Wir machen uns auf in die Region Tuschetien, die wirklich am Ende der Welt liegt. Im Norden bilden die über 4000 m hohen Berge des Kauskasus die natürliche Grenze nach Tschetschenien, was zu Russland gehört, im Osten wird sie begrenzt durch das russische Dagestan. Grenzübergänge gibt es nicht. Von Westen kann man in vier bis fünf Tagen zu Fuß oder mit dem Pferd von Shatili aus über einen 3400 m hohen Pass dorthin gelangen. Erst seit 50 Jahren gibt es überhaupt eine Straßenverbindung nach Tuschetien, die von Süden über den Abanopass führt. Sie ist nur während 3 bis 4 Monaten im Jahr passierbar und nichts für Leute mit schwachen Nerven. Im Internet wird der Pass bei den “gefährlichsten Straßen der Welt“ an fünfter Stelle genannt, was aber stark übertrieben ist. Am 19.9. wagen wir uns an die Befahrung der einspurigen Piste, wir haben ja auch schon an den Tagen zuvor am Kreuzbärenpass fleißig geübt.
Es ist wieder ein traumhafter Spätsommertag mit knallblauem Himmel, in der Ebene bei Tianeti ist es noch ca. 27 Grad warm. Quasi zum Warmlaufen gurken wir zunächst etliche Kilometer in vielen Kurven über schmale Schotterstraße, die, wie so viele Straßen hier, gerade ausgebaut wird. Mittlerweile sind wir aber wahre Meister im Baustellenfahren. Danach schwenken wir nach Norden und kurz hinter der Ortschaft Pshaveli hört dann der Luxus einer asphaltierten Straße auf. Die Schotterspiste führt durch ein idyllisches Flusstal in die Berge hinein, immer höher schraubt sie sich hinauf. Das Tal wird enger, bis es nur noch eine wilde Schlucht ist, durch die der Gebirgsfluss braust.
Dort klettert die Piste die Felswand empor und am Talende geht es dann wirklich schwindelerregend in vielen Serpentinen hinauf über die Baumgrenze. Die Spitzkehren sind extrem eng und steil und müssen mit Schwung über die gesamte Fahrbahnbreite genommen werden, der Beifahrer muss stets Ausschau nach Gegenverkehr halten, während der Fahrer sich aufs Lenken und Gas geben konzentriert. Der Schotter ist oft rutschig, außerdem gibt es viele gemeine Bodenwellen, auf denen man aufsitzen würde, wenn man zu schnell fährt. So schrauben wir uns mit 5 bis 10 km/h überwiegend im ersten Gang in die Höhe. Oberhalb der Baumgrenze ab etwa 2000 m wird es aber erst richtig aufregend, denn nun hat man ja ungehinderte Sicht auf die Abgründe, die sich neben der Piste auftun. Es geht wirklich mehrere hundert Meter praktisch senkrecht runter, natürlich ohne jegliche Absicherung. Gott sei Dank ist Olaf schwindelfrei. An einer Kehre ist es so steil, dass der Motor ausgeht und wir nochmal ein Stück rückwärts rollen müssen, um erneut Anlauf zu nehmen. Unser braver Bus schlägt sich tapfer, ohne Vierradantrieb ist die Straße jedoch nicht zu bewältigen.
Gegen 16.00 Uhr stehen wir endlich in 2970 m auf der Passhöhe. Dort kommen kurze Zeit später einige ältere Herren aus Deutschland an. Sie sind mit geliehenen Geländemotorrädern für fünf Tage in Georgien unterwegs und haben sich für dieses Abenteuer eine wahre Rüstung mit Protektoren und Fullfacehelmen zugelegt. Das Begleitfahrzeug mit dem Gepäck fährt hinterher. Den “Gipfelsieg“ feiern sie gerade mit einer Dose Bier, als eine junge Frau ganz locker auf einem Leichtkraftrad mit flatterndem Sommerrock vorbei tuckert. Da bleibt den martialischen Motorradrittern die Spucke weg und wir können uns ein Grinsen nicht verkneifen.
