Auf nach Alaska (22. – 29.8.2022, 1.341 km)

Wir bleiben im Goldgräberland, auch wenn wir nun Kanada verlassen und durch Alaska reisen, den nördlichsten Bundesstaat der USA. Faszinierend und gleichzeitig erschreckend ist, in welche unwirtlichen Gegenden die unersättliche Gier nach Reichtum die Menschen getrieben hat und auch heute noch immer treibt.

Unsere Route (Kartengrundlage: Mile Post)

Dawson City

Das „Abenteuer“ Dempster Highway liegt hinter uns. Rasch sind wir in Dawson City, das am Zusammenfluss von Yukon River und Klondike River liegt. Der Ort ist wie kein anderer in Amerika mit der Geschichte des Goldrush verbunden, der vor 125 Jahren zu einem Ansturm von über 100.000 hoffnungsvollen Abenteurern führte. Im August 1896 hatte man am Bonanza Creek unweit von Dawson unvorstellbare Mengen Gold gefunden. Ein Jahr erst später erfuhr die Welt von dieser Sensation und für einige Jahre war Dawson das Boomtown Nordamerikas. Dann waren die meisten Claims an große Konzerne verkauft, die mit gewaltigen Maschinen das Gold aus dem Boden holten. Bis zu 50 Kilogramm wurden pro Woche von einer Dredge gewonnen.

Alte Diggerhütte

Noch heute wird die Umgebung von Dawson geprägt von den Goldgräber-Claims. Ein Riesenmaulwurfhügel reiht sich an den nächsten, die Erde wurde wieder und wieder umgegraben und ausgewaschen, bis wortwörtlich kein Stein mehr auf dem anderen war. Und noch immer wird Gold geschürft, allerdings in geringeren Mengen.

Dredge No 4 – Goldschürfen industriell

Nun lebt der kleine Ort von dem Mythos seiner wilden Zeit, der die Touristen anzieht. Der Staat hat viele alte Häuser restauriert und neue Gebäude wurden dem historischen Stil angepasst. Allerdings hat man es mit dem Denkmalschutz nicht ganz so genau genommen. So ist Dawson heute eine Mischung aus Freilichtmuseum und ein wenig Disneyland.

Keine gute Statik im Permafrostboden
General Store – wie in den guten, alten Zeiten

Allerdings wohnen auch wirklich noch über 1300 Leute hier, teilweise in urigen und alternativ angehauchten Holzhäusern. Auch außerhalb der Stadt sehen wir immer wieder einfache Holzhütten im Wald, wo wohl die eher zivilisationsscheuen Individualisten wohnen. So sehen wir in den noch teilweise noch ungeteerten Straßen der Stadt einige interessante Typen mit stilvollen Westernhüten, langen Rauschebärten, karierten Hemden und löchrigen Jeans in lehmverschmierten Stiefeln. Meist sind sie in Begleitung von schönen Huskies. Es scheint, als ob Dawson noch immer eine besondere Art von Menschen anzieht. Auf jeden Fall sehr interessant.

Schaufelraddampfer Keno – heute Museum, früher Hauptverkehrsmittel auf dem Yukon

Vor dem Sightseeing machen wir uns natürlich stadtfein. Zuerst wird Master Yoda an einer Tankstelle mit Hochdruckreiniger so gut es geht von seiner Schlammschicht befreit. Danach gönnen wir uns am zugehörigen Campground eine ausgiebige Dusche und saubere Kleidung. Ein wahres Fest, nachdem wir uns während der letzten 17 Tagen mit Seen und Bächen zufrieden geben mussten. Wunderbar duftend erkunden wir den Ort, der ganz der Vorstellung einer Westernstadt entspricht. Na ja, abgesehen von der Tankstelle und einigen quietschbunt bemalten Häusern.

