Nebelwald im Refugio Santa Elena

Nebelwald und Karibikfeeling

Santa Elena, 9./10.3.2025

Gestern ist niemand zum Campingplatz gekommen, um zu kassieren und auch heute nicht, obwohl wir per WhatsApp unsere Ankunft angemeldet hatten und dies auch bestätigt wurde. Sehr merkwürdig. So fahren wir nach einer kostenlosen Übernachtung mit gutem Gewissen morgens weiter. Hinter Miramar geht es nach Norden. Wir wollen zum Naturreservat Santa Elena.

Die Nebelwälder in den Bergen zählen zu den Hauptattraktionen Costa Ricas, allen voran das private Reservat Monteverde. Das ist mittlerweile aber trotz sehr hoher Eintrittspreise dermaßen überlaufen, dass die Reservierung eines Zeitslots 48 Stunden im Voraus obligatorisch ist und selbst Lonely Planet einen Besuch nicht uneingeschränkt empfehlen kann. Geboten werden u.a. Baumwipfelpfade mit Hängebrücken, Seilbahnen, Ziplines, Baumklettern, geführte Wanderungen bei Tag und Nacht. Bei dem Rummel sind „wilde“ Tiere kaum mehr zu sehen.

In Monteverde wird der für Costa Rica typische „Ökotourismus“ kommerziell perfektioniert. Denn unter „Eco“ (Öko) wird in Zentralamerika lediglich „Natur“ verstanden, Ecotourismo bedeutet also „Nutzung der Natur für den Tourismus“ und nicht etwa „ökologisch nachhaltig“ wie im deutschen Sprachgebrauch. Andererseits ist die kommerzielle Nutzung wahrscheinlich die einzige Überlebenschance der noch ursprünglichen Naturgebiete. Bis in die 1970er Jahre standen alle Wildtiere, auch die bedrohten Arten, auf dem Speisezettel der Ticos. Das hat sich erst dadurch geändert, dass die Regierung gezielt den Ökotourismus eingeführt hat und damit eine intakte Natur als Wirtschaftsfaktor interpretiert wurde. Monteverde ist aus unserer Reiseplanung gestrichen. Das benachbarte Reservat bei Santa Elena soll nicht so überlaufen sein.

Nach nur 90 Minuten Fahrzeit durch eine sehr schöne, üppig grüne Berglandschaft, die uns an die Schwarzwaldtäler erinnert, durchqueren wir den fast ausschließlich aus Hotels, Restaurants und Tourenanbietern bestehenden Ort Santa Elena, der auch Zugangstor zum Monteverde Reservat ist. Olaf hat auf iOverlander einen einsam gelegenen Campingplatz gefunden, der 3 Kilometer nördlich des Ortes liegt. Ein echter Volltreffer! Higuéron Roof Top Camping präsentiert sich als Wiese hoch auf einem Hügel mit herrlicher Aussicht und den besten Sanitäranlagen, die wir je auf einem Campingplatz gesehen haben: jeweils zwei blitzsaubere Badezimmer mit ebenerdiger, riesengroßer verglaster Dusche und heißem Wasser! Letzteres gab es bisher nirgendwo seit Mexiko und wir haben es auch nicht wirklich vermisst. Doch hier in 1000 Metern Höhe ist eine kalte Dusche wirklich eisig. Es ist Platz für 7 kleine Camper, doch wir sind die einzigen Gäste. Also Luxus pur.

Nasenbär an unserem Campingplatz bei Santa Elena
Nasenbär an unserem Campingplatz bei Santa Elena
Dschungelbad am Campingplatz bei Santa Elena
Dschungelbad am Campingplatz bei Santa Elena

Es gibt außerdem einen kleinen Wanderpfad durch den Urwald zu einem Wasserfall, der sehr idyllisch in ein Wasserbecken mündet und natürlich unwiderstehlich für ein Dschungelbad ist. Unglaublich süß ist der putzige Nasenbär, der ohne Scheu auf dem Platz umherstreift und nach etwas Leckerem sucht. Ein idealer Platz für einen sehr entspannten Nachmittag.

