Krater des Vulkan Poas

Pensinsula Nicoya, Vulkane im Valle Central und San José

Playa las Brasilitos, 28.2.2025

Von den Bergen, wo es in ca. 900 Metern Höhe mit 25 Grad Celsius angenehm kühl ist, rollen wir hinunter zum Meer. Schon beim Zwischenstop in der kleinen Stadt Liberia schlägen uns beim Aussteigen aus dem klimatisierten Auto über 30 Grad Celsius entgegen. Aber auch der Preis für den zugegebenermaßen sehr guten Capucchino im Café Negro läßt uns nach Luft schnappen. Satte 5 Euro pro Tasse sind ziemlich viel Geld.

Ja, wir fühlen uns hier sowohl im Walmart als auch bei der Fahrt entlang der Küste wie in den USA. Mit den übrigen zentralamerikanischen Ländern hat Costa Rica wirklich nur wenig gemeinsam. Die Pazifikküste ist fest in touristischer Hand. Die schönen Sandstrände sind komplett mit Hotels, Bars und Ressorts zugebaut. Auch auf den angrenzenden Hügeln haben sich schon die Touristenghettos ausgebreitet. Es herrscht reger Autoverkehr, auch weil sich die meisten Urlauber einen Leihwagen mieten. Am Straßenrand reiht sich ein Makler-Schild für Baugrundstücke, Häuser oder Ressorts ans nächste. Ganz Costa Rica scheint zum Kauf angeboten. So schlimm hatten wir uns das nicht vorgestellt. Vielleicht ist die geballte Ladung Massentourismus auch durch den internationalen Flughafen in Liberia bedingt.

Playa Brasilitos
Playa Brasilitos

Dagegen ist unser heutiger Übernachtungsplatz an der Playa Los Brasilitos, ungefähr 50 Kilometer südlich von Liberia, noch angenehm rustikal. In Los Brasilitos gibt es einige Lokale und Hotels, aber die großen Bettenburgen haben es bisher nicht über die Hügel geschafft. Noch wohnen hier außer Touristen auch ganz normale Leute, wahrscheinlich aber nicht mehr lange. Wir parken im Hof einer Familie am Ortsrand. Das frisch verputzte Wohnhaus unserer Gastheber hat nur die Größe einer Doppelgarage. Es gibt in einem Wellblechverschlag ein Klo, eine Dusche und ein Waschbecken. Das ist der Campingplatz. Unschlagbar schön jedoch ist die Premiumlage direkt am menschenleeren Sandstrand mit Blick über die weite Bucht. Der rote Sonnenuntergang über dem Meer ist ebenfalls vom Feinsten.

Playa Brasilitos
Playa Brasilitos

Sámara, 1.3.2025

Morgens ist die beste Zeit für einen Strandspaziergang. Wir laufen bis zur nächsten Bucht hinüber. Dort ist heute am Samstag richtig viel los, man kann reiten, ein Quad oder Jetski leihen und natürlich gibt es Buden mit Verkauf von Snacks und Drinks. Der weiße Muschelstrand leuchtet und das glasklare Wasser ist beliebt zum Schnorcheln.

Am späten Vormittag fahren wir weiter über die Halbinsel Nicoya in Richtung Süden. Tamarindo ist der Hotspot des Tourismus an der Pazifikküste. Das absolute Grauen.

Playa Ostional
Playa Ostional

Erst danach lässt der irre Autoverkehr nach. Die Straße wird schmaler, ist nicht mehr geteert und mit viel Wellblech garniert. Eine ziemliche Rumpelei, aber trotzdem schön, zieht sie sich mit teilweise abenteuerlicher Steigung die Hügel hoch und runter. Es gibt nur wenige Strände, die noch frei von Bebauung sind. Einer davon ist die Playa Ostional, die als Schildkrötenbrutgebiet unter Naturschutz steht. Wir sehen einige tote große Schildkröten, an denen Geier herumhacken. Dabei wackelt der Kopf des armen Kadavers in der Luft, grausig skurril. Im Tümpel hinter dem Strand paddelt jedoch ein lebendiges Exemplar herum und auch ein Krokodil ist kurz zu sehen. Das Highlight des Tages! Ansonsten gefällt es uns hier nicht, die Orte sind einfach nur Touristen-Rummelplätze.

