25.11.2024 Einreise nach Guatemala in den Nationalpark Yaxha
Ganz gemütlich lassen wir den Tag angehen. Trotz unserer frühen Aufstehzeit zum Sonnenaufgang um 6 Uhr kommen wir erst drei Stunden später nach unserem üblichen Vormittagskaffee los.
Bis zur Grenze nach Guatemala ist es nicht weit. Wie immer ist das Prozedere des Grenzübertritts absolut rätselhaft, wenn man nicht durch Informationen in den einschlägigen Overlander-Medien geschult ist. Die zu durchlaufenden Stationen sind nämlich weder beschildert noch räumlich in der entsprechenden Reihenfolge angelegt. Zuerst erfolgt natürlich die Ausreise aus Belize. Unsere Pässe bekommen einen Exit-Stempel, nachdem wir eine Ausreisegebühr von umgerechnet 40 Euro gezahlt haben. Dann muss Yoda noch offiziell ausgeführt werden. Anschließend erfolgt die Desinfektion des Landcruisers und mit der Quittung, dass alles „clean“ ist, erreichen wir die Gebäude für die Einreise nach Guatemala. Von dort gehen wir zu einem außerhalb der Grenzanlagen gelegenen privaten Copyshop, wo Pass mit dem frischen Einreisestempel und bei Bedarf der Fahrzeugschein und Führerschein kopiert werden. Rings um den Shop gibt es etliche Imbissbuden, falls man während der Zollprozedur droht zu verhungern. Das bunt-chaotische Bild wird natürlich untermalt von lauter Musik. Es ist eine tolle Party-Stimmung hier verglichen mit den martialisch-einschüchternden Grenzübergängen in Nordamerika.
Mit den Kopien gehen wir dann zum Zoll, um das Auto nach Guatemala einzuführen. Dafür muss eine Gebühr in der Landeswährung gezahlt werden. Geldumtausch ist aber nur in der Grenzstadt nach einem 10 minütlichen Fußweg möglich oder praktischerweise im besagten Copyshop mit 25% Preisaufschlag. Also wieder zum Copyshop, dann zurück zum Zoll. Endlose Formulare werden durch die gelangweilte Beamtin ausgefüllt und das Auto von außen begutachtet. Wir haben ausreichend Zeit, uns an der wild blinkenden Weihnachtsbeleuchtung und dem bunten Plastikchristbaum zu erfreuen, die das Zollgebäude schmücken. Nach rund 90 Minuten öffnet sich endlich der Schlagbaum in unser neues Reiseland. „Bienvenido a Guatemala y Feliz Navidad“ wünscht uns der freundliche Grenzer. Für die Brücke über den Grenzfluss wird wieder eine Gebühr fällig, hier ist jede Währung willkommen. Und schwups, sind wir mitten im quirligen Alltag einer lateinamerikanischen Stadt mit chaotischen Straßenverkehr, unzähligen Verkaufsständen und permanenter Musikbeschallung in maximaler Lautstärke. Das gab es so im britisch geprägten Belize nicht.
Weiter geht es zuerst mal zum Geldautomaten und zur Tankstelle, dann zum Telefonladen, um eine Simkarte zu kaufen. Erst im zweiten Shop sind wir bei Claro erfolgreich. Für die billere Karte von Tigo hätten wir bis Flores fahren müssen. Danach erfolgt noch ein Großeinkauf auf dem Markt. Bei den günstigen Lebensmittelpreisen macht das Einkaufen wieder richtig Spaß. Endlich rollen wir am frühen Nachmittag auf der Landstraße nach Süden.
Zur Geschwindigkeitsreduzierung nutzt man hier offensichtlich das „umgekehrte“ Topes-System. Anstatt der aufgesetzten Schwellen ist die Fahrbahn gespickt mit sehr tiefen Schlaglöchern in allen Größen. Die Dörfer ähneln wieder denen in Mexiko mit kleinen, wellblechgedeckten Ein-Raum-Häusern, lehmigem Hof und nicht selten jeder Menge Müll ringsherum.
Sattes Grün ist die alles beherrschende Farbe der Landschaft im Petén. Hier gibt es die größten noch intakten Regenwälder Zentralamerikas. Nach 30 Kilometern biegen wir auf eine sehr holprige Piste ab, die uns 10 Kilometer weit in den Dschungel des Nationalparks Yaxha bringt.