Sonnenuntergang am Campingplatz bei Santa Elena
Sonnenuntergang am Campingplatz bei Santa Elena

Am Morgen werden wir wieder durch Brüllaffen geweckt. Von wegen Schwarzwaldfeeling, das erinnert einen an die furchtbaren Laute, mit denen Tyrannosaurus Rex in Jurasic Park sein Kommen ankündigte.

Nebelwald im Refugio Santa Elena
Nebelwald im Refugio Santa Elena
Nebelwald im Refugio Santa Elena
Nebelwald im Refugio Santa Elena

Ähnliche Assoziationen haben wir auch am folgenden Tag bei der Wanderung durch den einfach grandiosen Nebelwald im Reservat Santa Elena. Es ist ein wahrer Urzeitdschungel. Wenn jetzt ein Dinosaurier um die Ecke gestampft käme, wären wir nicht überrascht. Doch das einzige Wildtier, das wir sehen, ist eine handtellergroße Vogelspinne mit sehr dekorativem schwarz-roten Muster auf dem pelzigen Leib. Ich bin kein großer Fan dieser Krabbeltiere, doch die hier ist wirklich schön – zumindest solange man sie nicht anfassen muss. Absolut beeindruckend sind die Vielfalt und auch die schiere Größe der Bäume, Farne und Schlingpflanzen. Die Bäume selbst bilden mit den dichten Epypythen eigene Biotope in unterschiedlichen Höhen des Stammes. Wir kommen aus dem Staunen nicht heraus. Für die nur 10 Kilometer lange Wanderung auf guten Pfaden benötigen wir daher fast 4 Stunden. Den Nachmittag verbummeln wir gemütlich auf unserem Bilderbuch-Campingplatz.

Nebelwald im Refugio Santa Elena
Nebelwald im Refugio Santa Elena
Vogelspinne (Red Leg Tarantula) im Nebelwald von Santa Elena
Vogelspinne (Red Leg Tarantula) im Nebelwald von Santa Elena

El Castillo, 11.3.2025

Nach einer stürmischen Nacht geht unsere Fahrt weiter. Wir wollen zum Lago Arenal. Unsere speziell ausgewählte Route führt überwiegend auf Pisten. Anfangs herrscht relativ viel Verkehr in Form von Tourbussen, die Urlauber zwischen den Hotspots Vulkan Arenal und Monteverde transportieren. Doch wir nehmen nicht die Hauptroute, sondern fahren über eine Nebenpiste zum Rio Chiquito durch eine sehr schöne Landschaft mit steilen Hügeln und dann am Südufer des Sees entlang. Auf der Piste sind wir praktisch alleine. Besonders schön ist die Strecke entlang des Seeufers des Lago Arenal.

Fahrt zum Vulkan Arenal
Fahrt zum Vulkan Arenal
Fahrt zum Vulkan Arenal
Auf einer Piste zum Vulkan Arenal

Am See führt die einspurige Piste abwechselnd durch Urwald und Weideland, immer wieder mit tollen Ausblicken auf den perfekten Kegel des 1657 Meter hohen Vulkans Arenal. Das Highlight des Tages ist die breite Furt durch den Rio Caño Negro kurz vor dem Ort El Castillo. Jetzt in der Trockenzeit ist das Wasser jedoch nur etwas mehr als knietief, wenn auch mit starker Strömung. Kein Problem, sondern echter Spaß für das Team Yoda-Olaf. Wenig später erreichen wir in El Castillo wieder die Zivilisation in Form von Tourenanbietern, Verleih von Kanus, MTB, Quads und ATVs, Hotels, Restaurants, Schmetterlingspark – also alles, was der Tourist zum Glücklichsein braucht.

Breite Furt auf dem Weg zum Viulkan Arenal
Breite Furt auf dem Weg zum Vulkan Arenal
Campingplatz in El Castillo
Campingplatz in El Castillo

Wir erklimmen noch den steilen Hügel zum Mirador oberhalb von El Castillo. Hier stehen wir auf einem Campingplatz mit grandioser Aussicht auf den See und den leise vor sich hin rauchenden Vulkan. Der Arenal war aber nicht immer so friedlich. Bis 2010 flossen regelmäßig Lavaströme den gesamten Hang hinab.