Gegen 15 Uhr erreichen wir Sámara, unser Tagesziel und sind entsetzt. Hier sollte es doch laut iOverlander einen sehr schönen Campingplatz direkt am Strand geben. Der Ort besteht ausschließlich aus Hotels und Lokalen. Und direkt vor dem winzigen Campingplatz liegt auf dem schmalen Strand noch eine Surfschule, daneben ein Hotel, dahinter eine Bar. Wir schauen also von unserem Stellplatz auf eine Wand von Surfbrettern. Ganz schön voll ist auch der Strand, mal wieder Wochenende. Wir haben aber keine Lust weiter zu fahren und bleiben.

Playa Samara
Playa Sámara

Playa San Miguel, 2./3.3.2025

Wir geben Sámara eine Chance, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Ein langer Spaziergang bis an das südliche Ende der Sandbucht versöhnt uns wieder einigermaßen mit unserem Übernachtungsplatz. Jenseits des Ortes ist es nämlich wirklich noch schön. Versteckt hinter Palmen liegen zwar zwei teuer aussehende Ressorts, aber die Insassen dieser Ghettos bleiben ja sowieso an ihrem Pool mit Meerblick. Das Urlaubsland ist da nur Kulisse. Bei Ebbe ist der Strand hier weit und leer, einige Fischerboote dümpeln im seichten Wasser. Es ist herrlich, sich im 30 Grad warmen Wasser zu aalen wie in einer Badewanne.

Gegen Mittag setzen wir die Fahrt auf der Küstenstraße fort. Wir wollen zur nur 36 Kilometer entfernten Playa San Miguel, rund 1,5 Stunden Fahrzeit. Nun besteht fast kein Autoverkehr mehr auf dem Schotterweg, der sich über die steilen Hügel schlängelt. Vereinzelt liegen luxuriöse Ressorts hinter imposanten Einfahrten verborgen, ab und zu sehen wir kleine Fincas. Die Landschaft präsentiert sich nun grün. Statt savannenähnlicher Viehweiden und Trockenwald gibt es saftige Wiesen und üppigen Urwald. Keine Spur mehr vom Massentourismus. Wunderbar, so hatten wir uns die Peninsula de Nicoya vorgestellt.

Fahrt über die Halbinsel Nicoya
Fahrt über die Halbinsel Nicoya

Das ist Pura Vida – „ reines Leben“. Diese vielverwendete Redewendung der Costa Ricaner steht als Ausdruck für deren positive Lebenseinstellung und wird kräftig vermarktet. Genieße das Leben, egal unter welchen Umständen.

Peng – ein scharfer Knall reißt uns aus dem lethargischen Pura Vida Modus. Unsere Windschutzscheibe ziert ein kleines Loch mit einem Riss, der sich fortlaufend verlängert. Sofort den Wagen stoppen und den Riss mit Tape von innen und außen abkleben. Ein von einem entgegenkommenden Auto hochgeschleudertes Steinchen hat so gerade noch die Ecke von Yodas Scheibe getroffen. Die muss wohl ausgetauscht werden, manche Länder verweigern die Einreise mit einer defekten Scheibe. Pech, kann aber vorkommen. Pura Vida eben.

Zum Trost ist der Playa San Miguel wirklich ein wahr gewordener Traum aus dem Reisekatalog. Knallblaues Meer, weiße Brandung und ein einsamer, endloser Sandstrand, begrenzt von malerischen Klippen und bewaldeten Hügeln, gesäumt von schattenspendenden Kokospalmen.