Nach dem Parkeingang ist eine größere Furt zu durchfahren, im weiterem Verlauf gibt einige sehr steile Passagen hoch und runter mit Felsen und tiefen Schlammrinnen. Der Campingbereich direkt am See ist zum Teil überflutet, all dies noch die Folgen des letzten Tropensturms. Doch da wir die einzigen Gäste sind, reicht der Platz direkt am Ufer für uns. Da die Duschen am See auch geflutet sind, improvisieren wir mit unserer kleinen akkubetriebenen Handdusche, die wir im Toilettenvorraum in unser Faltwaschbecken tauchen. Das funktioniert überraschend gut.
Bis auf die pfeifenden Vogelstimmen und das unheimliche, heiser-raue Geschrei der Brüllaffen ist es absolut still. Ein wunderschöner Platz. Und der traumhafte Sonnenuntergang über dem See lässt uns fast die übliche Moskitoinvasion vergessen. Doch die Idylle ist auch trügerisch: Im See paddelt gemütlich ein Krokodil wenige Meter von uns entfernt vorbei und besonders nach Einbruch der Dunkelheit soll man, wie überall, sehr auf giftige Schlangen achten.
26.11.2024 Yaxha
Noch vor Sonnenaufgang weckt mich der wirklich ohrenbetäubende Lärm der Papageien und Brüllaffen. Olaf schnarcht dagegen eine Etage tiefer ungestört weiter.
Bei unserer Besichtigungstour der Ruinen von Yaxha sind wir wieder einmal ganz alleine. Besonders von der höchsten Pyramide hat man einen herrlichen Blick über den Wald und den See. Hier sind wir auf Höhe der Baumkronen und haben damit den idealen Platz, um Vögel und Affen zu beobachten. Besonders die Gruppen der etwa einen Meter großen schwarzen Brüllaffen bieten eine tolle Vorführung, indem sie direkt vor unserer Nase sich elegant von Ast zu Ast schwingen. Der lange Schwanz wird dabei wie eine fünftes Gliedmaß benutzt.
Am Nachmittag fahren wir weiter zum 60 Kilometer entfernten Tikal. Als UNESCO Welterbe ist es natürlich ein wahrer Touristenmagnet. Das zeigt sich schon an den saftigen Eintrittspreisen. Rund 20 Euro sind pro Person fällig, allerdings nur für Ausländer. Einheimische Besucher zahlen nur 3 Euro. Diese Differenzierung von Ticketpreisen ist überall üblich, allerdings sind woanders die Unterschiede nicht so krass.
Direkt am Eingang zu den Ruinen befindet sich ein Campingplatz. Dort werden wir übernachten, um morgen schon sehr früh vor den befürchteten Touristenmassen unsere Besichtigungstour zu starten.
27.11.2024 Tikal
Heute steht die Besichtigung von Tikal an. Die gewaltige Ruinenstadt mitten im Regenwald ist Inbegriff der klassischen Mayakultur. Schon vor fast 3000 Jahren entstanden die ersten Siedlungen und 1000 Jahre später wurden die ersten Pyramiden gebaut. Tikal ist als UNESCO-Welterbe DIE Sehenswürdigkeit Guatemalas, hier muss einfach jeder hin. Entsprechend aufwändig ist die touristische Infrastruktur, ganze Heerscharen von Guides und Kleinbussen stehen für die Besucher bereit.
Schon ab 6 Uhr ist das weitläufige Gelände geöffnet. Dann kann man den Sonnenaufgang von einer der Pyramiden aus bestaunen, allerdings nur mit zusätzlichem Eintritt und Guide. Wir sind erst eine Stunde später unterwegs. Es ist trotzdem noch wunderbar leer und wir haben einen Großteil der Ruinen fast für uns alleine. Ein Teil des Flairs von Tikal kommt natürlich durch die idyllische Lage mitten im Dschungel. Unsere Entdeckungstour wird begleitet von den exotischen Lauten vieler Vögel und dem rauhen Gebrüll der Affen, die sich auch sehr dekorativ in den Bäumen zeigen. Unsere Favoriten aber sind die niedlichen, sehr zutraulichen Nasenbären.
