In 6 Tagen über den Malerweg (Elbsandsteingebirge)

Das Elbsandsteingebirge mit seinen dramatischen Felsformationen und Tafelbergen ist ein Eldorado für Kletterer und Wanderer. Der Malerweg führt in weitem Bogen als Rundweg durch diese in Europa einmalige Landschaft.

C.-D. Friedrich: Der Wanderer über dem Nebelmeer

Bekannt wurde die Schönheit der Region durch die Maler der Romantik. Wer kennt nicht die Bilder von Caspar David Friedrich oder Ludwig Richter? Sie waren im 18. Jahrhundert das, was heute Instragram oder Tiktok sind und machten die „Sächsische Schweiz“ zum internationalen Mekka von Künstlern und Reiseziel des wohlhabenden Bürgertums. Ihnen verdankt der Malerweg seinen Namen.

Heute gilt der Malerweg als einer der schönsten und zu Recht populärsten Fernwanderwege in Deutschland.  Er startet in Pirna-Liebethal und führt auf der Nordseite der Elbe bis nach Schmilka an der tschechischen Grenze. Eine Fähre bringt den Wanderer über den Fluss. Auf der Südseite  geht es dann zurück nach Pirna, wo der Weg am Marktplatz endet.

Malerweg (entnommen: Komoot)

Auf der Strecke von ca. 120 Kilometern müssen rund 3.600 Höhenmeter jeweils bergauf und bergab bewältigt werden. Ein besonderes Schmankerl sind dabei die vielen Eisenleitern, Treppen und Stiegen, die den Wanderer sicher auf zerklüftete Tafelberge, zwischen enge Felsspalten hindurch oder in tiefe, wild-romantische Täler führen. Insgesamt 7.354 Stufen sollen es sein, oft verbunden mit ein wenig Kraxelei. Dazwischen verwöhnt der Malerweg den Wanderer mit grandiosen Fernblicken. Etwas Kondition und Trittsicherheit sollte man aber mitbringen, um Spaß an der Wanderung zu haben.

Unsere Tour auf dem Malerweg im Überblick

Im Sommer ist wirklich sehr viel Betrieb am Malerweg. Um den „Menschenmassen“ zu entgehen, haben wir uns daher bewußt für eine Wanderung Ende Oktober und damit am Schluss der Saison entschieden. Aber auch in dieser Jahreszeit ist an den Hauptsehenswürdigkeiten einiges los, absolute Waldeinsamkeit findet hier nicht.

Außerdem laufen wir entgegen der empfohlenen Richtung und starten am Marktplatz in Pirna anstatt in Liebethal. So können die leichteren Etappen auf der Südseite der Elbe zum Einlaufen genutzt werden. Vor allem sind wir am Wochenende nicht an der „Bastei“, dem absoluten Epizentrum des Tourismus in der Sächsischen Schweiz. Absolute Einsamkeit wird

Vom 20. – 25.10.2024 können meine Tochter Eva und ich so bei traumhaft warmen Herbstwetter den Malerweg wirklich genießen.

Kenndaten unserer Tour

Start / Ende: Pirna (Markt) / Pirna- Liebethal (Liebethaler Grund/Bushaltestelle)
Länge: 150 km (115,7 km Malerweg plus zusätzliche Strecke zu Unterkünften und Abstecher von der Route)
Höhenmeter: 3.230 m bergauf / 3.190 m bergab (ohne Abstecher)

Anreise: von Dresden mit S-Bahn bis Bahnhof Pirna,  Fußweg zur Altstadt/Markt (1 km)
Abreise: Fußweg vom Liebethaler Grund zur Bushaltestelle (70 m), Busfahrt bis Bahnhof Pirna, S-Bahn nach Dresden

Unsere Etappenplanung

Den GPX-Track zum kostenlosen Download (unterteilt in 8 Etappen) findet man auf der Webseite des Sächsischen Tourismusverbandes. Hier werden ausgehend vom offiziellen Start in Pirna-Liebethal auch die einzelnen Etappen detailliert beschrieben und Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels, Gasthöfen, Pensionen etc. benannt. In der Wander-App Komoot gibt es den gleichen GPX-Track als eine Gesamt-Datei.

Wir haben die teilweise sehr kurzen 8 Etappen zu 6 Tagen zusammengefasst. Trotzdem bleibt noch genug Zeit für Pausen, Abstecher und viele Fotostopps. Unsere Etappenlänge zwischen 20 und 29 Kilometern ist nach unserer subjektiven Bewertung mit ein wenig Kondition gut machbar. Allerdings muss man im Auge haben, dass im Herbst die Tage doch recht kurz sind und zeitig aufbrechen.

Entgegen unserer Gewohnheit sind wir dieses Mal ohne Zelt und Schlafsack unterwegs und schlafen in der „Zivilisation“. Das Angebot an Unterkünften ist insgesamt relativ groß. Allerdings liegen viele Quartiere doch weiter weg vom Malerweg, was mit zu großen Umwegen verbunden wäre oder nicht in die Etappenplanung passt. Einige Hotels oder Pensionen waren uns auch schlicht zu teuer, ebenso die komplette Buchung durch Pauschalangebote.

Größtes Handicap ist aber, dass Zimmer sehr oft nur für mehrere Tage vermietet werden. Theoretisch könnte man auch mit 1 bis 3 festen Quartieren den Malerweg wandern und jeden Tag zwischen Wanderweg und Unterkunft mit öffentlichen Verkehrsmitteln pendeln. Vorschläge hierzu gibt der Sächsische Tourismusverband. Da man dann stets an die Fahrplanzeiten gebunden ist, erschien uns das aber zu unflexibel.

So ist die sinnvolle Auswahl an Unterkünften dann doch relativ eingeschränkt. Daher sollte man auch in der Nebensaison zeitig sein Quartier buchen.

Und hier sind die Etappen und Quertiere unserer Tour:

Tag Weg-km* Distanz in km
= Malerweg + zusätzl. Strecke)
von – nach / Übernachtung
1 115,7 – 96,8 22,5 = 19 + 3,5 Pirna (Markt) – Festung Königstein / Hotel Neue Schänke
2 96,8 – 77,3 22 = 19,5 + 2,5 Festung Königstein  – Krippen / Hönel-Hof (Gästeküche)
3 77,3 – 53,7 27 = 24 + 3 Krippen –  Felsenmühle /
Gasthof Felsenmühle
4 53,7 – 38,5 19,5 = 15 + 4,5 Felsenmühle – Ostrauer Mühle / Campingplatz-Wandererlager (Wasserkocher)
5 38,5 – 15,9 29 = 22,6 + 6,4 Ostrauer Mühle – Rathen /
Hinterland Hostel (Gästeküche)
6 15,9 – 0 20 = 16 + 4 Rathen – Pirna-Liebethal

* entsprechend GPX-Track Malerweg (Laufrichtung Liebethal – Pirna)

Unser Proviant

Natürliche Quellen (Bäche, Brunnen), die immer zuverlässig Wasser führen, sind rar. Hier ist man im Prinzip darauf angewiesen, Wasser in Ortschaften auf Friedhöfen zu zapfen bzw. in Gaststätten oder Privathäusern zu erbitten. Wir hatten tagsüber einen Liter Wasser mit, was für uns ausreichend war. Im Sommer wird das bei höheren Temperaturen sicher anders aussehen.

Auch Einkaufsmöglichkeiten sind selten. Außer in Pirna gibt es lediglich in Königstein am westlichen Ortsausgang einen Supermarkt in Nähe des Malerweges. In einigen Orten stehen Verkaufsautomaten (Getränke, Wurst, Käse, Snacks). Der kleine Dorfladen in Rathen liegt direkt am Wanderweg, ist aber nur von 11-16 Uhr geöffnet.

Gasthäuser gibt es reichlich, darunter auch schöne Ausflugslokale unmittelbar am Malerweg. Jedoch muss man unbedingt die Öffnungszeiten beachten. Oft ist Montag und Dienstag Ruhetag, manche haben auch nur am Wochenende oder einzelnen Tagen geöffnet. Ab Anfang November schließen einige ganz. Sehr zu empfehlen sind für eine Mittagsrast in Thürmersdorf das Cafe der Schokoladenmanufaktur (Tag 12) sowie in Schmilka die Mühlenbäckerei (Tag 3). Häufig haben wir uns für Mittags ein Lunchpaket aus unserer Unterkunft mitgenommen.

Wir waren gut beraten für mehrere Tage eine „Notration“ für Frühstück, Mittagessen und Abendessen mitzunehmen, außerdem Snacks für zwischendurch. In drei Unterkünften hatten wir einen Wasserkocher, so dass morgens für unser Porridge gesorgt war. Abends gab es dann Instantgerichte.

Unser Gepäck

Am Körper
Zipp-Hose, Funktions-Unterhose, BH, Funktions-Unterhemd, Wanderhemd, Baseballkappe, Taschentuch, Strümpfe, Schuhe (Trailrunner mit griffiger Sohle), Wanderstöcke (sehr hilfreich an den Treppen, oft hinderlich an Leitern), Fleecejacke

Im Rucksack
PET-Wasserflaschen (2x 0,5 l), Hygienartikel (Zahnbürste, Zahnpasta, Mini-Haarbürste, Mini-Flasche Shampoo) kleines Microfaser-Handtuch, Goretex-Jacke, Regenhose, 1. Hilfe-Set, Taschenmesser, Stirnlampe, Berghaferl, Löffel, Ersatz-Kleidung (1 Unterhose, 1 Merino Langarm-Shirt, 1 Paar Strümpfe) Handschuhe, Buff, Wollmütze, Filzpantoffeln/Hüttenschuhe, Handy, Ladekabel, Ladestecker, Kugelschreiber, Thermo-Sitzkissen, Geldbörse (ausreichend Bargeld mitnehmen, oft kann man nicht mit Karte zahlen), Haustürschlüssel

Die warme Kleidung und Regenhose haben wir Dank des milden Spätsommers gar nicht gebraucht, die Goretex-Jacke nur für wenige Stunden.

Lebensmittel
Morgens: Porridge für 4 Mahlzeiten und Teebeutel
Mittags: Saatenknäckebrot / Tuc-Kekse für 3 Mahlzeiten
Abends: Instantkartoffelbrei / Nudelgericht („heiße Tasse“) für 2 Mahlzeiten
Snacks: Erdnüsse, Snickers, Knoppers

Rucksackgewicht / Person
Basisgewicht: 4,1 kg
Lebensmittel: max. 750 g
Trinken: max 1 kg
Gesamtgewicht: 4,1 – 5,8 kg

Durch die Übernachtung in Unterkünften waren unsere nur mittelgroßen Tages-Rucksäcke herrlich leicht. Großes, sperriges Gepäck solltet ihr unbedingt vermeiden. Dafür sind viele der Stiegen oder Durchgänge zwischen den schmalen Felsspalten schlicht zu eng und ihr bleibt ggf. stecken.

Wanderstöcke sind wegen der vielen steilen, manchmal auch rutschigen Abstiege äußerst angenehm und sehr zu empfehlen, allerdings an Treppen und Leitern häufig etwas hinderlich.

Unsere Navigation

Unser zuverlässiger Begleiter – der Wegweiser des Malerwegs

Der Weg ist mit dem Symbol „M“ und Schildern mit Entfernungsangaben (Wegzeiten) hervorragend beschildert. Nur an zwei Stellen waren wir uns über den Wegverlauf unsicher. Man aber auch immer wieder vom Weg abweichen, entweder wegen Wegsperrungen, den Zugang zur Unterkunft oder einiger Abstecher zu attraktiven Zielen in der Nähe.

Ihr solltet euch deshalb auch unabhängig von der Beschilderung orientieren können. Am einfachsten geht das mit dem GPX-Track, der auf Handy oder Navi geladen wird. Unbedingt sollte OPffline-Betrieb möglich sein, denn häufig hat man kein Netz. Wir benutzten die APP GPX-Viewer, Alternativen sind Outdooractive oder Komoot. Natürlich kann man auch ganz traditionell eine gedruckte Wanderkarte verwenden. Ein Wanderführer ist nicht nötig.

