50 Kilometer entfernte Mazunte geht. Vor langer Zeit war dies mal ein beliebter Platz für Hippies, jetzt ist es ein typischer Ferienort aus vielen mit Palmblättern gedeckten kleinen Häusern. Nicht nur Mexikaner, auch viele US-Amerikaner und Europäer sind hier. Auch wenn Gott sei Dank große Hotelanlagen fehlen, ist für uns der Strandrummel ungewohnt. Wunderbar abseits davon liegt in einer kleinen Bucht direkt am Strand unser alternativ angehauchter Campingplatz, der noch etwas von der Aussteiger-Atmosphäre vermittelt. Ein paar Bambushütten für Dusche, WC und Küche, schöne Sitzgelegenheit, einige Zelte unter Bäumen und nur drei Stellplätze für kleine Autos. Das wars.

Strandleben in Mazune

Wie heiß ist es! Die 33 Grad kann man nur mit kalten Limos im Schatten einer Strandbar und regelmäßigen Baden in der Brandung aushalten. Nur Olaf ist tapfer, geht nicht ins Wasser und zieht noch nicht mal am Strand seine Schuhe aus. Am Abend gehen wir einen Spazierweg auf das Cap Punta Cometa hinauf, um , wie im Reiseführer empfohlen, den Sonnenuntergang über der Küste zu bewundern. Rund 100 Leute sind auf die gleiche Idee gekommen und so können wir wieder einen Selfie-Marathon genießen. Nachdem die Sonne erfolgreich im Meer versunken ist, klatscht das Publikum.

Abends gibt es eine große Überraschung für uns. Plötzlich stehen Adrian und Sara auf dem Campingplatz. Wir haben mit den beiden vor fast zwei Jahren in Halifax auf dem Campingplatz drei Wochen lang auf die Ankunft unserer Autos gewartet. Was für eine Freude, sie wiederzusehen! Damit hätten wir nie gerechnet.

Playa Zapotengo

Natürlich kommen wir am nächsten Morgen erst spät los, denn es gibt ja soviel zu erzählen. Doch unser Weg entlang der Küste ist nicht weit. Hinter den Ferienorten Mazune und Zipolite rollen wir durch Puerto Angel. Der Ort ist etwas gammelig und herrlich untouristisch. Am Strand liegen viele Fischerboote und es riecht nach Fisch.

Puerto Angel

Über eine kurvige Straße kommen wir nach rund einer Stunde Fahrt zu der schmalen Schotterstraße, die uns steil hinab zum Strand von Zapotengo führt. An dem herrlichen, einsamen Sandstrand gibt es ein kleines Hotel mit Restaurant und eine winzige Kirche etwas oberhalb des Strandes. Außer uns ist hier niemand. Ein kräftiger Wind vom Meer vertreibt die Hitze. Hier ist es sehr viel schöner als in den Touristenorten und so bleiben wir, genießen die Einsamkeit und schauen den fischenden Pelikanen zu, die elegant knapp über der donnernden Brandung segeln. Schwimmen geht hier gar nicht, dazu sind Wellengang und Strömung zu stark, es sei denn, man riskiert erst in den Philippinen wieder an Land gespült zu werden.

Playa Zapotengo

Aber ein ausgedehnter Spaziergang am Strand mit den Füßen im Wasser ist ebenso schön. In der nahe gelegenen Lagune leben sogar Flusskrokodile, leider bleiben sie für uns verborgen. So begnügen wir uns mit einem Sonnenuntergang vom Feinsten mit glutroten Himmel. Vom Bett aus sehen wir im Mondlicht am Strand den weißen Schaum der brechenden Wellen, deren gleichmäßiges Krachen unser Schlaflied ist. Mein Gott, was geht es uns gut.

Lagune der Flusskrokodile

San Agustin

Im Schneckentempo gondeln wir die Küste entlang. Unterwegs sieht man sehr viele Schilder zum Verkauf von Baugrundstücken. In einigen Jahren wird es hier wohl anders aussehen. Nach wiederum nur einer guten Stunde sind wir morgens schon an unserem Tagesziel. San Agustin liegt am Ende einer staubigen Dirtroad und hat laut Lonely Planet den allerschönsten Strand der Region, und das will was heißen. Entsprechender Rummel herrscht an der parallel zum Meer führenden schmalen Straße, aus der der „Ort“ besteht. Hier ist ein Strandlokal neben dem anderen, Preise und Konkurrenzdruck sind hoch. Wir fahren nur mal durch, um direkt den sehr schönen RV-Park Chuparosa Gardens anzusteuern. Der Kanadier John Cleaver hat in den letzten vier Jahren ein kleines Paradies in seinem Garten geschaffen. Da er nur maximal 6 Fahrzeuge beherbergt, ist massig Platz. Momentan steht außer uns nur noch ein Sprinter dort. Damit reisen seit vielen Jahren die sehr sympathischen Belgier Jos und Elly durch die Welt. Wirklich beeindruckend und inspirierend, da der 70jährige Jos seit über 20 Jahren nach einem Unfall querschnittsgelähmt ist.

Die geräumige Palapa, der typische mit Palmblättern gedeckte Unterstand, ist die schattige Outdoor-Küche. Hier und im Pool kam man die 34 Grad Celsius wunderbar ertragen.

RV-Park Chuparosa Gardens

Erst am späten Nachmittag wagen wir uns ans Meer. Die Bucht ist wirklich sehr schön. Durch einige vorgelagerte Felsen wird die Brandung gebrochen, so dass man hervorragend im glasklaren Wasser schnorcheln und schwimmen kann. Der Sandstrand selber allerdings ist wirklich lückenlos mit Tacobuden zugebaut, was vor ein paar Jahren auch noch nicht der Fall war.

Und schon wieder wird dem Land durch einen Feiertag am Montag (Geburtstag des als Nationalheiligen verehrten Präsidenten Benito Juarez) ein langes Wochenende beschert. Die Großfamilien sind unterwegs und strömen in Scharen mit Autos und Reisebussen ans Meer. Der zentrale Strand von San Agustin ist der ideale Platz zum Abhängen und Essen, dazu dröhnt natürlich Musik aus den riesigen Lautsprechern. Also das typisch-mexikanische Freizeitvergnügen für Groß und Klein. Am benachbarten Sandstrand El Coyote, der ebenso schön, jedoch ohne Lokale ist, ist es zu unserer Freude vollkommen leer.

Freizeitspaß am Strand von San Agustin
Playa El Coyote – direkt nebenan

Den gesamten nächsten Tag verbringen wir faul in unserem RV-Park. Unsere einzige körperliche Aktivität besteht aus dem Zuführen von Nahrung und Planschen im Pool, womit wir uns schon sehr gut den heimischen Gepflogenheiten angepasst haben.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert