Hostal El Peregrino

Ometepe – eine Insel mit zwei Bergen ….

Lummerland heißt eigentlich Ometepe und liegt in Nicaragua, wer hätte das gedacht. Leider gibt es auf dieser Insel nit zwei Bergen keine Eisenbahn, dafür aber eine Ringstraße, die in einer „8“ um die zwei stattlichen Vulkane herum führt. Wir bleiben eine Woche hier und lassen es wie die Nicas entspannt angehen.

Insel Ometepe - Wandbild auf der Finca Magdalena
Trauminsel Ometepe – Wandbild auf der Finca Magdalena

Handarbeitstag, 14.2.2025

Das Wetter spielt auch in Nicaragua verrückt. Heute regnet es immer wieder kräftig, normalerweise ist es ab Mitte Dezember staubtrocken. Der Klimawandel ist weltweit spürbar. Wir bleiben also noch einen Tag in unserem schönen Hostel El Peregrino, in dessen Garten wir parken.

Hostal El Peregrino
Hostal El Peregrino

Im Garten gedeihen viele leckere Früchte, von denen sich die Gäste bedienen können. Da gibt es Limonen, Melonen und Orangen. Besonders lecker sind die Bananen mit rabenschwarzen Schale und rosafarbenen , festem Inneren. Überhaupt ist die Vielfalt der Bananensorten in Nicaragua toll. Neben den auch bei uns bekannten gelben Standardfrüchten und den schwarzen gibt es rote und grüne Bananen und welche zum Kochen. Alle haben unterschiedliche Konsistenz und Aroma.

Neue Mückennetze werden genäht
Neue Mückennetze werden genäht

Auch bei Regen kann man in unserem Hostel wunderbar draußen unter der überdachten geräumigen Terrasse sitzen, denn es ist ja trotzdem sehr warm. Ich nutze die Zeit, um neue Mückennetze für die Seitenfenster zu nähen. Die bei den vorhandenen Netzen verwendeten Magnete hatten wir mit stark klebendem Textilband befestigt. Doch bei Wärme löst sich der Kleber und das Band ist in den letzten drei Jahren an etlichen Stellen ausgetrocknet. Nun werden der Stoff und die in Plastik eingeschweißten und damit einnähbaren Flachmagnete aus dem alten Mückennetz der Hecktür -man soll nie etwas wegwerfen – passgerecht zugeschnitten und vernäht, natürlich alles per Hand. Damit bin ich den ganzen Tag und auch noch sm nächsten Morgen beschäftigt.

Zwischendurch gehen wir in die nahe Stadt zum Hafen, um für die Fähre in 7 Tagen einen Platz zu reservieren. Das ging innerhalb weniger Minuten bei einem sehr netten Angestellten , das glatte Gegenteil seiner Kollegin auf der anderen Seite des Sees, sehr unkompliziert. Allerdings deklarieren wir Yoda dieses Mal als ganz normales Auto , ohne Gastank. Lesson learned. Mit der staatlichen Fährgesellschaft zahlen wir nun insgesamt nur ca. 12 Euro, die Hälfte der Preises bei der Hinfahrt. Am Nachmittag regnet es wieder kräftig.

Finca Magdalena, 15.2.2025

Das Wetter hat sich deutlich verbessert, so dass wir morgen unsere Wanderung auf den Vulkan Maderas machen wollen und heute zum Ausgangspunkt des Wanderweges an der Finca Magdalena fahren.

Unsere Route führt uns fast einmal um den nördlichen Teil der Insel mit dem Vulkan Conception herum. Die anfangs asphaltierte Straße wird rasch ab dem kleinen Ort La Flor zur sehr holprigen Piste. Da wir einen unscheinbaren Abzweig verpassen, kommen wir praktisch aus Versehen durch das Dorf San Marcos und fahren bei San Pedro zum Seeufer.

Mittagspause am See bei der Finca America
Mittagspause am See bei der Finca America

Ein Glückstreffer, denn wir landen an der Finca America. Das flache, grasige Ufer mit schattigen Bäumen ist einfach der ideale Platz für eine ausgiebige Kaffeepause bis zum Mittagessen. Und es gibt wieder viel zu sehen. Im See wird gerade von den Frauen Wäsche gewaschen, während die Kinder baden. Die Männer bringen die Netze zum Fischfang aus und immer wieder werden Kuhherden zum Trinken an den See geführt. Weit reicht der Blick über den See bis zu den Vulkanen bei Granada, es gibt viele Wasservögel zu beobachten. Hinter uns hüllt sich der rund 1600 Meter hohe Vulkan Conception oft in Nebel, doch manchmal reißt die weiße Decke auf.

