Kleiner Hansjakobweg (Schwarzwald)

Der Kleine Hansjakobweg im mittleren Schwarzwald ist als Rundweg konzipiert. Er führt von  Schapach, einem Ortsteil der Gemeinde Bad Rippoldsau-Schapbach, zwischen Kinzig- und Wolftal durch dicht bemooste Nadelwälder und auf aussichtsreiche Höhen mit stattlichen Schwarzwaldhöfen. Auf der relativ kurzen Distanz von 45 Kilometern sind rund 1.800 Höhenmeter jeweils bergauf und bergab zu bewältigen.

Übersichtskarte Kleiner Hansjakobweg

An unserem Mutter-Tochter-Wochenende vom 12. – 14. 8.2023 sind meine zwei Mädels und ich den Kleinen Hansjakobweg in zwei entspannten 2-Halbtages-Etappen von jeweils ca. 12 Kilometern am An- und Abreisetag und einer bequemen Ganztagestappe von 21 Kilometern gewandert. Da wir mit Zelten unterwegs gewesen sind, waren wir unabhängig von Unterkünften.

Wegweiser Kleiner Hansjakobweg

Der Kleine Hansjakobweg ist sehr gut ausgeschildert. Den GPX-Track zum kostenlosen download findest du auf der Webseite GPS-Wanderatlas.  Auf der Webseite des Schwarzwald Tourismusverbandes steht eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Etappen, inklusive Hinweisen zu Einkehr und Übernachtung. Auch hier gibt es einen GPX-Track zum download. Dabei ist jedoch ein Abstecher nach Schenkenzell zwecks Übernachtung eingebaut, so dass der Gesamtweg auf 54 Kilometer kommt. In untenstehender Tabelle sind die Waypoints zu Wasser, Einkehr und Rastplätzen enthalten.

Weg-km* Waypoint Beschreibung
0,0 Start Schapach Rathaus
0,1 Wasser Schapach Friedhof (Brunnen)
4,0 Rastplatz Schmiedberger Platz (Bänke, Grillstelle, Wiese zum Biwak geeignet,  Hütte ist verschlossen, überdachte Bank am Vordach)
4,6 Wasser Zieflesbrunnen, filtern
7,5 Wasser Hinterkaltbrunn, Privathäuser
9,3 Einkehr Gasthof Martinshof
9,4 Wasser Kaltbrunn Friedhof (Brunnen)
12,0 Biwak 1 Burgfelsenkapelle, Wiese zum Biwak geeignet
12,6 Wasser Kloster Wittichen, Brunnen
14,4 Wasser Zündelgraben, Privathäuser
16,5 Rastplatz Salzlecke (Hütte ist verschlossen, überdachte Bank am Vordach)
20,0 Wasser Bach (filtern)
22,6 Wasser St. Roman, Friedhof (Brunnen)
22,8 Einkehr St. Roman, Hotel Adler
28,0 Wasser Privathaus (Brunnen am Haus)
29,0 Wasser Privathaus (Hof)
31,2  Einkehr Gasthaus Ochsenwirtshof
31,8 Wasser Bach (Filtern)
33,2 Biwak 2 Abzweig auf Forstweg nach Süden, nach ca. 150 m schmaler Wiesenstreifen am Weg
33,8 Wasser Hanselehof (Brunnen am Haus)
35,2 Wasser Moosbauernhof (Brunnen am Haus)
38,6 Einkehr Vesperstube Schmalzerhisli, Aussichtpunkt mit Bänken
41,0 Wasser Hirschbach, Privathaus
45,0 Ende Schapach, Rathaus

*entsprechend GPX-Track aus GPS-Wanderatlas

Tag 1: Von Schapach zur Burgfelsenkapelle Wittichen (12 km)

Durch unsere Anreise aus dem Rheim-Main-Gebiet bzw. der Schweiz beginnt unsere Wanderung erst gegen 14.30 Uhr. Der Kleine Hansjakobweg startet am Rathaus von Schapach und führt ein kurzes Wegstück durch ein Wohngebiet. Ziemlich steil geht es dann hinauf in den Wald. Teils über Forstwege, überwiegend aber auf wild-romantischen Waldpfaden, steigen wir um insgesamt 400 Höhenmeter hinauf zum Schmidsberger Platz. Ein enger, etwas zugewachsener Pfad bringt uns durch den dichten Wald direkt danach wieder 80 Höhenmeter bergab zum Zieflesbrunnen. Dort zapfen wir wieder frisches Wasser. Da hier lediglich ein Waldbach in einer Holzrinne aufgefangen wird, filtern wir natürlich.