Master Yoda ist wieder sauber

Dank iOverlander App haben wir den absoluten Premium-Stellplatz zum Übernachten neben einem  Feuerwachturm auf einem Berg hoch über der Stadt mit weitem Blick über den Yukon und Klondike. Allerdings ist die Zufahrt im letzten Teil ab dem Abzweig von der Dome Road über eine extrem steile, grobsteinige Piste nicht ganz ohne, aber unser Yoda fühlt sich in dem Gelände sehr wohl. Wir sind dort ganz alleine. Am berühmten Aussichtsberg Midnight Dome, den wir am nächsten Morgen besuchen, stehen dagegen die Wohnmobile auch über Nacht dicht an dicht.

Blick auf Dawson City vom Midnight Dome

Top of the World

Nach dem Mittagessen sind wir wieder on the road. Mit der Fähre geht es über den Yukon und dann steil auf dem Top of the World Highway bergan. Die nur im Sommer geöffnete Schotterstraße führt wunderbar auf einer Kammhöhe in 900 bis 1370 Metern knapp oberhalb der Baumgrenze nach Westen mit herrlichen Fernblicken auf Berge und Wälder nach Alaska. Immer wieder zweigen Schotterwege zu Minen ab, der Goldrausch ist auch heutzutage noch nicht vorbei.

Yukonfähre zum Top the World Highway

Olaf erforscht am Vormittag noch unter dem Auto die Zuleitung zur Standheizung, um mögliche Hinweise auf die Störung zu finden, die immer wieder zum Abbruch des Heizens führt. So wissen wir jetzt, dass die Benzinpumpe regelwidrig ohne Neigung eingebaut ist. Ob die Störung an der relativ schlechten Benzinqualität von 87 Oktan liegt, die wir tanken, werden wir noch mit höherwertigem Benzin testen. 

Top of the World Highway

Ungefähr 20 Kilometer vor der US-Grenze biegen wir auf eine schmale Piste ab, die zu einer Goldmine führt, und finden einen sehr einsamen Stellplatz mit tollem Blick. Die Hügel ringsum laden zu einem Abendspaziergang ein. Wir genießen die absolute Stille, den endlos weiten Himmel mit phantastischen Wolkenbildern, das Spiel von Sonne und Schatten auf den Berghängen, die unglaubliche Weite.

Sonnenuntergang am Top of the World – fast zu schön

Einreise in die USA

Am nächsten Morgen wird zuerst unser Proviant in den hintersten Winkeln der Stauboxen versteckt. Offiziell darf man in die USA keine Lebensmittel einführen. Daran hatten wir beim Großeinkauf in Dawson gar nicht gedacht. Einige Kleinigkeiten, z.B. ein Brot, einige Äpfel und Marmelade lassen wir bewusst offen in unserer Kochkiste als Ablenkung  für den Zoll. Denn es ist ja klar, dass man mit einem Camper zumindest den Tagesbedarf an Essen dabei hat.

Grenzübergang Kanada – USA mitten im Nirgendwo

Doch an der Grenze interessiert sich weder jemand für unser Auto, das dann nicht registriert wurde, noch für seinen Inhalt. Nachdem wir wahrheitsgemäß bestätigt haben, weder Alkohol, Drogen oder Waffen dabei zu haben, dürfen wir noch auf Aufforderung des arrogant-muffeligen Officer unsere Fingerabdrücke und ein Foto hinterlassen. Wir fühlen uns nun ganz klein und fast wie Verbrecher, was wohl auch der Sinn dieses autoritären Auftretens ist. Barsch befragt man uns nach der Reiseroute, knallt die Aufenthaltserlaubnis für 6 Monate in die Pässe und brummelt dann so etwas wie „Welcome to Alaska“. Fertig. Vielleicht hat der gute Mann nur schlechte Laune, weil er an der kleinsten und bestimmt langweiligsten Grenzstation des USA arbeiten muss. Egal – wir sind in Alaska und alle illegal importieren Lebensmittel ebenso.