Auf unserer weiteren Fahrt wollen wir zunächst einer kleinen Piste folgen, die aber schon bald zu schmal wird. Also kehren wir um und nehmen die bis zum großen Ort Altagracia ungeteerte „Hauptstraße“. Wir sind begeistert von den ursprünglichen Siedlungen und der üppigen Vegetation der grünen Insel mit Bananenplantagen und dichtem Dschungel.

In El Quino treffen wir auf die durchgängig geteerte Hauptstraße, die von Moyogalpa kommend südwärts um die Insel führt und nun wird es deutlich touristischer. Viele Urlauber sind mit geliehenen Motorrollern unterwegs. Kurz bevor wir hinunter zur schmalen Landenge zwischen den beiden Inselteilen rollen, machen wir einen Stopp im Bistro des Mirador Los Volcanes, wo man einen tollen Blick auf die Küste und die Vulkane Conception und Maderas hat.

Der folgende Küstenstreifen zwischen Santo Domingo und Santa Cruz hat einen winzigen Streifen Sandstrand und ist daher das touristische Zentrum der Insel. Ein Hostel reiht sich ans andere, hier gefällt es uns nicht. Kurze Zeit später biegen wir am Fuß des Vulkan Maderas auf eine Piste ab, die uns nach 1,5 Kilometern zur Finca Magdalena führt. Im einfachen Gästehaus oder Garten der landwirtschaftlichen Kooperative kann man übernachten, auf der luftigen Terrasse wird sehr gutes Essen serviert, der ideale Stellplatz für unsere Wanderung. Wir sind die einzigen Gäste.

Finca Magdalena
Finca Magdalena

Schlammschlacht zum Vulkan Maderas, 16. 2 2025

Was für ein Tag! Schon mit Sonnenaufgang weckt uns die ohrenbetäubende Kakophonie der Brüllaffen und Papageien aus dem nahen Wald.

Tolle Bäume mit Lianen und Brettwurzeln im Trockenwald am Maderas
Riesige Bäume mit Lianen und Brettwurzeln im Trockenwald am Maderas

Gegen 7.45 Uhr starten wir unsere Tour auf den Vulkan Maderas. Knapp 1300 Höhenmeter und 8,5 Stunden extrem anstrengende Wanderung liegen vor uns. Doch letzteres wissen wir Gott sei Dank noch nicht. Die 400 Höhenmeter Aufstieg bis zum ersten Mirador verlaufen noch auf recht gutem Pfad. Es geht stellenweise steil hoch. Hier ist es im windstillen Trockenwald unglaublich stickig, der Schweiß rinnt uns am Körper runter. Schön sind die großen Urwaldbäume mit ihren beeindruckenden Brettwurzeln. Zwar hören wir viele Vögel, doch die einzigen Tiere, die wir sehen, sind die unermüdlichen Blattschneideameisen. Es gibt auf diesem ersten Stück viele Steine und etwas Matsch, doch alles noch im grünen Bereich. Dann kommen wir in die Nebelwaldzone und der Pfad wird bereits spürbar matschiger. Am Mirador gibt es die erste Pause, leider ohne Ausblick, denn alles hängt in den Wolken.

Vulkan Maderas
Unser Wanderziel, der Gipfel des Vulkan Maderas

Im weiteren Verlauf kommen wir in den Regenwald und hier verschlechtert sich der Weg stetig. Er wird steiler, steiniger und vor allem immer schlammiger. Manchmal reicht uns die braune Matsche bis zum Knöchel, obwohl wir versuchen auf die unter dem Schlamm versteckten Felsen oder Wurzeln zu treten. Es ist außerdem alles extrem rutschig, das Profil der Schuhe ist total zu. Jede Liane am Wegrand wird zum Festhalten genutzt. Die Angst, versehentlich mal in ein nicht freundlich gesinntes Tier, wie eine Schlange oder ein giftiges Insekt, wie z. B. die großen Taranteln, zu greifen, ist bald verflogen. Da wir auch die Hände zum Klettern über Steine, über sowie unter Bäume und Wurzeln brauchen, sehen wir bald aus wie die Ferkel. Ich renne mehrfach mit dem Kopf vor eine tiefhängendes Ast und muss mich auch ein paar Mal mit der Pobremse über Felsen abseilen. Meine Beine sind einfach zu kurz, um bei manchen Kletterstellen den nächsten sicheren Tritt zu erreichen. So dreckig war ich schon lange nicht. Es ist eine unglaubliche Schinderei.