Absolut beeindruckend und anders als die vielen Ruinenstädte, die wir bisher gesehen haben, ist die Größe der Anlage mit ihrer Fülle von Tempeln und Palästen, vor allem aber die Architektur der sehr steilen und hohen Pyramiden. Auf viele dieser Bauwerke kann man über hölzerne Treppen hinaufsteigen.
Um nur die größten Highlights zu sehen, sind wir rund 5 Stunden beschäftigt. Allerdings gönnen wir es uns, auch einfach nur mal still irgendwo einige Zeit zu sitzen und zu schauen. Diesen Luxus haben die ab dem späten Vormittag in größeren Gruppen geführten Besucherscharen nicht. Gesättigt von vielen Eindrücken machen wir uns nach dem Mittagessen am Landrcruiser wieder auf den Weg. Nach zwei Stunden Fahrt ist der ruhige Campingplatz -wir sind die einzigen Gäste- im privaten Naturpark Ixoanpajul genau richtig, um den Tag sacken zu lassen.
28.11.2024 Flores und Fahrt nach Sayaxche
Rasch ist morgens die Stadt Flores erreicht. Die bunten Häuser breiten sich vollständig auf der kleinen, kreisrunden Insel in der Laguna Peten aus, die über eine Brücke mit dem Land verbunden ist. Da im Laufe der Jahre der Pegel des Sees gestiegen ist, stehen die Gebäude am Ufer ebenso wie die Seepromenade teilweise im Wasser, ein kleines Venedig. Natürliches ist dieser malerische Ort ein Touristenmagnet. So gibt es reihenweise Hotels und Restaurants mit schönen Terrassen zum See. In den schmalen Gassen flitzen rote Tuktuks als Taxi umher. Über den See verkehren kleine Boote als Transportmittel. Wir verbringen hier einen geruhsamen Vormittag.
Nach dem Großeinkauf in einem Supermarkt in der größeren Stadt San Benito geht es dann auf die Landstraße. Eine sehr schlaglochreiche Piste bringt uns zur guten Fernstraße 5 nach Süden. Im Ort El Subin können wir zunächst die Weiterführung der Straße nicht finden. Sie endet einfach im Nichts an einem Sandwall. Etwas ratlos fragen wir einen alten Mann nach dem Weg zum Ort Sayaxche. Oh Wunder, mein rudimentäres Spanisch scheint geradezu perfekt gewesen zu sein, denn ich bekomme ein zahnloses freundliches Lächeln und die Auskunft, einfach noch 15 Kilometer geradeaus zu fahren. Wir dummen Gringos sind natürlich nicht auf die Idee gekommen, über den unscheinbaren Schotterweg und die einspurige Behelfsbrücke auszuweichen. Auf der anderen Flussseite geht eine breite Teerstraße weiter, der Rest ist wohl irgendwann mal von einer Flut weggerissen worden.
Wenig später endet dann die Hauptstraße wieder am Wasser. Doch hier am Ort Sayaxche bringen mehrere Fähren den regen Verkehr auf das andere Ufer des breiten Flusses. Diese Überfahrt ist absolut das Highlight des Tages.
Die sehr rustikalen Fähren werden mit Autos und Lkw bis zum Anschlag vollgepackt und dann mit zwei Außenbordmotoren, die jeweils von einem in einem Fass an der Seite der Fähre sitzenden Mann gesteuert werden, über den Fluss gefahren. Es gibt zwei große und viele kleine Fähren, die im bunten Chaos die Fahrzeuge aufnehmen. Das alles natürlich wild durcheinander mit viel Gehupe, Geschrei und Musik. Am Fähranleger gibt es Lokale und Geschäfte. Hier tobt das Leben! Wir können uns nicht sattsehen.