Taylor Highway

In Alaska sind wir auf dem Taylor Highway, die ersten Kilometer präsentieren sich breit ausgebaut und wunderbar asphaltiert. Beim Abzweig nach Eagles beginnt abrupt eine schmale und zum Teil mit etlichen Schlaglöchern versehene Schotterpiste. Der Highway windet sich in vielen Kurven bergauf und bergab. Eine nette, aber keine besonders aufregende Strecke. Allerdings sind wir mittlerweile in Sachen Naturschönheiten auch sehr verwöhnt.

Alte Dredge am Goldgräberfluss bei Chicken
Stilechter Saloon in Chicken

Ein Stopp im ehemaligen Goldgräberort Chicken ist ganz nett. Hier gibt es noch eine alte Dredge, ein paar Holzhäuser mit Saloon und Andenkenladen und zwei Campgrounds. Zuvor unternehmen wir noch einen Spaziergang durch den Wald zum Moskito Creek. Auch hier wurde Gold gewonnen, eine alte Dredge liegt noch am Fluss und ist das Ziel des Trails. An der Straße sehen wir nun viele Quats und ATV mit kernigen, bewaffneten Kerlen in Tarnkleidung. Jagen ist hier im Herbst die Freizeitbeschäftigung schlechthin.  Nachmittags sind wir schon früh auf einem schönen Stellplatz abseits der Straße mit Blick über die Berge und Unmengen an Blaubeeren, die am nächsten Morgen unseren Porridge bereichern.

Alaska Highway, Teil 2

Im Regen geht es bergab zum Alaska Highway und dann auf der breiten, ebenen Straße ziemlich langweilig nach Tok. Der Ort besteht aus Tankstellen, Schnellimbissen, mehreren Campingplätzen und Motels, Touristen-Info sowie einem relativ großen Supermarkt. Alles wie an einer Perlenschnur sehr großzügig verteilt am Highway aufgereiht. Die Wohnhäuser liegen weit verstreut dahinter. Scheußlich anzusehen, aber sehr praktisch für Autofahrer. Vergeblich versuchen wir eine US-Prepaid SIM Karte für das Handy zu kaufen. Die bekommt man jedoch nur, wie wir erfahren, in Fairbanks oder Anchorage.

Unser Blick vom Übernachtungsplatz am Gerstle River

Die Weiterfahrt durch die breite Schwemmebene ist unspektakulär, immerhin regnet es nun nicht mehr. Einziger Hingucker sind die schlammig-grauen Flüsse, die sich ihren Weg durch breite Schotterflächen suchen. Genau an einem solche Fluss, dem Gerstle River, übernachten wir, leider ohne Blick auf die Alaska Range, deren Berge sich hinter Wolken verstecken. Mit Fleecejacke können wir sogar bei kühlen 10 Grad noch unseren Nachmittagstee draußen genießen. Später gibt es am wärmenden Lagerfeuer zum Abendessen Pancakes mit Apfelmus, eine willkommene Abwechslung von den sonst üblichen Nudeln oder Couscous mit Tomatensauce. Und im Laufe des Abends hebt sich sogar die Wolkendecke, so dass wir die schneebedeckten Gipfel doch noch bewundern können. 

Highway nach Delta Junction – Richtung Norden und dann immer geradeaus
Die Alaska Pipeline geht von Prudhoe Bay am Polarmeer bis Valdez in Südalaska
keine Chance im Kampf gegen die Monster-Mücke

Der Alaska Highway führt uns auf seinen letzten 100 Kilometern ohne eine einzige Kurve schnurgerade nach Delta Junction. Hauptattraktion des Ortes sind die Alaska Pipeline und die Statue einer überdimensionalen Mücke am Visitor Center.

Richardson und Glenn Highway

In Delta Junction biegen wir auf den Richardson Highway nach Westen ab. Vor uns liegen nun die Gletscher der mit ca. 4000 Metern höchsten Berge der Alaska Range. Davor windet sich der graue Delta River durch das Tal. Auch hier hat der Gletscherfluss eine breite Schwemmebene gebildet, über die der heftige Wind den Sand aufwirbelt. Eine wirklich überwältigend schöne, wilde Landschaft.