Steiler Aufstieg durch Schlamm über Felsen und Wurzeln zum Vulkan Maderas
Steiler Aufstieg durch Schlamm über Felsen und Wurzeln zum Vulkan Maderas
Schlammschlacht zum Vulkan Maderas
Schlammspringer I

Nach endlosen 4 Stunden erreichen wir den höchsten Punkt, leider ist alles im Nebel und man sieht überhaupt nichts. Echt frustrierend. Wir lechzen jedoch nach einer Belohnung für unsere Mühen und klettern auch noch 200 Höhenmeter zum Kratersee runter. Immerhin wollen wir den Weg bis zum Ende gehen und dort soll es laut Wanderbeschreibung wirklich sehr schön sein, man soll sogar schwimmen können. Dieses letzte Wegstück verlangt uns wirklich alles ab. Sofern man überhaupt von einem Weg sprechen kann, ist es eine Kraxelei durch tiefen Schlamm, über bzw. unter Felsen und Baumwurzeln sehr steil nach unten. Dann stehen wir einigermaßen enttäuscht im Nebel von einer sumpfigen Pfütze im faulig stinkenden Schlamm. Zur Mittagspause muss ein Baumstamm im Matsch reichen. Nein, diese Quälerei hat sich absolut nicht gelohnt. Auch der Rückweg ist noch mühsamer, denn mit den total verschlammten Schuhe finden wir steil bergab keinen Halt. Außerdem sind wir nun doch sehr müde, die Knie schmerzen. Ja, man wird älter. Da ist es schon faszinierend, mit welches Lässigkeit die Guides, die einige Wandergruppen führen, jeden Tag diese Torturen bewältigen.

Kratersee im Nebel
Kratersee im Nebel
Schlammschlacht auf den Vulkan Maderas
Schlammspringer II

Kurz nach 16 Uhr kommen wir total erledigt an der Finca Magdalena an. Noch die Schuhe vom Schlamm befreien und dann duschen. Das tut gut. Trotzdem geht der Lehm nicht ganz von der Haut ab. Nachdem die letzten Wandergruppen verschwunden sind, ist es abends wieder herrlich friedlich hier.

Finca Magdalena, 17.2.2025

Spontan bleiben wir einen weiteren Tag in der friedlichen Finca. Es ist einfach zu schön in diesem tropischen Paradies fernab des Tourismus den großen Schmetterlingen, grünen Papageien und Kolibris zuzuschauen, die wie funkelnde Edelsteine zwischen den Blumen umherschwirren. Es gibt außerdem jede Menge bunter Vögel, deren Namen wir nicht kennen. Abgesehen vom Reinigen unserer verdreckten Ausrüstung verbummeln wir den ganzen Vormittag auf der schattigen Terrasse. Außerdem können wir dabei unseren heftigen Muskelkater pflegen, der die Quittung für die gestrige Wanderung ist.

Am Nachmittag sind wir wieder fit genug für eine Erkundungstour in der Umgebung der Finca. Die Attraktion sind die über 3000 Jahre alten Petroglyphen, die hier gefunden wurden. Ometepe ist berühmt für die abstrakten Steinritzungen. Auf unserer Runde beobachten wir auch noch eine große Gruppe Brüllaffen, die direkt über uns durch die Bäume turnen. Auch Eidechsen, viele Schmetterlinge und Papageien sind zu sehen.

Petroglyphen an der Finca Magdalena
Petroglyphen an der Finca Magdalena
Brüllaffen an der Finca Magdalena
Brüllaffen an der Finca Magdalena

Das große Gelände der 125 Jahre alten Hacienda gehörte bis zur Revolution der Familie Somoza und wird nun von einem Kollektiv aus 25 Bauern betrieben. Auf den Hängen des Vulkans Maderas wird in 1100 Metern Höhe Bio- Kaffee angebaut und in der Finca verarbeitet. Im Tal gibt es Bananenplantagen.

Die alten Gebäude der traditionellen Finca, in denen die Lodge untergebracht ist, sind schon ziemlich abgewirtschaftet und würden sich über eine Renovierung freuen. Auch die Wege zu den Petroglyphen, die verrotteten Infotafeln und der Garten könnten instand gehalten werden. Es ist so, wie in allen Ländern ab Mexiko: Es wird investiert und eine gewisse Infrastruktur geschaffen, aber danach nicht gepflegt und irgendwann ist und bleibt es kaputt.

