Sonnenuntergang Playa Remanso

Auf nach Costa Rica

Bevor wir das arme und noch sehr ursprüngliche Nicaragua verlassen, das uns trotz der irren Bürokratie wirklich sehr gut gefällt, zieht es uns für ein paar Tage ans Meer.

Fahrt nach Escamequita, 20.2.3025

Mit der Fähre geht es von der Insel Ometepe wieder nach San Jorge. Wir können schon das Schiff um 9 Uhr nehmen und sind schon sehr früh auf der anderen Seite des Sees. Natürlich ist auch beim Einschiffen wieder der normale Wahnsinn in 5 Schritten zu bewältigen:

1. Schalter 1: Tickets für uns und Yoda

2. Passieren der bewachten Hafenzufahrt

3. Schalter 2: Steuer für uns entrichten

4. Schalter 3: Steuer für Yoda bezahlen

5. Quittungen bei Zufahrt zur Fähre abgeben

Dann endlich die Millimeter genaue Verladung auf der Fähre. Zum Abschied grüßt der in Wolken gehüllte Conception. Schön war’s auf Ometepe.

Rasch sind wir nach der einstündigen Überfahrt in der größeren Stadt Riva. Erstmal einen Kaffee an der Plaza Central trinken, Geld am ATM abheben und im Supermarkt einkaufen gegen. Schon ist der Vormittag rum. Über eine überraschend gute Nebenstraße fahren wir un einer Stunde zum Pazifik nach San Juan del Sur. Wunderbar in einer kreisrunden Bucht nit Sandstrand gelegen, hat sich der kleine Ort zum Hot Spot des Nica-Tourismus entwickelt. Zwar gibt es keine Hotelburgen, aber sonst herrscht der gleiche kirmesartige Rummel an Lokalen mit Drinks bis zum Abwinken und Andenkenläden wie am Mittelmeer. Vor allem US-Amerikaner machen hier preiswert Urlaub oder überwintern. Mal interessant zum Anschauen, aber nichts für uns.

Nach 10 Kilometer Fahrt auf schmaler Straße über die Hügel Richtung Süden sind wir im ruhigen Dorf Escamequita auf dem Campingplatz von Jarred, einem Auswanderer aus Neuseeland, der irgendwie hier hängengeblieben ist. Eine große Wiese mit Bäumen, Freiluftdusche und leichter Wind, der die Mücken vertreibt, mehr brauchen wir nicht.

Campingplatz in Escamequita
Campingplatz in Escamequita

Vamos a la playa, 21/22.2. 2025

Klassische Strandtage haben Seltenheitswert bei unseren Reisen. Aber die Traumstrände im Süden Nicaraguas sind einfach zu schön, um weiter zu fahren.

Nur wenige Kilometer sind es von unserem Campingplatz in Escamequita bis zum menschenleeren Playa Yankee. Die letzten paar hundert Meter muss man aber zu Fuß gehen. Die weite Sandbucht wird von Felsen und Hügeln begrenzt. Wir sind fast alleine hier, ein paar Surfer sind da und abends kommen einige Besucher vom luxuriösen Ressort oberhalb des Strandes. Die Bäume am Rand des Dschungels spenden Schatten. Hier kann man es aushalten.

Playa Yankee
Playa Yankee

Zwischendurch wechseln wir zum benachbarten Playa Coco. Dabei fahren wir über die Küstenstraße, die gerade ausgebaut wird. Aus der kurvenreichen Lehmpiste, die sich über die steilen Hügel schlängelt, wird eine mehrspurige Asphaltschneise, brutal ohne Rücksicht auf die Topographie in den Dschungel gehauen. Richtig schlimm. Dabei gibt es hier praktisch kaum Autoverkehr. Doch dieses Straßenmonster ist Teil einer großen Trasse entlang der gesamten zentralamerikanischen Pazifikküste, die von China finanziert wird. Künftig ist der internationale Flughafen von Liberia in Costa Rica rasch zu erreichen, man hofft auf Touristenströme. Hierdurch wird sich der Charakter dieser so ruhigen, entlegenen Gegend nachhaltig verändern. Wahrscheinlich sind schon in ein paar Jahren die Hügel an den Stränden mit Hotels gepflastert. Als untouristischer Fischerort präsentiert sich der Playa Ostianal. Den Nachmittag verbringen wir bis zum Sonnenuntergang wieder am Playa Yankee. Am Abend genießen das Nachtleben der ausländischen Community in der Dorfgaststätte. In der Umgebung leben erstaunlich viele Amis , Deutsche und Kanadier, die sich zum Pizza essen und Karaoke treffen. Hier ist kein Einheimischer, man bleibt unter sich.