Nur wenige Kilometer weiter rollen wir gegen 16 Uhr auf den Parkplatz des Parque Bational El Rosario. Hier können wir übernachten, es gibt sogar eine rudimentäre Dusche, die aus einem Rohr in der Decke kaltes Wasser spendet. Für die Nacht zahlen wir 12 Euro. Dafür gibt es aber die kleinen Krokodile in der Lagune, die bunten Papageien, das ohrenbetäubende Gebrüll der Affen in den Bäumen direkt über uns und die natürlich zahllosen Moskitos kostenlos. Leider können wir uns wegen der letzteren nur im Auto aufhalten. Nun bewähren sich wieder die beiden Handventilatoren, die die Temperatur im Fahrzeug erträglich machen.
29.11.2024 Zum Nationalpark Lanquin
Eine lange Fahrt – aber was für ein toller Tag. Über eine kurvenreiche Landstraße nähern wir uns den abrupt aus der Ebene steil ansteigenden Bergen. Immer kleiner und ärmlicher werden die indigenen Dörfer, immer dürrer die zahllosen Straßenhunde. Für uns wohlstandsverwöhnte Mitteleuropäer ist der Anblick der im Dreck stehenden einfachen Holzhütten mit ihren löchrigen Wellblechdächern schwer zu ertragen. Manchmal werden sogar die Wände durch Plastikfolien ersetzt. In diesen nur ca. 15-20 Quadratmeter großen Häusern leben Familien mit sehr vielen Kindern. Die Frauen haben meist ein Kind an der Hand und tragen ein Kleinkind in einem Tuch auf dem Rücken. Sehr schön ist ihre traditionelle Kleidung mit einem weiten, langen Rock, der in allen Regenbogenfarben gewebt ist und einem einfarbigen Spitzenhemd.
In den größeren Orten herrscht auf der Hauptstraße ein buntes Chaos aus Motorrädern, Tuk-Tuks, Collektivos und Lkw, die sich zwischen den Läden und Marktständen hindurch quetschen. Das am meisten verbreitete Verkehrsmittel ist ein leichtes Motorrad, auf dem locker eine vier- bis sechsköpfige Familie Platz findet. Papa lenkt und hat ein Kind als Airbag vor sich. Auf dem Rücksitz befindet sich die Mutter mit einem Kind auf dem Schoß und ggf. weiterer Nachwuchs wird seitlich unter den Arm geklemmt bzw. liegt im Tragetuch auf dem Rücken. Als Collektivos werden häufig Pickups genutzt, auf deren Ladefläche die Fahrgäste so eng gedrängt stehen, dass wirklich niemand hinunterpurzeln kann. Wir kommen heute nur langsam vorwärts, für 250 Kilometer sind wir den ganzen Tag unterwegs. Schuld sind vor allem die Tumulos, wie die Topes in Guatemala heißen, mit denen in der Regel die gesamten Ortsdurchfahrten in kurzen Abständen bestückt sind. Jede dieser Fahrbahnschwellen ist so steil und schmal, dass man wirklich bis fast zum Stillstand abbremsen muss. Quasi stehende Hindernisse sind die überladenen, altersschwachen Lkw, die mit Schrittgeschwindigkeit rollen. Sie werden von den übrigen Verkehsteilnehmern todesmutig auch an den unübersichtlichen Stellen der schmalen Straßen überholt. Uns stehen oft angesichts der riskanten Fahrweise die Haare zu Berge.
Wir kurven immer höher durch die steilen Berge und engen Täler. Ab 1200 Meter wächst Kiefernwald und wir durchfahren die ersten Kaffeeplantagen. Und wie herrlich – es gibt keine Moskitos mehr! Bis auf 1600 Meter geht es hoch, dann biegen wir von der Hauptstraße ab und sausen in vielen Kurven um 1000 Höhenmeter hinunter in den Regenwald ins Tal zu den Grutas de Laquin, unserem Tagesziel.
Die Prozedur zum Eintritt in den Naturpark ist mal wieder ein Paradebeispiel für die arbeitsplatzsichernde Bürokratieverliebtheit in Lateinamerika. Beim Ticketschalter werden Namen, Nationalität, Adresse und Autokennzeichen in einer dicken Kladde notiert. Dann werden auf jedes der drei Tickets (Übernachtung, Parkgebühr, Besichtigung) unsere Daten per Hand eingetragen, wir dürfen das Original behalten und ein Durchschlag wird abgeheftet. Dann durchfahren wir einen Schlagbaum, der von einem hierfür angestellten Wärter geöffnet wird. Wenige Meter dahinter wird am eigentlichen Eintritt jedes Ticket abgestempelt und ein Coupon abgerissen. Die Ticketnummer wird wiederum mit unseren Daten in einem Formular notiert. Am Parkplatz gibt es einen Mann, der uns einweist und die ganze Nacht wird selbstverständlich der Eingang bewacht.