Dennoch es ist ein wunderbarer Ort, um einen kleinen Einblick in den Alltag der Nicas zu bekommen. Ungefähr 5-7 Leute sind mit dem Betrieb des Restaurants, der Lodge und der Rezeption beschäftigt, 80 % des Tages verbringen sie mit Abhängen und haben genug Zeit für uns. Und das sehr nette Personal macht es uns leicht, spricht langsam und mit einfachen Worten, so dass trotz unserer erbärmlichen Sprachkünste kleine Unterhaltungen gelingen. Das macht wirklich Spaß. Ein Eisbrecher ist dabei unser Yoda, so ein Auto mit Schlafzimmer im Dachgeschoss sieht man auch hier selten. Besonders der aufgeweckte 8jährige Sohn der Köchin ist beeindruckt von unserer Trockentoilette. Ein sehr schöner Tag.

Blau-weiße Schönheit mit durchdringender Stimme

Playa El Peru, 18.2.2025

Morgens tauchen schon gegen 6.00 Uhr. als wir beim Frühstück auf der Terrasse der Finca Magdalena sitzen, die ersten hoffnungsvollen Wanderer mit ihren Guides zur Vulkantour auf. Ein wenig schadenfroh begutachten wir die noch makellosen weißen Sportschuhe und sauberen Shirts. Ob die wissen, was auf sie zukommt? Unser Muskelkater ist jedenfalls noch immer sehr munter.

Bananenernte auf Ometepe, südlich von Vulkan Maderas

Die weitere Fahrt führt auf einer rumpeligen, schmalen Piste um die Südküste der Insel herum. Die rauhe, ursprüngliche Landschaft begeistert uns. Es gibt nur wenige Dörfer. Die Häuser liegen versteckt in den Plantagen und sind häufig nur über Pfade zu erreichen. Manche sind aus Stein, überwiegend jedoch sehr simple Holz-oder Blechverschläge, aber gepflegt und ohne Müllhalden. Es gibt Strom und fließendes Wasser, doch die Wäsche wird im Bach oder See per Hand gewaschen. Einen Pkw hat hier keiner, höchstens ein leichtes Motorrad oder ein Fahrrad. In den Bananenplantagen ist Erntezeit. In großen Bündeln werden die Stauden auf Pickups oder Pferdekarren geladen. Touristen sehen wir in diesem Teil der Insel nicht.

Bananenernte auf Ometepe
Bananenernte auf Ometepe

Ab St. Ramon ist die Straße geteert, hier ändert sich das Bild. Denn der Wasserfall hier ist ein touristischer Anziehungspunkt, nun sind wieder die Leihmotorräder und Quads unterwegs, es gibt kleine Comedores und Hostels am Straßenrand. Mal geht die Straße direkt am Ufer entlang, der See hat deutliches Hochwasser und die Strände sind geflutet. Die größere Siedlung Merida ist kein Ort, sondern nur eine Ansammlung kleiner Häuser zwischen den Plantagen, die durch Pfade miteinander verbunden sind.

Vulkan Conception

Ein paar Kilometer hinter Merida fahren wir zu einem Gartenrestaurant am ebenfalls unter Wasser stehenden Playa El Peru. Hier sitzt man nett unter schattigen Bäumen. Auf der benachbarten Wiese können wir parken und übernachten. Im Restaurant sind viele Touristen und am späten Nachmittag auch etliche Nicas, vorzugsweise mit Radio und voll aufgedrehten Lautsprecherboxen. Bis zur Schließung des Lokals nach Sonnenuntergang ist ganz schön was los. Die Attraktion ist nämlich der wirklich spektakuläre Blick zum Conception auf der gegenüberliegenden Bucht, wenn die stets um den perfekten Vulkankegel ziehenden Wolkenfetzen am Abend von den letzten Sonnenstrahlen perfekt beleuchtet sind.

Vulkan Conception
Vulkan Conception

El Peregrino, 19.2.2025

Wir setzen unsere Inselumrundung fort. Je näher wir zum Hauptort Moyogalpa kommen, desto mehr nehmen der Autoverkehr und die touristischen Angebote zu. Es ist keine besonders spannende Strecke, am besten haben uns die ursprünglichen Gegenden im Bereich der ungeteerten Ringstraße gefallen. Moyogalpa erschien uns bei der Ankunft als kleiner Hafenort, jetzt kommt es uns schon richtig städtisch vor mit Supermarkt, vielen Geschäften und Lokalen.

Hostal El Peregrino
Der Conception mal ohne Nebelkappe

Wir übernachten wieder im Hostel El Peregino. Am Nachmittag steht großes Saubermachen auf dem Programm. Es gibt hier nämlich eine Waschmaschine. Wie üblich wird das Wasser per Hand über einen Schlauch zugeführt und auch nicht erhitzt, aber das Drehen und Schleudern der Wäsche in der Trommel läuft mit Motorkraft. Auch planen wir die bald anstehende Ausreise und die ersten Tage in Costa Rica. Morgen geht es auf die Fähre.