Vom Pass bietet sich eine überwältigend schöne Aussicht zur Südseite in die Ebene und nach Norden auf die über 4000 m hohen Bergketten. Zu unseren Füßen windet sich die Piste wieder in unendlichen Kehren hinab in ein enges Tal. Wir aber werden heute hier auf dem höchsten Pass des Kaukasus übernachten. Der Sonnenuntergang, den wir vom warmen Bus genießen können, ist spektakulär, er färbt den Himmel orange-violett und läßt die schneebedeckten Felsgipfel und Gletscher aufleuchten. Und dann glitzern wieder unzählige Sterne und die Milchstraße über uns. Wir bestaunen diese für uns ungewohnte Pracht, bis die Kälte einen wieder in unser rollendes Heim zwingt. Erstaunlicherweise fahren auch nachts einige Autos über den Pass. Es ist ein Rätsel, wie sie das schaffen. Allerdings gibt es auch zahlreiche Kreuze mit Bildern junger Männer am Straßenrand. Gegen Mitternacht erhalten wir Besuch von einigen Polizisten, die sich sehr höflich nach unserem Wohlbefinden erkundigen. Irgendwer hat wohl die Notrufnummer 112 gewählt und jetzt sind sie auf der Suche nach den Hilfebedürftigen.
Am nächsten Morgen bewältigen wir die Abfahrt und restliche Strecke die Omalo in 3 Stunden, es sind nur 30 Kilometer. Die Piste ist steil und auch in den flacheren Passagen in einem sehr schlechten Zustand mit zahllosen, hohen Bodenwellen. Uns kommen Vieh-und Pferdeherden entgegen. Die Tiere werden von berittenen Hirten schon für den Winter in die Ebene getrieben, ein 60 Kilometer langer, beschwerlicher Weg über den Pass. Zum Dorf Omalo, dem wichtigsten Zentrum Tuschetiens, geht es nochmals kräftig bergauf. Der kleine Ort liegt wunderschön auf einem sonnigen Plateau hoch über dem engen Tal. Fast jedes Gebäude ist ein “Guesthouse“. Traditionell gibt es in der tuschetischen Dörfern stets einen tiefer liegenden Ortsteil, wo früher während der langen Wintermonate gewohnt wurde, und eine hoch gelegene Siedlung für den Sommer. Heute leben ganzjährig nur noch 2 Personen in der gesamten Region, die übrigen Einwohner siedeln für 9 Monate in die Ebene um und die Orte sind unbewohnt. Die Landschaft ist wirklich ein absoluter Traum, totale Einsamkeit, herrliche Wälder und weite, sonnige Wiesenflächen, tiefe Täler und wilde Berggipfel. Schöner könnte es nicht sein.
In der Nähe der hoch gelegenen Sommersiedlung Upper Omalo finden wir einen schönen Stellplatz mit tollem Blick über die Täler und Berge. Ein schöner Spaziergang führt uns zu einem Aussichtspunkt über die Schlucht des Pirikitis-Alazani-Flusses. Hier soll man die sehr seltenen Bezoarziegen beobachten können. Wir sehen nur einige Adler, die sich im Aufwind empor tragen lassen. Dann geht es zurück nach Upper Omalo mit seinen uralten Häusern aus Schiefersteinen und den mittelalterlichen Festungstürmen hoch über dem Ort. Am Abend lernen wir Leo kennen, einen Russen aus Moskau, der mit seinem Motorrad die Welt erkundet und in der Nähe unseres Stellplatzes zeltet. Im letzten Jahr war er in Indien und im Himalaya. Gemeinsam sitzen wir später am Lagerfeuer, trinken guten georgischen Rotwein, bewundern den glitzernden Sternenhimmel und reden über Gott und die Welt. Reisende verstehen sich meist auf Anhieb gut.
Eine sehr schöne Wanderung führt uns am nächsten Tag nach Dartlo, einem uralten Dorf, das 10 Kilometer von Omalo entfernt ist. In Tuschetien gibt es keine Straßen, die Dörfer sind durch Pfade und buckelige Schotterpisten miteinander verbunden. Wichtiges Verkehrsmittel ist nach wie vor das Pferd. Überall auf den Wiesen sehen wir Pferde in kleinen Gruppen frei herumlaufen und grasen. Auch für Wanderungen kann man sich überall Pferde leihen. Leo begleitet uns heute und wir haben viel zu erzählen. Der Weg führt uns durch herrlich bunte Herbstwälder mit schönen Ausblicken über einen Höhenrücken ins nächste Tal. In Dartlo gibt es nur eine Handvoll wunderbarer alter Häuser, die sich dicht aneinander an den Hang kuscheln und ausschließlich aus geschichteten Schieferplatten bestehen. Dazwischen stehen einige Wehrtürme mit kunstvollen Dächern. Wir fühlen uns wieder in eine andere Welt versetzt und sind restlos begeistert. Dabei ist das Leben der Einheimischen hier in der Einsamkeit alles andere als idyllisch, sondern verdammt hart. Der Tourismus durch Wanderer bringt ein wichtiges Zubrot. Es gibt in Dartlo mehrere Gästehäuser und ein “Restaurant“, wo wir hervorragend zu Mittag essen. Georgien ist ein kulinarisches Paradies für Vegetarier, es gibt sehr viele köstliche Gemüsegerichte, herrlichen Bergkäse und das selbstgebackene, oft noch warme Fladenbrot mit einer würzig-scharfen Pflaumensoße als Dipp ist ein Genuss. Nach 7 Stunden Wandern sind wir abends wieder am Bus und lassen den Tag am Lagerfeuer gemeinsam mit Leo ausklingen.