Vor dem Start der Tour solltet ihr euch auf der Webseite des Tourismusverbandes über aktuelle Wegänderungen / Sperrungen informieren. Besonders in der Kernzone des Nationalparks nördlich der Elbe gibt es viele Waldschäden durch Borkenkäferbefall sowie Waldbrand. Einzeln Wegabschnitte können kurzfristig wegen umgestürzter Bäume unpassierbar sein. Umleitungen sind in der Regel beschildert.

Tourbericht

Im Folgenden berichte ich meine persönlichen Eindrücke von der Tour, wobei dies naturgemäß sehr subjektiv ist.

Die Kilometerangaben beziehen sich auf unsere tatsächlich gelaufene Strecke. Abweichungen gegenüber dem GPX-Track entstehen z.B. durch Abstecher, Ortsbesichtigungen, Wege zu Unterkünften oder Umleitungen auf dem Wanderweg.

Tag 1: Von Pirna zur Festung Königstein (22,5 km)

Vor dem Start der Wanderung haben wir zwei sehr schöne Tage in Dresden verbracht. Von unserem gemütlichen Hostel Lollis Homestay in der Dresdner Neustadt ist es nur ein kurzer Fußweg bis zur S-Bahnstation Bischofsplatz. Die S1 bringt uns in einer guten halben Stunde nach Pirna.

Marktplatz Pirna

Der Zug ist am Sonntagmorgen voll besetzt mit Ausflüglern und Wanderern. Bei diesem sonnig-warmen Herbstwetter ist das kein Wunder. Bereits um 10 Uhr stehen wir in der Altstadt von Pirna am Marktplatz, wo uns der erste Wegweiser des Malerwegs mit dem schwungvoll gemaltem „M“ auf Treppen hinauf in den Wald auf das Steilufer oberhalb der Elbe führt. Ein weicher Waldpfad, leuchtend goldenes Laub der Buchen, herrlich.

Auf dem Elbradweg bei Pirna

Doch bald führt der Weg wieder zum Fluss hinab. Die nächsten Kilometer laufen wir auf dem Elberadweg, zwar mit netten Ausblicken, aber eben doch ein recht öder, breiter Weg auf hartem Asphalt. In Obervogelgesang erklimmen wir endlich wieder das Steilufer. An der „Königsnase“ tauchen verheißungsvoll die ersten Felsen auf. Dann geht es wieder bei Pötzscha runter zur Elbe. Vom anderen Ufer grüßt die hübsche Kulisse der Stadt Wehlen, hier werden wir in 5 Tagen auf unserer letzten Etappe durchkommen.

Blick vom Rauenstein

Das Highlight des Tages erwartet uns schon gegen Mittag. Der 300 Meter hohe Tafelberg Rauenstein mit vielen Treppen und Metallstegen, die über die Felsklüfte führen, ist ein beliebtes Ziel für den Sonntagsausflug. Entsprechend belebt sind die Pfade und an einigen Stiegen müssen wir den Gegenverkehr abwarten. Auf einem sonnigen Felsen genießen wir unsere Käsebrötchen mit herrlichem Fernblick zur Bastei am anderen Elbufer. Dort drängen sich heute bestimmt die Touristenmassen. Wie gut, dass wir wir den Malerweg in Gegenrichtung laufen.

Abstieg vom Rauenstein

Der Gratweg verläuft einen Kilometer über den gesamten Bergrücken des Rauensteins. Immer wieder schenkt er uns traumhaft schöne 360-Grad-Ausblicken ins Elbetal, über bunte Wälder und die weite Ebene mit den gestaffelt hintereinander liegenden Tafelbergen. Die Landschaft im milden Herbstlicht besitzt dadurch eine unwirkliche Tiefe, die reinste Theaterkulisse. Wir sind echt begeistert. Endlich entschließen wir uns zum Abstieg. Hinter dem Ort Weißig verwöhnt am Steilufer der Elbe wieder ein weicher Waldweg die Füße und ein schöner Blick auf die Elbe das Auge.

Blick auf die Elbe vor Thürmsdorf

Obwohl wir schon kurz vor dem Tagesziel sind, können wir als bekennende Kuchen-Junkies dem einladenden Garten des Cafés der Thürmsdorfer Schokoladenmanufaktur nicht widerstehen. Wir sind werden nicht enttäuscht, zu den köstlichen Kalorienbomben gibt es heiße Schokolade aus der Manufaktur. Pappsatt rollen wir weiter den Hügel hinunter.

Herbst ist Pilzzeit

Schon gegen 17 Uhr stehen wir vor dem Landgasthof Neue Schänke unterhalb der Festung Königstein. Eine solide „gutbürgerliche“ Unterkunft, aber mit 133 € für das Doppelzimmer mit Frühstück aus unserer Sicht auch nicht besonders preisgünstig. Heute ist das Restaurant des Hotels geschlossen. Vor dem Haus steht aber ein Automat, aus dem man sich Essen ziehen kann. Auch am Kiosk des Minigolfplatzes, der zum Hotel gehört, gibt es kleine Mahlzeiten. Allerdings schließt er gerade. Gott sei Dank sind unsere Mägen bis zum nächsten Morgen noch gut gefüllt mit dem köstlichen Kuchen aus Thürmsdorf.

Was für ein schöner, entspannter Auftakt unserer Wanderung!

Tag 2: Von der Festung Königstein nach Krippen (22 km)

Nach einem sehr opulenten Frühstück starten wir zur Festung Königstein. Noch ist der Himmel überwiegend bewölkt, im Lauf des Tages klar es aber immer mehr auf und es wird wieder ein richtig warmer Spätsommertag.

Wir pfuschen etwas und laufen nicht zum Malerweg zurück, der in einem Bogen auf die Festung zuläuft. Statt dessen folgen wir der Straße „Am Königstein“ direkt vom Hotel und biegen kurze Zeit später auf einen beschilderten Waldpfad ab.

Festung Königstein

Im Nachhinein war die Wahl dieser kleinen Abkürzung vielleicht nicht so klug, denn so verpassen wir ein schönes Fotomotiv vom Königstein. Die imponierende Festung auf den senkrechten Sandsteinfelsen des 247 Meter hohen Königstein ist eine der größten Wehranlagen in Europa. Sie wurde nie eingenommen, kein Wunder bei dieser exponierten Lage.