Monterrey, 12.3.2025

Nach längerer Überlegung verzichten wir auf den Besuch des Nationalparks am Vulkan Arenal. Die kurzen Wanderwege dort führen durch uns schon bekannte Vegetation. Zudem teilt man sich die Routen mit den ATV-Fahrern, was ein zweifelhaftes Vergnügen ist und selbst hartgesottene Wildtiere vertreibt. Und einen guten Ausblick auf den Vulkan hat man dort auch nicht.

Wir fahren also weiter. Die gesamte Umgebung des Vulkans Arenal wird maximal vermarktet. Überall kann man für aberwitzige Preise in privaten „Reservaten“ Tiere beobachten oder in Thermalquellen plantschen. Der Ort La Fortuna de San Carlos ist ein absolutes Grauen, hier überschlagen sich die Anbieter aller möglichen Aktivitäten geradezu, in Kolonnen schieben sich Tourbusse und Mietwagen durch die Hauptstraßen.

Pause an der Landstraße auf dem Weg nach Tortuguero

Die gerade Carratera Noratlantico ist breit ausgebaut, häufig sogar kreuzungsfrei, und bringt uns rasch Richtung Karibik. Bald liegen die Berge hinter uns uns, in der langweiligen Ebene erstrecken sich schier endlose Bananen- und Ananasfelder. Viele Trucks sind mit großen Containern unterwegs zum Hafen Limon, von wo aus die Früchte in alle Welt verschifft werden.

Erst als wir bei Guapiles auf die schmale Straße 247 abbiegen, wird es wieder idyllischer. An der Straße liegen kleine Siedlungen der Arbeiter von den Fruchtplantagen. Doch auch dies sind nur Aneinanderreihungen von Häusern. Wie fast überall in Costa Rica gibt es keine echten Ortskerne mit zentralen Plätzen zum Aufenthalt. Das erinnert uns wieder sehr an USA und Kanada und lässt sehnsüchtig an die schönen Städte zwischen Mexiko und Nicaragua denken, wo man in Straßencafés oder auf der Plaza stundenlang dem bunten Leben zuschauen konnte.

Bananenplantage
Bananenplantage

Die Bananenplantagen gehören den Konzernriesen Dole und Chiquita. Hier wird industriell angebaut. Sehr effizient wachsen die Bananen an den Stauden in blaue perforierte Plastiksäcke hinein, die vor Insekten und beim Transport schützen. Außerdem kann so effizient direkt in den Sack hinein Pestizid gespritzt werden. Die geernteten Stauden werden an eine Art Schwebebahn gehängt, die zwischen den Feldern und auch über die Straßen verläuft und zu den Verladestationen führt.

Im kleinen Dorf Monterrey, nur wenige Kilometer von der Karibikküste entfernt. übernachten wir auf der Grünfläche neben einem Restaurant. Hier ist es wieder drückend heiß mit hoher Luftfeuchtigkeit.

Tortuguero, 13./14.3.2025

Nach kurzer Fahrt sind wir morgens in Pavone am Bootsanleger nach Tortuguero. Der Strand des winzigen Ortes an der Karibik ist ein weltbekanntes Brutgebiet von Meeresschildkröten und daher besonders attraktiv für den organisierten Tourismus. Allerdings ist jetzt keine Saison zur Eiablage, dann strömen 15.000 Besucher pro Tag hierher. Ein Hotspot ist das Dorf an der Lagune aber zu jeder Zeit im Jahr.

Nach Tortuguero kommt man nur mit dem Motorboot oder Flugzeug. Wir werden in Pavone unseren treuen Yoda für eine Nacht auf einem bewachten Parkplatz abstellen, was stolze 16 US-Dollar kostet.

Sofort fallen am Parkplatz 5 Ticketverkäufer für die Fahrt mit dem Motorboot nach Tortuguero über uns her. 8 US-Dollar soll die ca. 90 Minuten dauernde Fahrt über den Fluss und die Lagune durch den Dschungel kosten. Wir haben in iOverlander gelesen, dass es auch öffentliche Boote gibt, die lediglich ein Drittel kosten sollen. Es gelingt uns aber nicht die Verkaufsstelle für diese Tickets zu finden. Sämtliche Verkäufer beschwören uns, dass der für alle Boote gültige Preis 8 US-Dollar beträgt. Wir glauben ihnen nicht, mittlerweile denken wir die oft unverschämten Tricks im Touristengeschäft zu kennen. Doch schließlich geben wir nach einer Stunde auf und lassen uns zu diesem Preis übersetzen.