Surfcamp am Playa San Miguel
Surfcamp am Playa San Miguel
Morgens am Playa San Miguel
Playa San Miguel zum Sonnenaufgang

Außer einer Handvoll flacher Ferienhäuser, die im Palmenwald kaum zu sehen sind, gibt es hier wunderbarerweise nichts. Im Surfcamp San Miguel stehen wir direkt am Meer unter den schattigen Palmen. Wir sind die einzigen Gäste, abends kommt noch eine Familie aus der Schweiz. Der Sonnenuntergang verzaubert den Himmel mit orangenen, violett und roten Pastelltönen. Schöner kann es nicht sein, hier müssen wir einfach bleiben. Die Zeit vergeht mit Strandspaziergängen zum Sonnenaufgang oder am Abend. Zwischendurch chillen in der Hängematte und die erfrischende Brise genießen – Pura Vida.

Finca Los Vientos Santa Ana, 4.3.2025

Eine Fahrt mit der Fähre und 80 Kilometer im Auto – schon sind wir in einer völlig anderen Welt. Aber der Reihe nach.

Wieder bin ich schon um 5.30 Uhr unterwegs. Kurz vor Sonnenaufgang ist einfach die schönste Zeit des Tages. Bei 25 Grad fühlt sich die Luft noch frisch an, nur wenig später steigt das Thermometer schon wieder auf 32 Grad. Auf dem Weg zur Flussmündung gibt es am Strand San Miguel wieder viel zu sehen. Vögel mit langen Stelzenbeinen und spitzem Schnabel suchen im Schlick nach Muscheln. Krebse verschwinden blitzschnell seitwärts laufend in ihren Löchern und die Pelikanpatroille reitet über die Wellen.

Nach dem Frühstücken entschließen wir uns, schon heute die Halbinsel zu verlassen und nach San José zu fahren. Der Riss in Yodas Windschutzscheibe hat seine Länge fast verdoppelt, da muss vielleicht möglichst rasch eine Werkstatt her. In rund 90 Minuten sind wir quer über die Halbinsel zum Hafen Playa Amarillo gefahren, eine schöne, schmale und kurvige Strecke auf gutem Schotter durch Farmland und Plantagen, das letzte Drittel dann auf der breiteren geteerten Hauptstraße.

Fähre nach Punta Arenas
Fähre nach Punta Arenas

Die Fähre geht um 12.30 Uhr, sie ist nur zu einem kleinen Teil belegt. Bei der Überfahrt unterhalten wir uns angeregt mit einem jungen Pärchen aus Deutschland, die 2 Wochen mit Mietwagen in Costa Rica unterwegs sind. Sehr interessant, mal Eindrücke von Costa Rica aus einer anderen Perspektive zu sehen. Auch sie sind von dem hohen Preisniveau, dem amerikanischen Way of Life und dem Massentourismus „beeindruckt“. Das haben wir bisher von vielen Urlaubern gehört, etliche fahren daher mittlerweile lieber nach Guatemala oder Nicaragua. Können wir gut nachvollziehen.

Nach dem Ausschiffen in der industriell geprägten Hafenstadt Punta Arenas fahren wir auf der überwiegenden mehrspurigen Mautstraße Richtung San José. Die Hauptstadt ist die einzige große Stadt des Landes und ist mit den benachbarten Städten im Valle Central zusammengewachsen. Im gesamten Ballungsraum leben ca. 2 Millionen Menschen, also 40% der Bevölkerung. Es herrscht sehr starker Verkehr. Immer wieder stauen sich die Fahrzeuge auf mehreren Spuren. Nein, das macht keinen Spaß.