Die Tropfsteinhöhle an einem wunderschönen, türkisfarbenen Gebirgsfluss kann auf eigene Faust besichtigt werden. Allerdings ist das eine sehr rutschige Angelegenheit. Die Höhle ist nur spärlich beleuchtet und die Pfade über Felsen und nassen Lehm sind extrem glatt. Wir laufen wie auf Seife. Hauptattraktion sind die Hunderte von Fledermäusen, die mit Einbruch der Dunkelheit ins Freie fliegen. Wir übernachten heute auf dem Parkplatz zum Höhleneingang und genießen endlich einen moskitofreien Abend.
30.11.2024 Badetag in Semuc Champey
Die Sinterterrassen von Senuc Champey sind eine der Hauptattraktionen Guatemalas. Eine sehr steile Straße führt uns 12 Kilometer bergauf und bergab in ein benachbartes Tal. Sehr beeindruckend ragen die schroffen Berge des Hochlandes empor. In zwei Ortsdurchfahrten wird es wieder im Gewusel der wild umeinander kurvenden Fahrzeuge spannend. Autofahren in Guatemala ist nichts für schwache Nerven.
In Semuc Champey durchströmt ein türkisfarbener Gebirgsfluss mehrere Sinterterrassen, in deren Pools man herrlich baden kann. Im Wasser wimmelt es von kleinen Fischchen, die einem zutraulich die Füsse beknabbern. Vor dem kühlen Vergnügen schnaufen wir jedoch über Treppen und steile Steinstufen einen Talhang hinauf zu einem 375 Meter höher gelegenen Aussichtspunkt mit einer Holzplattform über dem Abgrund und werden mit einem wunderschönen Blick auf den Fluss reich belohnt.
Natürlich ist heute am Samstag im Naturpark besonders viel los. Nicht nur die typischen Traveller sind hier, sondern auch viele Einheimische genießen hier ihr Wochenende. Unangenehm fällt uns am späten Nachmittag eine Gruppe junger amerikanischer Backpacker auf, die mit einem Tourbus von der Badestelle kommt und mit großem Selbstbewussten in denkbar knapper Badekleidung, also quasi nackt, mitten durch den Ort Lanquin spaziert. Die Blicke der einheimischen Frauen sind sehr vielsagend, wir schämen uns. Wir können im Garten des Hotels El Recreo parken und übernachten.
01.12.2024 Von Lanquin nach Sacapulas
Heute ist es überwiegend bewölkt, ganz ungewohnt für uns. Wir fahren wieder zurück zur 50 Kilometer entfernten Stadt Coban und kehren gegen Mittag in Santa Cruz Verapaz in das Cafe Restaurant Aurora ein, das zu einer Kaffeeplantage gehört. Eine Empfehlung aus Googlemaps. Das villenähnliche Gebäude liegt in einem großen Park. Am Eingang zum Grundstück sitzt ein Pförtner, nach der langen Auffahrt passieren wir noch einen Posten der Security mit Pumpgun. Die stehen ja auch in Supermärkten rum. Trotzdem ein merkwürdiges Gefühl, diese allgegenwärtige Überwachung. Das Lokal ist auf edel gemacht, hat fast deutsche Preise und ist Welten von den üblichen Comedores entfernt.
Den ganzen Tag fahren wir endlos über Bergstraßen hoch und runter. Die Straßen sind schmal, extrem kurvenreich und sehr steil. In den Orten bremsen die Tumulos, außerdem Lkw und die am Berg sehr langsamen Tuktuks. Den richtigen Weg durch einen Ort zu finden, ist gar nicht so leicht. Es gibt meist keine durchgehende Beschilderung und weder das Tom-Tom-Navi noch Googlemaps kennen die vielen Einbahnstraßen oder die durch Straßenmärkte blockierten Wege. So müssen wir höllisch aufpassen, um uns nicht irgendwo zwischen Marktständen festzufahren.