Am Schmidsberger Platz
Wasserfiltern am Zieflesbrunnen

Der Weg folgt dem Laienbächle bergab, leider laufen wir nun nach einiger Zeit eine ganze Weile auf Asphalt. Am Eingang des Ortes Kaltbrunn liegt der Gasthof Martinshof für eine Einkehr. Wir versorgen uns jedoch nur am Friedhof mit neuem Trinkwasser und steigen dann auf einem schönen Pfad wieder hinauf in den Wald. Kurze Zeit später kommen wir wieder an die Straße, dann geht es nochmals leicht bergauf, bis wir unser Tagesziel, die Burgfelsenkapelle, erreicht haben.

Eine Zeltstelle zu finden ist auf dieser Tour gar nicht so einfach. In den dichten Nadelwäldern gibt es kaum einen ebenen Platz und im Tal sind die Wiesen bewirtschaftet. Doch hier an der Burgfelsenkapelle könnte man direkt am Weg auf einem kleinen Wiesenstück sein Lager aufbauen. Die dunkel-drohenden Gewitterwolken kommen jedoch rasch näher und wir nehmen dann doch lieber die offene Kapelle als Biwakplatz. Und wirklich, nach dem Abendessen, beginnt es zu donnern und zu regnen. Später breiten wir unser Lager aus, der Platz reicht genau für drei Personen. In der Dämmerung fliegen Fledermäuse, die unter dem Dach wohnen, hinaus in den rauschenden Regen. Nachts wird die Dunkelheit vom flackernden Licht der roten Votivkerzen erhellt, die hinter dem schmiedeeisernen Gitter vor dem Altar stehen. Es ist schon ein sehr ungewöhnlicher Biwakplatz.

Biwak 1 in der Burgfelsenkapelle

Tag 2: Von Burgfelsenkapelle Wittichen zum Schwarzenbruch bei Weg-km 33,1  (21 km)

Morgens liegt der Wald im Nebel, doch manchmal bricht bereits die Sonne hervor, bevor neue Wolkenfetzen aus dem Tal hinauf ziehen. Wir liegen noch eine ganze Weile in unseren Schlafsäcken und genießen die märchenhafte Atmosphäre. Ein Wiesenweg beschert uns zunächst nasse Füße und bringt uns rasch hinab zum Kloster Wittichen. Das ehemalige Klarissenkloster im engen Tal der Kleinen Kinzig wurde schon um 1340 gegründet und die barocke Kirche ist noch immer Ziel von Wallfahrten.

Im Morgennebel an der Burgfelsenkapelle

Leider müssen wir wieder über Asphalt laufen, bis endlich der Weg bei Zündelgraben in Serpentinen hinauf in den Wald führt. Mittlerweile hat sich die Sonne durchgekämpft. Es wird ein richtig heißer Sommertag und durch die sehr hohe Luftfeuchtigkeit kommen wir gehörig ins Schwitzen. Da kommen die prallen reifen Brombeeren überall am Wegrand genau richtig. Auch Unmengen von Pilzen sprießen in der tropischen Wärme überall aus dem nassen Waldboden. Doch die lassen wir sicherheitshalber stehen.

Nach 300 Metern Aufstieg ist die Hütte an der Salzlecke erreicht, Zeit für eine Rast auf der Bank im Schatten. Direkt hinter der Hütte wandern wir wieder steil bergab nach Heubach und folgen einige Zeit dem Talverlauf, bevor der nächste Anstieg kommt. Gott sei Dank ist es im schattigen Wald etwas kühler, trotzdem sind wir schweißgebadet. Auf den Hochflächen liegen die Einzelhöfe in den blühenden Wiesen, eine wirklich herrliche Gegend.

Ein Genuß sind die weichen Waldwege
Das 4-Sterne-Hotel Adler in St. Roman – etwas zu nobel für verschwitzte Wanderer

Pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir den winzigen Ort St. Roman, der lediglich aus einer Handvoll Häusern, einer kleinen Kirche und dem überdimensionierten Naturparkhotel Adler besteht. Insbesondere der wuchtige knallgelbe Anbau des großen 4-Sterne-Wellnesshotels ist ein wenig schöner Fremdkörper in dem idyllischen Tal. Ein Schild beteuert, dass in dieser Nobelherberge  „Wanderer willkommen“ seien. Trotzdem sind wir etwas unsicher, ob wir hier nicht fehl am Platze sind. Auf dem Parkplatz stehen ausnahmslos roße Autos und die überwiegend älteren Gäste sind sehr gepflegt gekleidet. Da sorgen wir mit unserer Wanderkluft und den großen Rucksäcken für eine gewisse Aufmerksamkeit. Außerdem zieht eine wahre „Duftwolke“ mit uns, kein Wunder bei diesem Tropenwetter. Im gediegenen Speiseraum führt uns denn auch die Bedienung diskret zu einem etwas abgelegenen Tisch. Hier tafeln wir stilvoll, das Essen ist köstlich und auf der Toilette können wir uns sogar ein wenig waschen.