Strandbars an der Playa Remanso
Strandbars an der Playa Remanso
Playa Ostional
Playa Ostional

Auch der nächste Tag gehört dem Strandleben. Der Playa Remanso bei San Rafael liegt geschützt in einer fast kreisrunden Bucht, sehr schön zum Schwimmen. Es gibt einige Strandbars, die am heutigen Samstag gut besucht sind. Auf den Hügeln oberhalb der Bucht liegen Villen mit traumhaften Blick. Unser Host am Campingplatz erzählt uns später, dass so ein Anwesen ca. 600.000 US-Dollar kosten würde, die amerikanischen Eigentümer aber die Häuser nicht selbst nutzen. Man kann sie für 2000-3000 US-Dollar mieten. Für normale Nicas absolut unerschwinglich, für etwas wohlhabende amerikanische Auswanderer aber eine tolle Sache.

Sonnenuntergang Playa Remanso
Sonnenuntergang Playa Remanso

Ausreise nach Costa Rica, 23.2.2025

Wir nehmen Abschied von unserem netten Kiwi und verbummeln noch einige Zeit an der Strandpromenade von San Pedro del Sur. Nur eine knappe Stunde Fahrzeit sind es bis zur Grenze nach Costa Rica.

Und wieder beginnt der absolute Wahnsinn. Wie am Hafen zur Insel Ometepe müssen Ausländer bei Betreten des Grenzgebäudes eine Steuer von 1 US-Dollar bezahlen. Unsere Ausreise aus Nicaragua erledigt der betont unfreundliche Beamte in ungefähr 30 Minuten. Unser freundliches„Buenas tardes“ wird mit ausgiebigen Gähnen und Recken der Arme erwidert, denn der arme Mensch muss nun endlose Formulare ausfüllen. Auch hier wird wieder eine Gebühr von 3 US-Dollar pro Person fällig. Man ist sogar gewillt, uns Wechselgeld zu geben Aber Fragen unsererseits werden grundsätzlich nicht beantwortet. Das Procedere ist für den Beamten beendet, als ein untergeordneter Kollege ihm das Mittagessen bringt und lustlos der Ausreisestempel in den Pass geknallt wurde. Danach beißt der Mann demonstrativ in sein Sandwich und würdigt uns keines Blickes mehr. Mistkerl.

Nun muss das Auto noch ausreisen. Leider hat der dafür zuständige Beamte auch gerade Lust aufs Mittagessen. Draußen vor dem Gebäude lungern zwei Touristenguides herum, die uns weiterhelfen und mit dem Beamten sowie seiner Kollegin, die für das Röntgen von Gepäck und Auto zuständig ist, diskutieren. Natürlich wird dafür ein gutes Trinkgeld erwartet.

Endlich bequemt man sich trotz Siesta einen oberflächlichen Blick in den Wagen zu werfen. Auf das Röntgen wird verzichtet, was uns nur recht ist. Von anderen Reisenden hatten wir wahre Schauergeschichten bezüglich einer peniblen Gepäckkontrolle gehört. Die Fahrzeugdaten sind noch zu erfassen und die Papiere abzustempeln.

Das ging ja reibungslos und viel schneller als gedacht. Super, jetzt müssen wir nur noch nach Costa Rica einreisen. Leider ist die Grenzstation momentan eine große Baustelle, was das Chaos vergrößert. Wir quetschen uns an einer langen Reihe wartender LKW vorbei und durchfahren die automatische Desinfektionsanlage.Porentief rein und keimfrei geht es dann zur Einreise. Das ist in wenigen Minuten erledigt, alle sind sehr nett und wir bekommen unser Visa mit der maximalen Aufenthaltsdauer von 180 Tagen. Auch das Auto ist beim Zoll rasch durch. Kein Mensch interessiert sich für unser Gepäck. Nach nur einer Stunde sind wir fertig, Wahnsinn.