Blick auf Königstein

Steil geht es den Bergpfad hinunter an die Elbe zum Ort Königstein. Kurz vor dem den ersten Häusern könnte man übrigens am „Seilerweg“ abbiegen und gelangt so direkt zum einzigen „echten“ Supermarkt (Edeka, Dresdner Straße) am Malerweg. Der Malerweg quert den Ort, dann laufen wir auch schon wieder bergauf zum „Quirl“.  Nach kurzer Zeit erreichen wir die große Diebshöhle in einer Felswand am Rand des Sandsteinmassivs.

Diebshöhle am Quirl

Der Malerweg umrundet den Tafelberg auf einem Pfad durch bunten Laubwald, das im Sonnenschein golden leuchtet, und führt uns zum spektakulären Pfaffenstein. Hier sorgen wieder imponierende Felswände mit spannenden Stiegen zwischen den Klüften für Abwechslung.

Aufstieg zum Pfaffenstein
Blick vom Pfaffenstein
Am Pfaffenstein
Felsnadel Barbarine am Pfaffenstein

Mit dem Erklimmen weiterer Leitern verbunden, aber unbedingt ein „Muss“ ist der kurze Abstecher zur Barbarine an der Südseite des Pfaffensteins, eines der Wahrzeichen der Sächsischen Schweiz. Nicht nur die freistehende, 42 Meter hohen Felsnadel, auch der weite Ausblick auf die Tafelberge ist sehenswert.

Dann wartet noch ein ganz besonderes Erlebnis auf uns. Zum Abstieg vom Pfaffenstein muss man nämlich zuerst auf einer fest montierten Leiter durch das „Nadelöhr“, ein sehr enges, horizontales Felsloch auf einer Leiter nach unten klettern und dann rund 600 Stufen über unebene Treppen und einige Eisenleitern steil hinab steigen.

Am Nadelöhr
Auf vielen Leitern den Pfaffenstein hinab

Ein wenig Trittsicherheit ist hier hilfreich. Im oberen Abschnitt ist der Pfad außerdem sehr schmal. Es passt wirklich nur eine Person durch, selbst wir schrammen mit unserem kleinen Gepäck ab und zu an. Einen großem Rucksack muss man hier am besten abnehmen. Für Leute, die mit Hunden unterwegs sind oder sich diesen Abschnitt nicht zutrauen, gibt es auch eine westliche Alternativroute, die aber deutlich weniger spannend ist. Wir haben viel Spaß bei der harmlosen Kletterei in einer der schönsten Passagen des Malerweges.

Hinter dem Ort Pfaffendorf erklimmen wir wieder den nächsten Tafelberg, Beim Aufstieg auf den Gohrischstein hilft uns eine Eisenkette, oben belohnt uns wieder einmal ein spektakuläre Aussicht. Ein frischer Wind weht hier, so sind wir dankbar für den Pavillon auf dem Felspalteau, die ideale Stelle für unsere Mittagsrast. Runter geht es natürlich wieder auf steilem Pfad und über Steinstufen zwischen engen Felsspalten. Die Welt der wildromatisch-zerklüfteten Tafelberge begeistert uns total.

Bergwirtschaft Papststein

Schon wartet nach Querung der Bundesstraße im Tal die nächste und letzte „Bergbesteigung“ auf uns. Nach den vielen Stufen auf den 451 m hohen Papststein haben wir uns in der kleinen urig-gemütlichen Berggaststätte einen guten Pflaumenkuchen mit Kaffee wirklich verdient. Hier kann man übrigens auch übernachten, bestimmt ein besonderes Erlebnis. Auch der Ausblick von der Terrasse auf Königstein, Lilienstein, die Bärensteine, die Schrammsteine und den Großen Winterberg ist einfach genial.

Der Abstieg ist einfach, ein bequemer Weg am Waldrand entlang bringt uns sehr entspannt zum Ortsrand nach Kleinhennersdorf und dann hinunter zum tief eingeschnittenen Liethenbachtal. Im etwas düsteren Talgrund wandern wir an der Liethenbachmühle vorbei in Richtung Elbe und folgen dem abzweigenden  Koppelsbergweg hinunter bis nach Krippen. Dort erreichen gegen 17 Uhr unser Quartier direkt am Radweg an der Elbe.

Blick auf Krippen

Wir haben das einfachste Zimmer im Hönel-Hof für 58 € ohne Frühstück gebucht. Das sogenannte „Radler-Quartier“ in einem garagenähnlichen Nebengebäude hat zwei Stockbetten und ein winziges Fenster nach hinten. Sehr dunkel, doch eigentlich ein Glück, denn so hören wir nichts von der stark befahrenen Eisenstrecke direkt vor dem Haus. Die Toilette ist im Haupthaus über den Hof, der moderne Duschraum im Gewölbekeller. Gegenüber von unserem Zimmer gibt es ein weiteres Nebengebäude mit Unterkünften für Radler. Hier befindet sich auch eine Aufenthaltsmöglichkeit sowie eine vollausgestattete Küche. So können wir unser Abendessen und Frühstück selbst zubereiten. Das sehr einfache, doch relativ preisgünstige Angebot scheint attraktiv zu sein, alle „Radlerquartiere“ sind belegt.

Tag 3: Von Krippen zur Felsenmühle (27 km)

Heute steht eine längere Etappe an, daher brechen wir schon kurz nach 9 Uhr auf. Auf dem Weg vom Hönel-Hof zum Malerweg laufen wir aiuf dem Bächelseg durch Krippen und staunen über die Hochwassermarken an den Häusern. Bei der katastrophalen Flut 2002 stand das Wasser bis zur Mitte der ersten Obergeschosse.

Wieder kürzen wir ein kleines Stück des Malerwegs ab, indem wir dem Abzweig des Püschelweg (Hinweisschilder „Malerweg“) durch den Wald bergauf folgen. Rasch ist dann auf der Höhe der Ort Reinhardtsdorf erreicht. Von der Hochfläche haben wir einen schönen Blick hinüber zu den Schrammsteinen. Auf dem freien Feld fegt ein unangenehme scharfer Wind. Wir flüchten uns in die Dorfkirche, die bekannt ist für ihren im Bauernbarock ausgestalteten Innenraum.