Eigentlich wollten wir heute noch zur Werkstatt, aber bei dem Dauerstau bekommen wir das nicht mehr hin. Also fahren wir am Rand des Valle Central hoch in die Berge. Nach einer aberwitzig steilen Zufahrtsstraße stehen wir auf dem Gelände der Finca Los Vientos auf ca. 1000 Metern Höhe. Es ist wirklich kühl hier. Die Wolken hängen in den Bergen, uns zu Füßen liegt das dicht besiedelte Tal mit Hochhaussiedlungen, riesigen Einkaufszentren und Gewerbegebieten. Auf der anderen Seite sehen wir den internationalen Flughafen, von wo ich in 6 Wochen schon wieder Richtung Deutschland abheben werde. Der Lärm der Autobahn schallt hinauf. Schön ist allerdings der Blick nach Einbruch der Dunkelheit auf das glitzernde Häusermeer. Aber was für ein Kontrast zum tropischen Strandidyll an der Playa San Miguel, wo Eddy und seine Familie im Surfcamp zwar in sehr einfachen Verhältnissen, dafür aber in paradiesischem Frieden leben.

Blick in Valle Central
Blick ins Valle Central

San José, 5.3.2025

Morgens gibt es noch ein gemütliches Frühstück mit dem Panoramablick über das Tal, dann stürzen wir uns in den endlosen Stau auf der Stadtautobahn. Per google recherchierten wir nach einer Firma, die ähnlich wie „Carglass“ in Deutschland auf den Austausch von Windschutzscheiben spezialisiert ist und landen vor der winzigen Werkstatt von Parabrisas Osmar. Die Verständigung funktioniert ganz gut mit Google translate und einem Mitarbeiter mit geringen Englischkenntnissen. Und tatsächlich geschieht das Wunder: Die passende Scheibe ist vorrätig, kann sofort installiert werden, kostet nur ca. 130 Euro und alles ist in einer Stunde fertig. Kaum zu glauben! Allerdings ist es ein Modell der chinesischen Fuyao Group, kein Original Toyota Ersatzteil. Daher auch der niedrige Preis. Wir hoffen, dass es trotzdem eine Weile hält.

Auf geht’s zur nächsten Baustelle. Eine neue Simkarte muss her, da unsere Clarokarte aus irgendeinem uns unbekannten Grund plötzlich ihren Dienst verweigert. Bei Liberty werden wir fündig, hierher hat uns eine nette Verkäuferin des Internetproviders Tigo gelotst, wo wir zunächst waren. Die Hilfsbereitschaft in Zentralamerika ist wirklich grandios. Selbst wenn du dich als unwissender Gringo noch so blöd anstellst, irgendwer bringt dich auf die Spur. Das funktioniert dank der Freundlichkeit und Geduld der Latinos sogar ohne großartige Sprachkünste unsererseits.

Nach der Mittagspause und einem teuren Großeinkauf in einem gigantischen Walmart stürzen wir uns wieder in den irren Autoverkehr und fahren zur ARB-4×4-associares-Werkstatt von Niels. In Nicaragua haben wir ja unsere Markise ruiniert und hoffen, hier Ersatz zu bekommen. ARB ist ein Anbieter sehr guter Offroad-Artikel, allerdings wird deren Markise standardmäßig an einem Dachgepäckträger installiert. Das geht bei unserem Yoda natürlich nicht. Wir brauchen also eine Werkstatt, die auch in der Lage ist, eine Halterung zu basteln. Olaf hat per google offenbar einen Volltreffer gelandet. In der Zufahrt zur Werkstatt stehen die wunderbarsten Geländewagen, in den etwas chaotischen Werkshallen wird eifrig geschweißt und geschraubt. Leider kann hier keiner Englisch und unser Anliegen ist ja wirklich ziemlich speziell. Wieder haben wir unglaubliches Glück. Gerade bringt ein Zulieferer neue Ware und der supernette Mensch spricht auch noch perfekt Englisch. Javier nimmt sich also wirklich 2 Stunden Zeit, um zwischen uns und den Mechanikern zu übersetzen. Endlich ist eine gute Konstruktion zum Befestigen der Markise ausgetüftelt. Olaf wird nach Ostern und meinem Abflug den Wagen hier in die Werkstatt bringen. Zwei Arbeitstage sind vorgesehen und Olaf kann sogar auf dem Parkplatz der Werkstatt übernachten. Rund 1000 Euro kostet die Markise, für den zusätzlichen Aufwand der Befestigungskonstruktion wird nichts berechnet. Hört sich erstmal gut an.