Wir freuen uns aber zu früh, denn wir brauchen ja noch eine KFZ-Versicherung. Die gibt es ein paar hundert Metern weiter in einem Gebäude ohne jegliche Beschilderung. Wir müssen uns durchfragen. Blöd, dass die Seguro erst ihre Mittagspause um 15.30 Uhr beendet, wie uns die Security mitteilt. Also heißt es fast eine Stunde warten. Aber bitte nicht auf den Stühlen im schattigen Innenhof, wir sollen gefälligst in unserem saunaheißen Auto bleiben. Jetzt reicht es uns aber, wir bleiben und harren vor der Bürotür aus. Als dann endlich die Versicherungsagentur öffnet, darf nur Olaf hinein. Warum auch immer. Nach rund 2 Stunden sind wir dann endlich mit allem durch, insgesamt immer noch recht zügig. Da kann man wirklich Mitleid mit den LKW-Fahrern bekommen, die an den Grenzen ausharren müssen. Die ersten vier Kilometer in Costa Rica fahren wir an einem Stau von Trucks vorbei, die teilweise in Dreierreihen auf die Abfertigung warten.

Nach kurzer Fahrt nur 16 Kilometer hinter der Grenze erreichen wir die Finca Cañas Castilla. Ein Ehepaar aus der Schweiz betreibt hier eine 65 ha große Finca, in der man mitten im Dschungel Bungalows mieten oder mit dem eigenen Fahrzeug übernachten kann.

Finca Cañas Castilla, 24.2.2025

Die Finca Cañas Castilla mitten im grünen Dschungel ist genau der richtige Ort für uns. In den Bäumen turnen Brüll-und Klammeraffen, kunterbunte Schmetterlinge flattern hektisch wie große Blütenblätter herum. Ganz im Gegensatz dazu das Faultier mit seinem Baby, die beide stundenlang völlig bewegungslos auf einem Ast hängen. Im Fluss lebt ein 4 m langes Krokodil.

Dschungelfluss an der Finca Canas Castilla
Dschungelfluss an der Finca Canas Castilla

Die Anlage ist wirklich sehr schön. Sanitäranlagen und Küche sind komplett eingerichtet, intakt und blitzblank. Sogar die übliche Kaltwasserdusche hat einen Brausekopf und Duschvorhang! Wir sind schon nicht mehr daran gewöhnt, dass auch alle Installationen wirklich funktionieren. Es gibt sogar drei Wanderwege, die als Lehrpfade ausgelegt sind. In typisch schweizerischer Gründlichkeit wurden Bäume und andere Pflanzen auf Schautafeln dokumentiert und erläutert, die Broschüren dazu sind laminiert und haben handliches Hosentaschenformat. Es gibt außerdem diverse Lagepläne und Infos zur Umgebung. Diese Perfektion ist schon fast etwas unheimlich. Unwillkürlich müssen wir an die Finca Magdalena auf Ometepe denken, wo alles irgendwie von sich hin verrottet.

Schlafen unter dem Regenbaum an der Finca Canas Castilla
Schlafen unter dem Regenbaum an der Finca Canas Castilla

Ohne Sprachbarriere, abgesehen von dem wunderbaren schweizerischen Dialekt unserer Gastgeber, erfahren wir viel Interessantes über das Leben in Costa Rica und die vielfältige Tier-und Pflanzenwelt auf der Finca. Es ist ein relativ  reiches Land. Nicht umsonst spricht man von der Schweiz Zentralamerikas, aber auch das Leben ist teuer. Das durchschnittliche Einkommen ist ungefähr halb so hoch wie in Deutschland, während das Preisniveau ca. 20% unter dem in Deutschland liegt. Gastronomie und Lebensmittel aber sind sogar teurer als bei uns. Der Tourismus ist die wichtigste Einnahmequelle, die sehr akribisch ausgeschöpft wird. Fast jeder interessante Platz ist für Ausländer gebührenpflichtig. Jedes Jahr besuchen über 3 Millionen Urlauber das Land, bei nur 5,1Millionen Einwohnern. Das ist ohne Gastarbeiter nicht machbar, zudem Dank des sehr guten Schulsystems und hoher Allgemeinbildung die Tikos -so nennen sich die Costa Ricaner- nicht mehr als Arbeitskräfte für schlecht bezahlte, unqualifizierte Jobs zur Verfügung stehen. Diese Arbeiten werden von 1 Millionen Nicas aus dem armen Nachbarland übernommen.