Blick zum Zirkelstein

Weiter geht es über das freie Feld zum Wolfsberg mit schönen Ausblicken zum Zirkelstein, einem gleichmäßig geformten Felsblock, und dann hinunter zur Elbe. Hier setzen wir mit der Fähre nach Schmilka über. Unmittelbar östlich des Ortes verläuft die Grenze nach Tschechien. Die winzigen Fachwerkhäuser des Bilderbuchdorfes quetschen sich malerisch in den schmalen Taleinschnitt des Ilmenbachs. In Schmilka legen auch die Ausflugsschiffe der „Weißen Flotte“ an, entsprechend touristisch wird der Ort vermarktet.

Mit der Fähre nach Schmilka
Biergarten der Mühlenbäckerei in Schmilka
Wie das duftet …. Mühlenbäckerei Schmilka

Welch ein Glück, dass es bereits Mittagszeit ist, denn so können wir guten Gewissens im Garten der Schmilk‘schen Mühle den köstlichen, frischen Hefekuchen genießen. In der historischen Wassermühle von 1665 wird das Korn gemahlen und im Steinofen zu Brot und Kuchen verarbeitet. Dem Duft, der durch den ganzen Ort zieht, konnten wir einfach nicht widerstehen.

Leider hat sich das Wetter nun verschlechtert, es ist frisch und völlig bewölkt. Gut gestärkt stiefeln wir in den Wald hinauf zum 553 m Großen Winterberg. Kurze Zeit später ist der Malerweg wegen Windbruch gesperrt.

Besonders in den Gebieten nördlich der Elbe sind die Fichtenbestände durch Borkenkäfer fast völlig vernichtet. Die abgestorbenen Bäume liegen in manchen Tälern kreuz und quer wie riesige Mikadostäbe. Hier in der Kernzone des Nationalparks bleibt die Natur sich selbst überlassen, nur die Wanderwege werden (meistens) geräumt. Auch wenn dies an manchen Stellen heute sehr deprimierend aussieht, wird sich der Wald im Laufe der Zeit wieder regenerieren, wie man am Beispiel des Nationalparks Bayerischer Wald gesehen hat.

Am Großen Winterberg

Die Umleitung führt uns mit einigen zusätzlichen Kilometern über den Fischergrund und die Winterbergstraße östlich des Malerwegs, leider zumeist auf Asphalt. Am Gipfel des Großen Winterbergs treffen wir wieder auf den Malerweg. Merkwürdigerweise gibt es hier in Gegenrichtung keine Hinweise auf eine Wegsperrung. Vermutlich hat man unten im Tal nach Räumung des Weges einfach vergessen die Schilder zu entfernen.

Waldbrandgebiet am Großen Winterberg

Ganz leicht beginnt es nun zu nieseln, der Wald hüllt sich in Wolken. Eine großartige, etwa gespenstische Atmosphäre, da wir nun durch größere Gebiete mit schwarz verkohlten Bäumen kommen, die Relikte der Waldbrände vom Sommer 2022.

Der breite Waldweg bringt uns rasch bergab zum Goldstein, auch hier ein Chaos von umgestürzten Bäumen. Im Nebel sehen die schroffen Felswände äußerst wild-romantisch aus. Etwas wild wird es auch nun auf dem rutschig-felsigen Pfad, der uns steil zum Großen Zschandbach bringt. Auch hier gibt es etliche umgestürzte Bäume, die zu unter- oder überklettern sind. Das erfordert Zeit und Aufmerksamkeit.

Goldstein-Felsen

Im Talgrund bietet sich die erste Möglichkeit, die heutige Etappe abzukürzen. Rund 7 Kilometer würden wir einsparen, wenn wir der Zeughausstraße nach Norden folgen, die bei der Neumannsmühle wieder auf den Malerweg trifft. Von dort sind es nur noch 10-15 Minuten bis zu unserem Tagesziel. Doch dann wären wir schon gegen 15 Uhr an der Felsenmühle. Außerdem nieselt es nun nicht nicht mehr.

Brücke im Kirschnitztal

Also wandern wir weiter nach Osten. Natürlich müssen wir wieder bergauf und direkt danach steil bergab ins Kirschnitztal, auch hier wieder mit etlichen Klettereinlagen wegen Windbruch. Eine urige Steinbrücke quert die Kirschnitz, im glasklaren Wasser tummeln sich Forellen. Tapfer ignorieren wir hier auch die zweite Abkürzung, die uns entlang des Flusses nach Norden bringen würde. Danach wäre aber ein längeres Wegstück auf der Straße zu laufen. Nein, das ist uns die Einsparung von 3 Kilometern nicht wert. Und wir haben ja auch den sportlichen Ehrgeiz, den Malerweg  „komplett“ zu laufen.

Unsere Motivation wird sofort durch den sehr steilen Anstieg im wieder einsetzenden Nieselregen zum Großen Paulshorn etwas auf die Probe gestellt. Als wir bergauf schnaufen und oben auf dem Gratweg wieder über und unter Baumen hindurch klettern dürfen, rinnt in unseren „atmungsaktiven“ Goretex-Jacken der Schweiß in Strömen. Da haben wir uns eine Snackpause in einem der am Malerweg eher seltenen Unterständen wirklich verdient.

Windbruch auf dem Malerweg am Großen Pohlshorn

Danach geht es nach Norden flott weiter auf breitem Weg. Vor den ersten Häusern der Vorderen Räumicht zwingt uns der Malerweg aber doch auf die Autostraße. Es ist praktisch aber kein Verkehr. Nach kurzer Zeit biegen wir an einem Wanderparkplatz rechts ab auf einen breiten, sandigen Weg, der sehr bequem unterhalb von steilen Felswänden entlang führt. Tief unter uns liegt nun die Straße im Kirschnitztal. Wir machen jetzt Tempo, denn es ist schon spät am Nachmittag.