Bootsfahrt nach Tortuguero
Bootsfahrt nach Tortuguero
Tortuguero
Tortuguero

Die Fahrt durch den Dschungel ist wirklich ein Erlebnis. Momentan führt der Fluss nur wenig Wasser, immer wieder muss der Bootsführer extrem langsam durch die Sandbänke, um umgestürzte Bäume und Steine manövrieren. Ein tolles Erlebnis.

Tortuguero liegt malerisch auf einer schmalen Landzunge zwischen Lagune und Meer und lebt mittlerweile ausschließlich vom Tourismus. Die kleinen, bunten Holzhäuser sorgen für etwas Karibikflair. Zwischen den Hotels, Restaurants und Ständen der Touranbieter verlaufen schmale Fußwege, es gibt ja keine Autos hier. Wir wohnen in einem sehr einfachen, aber sauberen 8-Zimmer-Hotel am Ortsrand, wo wir 41 US-Dollar für das Doppelzimmer bezahlen. Außerdem buchen wir eine geführte Kanutour durch die Kanäle des Nationalparks für morgen früh, die pro Person 25 US-Dollar plus 16 US-Dollar Eintritt in den Nationalpark Tortuguero kostet.

Ein Bummel führt uns durch den Ort. Auch viele Busreisegruppen sind für einen Tagesausflug hierher gekommen. Sehr schön sitzt man in den Lokalen an der Lagune mit Blick auf den Dschungel, für uns eine ganz neue Umgebung. Am späten Nachmittag gönne ich mir ein Bad im warmen Meer, nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt. Abends essen wir zum Sonnenuntergang sehr gut im Tree Coffee House direkt am Fähranleger. Leider scheint dies auch das Lieblingsrestaurant der Moskitos zu sein, aber mit einer großen Portion DEET ist es zu ertragen.

Am nächsten Morgen stehen wir wie verabredet schon pünktlich um 5.45 Uhr vor unserem Tourenguidebüro. Natürlich ist niemand da, haben wir auch nicht ernsthaft erwartet. Nach einer Viertelstunde kommt unser Guide. Da wir die einzigen Kunden für die erste Kanutour des Tages sind, hat er uns zu einem anderen Anbieter umgebucht, der ebenfalls zu der frühen Uhrzeit nicht ausgelastet ist. So sind wir nur 4 Personen plus Guide in einem 8er Kahn. Auch gut. Unser Guide Leonardo Fernandez ist gleichzeitig der Inhaber des alteingesessenen Familienunternehmens und seit über 20 Jahren im Geschäft.

Tigerreiher bei Tortuguero
Tigerreiher

Er paddelt uns über die Kanäle und erklärt dabei viele Details über Fauna und Flora, kann Vogelstimmen nachmachen und macht uns auf Tiere aufmerksam, die wir alleine nie entdeckt hätten. Vor allen Dingen sind verschiedene Vögel, wie ein prächtiger Tigerrreiher, zu sehen, aber auch zwei winzige schlafende Fledermäuse, Leguane und sogar ein wirklich süßer kleiner Kaiman, der überhaupt nicht scheu ist. Der Dschungel ist wie eine undurchdringliche grüne Wand. Besonders eindrucksvoll sind die Fahrten durch die ganz schmalen Wasserläufe von nur wenigen Metern Breite, durch die wir lautlos gleiten. Direkt neben uns erheben sich mächtige Bäume, die mit verschlungenen Brettwurzeln im Schlamm Halt finden. Hier herrscht geheimnisvolles Dämmerlicht, Vogelstimmen und das Geschrei von Affen durchbrechen die Stille. Der Kaiman taucht direkt neben unserem Kanu auf, wir hätten ihn streicheln können. Als Kind habe ich die Erlebnisberichte von Expeditionen geradezu verschlungen. Selber einmal in diese fremde Welt zu kommen, ist einfach unglaublich.