Gut ist auch die Infrastruktur. Aus den Wasserleitungen kommt überall gut schmeckendes Trinkwasser. Das gab es noch nicht mal in Nordamerika und ist eine Premiere auf unserer Reise!

Sehr viele Ausländer leben in Costa Rica, vor allem Nordamerikaner. Das treibt die Immobilienpreise und Lebenshaltungskosten. Ein schönes Haus in Nähe der Küste bekommt man nicht unter 1 Million Euro.

Die Finca versorgt sich und die Gäste in den 14 Bungalows der Vollpension-Ökolodge weitgehend selbst. Vor allem amerikanische Gruppen wohnen hier. Uns fällt wieder einmal deren sehr selbstbewusstes, herrisches Auftreten auf. Die zahlreichen einheimischen Angestellten, die üblicherweise die Arbeiten in der Lodge und Farm erledigen und auch wir sind einfach Luft für sie.

Kakaoblüte an der Finca Canas Castilla
Kakaoblüte an der Finca Canas Castilla

Am Vormittag erkunden wir den 4 Kilometer langen Rundweg. Rinder, Pferde, Ziegen und Geflügel leben auf der Finca. Wir gehen durch Trockenregenwald hinauf auf einen Hügel mit schönem Ausblick und -Luxus- einer Bank! Nachmittags wandern wir 6 Kilometer am Fluss entlang. Das große Krokodil ist leider nicht zu sehen, dafür jede Menge neugieriger Affen. Andere Tiere, wie Nasenbären, Gürteltiere, Boas, Korallenschlange, Echsen, Schildkröten , Skorpione, Taranteln oder die riesigen behaarten Vogelspinnen, die es hier auch gibt, sehen wir nicht. Am Wasser leben bunte Eisvögel, Fischadler und Reiher. Tolle Bäume, Bromelien, Schlinggewächse, Cacaobüsche, Bananenpalmen und Blumen, auch viele Orchideen, gibt es zu entdecken. Uns fasziniert besonders der große Regenbaum (Cenitzero) über unserem Yoda, dessen mächtige, weit ausladende Äste überwuchert sind mit verschiedenen Epyphyten. Sie bilden quasi ein weiteres Stockwerk im Dschungel. 

Rincon de la Vieja Mountain Lodge, 25.2.2025

Am späten Vormittag brechen wir auf zum 70 Kilometer entfernten Nationalpark Rincon de la Vieja. Wie immer ist es spannend, in einem neuen Land unterwegs zu sein.

Der erste oberflächliche Eindruck ist der größere Wohlstand im Vergleich zu den bisherigen Ländern südlich der USA. Die Einfamilienhäuser um die bei unserem letzten Übernachtungsplatzes gelegenen Kleinstadt La Cruz sind ausnahmslos aus Stein, ordentlich verputzt und die Gärten ringsum sind sehr gepflegt. Es gibt nur wenig Müll in den Straßen. Im Straßenverkehr geht es langsam und geordnet zu, wir vermissen fast das lebendige Chaos. Es dominieren Autos anstatt Motorräder, überwiegend in gutem Zustand, denn in Costa Rica gibt es so etwas wie einen TÜV. Sogar Ladestationen für Elektroautos sehen wir.

Der Supermarkt unterscheidet sich kaum von einem in Deutschland. Für eine Plastiktüte als Einkaufstasche muss bezahlt werden, wir fühlen hier fast uns wie Hause. Allerdings versetzen uns die Preise kurzfristig in Schnappatmung: 6 Bananen, 1 Ananas , 2 kg Tomaten, 1 Avocado, 1Liter Trinkjoghurt, 1 Süßkartoffel = 16 Euro. Für ein schaumgummi-ähnliches Weißbrot und zwei Stücke Kuchen zahlen wir in einer Bäckerei rund 4 Euro. Das ist ungefähr das Doppelte wie in Nicaragua.

Die Panamerikana führt vom Hügelland in die Ebene entlang großer Zuckerrohrfelder. Kurz vor der Stadt Liberia biegen wir auf eine schmale Straße in Richtung Berge ab. Hotels und Reklameschilder für Tourenanbieter kündigen unser Fahrtziel an. Der Park Rincon de la Vieja ist in erster Linie bekannt für seinen Trockenwald, Vulkane und die geothermalen Quellen. In letzteren kann man auch außerhalb des Parks baden, für schlappe 32 US-Dollar Eintritt. Wenig später ist an einem Schlagbaum eine Maut zu entrichten, denn die Zufahrt zum Nationalpark Rincon de la Vieja geht über Privatgrundstück.