Am Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Vulkan Poas, der nur ca. 45 Kilometer von San José entfernt ist. Vorher müssen wir noch online die Tickets und den Zeitslot für den Nationalpark buchen. Und dann geht es wieder im Dauerstau quer durch die Stadt. Fast drei Stunden sind wir unterwegs, der Verkehr ist echt irre. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit finden wir kurz vor dem Eingang zum Nationalpark einen Stellplatz aus iOverlander: eine winzige Lichtung im Wald am Straßenrand. Nicht toll, aber für eine Nacht okay. Hier zeigt in 2100 Metern Höhe das Thermometer nach Sonnenuntergang nur 12 Grad, wir essen im Auto und sind dann rasch im Schlafsack verschwunden.

Vulkan Poas und Vulkan Barva, 6.3.2025

Es ist morgens kühl, sogar im Auto sind es nur 15 Grad. Seit Ewigkeiten frühstücken wir mal wieder drinnen. Rasch sind die 3 Kilometer kurvenreiche Straße durch schönen Wald mit riesigen Farnen bis zum Nationalpark Vulkan Poas zurück gelegt. Und natürlich stehen wir vor dem Eingangstor erstmal im Stau. Außer der online zu bezahlenden Eintrittsgebühr von 34 US-Dollar für 2 Personen sind hier auch noch 6 US-Dollar Parkgebühren zu bezahlen. Dabei ist von allen vorhandenen Wanderwegen nur der 700 Meter lange Spazierweg zum Krater-Aussichtspunkt geöffnet, dort darf man wegen der Dämpfe aus dem Krater maximal 20 Minuten bleiben. In Costa Rica wird erbarmungslos für wirklich alles eine Gebühr verlangt. Und überall zahlen Ausländer ganz offiziell den achtfachen Preis. Auf Dauer ist das ziemlich nervig.

Vor dem Besuch des Kraterrandes werden eine nicht sonderlich ansprechende Dokumentation über die vulkanische Aktivität und Sicherheitshinweise gezeigt. Der letzte Ausbruch fand vor 8 Jahren statt. Während des gesamten Aufenthalts muss ein Schutzhelm getragen werden. Auf einem asphaltierten Weg geht es in Gruppen durch üppig grünen Nebelwald bequem zum Aussichtspunkt. Wir sind froh, dass wir unsere Daunenjacken anhaben. Hier auf 2700 Metern Höhe ist der Wind eisig.

Krater des Vulkan Poas
Krater des Vulkan Poas

Der Krater des Poas ist mit 1,7 Kilometern Durchmesser der zweitgrößte aktive Krater weltweit und wirklich sehr beeindruckend. Wir blicken aus geringer Entfernung von oben direkt in die blubbernden Schlammmassen und Dampfwolken. Zeitweise kommt es zu mächtigen Eruptionen, bei denen Schlammfontainen hoch in die Luft geschleudert werden.

Gegen 10 Uhr sitzen wir schon wieder im Auto und rollen die kurvige Straße bergab. An einem der vielen Ausflugslokale mit schönem Panoramablick gibt es eine Kaffeepause. Die bergige Landschaft mit ihren Viehweiden und friedlich grasenden Kühen erinnert fast ans Allgäu. Blöderweise fährt Olaf beim Einparken rückwärts gegen einen einsam auf der Wiese stehenden Holzmast. Die Stoßstange hinten ist nun eingedellt und leicht verzogen, noch ein Todo mehr für den Werkstattbesuch nach Ostern.

Es sind nur 40 Kilometer bis zum Eingang beim Volcano Barvo des Nationalparks Braulio Carrillo, doch wir brauchen dafür 2,5 Stunden. Die Fahrzeiten werden von den meisten Touristen völlig unterschätzt. Ziemlich anstrengend, wenn man nur wenig Zeit für dieses kleine Land eingeplant hat. Immerhin ist Costa Rica nur wenig größer als Bayern.