Kanutour in Tortuguero
Kanutour in Tortuguero
Kaiman auf Kanutour in Tortuguero
Kaiman

Auf den Wasserläufen im Nationalpark sind nur Paddel- oder Elektroboote erlaubt. Trotzdem rauschen immer wieder Touristenschiffe mit Außenbordmotor an uns vorbei. Auf unsere Fragen erklärt unser Führer, dass dies die Boote der Luxusressorts wären und die dürften einfach alles. Wo über 600 US-Dollar pro Übernachtung gezahlt werden, wird eben richtig viel Geld gemacht.

Viel zu schnell sind die 2,5 Stunden vorbei. Eigentlich sind wir keine Fans von geführten Touren, aber dies hier war wirklich ein wunderbares Erlebnis.

Nach dem Frühstück gehen wir in das Gebiet des Nationalparks am Rande des Ortes und wandern einige Kilometer über einen Weg durch den Wald parallel zum Strand. Hier entdecken wir mehrere Gruppen von Klammeraffen, Eidechsen und sogar eine schmale grüne Schlange, die sich perfekt getarnt in einem Busch an Wegrand bewegt.

Mittags essen wir noch einmal gut im Tree Coffee House und fahren mit dem Public Boat um 15 Uhr zurück nach Pavone. Wegen des niedrigen Wasserstands geht es nur langsam voran, was uns nur recht ist. Denn gerade am Nachmittag ist das Licht auf dem Flusslauf durch den Dschungel wunderbar.

In Pavone wartet under Yoda auf uns und gegen 17 Uhr sind wir wieder in Monterrey, wo wir bereits vorgestern übernachtet haben.

Smoky Paradise/Boca Rio Estrella, 15./16.3.2025

Durch nicht endende Bananenfelder fahren wir nach Süden. Hier scheint der Konzern Del Monte der Platzhirsch zu sein, dessen Konservendosen daheim die Regale der Supermärkte füllen.

Die Schnellstraße 32 ist bis zur Hafenstadt Límon überwiegend autobahnähnlich ausgebaut. Das ist auch notwendig wegen der vielen LKW, die die mit Früchten beladenen Container zur Verschiffung bringen. Trotzdem kommen wir gut voran. Einen schönen Platz zum Mittagessen finden wir jedoch nirgendwo, auch hier sind die Orte lediglich bebaute Straßenschneisen ohne Aufenthaltsmöglichkeit. Per Zufall landen wir kurz vor Límon in einem Restaurant direkt an der 32. Es gibt ausgezeichnetes Essen und einen idyllischen Blick über die Schnellstraße hinweg in die grünen Bananenplantagen. Im Lokal sprechen uns deutsche Urlauber an, denen unser Kfz-Kennzeichen aufgefallen ist. Natürlich tauscht man die üblichen Infos aus nach dem woher und wohin. Aber auf die Frage, ob eine solch lange Reise wie unsere nicht langweilig sei, fällt uns wirklich keine Antwort ein. Wenn jeder Tag anders ist, man morgens nicht weiß, wo man abends schläft und unterwegs viele Überraschungen auf uns warten, wie sollte das „langweilig“ sein?

Am Rand der Stadt biegen wir auf die schmale Straße 241 ab und endlich lässt der Verkehr nach. Dann leuchtet uns auch schon die Karibik blau entgegen. An der Brücke über den Rio Banano – was für ein genialer Name – treffen wir wieder auf die belebte Straße 32. Die Strecke führt nun parallel zum Meer, nur durch einen Streifen Kokospalmen getrennt vom Strand. Dies sind beliebte Plätze für den Wochendausflug der Städter. Doch schon wenige Kilometer weiter südlich entfernt sich die 32 etwas von der Küste und wir biegen ab auf eine holprige Sandpiste entlang des Meeres. Unter Palmen hüpfen wir von einem Schlagloch zum nächsten bis fast zum Ende der Piste an der Mündung des Rio Estrella. Hier gibt es nur ein paar sehr einfache Holzhütten im Palmenwald und den urigen Campingplatz Smoky Paradise, bestehend aus einer bunten Holzbude als Bar, zwei Miet-Cabanas, dem chaotischen Wohnhaus des Inhabers Charlie und 3 Stellplätzen für kleine Vans direkt auf dem Strand.