Der Rummel aus Tourbussen und Touristen erschreckt uns etwas. Ganze Horden Amerikaner sind unterwegs, aber auch die deutschen Pauschalanbieter TUI und Studiosus sind vertreten. Noch einige Kilometer über teils schlaglochreiche Strecke, dann sind wir an der Mountain Lodge. Sie liegt auf einem Hügel in einem parkähnlichen Garten mit kleinem Pool und weitem Blick. Wir können auf dem Rasen neben dem leeren Parkplatz übernachten. Für 10 US-Dollar pro Person dürfen wir sogar den Pool nutzen. Es ist sehr schön und ruhig hier, viele Vögel – und jede Menge Moskitos und Ameisen. Die Gäste in der Lodge sind überwiegend Amerikaner, die auch hier auftreten, als ob ihnen die Welt gehören würde und uns mit keinem Blick würdigen. Ob das alles Trump-Anhänger sind?

Stellplatz in der Rincon de la Vieja Mountain Lodge unter einem gigantischen Guanacastebaum
Stellplatz in der Rincon de la Vieja Mountain Lodge unter einem gigantischen Guanacastebaum

Rincon de la Vieja Nationalpark, 26.2.2025

Heute stehen 2 Wanderungen im Nationalpark auf dem Programm. Von der Mountainlodge erreichen wir nach nur 3 Kilometern den Eingang in den Parkteil Las Pailas. Das Eingangsgebäude entspricht nordamerikanischen Standard, der Eintrittspreis leider auch.

Vormittags laufen wir die 10 Kilometer lange Strecke zum Cangrejo Wasserfall. Ungefähr die Hälfte des Weges führt durch sehr schönen, schattigen Trockenwald mit einigen bemerkenswerten Baumgiganten und der Querung mehrerer Urwaldbäche über gute Brücken. Die zweite Hälfte des Weges verläuft über Grasland mit Weitblick zu den Bergen und bis ans Meer, doch eben auch in der heißen Sonne. Der Weg ist sehr gut ausgebaut und einfach zu laufen, aber auch nicht besonders spektakulär. Einige Steigungen gibt es bei den Bachläufen. Hier geht es über Wurzeln und Steine, sehr steil das Gefälle auch hinunter zum Wasserfall am Ende des Weges. Nach Regenfällen sieht das bestimmt ganz anders aus, dann dürfte es eine hübsche Schlammschlacht sein.

Cascada Cangrejo im Nationalpark Rincon de la Vieja
Cascada Cangrejo im Nationalpark Rincon de la Vieja

Das Highlight der Wanderung ist der malerische Wasserfall Cangrejo, der in einen kleinen Teich mündet, eine wunderschöne Badestelle mitten im Dschungel. Eigentlich ist das Schwimmen hier verboten. Doch nachdem eine Wandergrupe mit offiziellen Guide im Wasser war, hüpfe auch ich hinein. Es ist einfach herrlich erfrischend und ein tolles Erlebnis. Auf dem Rückweg sehen wir in den Bäumen viele Weißkopfklammeraffen, die uns aus nächster Nähe neugierig beäugen und absolut keine Scheu haben.

Weißkopfklammeraffe im Nationalpark Rincon de la Vieja
Weißkopfklammeraffe im Nationalpark Rincon de la Vieja

Nach 3,5 Stunden sind wir wieder am Visitor Center. Zeit für eine verspätete Mittagspause. Danach startet die zweite Wanderung. Der sehr einfache und unbedingt sehenswerte Rundweg Las Paillas ist nur 4 Kilometer lang und führt zu heftig blubbernden Schlammtöpfen, schwefelduftenden Solfataren und Fumarolen. Mindestens ebenso schön sind die phantastischen, uralten Kapokbäume im Trockenwald, deren Wurzeln wahre Kunstwerke bilden. Wir sind große Liebhaber von urigen Bäumen, diese Giganten erinnern uns an Riesenelefanten.