Zunächst zockeln wir im Schneckentempo hinter einem Kleinlaster über die schmale, kurvige Straße, überholen ist nicht möglich. Doch die Strecke führt wunderschön durch terrassierte Kaffeeplantagen und nette Dörfer. Dann stehen wir lange Zeit an einer Baustelle, wo gerade die Schlaglöcher mit Teer geflickt werden und daher die Fahrbahn vollständig gesperrt ist. Endlich biegen wir auf eine winzige Asphaltstraße ab, die mit abenteuerlicher Steigung hoch in die Berge führt. Der wirklich spannende Teil beginnt dann ca. 3 Kilometer hinter dem Dorf Sacramento, wo der Teer endet und die Piste immer schlechter wird. Hier kann man sein Fahrzeug auf privaten Parkplätzen gegen Gebühr abstellen und zu Fuß weitergehen. Die Einheimischen wissen wie man Geschäfte macht.

Aber natürlich ist es für uns eine Frage der Ehre, die Anfahrt komplett mit dem Landcruiser zu meistern. Es gibt sehr steile, felsige Abschnitte, sehr tiefe Löcher, steile Bodenwellen und ausgewaschene Rinnen. Im zweiten Gang mit Untersetzung quält sich Yoda diese letzten zwei Kilometer nach oben. Ich bewundere Olaf für seine Coolness und schließe bei den schlimmsten Passagen einfach die Augen. Uns kommen einige Wanderer entgegen, die über Yodas Kletterkünste staunen. Der Eingang zum Nationalpark ist absurderweise vorbildlich geteert, es gibt einen großen und völlig leeren Parkplatz. Kein Wunder bei dieser Zufahrt. Natürlich haben wir auch hier wieder online die üblichen Eintrittsgelder bezahlt , dieses Mal aber „nur“ 25 US-Dollar.

Leider dürfen wir nicht auf dem Gelände des Besucherzentrums übernachten, um 15.30 wird das Tor verschlossen. Wir stellen nachmittags also einfach das Auto vor den Eingang, wo auch die Straße endet.

San José, 7.3.2025

Die Nacht war absolut ruhig und ziemlich kalt. Morgens sind es nur 5 Grad im Auto und erstmals seit ewiger Zeit läuft unsere Standheizung wieder. Und hurra, sie funktioniert noch!

Pünktlich um 8 Uhr öffnet das große Tor am Nationalpark. Eine Stunde später sind wir startklar, nachdem akribisch unsere Personalien inklusive Passnummer mit den Daten unserer Onlinebuchung verglichen wurden. Die Wanderwege durch den Wald sind sehr gepflegt und einfach zu laufen. Das ist auch gut so, denn einerseits spüren wir deutlich die dünne Luft und andererseits können wir so ausgiebig den wirklich phantastischen Regenwald bewundern, der uns absolut begeistert. Wir wandern zu einem Aussichtspunkt mit schönen Blick auf den gestern besuchten Vulkan Poas und anschließend zum Mirador des Kratersees vom Vulkan Barva.

Blick zum Vulkan Poas vom Nationalpark Barva
Mirador Vulcan Poas im Nationalpark Barva
Nationalpark Barva
Ktatersee des Vulcan Barva
Nationalpark Barva
Nebelwald im Nationalpark Barva

Trotz 2900 Metern Höhe wächst hier oben an der kontinentalen Wasserscheide ein dichter Dschungel mit einer großen Tier- und Pflanzenvielfalt. Grund für die üppige Vegetation sind die feuchten Luftmassen aus der Karibik, die an den Berghängen emporsteigen, auf die kühlere Pazifikluft treffen und kondensieren. Ab Mittags ist das obere Drittel der Berge stets in Wolken gehüllt, so dass ganzjährig für Feuchtigkeit gesorgt ist. Farne und die mit Lianen und Moosen überwucherten Bäume erreichen so unglaubliche Höhen, ein wahrer Märchenwald. Wir können uns gar nicht sattsehen. Bis zu den 1950er Jahren soll ganz Costa Rica mit solch dichten Wäldern bedeckt gewesen sein. Dann wurde konsequent gerodet, um intensiv Bananen, Ananas und Kaffee anzubauen oder Viehzucht zu betreiben. Die großartigen Wälder können nun nur noch in Naturreservaten bewundert werden.