Nach einer frostigen Nacht brechen wir bei strahlendem Sonnenschein am nächsten Tag mit dem Bus nach Lower Omalo auf. Leo ist wieder mit an Bord. Im Ort wird zunächst gemütlich auf der sonnigen Terrasse eines Gästehauses ein Kaffee getrunken. Wir kaufen auch Wein, Käse und Fladenbrot. Dann fahren wir nach Shenako, den nur 10 Kilometer entfernten Nachbarort. Doch dafür ist ein tiefes, sehr steiles Tal mit 400 Höhenmetern zu überwinden. Olaf und unser Bus müssen wieder einmal ihr ganzes Können unter Beweis stellen, um die schwierige Piste zu bewältigen. Auch Shenako liegt wunderbar auf einer sonnigen Hochebene. Gerade werden die kleinen Felder für den Winter vorbereitet, der Pflug wird noch von einem Pferd gezogen. Von hier führt uns der Fußweg durch ein weites offenes Wiesental nach Diklo, was unmittelbar an der tschetschenischen Grenze liegt inmitten schneebedeckter Berge. Auch Diklo hat sehr schöne alte Bauernhäuser. Pferde, Hühner und Kühe laufen im Ort herum. In einem Gästehaus bekommen wir ein sehr gutes Mittagessen. Es gibt in diesen Privatpensionen keine Speisekarte, sondern man fragt die Wirtin, was an Vorräten vorhanden ist und daraus wird dann eine Mahlzeit gezaubert. Auf dem Rückweg passieren wir eine Kuhherde, die von einem ziemlich selbstbewussten, sehr großen Hirtenhund bewacht wird. Er bellt fürchterlich und fletscht wirklich sehr furchteinflössend sein scharfes Gebiss, tut uns aber nichts, als wir scheinbar gelassen an ihm vorbei gehen. Abends leeren wir zum letzten Mal mit Leo eine Flasche Rotwein am Lagerfeuer.
Am nächsten Tag verlassen wir wieder das Naturparadies Tuschetien. Morgens waren es nur 1 Grad im Bus, Leo ist in seinem Einwandzelt und dem dünnen Schlafsack fast erfroren. Auch er will heute wieder über den Abano-Pass zurück. Wir nehmen sein Gepäck im Auto mit, damit er mit seinem Motorrad leichter die rutschige Strecke bewältigen kann. Das Wetter ist mal wieder ein Traum, knallblauer Himmel und in der klaren Luft leuchtet der Herbstwald in seinen schönsten Farbtönen. Uns fällt es echt schwer aus dieser wunderschönen Gegend weg zu fahren, aber in spätestens zwei Wochen wird hier schon der erste Schnee fallen. Achtsam steuert Olaf den Bus über die miserable Straße, mehr als 10 km/h sind nicht drin. Der Pass lässt sich in Gegenrichtung leichter als befürchtet fahren, dennoch ist es eine ganz schöne Schinderei, die volle Konzentration erfordert. An die schwindelerregenden Abgründe haben wir uns aber mittlerweile gewöhnt und die außergewöhnliche Schönheit der Landschaft ist die Mühe absolut wert. Nach 3 Stunden ist die Passhöhe erreicht, Zeit für eine ausgiebige Mittagspause. Weitere 3 Stunden werden wir bis ins Tal brauchen. Zur Abwechslung sind während der Abfahrt viele Viehherden auf der Passstraße unterwegs, sie für den Winter ins Tal gebracht werden. Langsam schieben wir uns dann zwischen den stoisch auf der Piste stehenden Rindern durch. Gegen 18.00 Uhr sind wir im Tal und treffen uns an verabredeter Stelle mit Leo, um ihm sein Gepäck zu überreichen. Er wird weiter fahren, während wir am Fluss übernachten wollen. Es wird ein herzlicher Abschied, wir haben uns wirklich auf Anhieb sehr gut verstanden.