Kapockbaum mit Würgfeige
Kapockbaum mit Würgfeige
Schlammtöpfe im Nationalpark Rincon de la Vieja
Schlammtöpfe im Nationalpark Rincon de la Vieja
Schlammtöpfe im Nationalpark Rincon de la Vieja
Schlammtöpfe im Nationalpark Rincon de la Vieja
Kapockbaum mit Würgfeige
Kapockbaum mit Würgfeige

Wie wir später recherchieren, gehören die vermeintlichen Wurzeln zu der parasitären Würgfeige. Diese Ficusart befällt die Kapokbäume, indem ihre Samen durch Vögel in die Baumkrone des Kapok kommen. Der Ficus ernährt sich von den Pflanzensäften des Kapock und wächst von oben nach unten, bis er die Erde erreicht und selber Wurzeln schlägt. Die immer dicker werdenden Äste des Ficus umklammern den Kapockstamm und „erwürgen“ ihn schließlich, so dass der Kapockbaum abstirbt. Dieser Prozess dauert aber viele Jahrzehnte. Bis dahin ist der Ficus so stabil, dass er den Kapock als Stütze nicht mehr benötigt.

Am späten Nachmittag sind wir etwas müde wieder zurück in der Mountain Lodge und erholen uns am Pool. Was haben wir für ein wunderschönes Leben.

Rincon de la Vieja Nationalpark, 27.2.2025

Unseren zweiten Tag im Nationalpark verbringen wir in der Sektion Santa Maria. Hierher kommen wesentlich weniger Besucher, da die spektakulären Vulkan-Blubber fehlen. So sind auch die letzten Kilometer der Zufahrtsstraße eine ungeteerte Holperpiste und es gibt nur eine altertümliche Rangerstation am Eingang. Wie überall in Costa Rica kann man an staatliche Einrichtungen nur online bezahlen, so will man Korruption vorbeugen. Also zahlen wir unseren Eintritt über die Webseite der Naturschutzbehörde. Eine ziemlich stressige Angelegenheit, da man für jeden Besucher Name, Pass-Nummer und genaue Adresse angeben muss und inklusive des zeitintensiven Bezahlvorgangs nur 12 Minuten zur Verfügung hat. Danach wird der Vorgang abgebrochen. Wir zahlen auch direkt online den Campingplatz. Allerdings dürfen wir den ansonsten völlig leeren Platz mit dem Auto nicht benutzen, sondern müssen auf dem Wanderparkplatz bleiben. Dort wimmelt es vor Moskitos, denn direkt daneben ist die Zisterne für die Wasserversorgung und damit die Brutstätte der Blutsauger.

Übernachtung an der Rangerstation Nationalpark Rincon de la Vieja
Übernachtung an der Rangerstation Nationalpark Rincon de la Vieja

Unsere kleine Wanderung führt uns über bequeme Wege durch den dichten Trockenwald. Einige Bäche sind mit Hilfe von Trittsteinen und Seilen zu queren. Als Ziel locken natürliche Badestellen mit Thermalquellen in einem Bach. Gott sei Dank sind Wald und Badestelle moskito-frei . So können wir uns ungestört im mineralhaltigen, schlammigen Wasser tummeln. Blaue und gelbe Schmetterlinge und viele Libellen schwirren umher, unermüdlich zirpen Zickaden im Wald. Mein Favorit sind die handtellergroßen knallblauen Morpho-Schmetterlinge, die sich aber einfach nicht fotografieren lassen wollen.

Thermalpool im Nationalpark Rincon de la Vieja
Thermalpool im Nationalpark Rincon de la Vieja

So ein schöner Platz ist natürlich ein touristisches Ziel, so sind auch zeitweise 2 geführte Reisegruppen hier. Auf dem Rückweg machen wir noch Abstecher zu 2 kleinen Wasserfällen. Den Nachmittag verbringen wir am Auto und versuchen die Moskitos zu ignorieren. Mit entsprechender Kleidung und der Chemiekeule DEET gelingt das auch einigermaßen. Trotzdem sind wir mit Einbruch der Dunkelheit um 18 Uhr im Auto, insektenfreie Zone. Oben in meinem Dachzelt kann ich die großen Fenster zu allen drei Seiten öffnen und habe dank der Mückennetze ein ungestörtes Outdoorfeeling mit Sternenhimmel, Fledermäusen und lauem Nachtwind. So schön kann man in keinem Luxushotel schlafen.