Delta River Valley

Leider verschlechtert sich nun das Wetter. Tiefhängende Wolken und heftige Regenschauer versperren immer wieder den Blick auf die imposanten Schneeberge. Trotzdem unternehmen wir eine kleine Wanderung zum Gulkanagletscher. Eine grobsteinige Piste und später ein Pfad führen zu einer ca.  40 Meter langen Hängebrücke über den Gletscherfluss. Auf der stark schwankenden Brücke schaffe ich nur ein paar Meter, dann siegt die Höhenangst und ich kehre um. Olaf läuft das letzte Stück bis zum Gletscherblick alleine und berichtet von großen Haufen Bärenkot mitten auf dem Weg. Natürlich machen wir beim Wandern immer viel Lärm, um Bären auf uns aufmerksam zu machen und überraschende Begegnungen zu vermeiden. Trotzdem ist es im dichten Weidegestrüpp kein sehr angenehmes Gefühl.

Wanderung zum Gulkanagletscher

Kurz hinter dem schönen Summit Lake biegen wir auf den Denali Highway ab, wo wir bei Meile 7 an einem tollen Aussichtspunkt übernachten. Hier überblickt man den gesamten Gulkanagletscher und in der Ferne sogar die 5000 Meter hohen Eisriesen des Wrangell-St. Elias Nationalparks. Nur schade, dass abends dann alles im Grau der Regenwolken verschwindet.

Bei kühlen 6 Grad, Regen und Sturm sehnen wir uns am nächsten Morgen nach der Wärme unserer Standheizung, die beharrlich trotz extra getanktem hochwertigen Benzin den Dienst verweigert. Eigentlich wollten wir Richtung Denali fahren, entschließen uns jetzt aber spontan dem Richardson Highway weiter nach Süden zu folgen. Dort sieht der Himmel etwas weniger dunkel aus.

Und wirklich hört bald der Regen auf. Olaf kriecht noch mal unter Master Yoda und es gelingt ihm die Pumpe der Standheizung in der korrekten Neigung auszurichten. Und oh Wunder – jetzt läuft sie!!!! Die Macht war wieder einmal mit uns.

Kurz danach sind wir in Glennallen, genau wie die vorherigen Orte eine über mehrere Meilen langgestreckte Ansammlung der üblichen Infrastruktur entlang der Straße. Für uns nur ein Zwischenstopp, um in einer runtergekommenen Laundry unsere Wäsche in die Maschine zu werfen, Mittag zu essen und mit Hilfe des Wifi der Bücherei den Wetterbericht zu checken. Erst in drei Tagen soll es sonniger werden. Also geht es zuerst nach Anchorage.

In God we trust – Patriotismus US-Style

Der Glenn Highway zieht sich zunächst durch flaches Land. Es gibt öfters  Wohnhäuser an der Straße, oft geschmückt mit einer Ansammlung verschrotteter Autos und großen US-Flaggen. Und manchmal sehen wir auch Banner mit der Aufschrift: „Trump 2024“ oder sogar „Trump won 2020“. Keine Frage, Alaska ist eine republikanische Hochburg. 

Landschaftlich interessant wird es erst nach dem Eureka Pass. Nun geht es in die Berge mit tollen Blicken auf wilde Gipfel und Gletscher. Unser Übernachtungsplatz erreichen wir über eine vom Highway abzweigende Schotterstraße, die Alascom Road. Er liegt mal wieder sehr exponiert auf dem höchsten Punkt eines Hügels. Das Risiko einer sehr windigen Nacht nehmen wir für die tolle Aussicht gerne in Kauf.