Steil steigen wir dann endlich hinab zur Neumannsmühle. Der Malerweg verläuft von hier bis zur Felsenmühle auf dem Flößerpfad am linken Kirschnitzufer. So braucht man nicht ca. 2 Kilometer auf der Straße wandern. So weit so gut, wäre da nicht die lustige Klettereinlage über felsigen Steig, mit die Gebäude der Felsenmühle umgangen wird. Es ist schon etwas frustrierend, nach einem langen Wandertag in der Dämmerung an einem Steilhang herum zu klettern, während von der anderen Straßenseite die Lichter des Gasthauses einladend leuchten.

Mit Einbruch der Dunkelheit sind wir dann endlich gegen 17.30 Uhr am Ziel. Die  Felsenmühle ist genau so, wie man sich eine alte traditionelle Wanderherberge vorstellt: eine kleine Gaststube, urig-gemütlich mit Kachelofen und gutem, preiswertem Essen.

Wieder ein wunderbarer, äußerst abwechslungsreicher Wandertag. Schade, es ist schon Halbzeit am Malerweg!

Tag 4: Von der Felsenmühle zur Ostrauer Mühle (19 km)

Bei der heutigen recht kurzen Etappe können wir uns viel Zeit lassen. Und das ist auch gut so, denn mit der Felsenhöhle Kuhstall und dem spektakulärem Schrammsteinmassiv sind die für uns spektakulärsten Felsformationen des Malerwegs zu entdecken.

Morgennebel beim Aufstieg zur Kuhstallhöhle

Morgens starten wir nach einem sehr ausgiebigen Frühstück noch im Nebel, durch den aber schon bald die Sonne bricht und verheißungsvoll den knallblauen Himmel erahnen läßt. Eine wunderbare Stimmung im bunten Laubwald und in den engen Felsklüften kurz vor dem „Kuhstall“, durch die die Nebelschwaden wie in einem Kamin hochsteigen.

Aufstieg zur Kuhstallhöhle durch enge Felsspalten

Eine gute halbe Stunde später stehen wir, natürlich wieder nach einem Aufstieg über Treppen, vor der beeindruckenden Kuhstallhöhle. So früh am Morgen sind wir noch die einzigen Besucher. Der Name ist im 30jährigen Krieg entstanden, als hier die Bewohner ihr Vieh vor den schwedischen Soldaten versteckten. Auf der anderen Seite des 11 Meter hohen, 17 Meter breiten und 24 Meter tiefen Felsentores geht es senkrecht nach unten. Wie von einem Balkon könnte man von hier eine tolle Aussicht über die Felslandschaft genießen – wenn der Nebel nicht  wäre.

Kuhstallhöhle
Über die Himmelsleiter auf die Kuhstallscheibe
Manchmal ist es echt eng

Zum Glück bietet der Kuhstall noch mehr Attraktionen. Die Himmelsleiter zum Beispiel. Durch eine Felsspalte erreichen wir den Aufgang zu einer sehr steilen Treppe, die hinauf zur Kuhstallplatte und den Resten einer Burganlage führt. Die Stiege hat kein Geländer und ist in eine sehr enge Felsspalte gequetscht. Fast immer kann man sich daher an den Felswänden ein wenig festhalten, dennoch könnte der Aufstieg für Leute mit ausgeprägter Höhenangst oder Platzangst etwas kitzelig sein. Unsere Rucksäcke lassen wir sicherheitshalber unten.

Auf der Kuhstallscheibe
Aufstieg über Steigbügel zum Schneiderloch

Ein weiteres Klettervergnügen erwartet uns am „Schneiderloch“. Über ein Eisenbügel klettern man durch dieses sehr enge Felsloch einige Meter senkrecht nach oben und erreicht so einen spektakuläre Aussichtspunkt in einer Felswand. Über eine Stunde amüsieren wir uns mit harmlosen Felsenklettern. Obwohl ich in dieser Beziehung eigentlich ein ausgesprochener Angsthase mit Höhenangst bin, macht das hier einfach nur Spaß.

 

 

Ausblick am Schneiderloch
Das waren noch Zeiten!

Endlich geht es dann doch weiter. Auf dem Weg bergab strömen uns nun die Besuchergruppen entgegen. Kurze Zeit später erreichen wir die Straße nach Bad Schandau. Hier findet man nicht nur den Lichtenhainer Wasserfall (durch Starkregen 2021 stark zerstört) und ein historisches Gasthaus, sondern auch die Endhaltestelle der historischen Kirschnitztalbahn.

Gasthof am Lichtenhainer Wasserfall
Schmalspurbahn von Bad Schandau nach Lichtenhain

Die Schmalspurbahn fährt seit über 125 Jahren Touristen aus dem nur 8 km entfernten Bad Schandau zu den Ausgangspunkten beliebter Wanderwege. Damals konnte man sich sogar mit Trägern oder Eseln zu den Felstürmen hinauf bringen lassen.

Reiche Auswahl an Kletterfelsen

Entlang der Straße wandern wir weiter talabwärts und biegen schließlich auf einen breiten Weg ab hinauf in den Wald. Es ist das erste Mal auf unserer Wanderung, dass wir über längere Zeit auf einer ein wenig langweiligen Forststraße laufen. Gut, dass es auf der Strecke zu den Schrammsteinen immer wieder interessante Felstürme zu bestaunen gibt, ein echtes Paradies für Kletterer. Mittlerweile hat die Sonne den Kampf gegen den Nebel gewonnen und schenkt uns einen goldenen Oktobertag. Besser könnte es nicht kommen!

Im Schrammsteinmassiv

Spannend wird der Weg dann hinter der Affensteinpromenade. Hier erfreut uns wieder ausgiebige Kletterei über steile Felstreppen, Eisenleitern und Steigbügeln. Alles jedoch gut gesichert und harmlos, mit ein wenig Trittsicherheit kein Problem. Wir sind wieder einmal total begeistert, aber heilfroh, nur mit kleinem Gepäck unterwegs zu sein, da die Durchgänge zwischen den Felsen teilweise sehr schmal sind. Die Wanderstöcke sind nun nur hinderlich und wandern in den Rucksack.

Ein absolutes Muss ist der Abstecher auf den luftigen Gratweg über Felsen, Stufen und Leitern zur Schrammsteinaussicht, eines der Highlights der Sächsischen Schweiz. Auf dem Weg und später am wirklich phantastischen Aussichtspunkt ist dann auch etwas mehr Betrieb, an manchen Engstellen muss man kurze Zeit den Gegenverkehr abwarten. Im Sommer oder am Wochenende bestimmt sehr überlaufen.