Es war ein wirklich wunderbarer Vormittag. Gegen Mittag sind wir wieder am Landcruiser und beschließen unverzüglich wieder in die Stadt zur Werkstatt Osmar zu fahren, da aus unserer Sicht die Windschutzscheibe nicht wasserdicht montiert wurde. Die Gummilippe liegt nicht bündig auf der Scheibe. Außerdem ist die Fahrgestellnummer durch die Scheibe nicht gut ablesbar, was an der Grenze zu echten Problemen führen könnte. Also quälen wir uns wieder 2,5 Stunden durch den abartigen Verkehr. An der Werkstatt wird uns versichert, dass alles okay sei, was wir kaum glauben können. Aber wir sollten morgen früh um 9 nochmals vorbeikommen. Oh Mann, das nervt. Eine Reise ist kein Urlaub.

Am Stadtrand liegt ein Campingplatz hoch in den Bergen, in 45 Minuten Fahrzeit durch Dauerstau und zum Schluss über holprige, steile Schotterwege zu erreichen. Endlich am Ziel ist niemand dort. Wir schreiben per WhatsApp mit den Eigentümern. Sie schicken ihren Neffen vorbei, der uns nach einer Stunde Wartezeit das Eingangstor aufschließt. Eine sehr schöne Anlage mit vielen Blumen. Am schönsten ist die totale Ruhe. Doch ist es abends so kalt, dass wir trotz Daunenjacken schon vor 19 Uhr im Auto verschwunden sind.

Camping Pura Vista bei Miramar, 8.3.2025

Überpünktlich stehen wir um kurz vor 9 Uhr wieder bei der Werkstatt Osmar, um unsere Windschutzscheibe checken zu lassen. Man beteuert, dass alles okay sei. Auf unser Drängen baut man die Scheibe jedoch noch mal aus. Dabei wird auch das Sichtfenster für die Fahrzeugnummer vergrößert. Dann wird die Scheibe nochmals eingesetzt und mit extra viel Kleber fixiert. Das Ganze dauert 2 Stunden. Danach soll alles wirklich tausendprozentig wasserdicht sein, auch die Fahrzeugnummer ist nun gut lesbar. Es werden uns keine Kosten berechnet und alle Mitarbeiter sind sehr freundlich, obwohl sie bestimmt froh sind, diese pingeligen Deutschen los zu sein.

Wir machen uns auf zur Fahrt Richtung Süden. Auch heute am Samstag herrscht viel Verkehr, die ganz großen Staus bleiben jedoch aus. Jedenfalls sind wir heilfroh, dass wir endlich aus dem US-amerikanisch geprägten San José rauskommen. Je tiefer wir wieder Richtung Küste kommen, desto heißer wird es. Unsere Klimaanlage ist momentan wirkungslos, denn die Seitenfenster müssen einen Spalt geöffnet bleiben, um die Spannung auf der frisch geklebten Frontscheibe zu verringern. Da sind wir froh, in Miramar von der stark befahrenen Hauptstraße abzubiegen und uns in vielen steilen Kurven wieder hinauf in die Berge zu schrauben. Auf dem Campingplatz Pura Vista in fast 700 Metern Höhe ist die Luft angenehmer, aber es hat immer noch rund 30 Grad. Ganz phantastisch ist von hier oben der Blick über die Berge zum Pazifik beim Sonnenuntergang und die absolute Ruhe, abgesehen von den vielen melodischen Vogelstimmen.