Die Berge werden immer höher, bis auf 2100 Meter führt uns die Straße. Hier oben im Nebel ist es mit nur 15 Grad richtig kalt. Die Fahrt durch die steile Gebirgslandschaft ist sehr schön, aber auch echt anstrengend. Wieder einmal haben wir die Fahrtzeit für die heutige Etappenlänge gnadenlos unterschätzt. Im Durchschnitt sind wir nur mit 30, maximal 40 km/h unterwegs, unglaublich. So kommen wir nach rund 180 Kilometern erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit in Sacapulcas auf dem Gelände eines Restaurants mit Schwimmbad an, wo wir für 50 Quezal im Garten übernachten können. Es gibt saubere Toiletten und sehr saubere Duschen, natürlich nur mit Betonfußboden und kaltem Wasser. Ein sehr guter Übernachtungsplatz, die Hinweise in iOverlander sind wirklich extrem hilfreich.
02.12.2024 Nach Quezaltenango
Und weiter geht die Fahrt durch die Berge. Wie gehabt wieder über endlose Serpentinen hoch und runter. Die Durchfahrten größerer Orte sind wirklich anstrengend, weil wir uns nicht auf das Routing per Navi verlassen können und die Beschilderung weitgehend fehlt. Auch in der größeren Stadt Huehuetunango haben wir dieses Problem. Wir ignorieren das Navi, folgen möglichst den Hauptstraßen und orientieren uns nach der Himmelsrichtung. Klappt zu zweit gut, erfordert aber viel Konzentration, da im Straßenverkehr gnadenlos das Recht des Stärksten gilt. Ich bewundere stets Olaf für seine unerschütterliche Gelassenheit mitten im Verkehrschaos. Heute sehen wir erstmals einen Tourenradler. Er ist mit ultraleichtem Gepäck unterwegs, angesichts der extremen Topographie nicht anders möglich und dann noch immer eine irre Leistung.
Unsere Route bringt uns heute bis auf 2800 Meter hinauf. Ab 2500 Meter Höhe fahren wir im Nieselregen durch Wolken, es sind nur noch ca. 10 Grad. Die Dörfer sehen nun deutlich trister aus als bei Sonnenschein. In den zugigen Blechdach-Häusern ohne Ofen und Fensterscheiben muss es ganz schön kalt sein.
Schließlich nähern wir uns dem dichter besiedelten Hochland. In den Straßengräben türmt sich der Abfall, manchmal sieht es so aus, als wäre hier ein Müllauto verunglückt. Hiervon leben die unzähligen Straßenhunde, die in ihrem Revier die Straßenabschnitte systematisch nach Essen absuchen. Bei dem heutigen nasskalten Wetter sehen die verfrorenen, knochigen Tiere noch erbärmlicher aus. An liebsten würde ich sie alle mitnehmen.
In steilen Kurven fahren wir schließlich hinunter nach Quetzaltenango. Die zweitgrößte Stadt Guatemalas liegt auf 2000 Metern Höhe in einem großen Talkessel. Wir umfahren das Zentrum und kämpfen uns auf vierspurigen Straßen und irren Verkehr zu einem großen Einkaufszentrum, das aussieht wie eine glitzernde Mall in Las Vegas. Was für ein Kontrast zu den Märkten auf dem Land. Leider gibt es hier im Walmart nicht wie erhofft unser geliebtes Couscous zu kaufen. Wir werden also künftig auf Quinoa und Nudeln umsteigen.
Eine weitere halbe Stunde Fahrt bringt uns am Nachmittag in den Ort Llano de Pinal am Fuß des Vulkans Santa Maria. Die Häuser sind auch hier sehr ärmlich, überall liegt viel Unrat. Dagegen sind die Dörfer in den Bergen eine wahre Idylle. Wir fahren zum Übernachten auf einen Parkplatz im Hinterhof von Don Alberto, einem Bauern am Ortsrand. Der Platz liegt direkt am Beginn der Wanderwege zu den Vulkanen. Hier auf 2500 Metern Höhe sind wir kurz unterhalb der Wolken. Es ist auch mit Daunenjacke draußen empfindlich kalt, so dass wir schon früh im Yoda verschwinden.