Wohnhaus von Charlie
Wohnhaus von Charlie

Alles ist sehr rustikal und mit minimalem Hygienestandard, um es mal höflich auszudrücken. Wäre da nicht noch die Toilette und die Dusche, die aus einem aus der Decke kommenden Wasserrohr in einem Holzverschlag besteht, man hätte das Gefühl „frei“ am Strand zu campen. Also ganz genau dass, was wir suchen, gelobt sei iOverlander: ein traumhafter Platz unter Palmen an einem wilden, lavaschwarzen Sandstrand mit viel Treibholz, Kokosnüssen und weißschäumender Brandung. Direkt vom Bett aus genieße ich den freien Blick auf Palmen und Meer, sehr romantisch abends bei Vollmond und am Morgen mit Sonnenaufgang. So etwas kann kein Luxushotel bieten.

Smoky Paradise
Smoky Paradise
Lavastrand bei Smoky Paradise
Lavastrand bei Smoky Paradise

Und das alles ohne Touristen, wenn man von dem spanischen Motorradfahrer, der in einer Cabana wohnt, und uns absieht. Wie schön, dass es solche versteckten Paradise in Costa Rica doch noch gibt. Natürlich bleiben wir auch am nächsten Tag noch hier, nehmen uns an unserem Host Charlie ein Beispiel, der von morgens bis abends in der Hängematte schaukelt und genießen das relaxte, karibische Lebensgefühl. Am zweiten Abend fehlt jedoch der Wind und so vertreiben uns abends die Moskitos ins Auto. Pura Vida.

Cahiuta Nationalpark/Punta Uva, 17.3.2025

Wir verabschieden uns von Charlie. Irgendwie ist es beeindruckend, immer wieder Menschen wie ihn zu treffen, die in materieller Hinsicht wenig haben, aber dennoch sehr zufrieden sind und in sich ruhen.

In nur 30 Minuten bringt uns Yoda in den Karibikort Cahuita, der mittlerweile sehr stark vom Tourismus geprägt ist. Sofort stürzen die Anbieter von privaten Parkplätzen auf uns zu. Denn hier beginnt der kleine Nationalpark Cahuita, der die Halbinsel östlich des Ortes mit traumhaften Stränden, Regenwald und Mangrovensümpfen umfasst. Ausnahmsweise wird hier kein regulärer Eintritt erhoben, sondern um eine Spende gebeten. Darauf wird allerdings am Eingangstor unmissverständlich bestanden. „No Donation, no entry“. Zur Bekräftigung tippt die Rangerin noch auf ein Schild, wo „Spende“ auf Deutsch geschrieben steht. Keine Frage, auch wir spenden natürlich gerne, aber irgendwie dachte ich immer, so etwas wäre freiwillig.

Es ist der beliebteste Nationalpark des Landes und das merkt man. Ein bequemer Fußweg führt uns durch den sehr eindrucksvollen Wald parallel zum Strand. Wie eine kleine Karavane zieht sich der Besucherstrom darauf hin. Auch viele Kleingruppen mit Guide sind darunter, es sind vor allem Deutsche und Franzosen. Die Guides haben ein Spektiv mit Stativ dabei, um die Wildtiere hoch in den Bäumen auszuspähen. Sie machen dann mit dem Handy der Touristen ein Foto vom Bild des Tieres durch das Spektiv. So kommen also die tollen Aufnahme zustande, die zuhause wie eine Trophäe gezeigt werden.

Cahuita Nationalpark
Cahuita Nationalpark

Nach ca. 2 Kilometern endet der ausgebaute Weg an der momentan trockenen Furt eines Flusses in einem gut zu laufenden Sandpfad. Hier kehren die meisten Besucher um. Dabei wird es doch jetzt erst richtig toll. Ein sumpfiges Mangrovengebiet wird über einen Bohlenweg gequert. Danach laufen wir durch sattgrünen Palmenwald am schneeweißen Sandstrand, viele Bäume ragen bis ins türkisfarbene, kristallklare Wasser hinein. Am vorgelagerten Korallenriff bricht sich donnernd die Brandung. Dazu samtweiche Luft und strahlend blauer Himmel. Das ist das Karibik-Klischee wie aus einer Bacardie-Rum-Werbung, fast zu schön, um wahr zu sein. Natürlich dürfen für mich bei unserer Wanderung einige Badepausen nicht fehlen. Sich im 30 Grad warmen Wasser von den sanften Wellen schaukeln zu lassen, bringt zwar keine Abkühlung, ist aber das Tüpfelchen auf dem i.