Typische Einzelhöfe auf den Schwarzwaldhöhen
Schöne Weitblicke sind der Lohn für den Aufstieg

Nach der langen Mittagsrast läuft es sich wie von selbst. Der Kleine Hansjakobweg führt noch knapp 100 Höhenmeter durch den dichten, moosgepolsterten Tannenwald hinauf, bevor der lange Abstieg  beginnt. Fast haben wir wieder Schapach erreicht, doch knapp 2 Kilometer vor dem Ort biegt der Weg nun nach Westen ab und geht auf einem sehr steilen Pfad hinunter bis zum „Ochsenwirtshof“ im Wolfachtal.

Direkt hinter dem Gasthof steigt der Pfad natürlich wieder steil hoch. Nun ist es nicht mehr weit bis zu unser geplanten Biwakstelle, doch wir brauchen dringend neues Wasser. So machen wir noch einen kleinen Umweg zum nächsten Bach und erreichen nach insgesamt 300 schweißtreibenden, steilen Höhenmetern wieder die Schwarzwaldhöhen. Hier oben im Waldgebiet am Schwarzenbruch hoffen wir eine ebene Zeltstelle zu finden. Allerdings ist dies wieder relativ schwieirg. Im Wald stehen die Bäume so eng, dass der Platz für drei Zelte nicht reicht. Außerdem ist der Boden durch den Regen der letzten Tage sehr feucht. Die Wiesenflächen sind eingezäunt oder in unmittelbarer Sichtweite von Häusern.

Biwak 2 am Rand eines Waldweges

Doch an einer Wegkreuzung (ungefähr bei Weg-km 33,2) entdecken wir einen nach Süden abzweigenden, grasbewachsenen Forstweg, der nach ca. 150 Metern einen schmalen Wiesenrand hat. Der ebene Platz reicht genau für unsere Zelte, die wir in einer Reihe hintereinander aufbauen. Wieder mal Glück gehabt. Den Abend können wir noch draußen genießen, doch nachts gibt es ein kräftiges Gewitter, begleitet von Dauerregen.

Tag 3: Von Schwarzenbruch bei Weg-km 33,2 nach Schapach (12 km)

Morgens strahlt die Sonne vom Himmel, der Wald dampft. Wieder geht es anfangs über Asphalt, dann ist über steil bergab führende Waldwege der nahe Hanselesbauernhof rasch erreicht.

Immer mal wieder wandern wir auf Asphalt

Am Brunnen vor dem Haus zapfen wir neues Wasser und waschen den Schweiß vom Gesicht. Das tut gut. Ein paar Meter weiter gibt es Frühstück auf einer sonnigen Bank. Vor uns liegt der idyllische Hof einsam am Ende des Tales, umgeben von Streuobstwiesen. Die kleinen Bäume sind voll von roten Äpfeln, Schwalben zischen durch die warme Luft. Vom schattigen Tal ziehen Nebelschwaden hoch, die sich rasch in der Sonne in zarte Schleier auflösen. Wie Diamanten glitzern Wassertropfen im duftenden Gras. Mir kommt das schicke Hotel Adler von gestern in den Sinn, wo jetzt wohl ein üppiges Frühstücksbuffett gedeckt wird. Doch um nichts in der Welt möchte ich unsere Sonnen-Bank tauschen, wie geht es uns gut.

Hansjakobstein

Durch schattigen Wald wanderen wir zum Moosbauernhof, hier gibt es wieder einen Brunnen und frisches Wasser. Ein leichter Ansteig um 100 Höhenmeter führt bequem hinauf auf den Höhenrücken. In Nähe der Vesperstube Schmalzerhisli genießen wir zum letzten Mal einen herrlichen Weitblick über die Schwarzwaldhöhen. Mehrere Bänke laden zur Rast, der Hansjakobstein erinnert hier an den Heimatdichter.

Weitblick beim Schmalzerhisli

Dann geht es auch schon bergab nach Hirschbach und den ehemaligen Bergbauort Wildschapach. Das letzte Wegstück geht nun stets parallel zur Landstraße. Aber die stört uns nicht, denn der Kleine Hansjakobweg verläuft sehr schön auf weichem Wiesengrund am Ufer der Wildschapach entlang.

Auf Wiesenwegen geht es nach Schapach

Viel zu rasch sind wir genau um 12.00 Uhr wieder am Ausgangspunkt der Tour, dem Rathaus von Schapach. Doch so bleibt noch in Freudenstadt genug Zeit, um einen gewaltigen Eisbecher am Marktplatz zu genießen, bevor wir wieder die Heimreise antreten.

 

 

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