Nun geht es durch die weite Talebene Kachetiens. Hier ist es noch sommerlich warm, die Berge des Kaukasus im Norden und eine niedrigere Gebirgskette im Süden schützen die Gegend vor kühlen Winden. Durch das milde Klima wurde Kachetien zum wichtigsten Weinanbaugebiet Georgiens, die Weinlese ist nun Ende September in vollem Gange. Wir fahren in die Stadt Shignachi, die ganz im Südosten des Landes, nicht weit von der Grenze nach Aserbaidschan liegt. Sehr malerisch breiten sich die schönen alten Häuser auf einem Hügel hoch über dem Tal aus, umgeben von einer hohen Stadtmauer. Die Architektur und die Gärten mit Weinreben und den schlanken Zypressen erinnern fast an Italien. Was für ein Kontrast zu der nur 100 Kilometer entfernten rauen Hochgebirgswelt, aus der wir gestern gekommen sind. Der Blick reicht von der Stadtmauer aus bis zu den schneebedeckten Gipfeln des Kaukasus. Sehr viele Touristen schlendern genau wie wir durch die Altstadt, überall werden Andenken angeboten. Abends steht unser Bus auf einer großen Wiese mitten in der Talebene, die Grillen singen ihr Lied und die Frösche geben ebenfalls ein Konzert.
Morgens setzt auf dem Feldweg, in dessen Nähe wir übernachtet haben, reger Berufsverkehr ein. Die Erntearbeiter und Bauern fahren in ihren uralten LKW oder mit Pferdewagen zur Weinlese, dabei grüßen sie stets freundlich zu uns herüber. Wir fahren von Kachetien aus ca. 75 Kilometer weiter nach Süden. Unser Ziel ist die Klosteranlage David Gareja, die einsam unmittelbar an der Grenze zu Aserbaidschan liegt. Rasch wird die üppig grüne Vegetation immer karger, bis wir nur noch durch eine von der Sonne gelb verbrannte Steppe fahren. Es gibt hier keine Siedlungen mehr, einzig der kleine Ort Udabno liegt wie eine Oase in der kahlen Landschaft. Irre, vorgestern waren wir noch im Hochgebirge mit schneebedeckten Bergen und schattigen Wäldern, heute rollen wir durch eine ausgedorrte Halbwüste. Jetzt im Herbst sind die Temperaturen mit ca. 25 Grad angenehm, im Sommer klettert das Thermometer auf unerträgliche 50 Grad. Das Kloster ist schon ca. 1000 Jahre alt, früher lebten in den der 15 einzelne Klöster umfassenden Anlage 6000 Mönche. Sie wohnten meistens in Höhlen, die in die weichen Sandsteinfelsen geschlagen wurden. Leider können wir nur das Kloster Lavra besichtigen. Das wegen seiner Fresken berühmte Höhlenkloster Udabno liegt hoch auf einem Hügel darüber und schon auf dem Gebiet von Aserbaidschan. Laut Reiseführer soll es trotzdem meist zugänglich sein, aber die Grenzposten weisen uns wieder zurück. Nicht weit vom Kloster entfernt fahren wir mittags zu einer Flussoase, wo das Wasser als Viehtränke aufgestaut wurde. Ein sehr idyllischer und ruhiger Platz, der uns so gut gefällt, dass wir den Rest des Tages und auch die Nacht hier verbringen.