Übernachtung am Top of the Hill, Alascom Road

Es ist mal wieder Wochenende. Die Nähe zum nur rund 200 Kilometer entfernten Anchorage, mit 300.000 Einwohnern der mit Abstand größte Ballungsraum in Alaska, macht sich bemerkbar. Das bedeutet viel Verkehr auf dem Highway, sehr viele Wohnmobile und Wohnanhänger auf den inoffiziellen Stellplätzen im Gelände und noch mehr ATV, die durch die Landschaft dröhnen. ATV-Piloten in Tarnkleidung und mit fest auf den Vehicle montierten großkalibrigen Gewehren sehen aus wie Soldaten im Kampfeinsatz.

Auch auf den Chickaloon-Knik-Nelchina-Trails, wo wir eine kleine Wanderung machen wollen, haben sich ATV und Quats ausgetobt und den Trail stellenweise in eine Sumpflandschaft verwandelt. Wenn kein Durchkommen mehr ist, wird einfach eine neue Route durch die empfindliche Vegetation gepflügt – Spaß muss sein. Trotz der Matschlöcher genießen wir die Tour durch die wunderbar herbstlich bunt gefärbte Tundra. Unsere Jodelrufe sind jedoch kein Ausdruck der Freude, sondern sollen die Bären verjagen.

Manatuska Gletscher

Auf der Weiterfahrt wird die Gebirgslandschaft immer dramatischer. Höhepunkt ist der Blick auf den großen Manatuska Gletscher, dessen Zunge sich weit hinunter ins Tal erstreckt. Im weiteren Verlauf wird der Highway zu einer richtig spannenden Gebirgsstraße, die sich durch die steilen Kings Mountains windet.

Manatuska Gletscher
Glenn Highway

Schließlich geht es über 1000 Höhenmeter hinab ins Flachland. Unten ist es viel wärmer, die Baume sind noch grün und wir befinden uns plötzlich im Farmland. Gepflegte Bauernhöfe und große Wohnhäuser mit sauber geschnittenen Rasen und Vorgärten –  so etwas haben wir lange nicht gesehen. Allerdings findet man in dieser zivilisierten dicht besiedelten Gegend keinen Stellplatz. Vor Palmer biegen wir daher auf die schmale Hetcher Pass Road ab, die uns in vielen steilen Kurven wieder in die Berge bringt. Auf der Passhöhe liegt sogar noch etwas Schnee. Auch hier ist viel Ausflugsverkehr. Unterhalb des Passes erreichen wir über eine schlechte, mit tiefen Schlammlöchern geschmückte Piste und am Ende eines wilden Tales die alte Goldmine Lucky Shot in ca. 1.300 Meter Höhe. Hierhin verirrt sich kein anderes Fahrzeug – ein idealer Übernachtungsplatz.

Übernachtung an der Goldmine Lucky Shot in der Nähe der Hatcher Pass Road

Anchorage

Die Freude über die reanimierte Standheizung ist leider nur von kurzer Dauer. Nun verweigert sie dauerhaft den Betrieb. Wir sind mit unserem Latein am Ende. Also werden wir in Anchorage eine Werkstatt aufsuchen müssen.

Die sechsspurige Autobahnnach Anchorage ist belebt, über uns dröhnen Flugzeuge, die Wohnviertel und Einkaufszentren der Orte im Umfeld von Anchorage sehen genauso aus wie in Halifax, aber völlig anders als im Rest von Alaska. Es ist ungewohnt, nach zwei Monaten wieder in einem städtischen Umfeld zu sein. Höhepunkt des Tages ist auf dem Weg nach Anchorage die Dusche an einer Tankstelle, die wir zeitlich unbegrenzt nutzen können. Das tun wir natürlich gerne und waschen auch direkt unsere T-Shirt mit. In Eagleriver versuchen wir im Walmart und einem At&T Store eine SIM Karte für USA zu kaufen. Das erweist sich als tagesfüllendes Programm und ist leider vergeblich. Die bemühte, aber ziemlich ahnungslose Verkäuferin schafft es in 90 Minuten nicht, die SIM Karte korrekt zu konfigurieren. Ohne die Hotline von AT&T ist das Problem nicht zu beheben und die ist sonntags nicht verfügbar. Sie empfiehlt uns, es Morgen bei AT&T in Anchorage zu versuchen. Zum Übernachten fahren wir hinauf in das Eagle River Valley, landschaftlich grandios mit einem herrlichen Fluss und steilen Bergen. Abends können wir sogar noch draußen in der Sonne essen. Allerdings stört uns der Autoverkehr, den wir an dieser Sackgasse so nicht erwartet haben.