An der Schammsteinaussicht
Ausblick von den Schrammsteinen – hier sieht man das Ausmaß der Waldschäden
Blick von den Schrammsteinen

Lange genießen wir den großartigen Blick auf die zerklüfteten Felstürme der Schrammsteine. Erst gegen 17 Uhr können wir uns schweren Herzens zum Abstieg entschließen. Wie genial schön muss von hier aus der Sonnenuntergang zu beobachten sein, wenn man eine Nacht unter freiem Himmel in einer „Boofe“, den für oder Bergsteiger zugelassenen Freiübernachtungsstellen in einer Höhle oder unter einem Felsüberhang, verbringt

Abstieg über den Jägersteig
Abstieg von den Schrammsteinen

Über den Jägersteig klettern wir nach unten. Ungefähr 20 Meter geht es durch einen engen Felsspalt aus einer Kombination aus Stahltreppe und Leiter hinab, danach folgt eine ungefähr 3 Meter hohe fast senkrechte Metallleiter. Irre, hier tragen sogar manche Leute ihren großen Hund auf den Schultern runter.

Nur gute halbe Stunde später erreichen wir mit bereits einsetzender Dämmerung die Ostrauer Mühle im Kirschnitztal. Außer einem großen Campingplatz, Restaurant und der Pension gibt es die Übernachtung im Wanderlager. Die sehr einfachen 2-Bett-Zimmer kosten pro Person nur 23 € inklusive Bettzeug. Im  Aufenthaltsraum gibt es Wasserkocher, aber keine Küche. Toilette und Waschbecken sind auf dem Flur, zum Duschen kann man die Sanitäranlagen des Campingplatzes nutzen. Für unsere Bedürfnisse einfach perfekt.

Dieser Tag war mit Abstand die schönste Etappe des Malerwegs.

Tag 5: Von der Ostrauer Mühle nach Rathen (29 km)

Heute steht eine wirklich lange Etappe an, deshalb heißt es zeitig aufbrechen. Nach dem Porridge-Frühstück im Aufenthaltsraum stehen wir schon um 8.30 Uhr abmarschbereit. Trotz der frühen Stunde ist es erstaunlich warm, die Sonne strahlt vom makellos-blauen Himmel.

Aufstieg nach Altendort durch die Dorfbachklamm

Unser bequemer Weg im Kirschnitztal durch den bunten Herbstwald ist so schön, dass wir glatt den Abzweig hinauf nach Altendorf verpassen. Erst am Depot der Kirschnitztalbahn, fast man Ortseingang nach Bad Schandau, bemerken wir den Irrtum. Also wieder 10 Minuten zurück bis zu dem unscheinbaren Pfad, der am Bach entlang sehr steil hinauf durch die Dorfbachklamm nach Altendorf führt. Lediglich ein Hinweisschild warnt vor einer schwierigen Wegstrecke, die bei Starkregen nicht benutzt werden kann. Ein Malerweg-Schild können wir nicht entdecken.

So heikel ist der Aufstieg aber dann doch nicht. Es ist lediglich wirklich steil, den Dorfbach kann man über paar Steinen leicht queren und ein paar umgestürzte Bäume und Felsen sind zu überklettern. Das bringt den Kreislauf in Schwung. Uns begegnen zwei Hirsche. Beneidenswert, mit welcher Leichtigkeit sich die stattlichen Tiere durch das unwegsame Gelände bewegen.

Goldener Buchenwald hinter Kohlmühle
5. Tag, Waitzdorfer Aussicht
Schönes Umgebindehaus in Waitzdorf

Rasch ist Altendorf durchquert, über Felder verläuft der Weg hinunter ins Sebnitztal. Sehr schön wandern wir am Fluss entlang bis zur unter Denkmalschutz stehenden Backsteinruine des Linoleumwerkes Kohlmühle. Hier verlässt der Malerweg das Tal und steigt durch sonnige Wälder mit einigen kleineren Felsformationen hoch nach Waitzdorf, einem malerischen, kleinen Ort auf der Hochfläche mit tollen Ausblicken. Steil geht es dann runter in den Tiefen Grund und kurz darauf schon wieder hinauf über 800 Treppenstufen zum Brand.

Aufstieg mit 800 Stufen zum Brand

Mittlerweile sind wir so gut an die vielen Stufen gewöhnt, dass uns das nicht mehr viel ausmacht. An der Waldgaststätte Brand-Baude belohnen wir uns dennoch auf der Aussichtsterrasse mit einer ausgiebigen Mittagsrast in der Sonne und können uns lange nicht von der herrlichen Fernsicht über die gesamte Sächsische Schweiz in goldenen Herbstlicht trennen. Wie wunderschön ist es hier!

Blick von der Brand-Baude

Rasch und einfach geht es auf ebenen Waldwegen oberhalb des Polenztals, vorbei an beeindruckenden Kletterfelsen, zur Burg Hohnstein. Leider ist der direkte Zugangsweg zum Ort gesperrt und wir wollen angesichts der heute sowieso schon langen Etappe keinen weiten Umweg laufen.

Abstieg von Hohnstein ins Polenztal

Auch der steile Abstieg des Malerwegs durch den Schindergraben hinab ins Polenztal ist wegen umgestürzter Bäume gesperrt. Eine Umleitung ist nicht beschildert. Da das rote Flatterband aber bereits zerrissen ist und offensichtlich schon viele vor uns hier gewandert sind, ignorieren wir das Schild. In der nächsten Viertelstunde sind etwas schweißtreibend eine ganze Anzahl von Bäumen zu überklettern und damit wir nicht aus der Übung kommen, dürfen wir vom Polenztal sofort wieder über Stufen hinauf zum Hockstein steigen. Hier haben wir nun auch einen schönen Blick auf die Burg Hohnstein.

Burg Hohnstein
Aufstieg durch die Wolfsschlucht auf den Hockstein

Sehr interessant ist der Aufstieg zum Aussichtsfelsen. Durch die sehr enge Felsspalte der Wolfsschlucht steigen wir nämlich in einer Kurve auf Eisenstiegen und Leitern nach oben, auf dem Hockstein quert dann eine Eisenleiter den Felsspalt, so dass wir quasi ein Mal im Kreis laufen.