Am nächsten Tag setzen wir unsere Fahrt Richtung Westen fort und steuern die Höhlenklöster von Vardzia an, unser letztes Ziel in Georgien. Danach geht es wieder in die Türkei. Dort hatten wir auf der Hinfahrt nur sehr selten die für unser morgendliches Porridge nötigen Haferflocken kaufen können. Daher decken wir uns nun im nächsten größeren Ort vorsorglich schon mal mit 12 Paketen ein. Weiter geht es über die Schnellstraße durch die Vororte von Tiblisi mit dem nun schon vertrauten Verkehrschaos und dann in das schöne Karstgebirge des Algeti Nationalparks. Schließlich schwenkt unsere Route wieder nach Süden in Richtung Armenien und Türkei, die Landschaft wird wieder sehr karg. Nur mageres, sonnenverbranntes Gras bedeckt die weiten Täler und Berge. Die Straße klettert weiter hinauf in bis auf ca. 2200 m Höhe, die umgebenden Gipfel erreichen über 3200 m. In weitem Umkreis gibt es nur diese eine Straße, die ganz neu ausgebaut wurde. Der ausgezeichnete Zustand der Straße steht in merkwürdigen Kontrast zu den wenigen kleinen Dörfern, die sich an ihr aufreihen. Bisher haben wir schon viele ärmliche Gegenden in Georgien gesehen, aber diese Orte sind wirklich mehr als trostlos. Ungefähr die Hälfte der Gebäude steht leer oder sind verfallen, die anderen Häuser sehen aber nicht viel besser aus. Dass sie noch bewohnt sind, erkennt man nur an der Wäsche, die auf der Leine hängt und den zum Trocknen vor dem Haus aufgestapelten Kuhdung, der mangels Holz zum Feuer machen verwendet wird. Die Menschen hier leben ausschließlich von der sehr bescheidenen Viehwirtschaft, manchmal gibt es kleine Kartoffelfelder bei den Orten. Dort ist gerade Erntezeit und das ganze Dorf rückt aus, um mit Hacke und Hand die Knollen auszugraben. Irgendwie strahlen die Dörfer eine Zukunftslosigkeit aus, alles ist total herunter gewirtschaftet, nirgendwo wird etwas instant gesetzt oder renoviert. Dazu fehlen wohl schlicht die Mittel. Ein großer Gegensatz zu den touristischen Regionen, wo regelrechte Aufbruchstimmung herrscht. Uns wird wieder einmal sehr klar vor Augen geführt, wie priviligiert man ist, zufällig im wohlhabenden Deutschland geboren zu sein. Da wäre bei vielen, die zu Hause so gerne jammern und klagen doch ein wenig Demut angebracht.
Die weite, karge Steppenlandschaft des Kleinen Kaukasus ist einfach wunderschön. Und so beschließen wir spontan, am Ufer eines Sees über Nacht zu bleiben. Morgens wird noch frisches Obst und Gemüse gekauft und schon gegen Mittag erreichen wir dann am nächsten Tag die letzte Station unserer Georgien-Rundtour, das Kloster Wardzia in der Nähe der türkischen Grenze. Wardzia, das sind heute über 400 Höhlen und 13 Kirchen, die im 12.Jahrhundert in eine Felswand geschlagen und mit Gängen im Berg und über Leitern miteinander verbunden wurden. Früher gab es sogar 2000 Säle, die über 13 Etagen in der Felswand verteilt waren. Die Anlage wurden durch ein System von Kanälen mit Frischluft und Wasser aus einer Mineralquelle versorgt. So entstand eine richtige Stadt, in der einst ca. 2000 Mönche lebten und die bei Angriffen bis zu 50.000 Menschen aus den umliegenden Orten Zuflucht bot. Ein großes Erdbeben hat vor 800 Jahren viele Höhlen zerstört, trotzdem ist es noch immer unglaublich eindrucksvoll durch diesen wie einen Schweizer Käse durchlöcherten Berg zu kriechen. Einige der Höhlen sind sogar noch von Mönchen bewohnt. Unsere letzte Nacht in Georgien verbringen wir auf einem schönen Stellplatz oberhalb von Wardzia mit Bilderbuchblick auf die Höhlenstadt.
Ein ganz toller Bericht, klingt nach einer schönen und spannenden Etappe!
Guter, faktenreicher Bericht, hilft bei der Reiseplanung.
Danke!
Vielen Dank für Eure schönen Tourberichte. Du schreibst, dass man ohne Vierradantrieb ( Allrad) den Abano Pass nicht schafft. Habt Ihr denn Allrad an Eurem Bus? Wir werden nämlich dieses Jagr nach Georgien starten. Ohne Allrad, sind aber aus Südamerika 2015 schon so einiges gewohnt:)
Ganz herzliche Grüße
und weitere wunderschöne Reisen, Andrea
Hallo Andrea! Ja, wir sind damals mit einem VW-Bus T6 mit Allradantrieb ohne Untersetzungsgetriebe gefahren. Mein Eindruck war, dass die Strecke ohne Allrad nicht zu bewerkstelligen ist. Im Blogtext sind ja schon die Gründe genannt. Trotzdem findet man auf solchen Straßen immer wieder 2WD-Fahrzeuge, die es schaffen. Als unmöglich würde ich es nicht ansehen. Teilweise loser Schotter und Bodenwellen. Ist auch immer eine Frage des aktuellen Wetters und der aktuellen Straßenwartung. Wir trafen in Omalo einen russischen Motorradfahrer mit einer Straßenmaschine und Reifen mit wenig Profil, der arge Schwierigkeiten hatte. Auf dem Rückweg hatten wir sein Gepäck in unserem Bus, was ihm sehr geholfen hat. Die georgischen Kleinbusse auf dieser Strecke haben alle 4WD-Antrieb.
Viele Grüße
Olaf