Cahuita Nationalpark
Cahuita Nationalpark

Am Cap Punta Cahuita gibt es einen schattigen Rastplatz mit Tischen und Bänken am Strand. Hierher kommen die Tourboote, die den Urlaubern, die keine Lust oder Zeit für die Mini-Wanderung haben, ein echtes Karibikfeeling mit exotischem Picknick am Strand verschaffen. Das wissen auch die klugen Kapuzineraffen, die hier in Scharen herumturnen und für die ein guter Happen abfällt. Da nützen auch die Schilder nichts, dass man nicht füttern darf.

Cahuita Nationalpark
Cahuita Nationalpark
Waschbär im Cahuita Nationalpark
Waschbär im Cahuita Nationalpark

Aber auch unterwegs bekommen wir viele Tiere zu sehen. Natürlich wieder zahlreiche, unglaublich geschickte Klammeraffen, die überhaupt nicht scheu sind und ihre artistischen Fähigkeiten gerne zur Schau stellen. Einige ziemlich dreiste Waschbären haben es auf die Pichnickreste der Besucher abgesehen. Und sogar ein Faultier können wir hoch in einem Baum entdecken. Es wird von ein paar jungen Affen, die sich übermütig über den Baum jagen, sogar zu einer Bewegung in Zeitlupe animiert. Was für ein toller Tag.

Faultier im Nationalpark Cahuita
Faultier im Nationalpark Cahuita

Am Nachmittag fahren wir weiter nach Süden. Wir wollen uns Puerto Viejo anschauen und dort im Garten eines Hostel übernachten. Doch der Ort ist einfach grauenhaft, bisher das schlimmste, was wir in Costa Rica gesehen haben. Wir hätten es wissen müssen, wenn sogar der Lonely Planet von einer Partyhochburg redet. Auch Charlie hatte uns gewarnt.

Ein irrer Autoverkehr schiebt sich auf der Straße am Strand entlang, der Ort besteht nur aus Kneipen, Bars und Hotels mit großen Reklameschildern. Die schönen Regenwälder an der Küste südlich von Puerto Viejo sind zugebaut mit edlen Ressorts. Bloß weg hier! Endlich kommen wir aus dem Rummel raus. Bis fast zum 10 km entfernten Punta Uva zieht sich die Bebauung. An der weiten Bucht südlich des Kaps gibt es dann nur eine sandige, schmale Piste zwischen dem schönen Sandstrand und dem Regenwald. Hier sind noch viele schöne „wilde“ Stellplätze zu finden. Einige Surfer sind am Strand, die mit Einbruch der Dunkelheit wegfahren.

Gran Playa in Punta Uva
Gran Playa in Punta Uva

Wir fahren bis zum Ende des Weges an der Mündung eines Urwaldflusses. In ca. 100 Metern Entfernung übernachtet ein Pärchen in einem VW-Bus. Ansonsten sind wir allein. Wie wunderbar, dass unser rollendes Zuhause uns diese Freiheit ermöglicht. Versteht sich von selbst, dass wir hier noch einen Tag bleiben. Der Platz unter den schattigen Bäumen direkt am Strand ist absolut perfekt. Zum richtigen Schwimmen im unwirklich blauen Meer ist die Strömung zu stark. Dafür kann man in der Brandung planschen, am Strand entlang laufen oder den Surfern zuschauen.

Costa Rica ist eigentlich ein wunderschönes Land. An die aberwitzigen Preise im Supermarkt haben wir uns zwangsläufig gewöhnt. Doch der Tourismus zerstört an sehr vielen Orten sowohl die Natur als auch die Siedlungsstruktur, denn die Urlauber erwarten den von daheim gewohnten Lebensstandard. Natürlich sind auch wir als Besucher unterwegs, aber es ist die schiere Masse der Urlauber und die Ausrichtung auf Komfort und möglichst viel Konsum in kurzer Zeit, die problematisch sind. Wahrscheinlich sind wir 20 Jahre zu spät hier.