Stilleben mit Pilzen

Der weitere Weg ist dann recht unspektakulär. Durch Wald und Wiesen geht es  hinauf zur Hocksteinschänke, die wenig unattraktiv an der Kreuzung zweier recht stark befahrener Bundesstraßen liegt. Dort quert der Malerweg ziemlich ungünstig in Nähe einer Kurve. Hier sicher aus unserer Laufrichtung über die Straße zu kommen, ist nicht so ganz einfach. Über einen Pfad wandern wir entlang der Straße nach Rathenwalde und dann durch den Ort bis zur Rathenwalder Mühle. Die nächsten Kilometer bis zum Amselsee sind grobes Kopfsteinpflaster, das geht ordentlich in die Füße.

An der Rathewalder Mühle

Der Ort Rathen ist rein touristisch und besteht nur aus Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen. Um zu unserer Unterkunft zu kommen, müssen wir noch mit der Fähre übersetzten und danach einen Kilometer über den Elberadweg flußaufwärts laufen.

Überfahrt über die Elbe bei Rathen

Um 18.30 Uhr sind wir dann endlich am „Hinterland Hostel“. Der alte Hof wurde sehr schön umgebaut und erst vor 2 Jahren als Hostel eröffnet. Innen ist alles modern, aber kreativ und sehr gemütlich eingerichtet. Für zwei Personen im 4er-Schlafraum zahlen wir rund 80 €. Es war ein langer Wandertag und nach unserem mageren Abendessen mit Instantkartoffelbrei in der als Aufenthaltsraum und Küche umgebauten Scheune verschwinden wir um kurz nach 20 Uhr müde ins Bett.

Tag 6: Von Rathen nach Liebethal (20 km)

Und schon ist er da – der letzte Wandertag. Wieder verwöhnt uns ein wahres Traumwetter mit 17 Grad und blauem Himmel, welch ein unfassbares Glück,

Von unserem Hostel geht es wieder mit der Fähre hinüber auf das andere Elbufer. Rasch sind die zahlreichen Treppenstufen zur Bastei erklommen – Übung macht den Meister.  Morgens kurz nach 9 ist es noch wunderbar leer hier oben. Eine wahrhaft weise Entscheidung, den Malerweg „verkehrt“ herum zu laufen.

Blick ins Elbtal von der Basstei

Die Bastei ist DER Touristen-Hotspot im Elbstandsteingebirges – hier muss einfach jeder hin. Völlig zu Recht, denn die Sicht von den senkrechten Felstürmen hinunter zur Elbe ist einfach absolut grandios. Unglaublich, dass auf diesem Adlerhorst im 15. Jahrhundert tatsächlich eine Burganlage errichtet wurde. Was für ein Kraftakt, vor allem für die armen Leibeigenen, die hier schuften mußten.

An der Bastei
Blick von der Bastei ins Elbstal
Der Klassiker: die Basteibrücke
Aussichtplattform an der Bastei

Zur Bastei gelangt man bequem mit dem Auto, das zieht Besucher in großen Massen an. Breite Spazierwege, eine große Aussichtsplattform über den Felsen, scheußliche Betonklötze für Hotel und Panoramarestaurant, riesige Parkplätze – das alles degradiert die großartige Natur zu einer Art Disneyland-Kulisse. Trotz der wirklich spektakulären Landschaft gefällt uns daher das nur zu Fuß erreichbare Schrammsteinmassiv viel besser.

Gegen 11 Uhr rollen dann auch die Reisegruppen an. Angetrieben von ihrem Reiseführer fluten Europäer, Amerikaner, Chinesen und Inder im Selfiefieber die Bastei. Keine Chance mehr für ruhiges Verweilen an den klassischen Aussichtspunkten – also treten wir die Flucht an.

Sonnenbad an der Elbe bei Wehlen

Nur wenige hundert Meter weiter sind wir bereits wieder fast alleine im Wald unterwegs. Der schöne Panoramaweg hinunter zur Stadt Wehlen ist ein Genuss. In Wehlen gibt es ein Sonnenbad auf einer Bank an der Elbe und ein Eis am Marktplatz.

Felstor im Uttewalder Grund
Waldidylle im Uttewalder Grund

Durch ein felsiges Tal wandern wir bergauf in den kühl-feuchten Uttewalder Grund. Ein verwunschene Märchenlandschaft in einem engen, tiefen Tal mit pelzig bemoosten Felsen, rauschendem Bach und knorrigen Bäumen. Mittendrin die traditionsreiche Gaststätte Waldidylle, die aussieht wie ein Hexenhäuschen.

Über sonnige Felder nach Mühlsdorf

Schließlich wird die Luft wieder wärmer und der Malerweg führt uns auf die sonnige Hochebene nach Mühlsdorf. Doch schon geht es wieder hinunter in den Liebethaler Grund. An der Daubsmühle queren wir die Wesenitz, kurz danach erreichen wir die Ruine der Lochmühle.

Lochmühle im Liebethaler Grund
Wagner-Denkmal im Liebethaler Grund

Direkt dahinter steht ein bombastisches Denkmal von Richard Wagner, der hier Teile des „Lohengrin“ komponierte. Kurioserweise wurde am Denkmal ein Lautsprecher installiert, aus dem auf Knopfdruck die Ouvertüre der Oper erklingt. Leider ist die Anlage defekt – diesen Kulturschock hätten wir uns zu gerne gegönnt.

Letzter Gruß des Sommers

Ja, und dann sind es wirklich nur noch wenige hundert Meter und der Malerweg endet ganz profan auf einem Wanderparkplatz am Ortsrand von Liebethal. Fast in Sichtweite liegt die Haltestelle und schon ein paar Minuten später sitzen wir im Bus, der uns zum S-Bahnhof Pirna schaukelt. Unseren letzten Abend der Tour verbringen wir in Dresden, wo wir im vegetarischem Restaurant  brennNessel bei hervorragendem Essen den erfolgreiche Abschluss des Malerwegs feiern.

Traumhaft schön war‘s und viel zu schnell vorüber.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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