Montag früh klingelt schon um 6.00 Uhr der Wecker, wir wollen zeitig in der Werkstatt sein. Allerdings sind wir schon durch den Berufsverkehr auf unserer Sackgasse frühzeitig munter geworden. Der sehr nette Besitzer der sog. Diesel Werkstatt kümmert sich direkt um uns, prüft die Heizung und vermutet, dass der Benzinfilter verstopft ist und ausgetauscht werden muss. Fehlercodes im Display weisen auf ein Problem in der Kraftstoffzuführung. Für etwas über 4 Dollar kaufen wir einen neuen Benzinfilter, den wir austauschen sollen, wenn der Tank leer gefahren ist. Der Service wird nicht berechnet, echt großzügig. Ob nach dem Filterwechsel die Heizung funktioniert, wissen wir nicht. Im Zweifelsfall müssen wir dann zurück nach Anchorage in die Werkstatt. Nächste Station ist ein Großeinkauf bei Walmart. Die relativ preiswerte Möglichkeit zum Auffüllen unserer Lebensmittel müssen wir nutzen. Diese riesigen Supermärkte mit dem unübersichtlichen Angebot überfordern uns regelmäßig. Anschließend geht es zum Outdoorladen REI, Olaf bekommt neue Schuhe – und sein heißersehntes Bärenspray!

Downtown Anchorage

Höhepunkt des Tages sollte dann eigentlich entspanntes Sightseeing in Downtown Anchorage sein. Doch es kommt mal wieder anders. Im At&T Store erfahren wir, dass unsere Telefone und Router aufgrund dieses Jahr erfolgter technischer Änderungen nicht mit dem Mobilfunknetz von AT&T kompatibel sind. Unfassbar. Die 50 Dollar für die Simkarte können nicht erstattet werden, da es eine Prepaidkarte ist. Wir sollen uns an den Shop in Eagleriver wenden, wo wir sie gekauft haben. So langsam sind wir genervt.

Die Stadtbesichtigung schrumpft auf einen 30-Minuten-Bummel um zwei Blocks. Gerechterweise muss man sagen, dass Anchorage wirklich absolut nichts bietet außer einigen langweiligen Einkaufsstraßen und Malls. Also wieder 30 Kilometer zurück nach Eagleriver. Dort finden wir heraus, dass das Geschäft, wo wir die Simkarte kauften nur ein Reseller ist und kein AT&T Store. Die Verkäuferin müht sich trotz unserer Erklärungen noch eine Stunde mit unseren Handys und Router ab. Denn ihr ist klar, dass sie unsere Geräte vorher hätte prüfen müssen und sie nun die Erstattung aus eigener Tasche zu zahlen hat. Der Shop haftet nicht über den Fehler der Verkäuferin! Schließlich kapituliert sie, wir bekommen die 50 Dollar für die unbrauchbare Simkarte cash zurück und ziehen von dannen. Telefonieren können wir nun also weiterhin in Alaska nur mit Wifi – und dafür der ganze Aufwand. Was für ein blöder Tag.

Traumhafter Blick von unserem Stellplatz auf den Knik Glacier

Leicht frustriert fahren wir aus der Stadt raus. Am Knik River gibt es laut iOverlander App einen Stellplatz mit tollem Blick auf den gleichnamigen Gletscher – unser Trostpflaster für den heutigen Frust. Kurz darauf fährt ein Wagen vor. Na toll, bestimmt ist das hier eine private property und wir dürfen von diesem herrlichen Flecken verschwinden. Welch ein Irrtum, die freundliche Lady wohnt in der Nähe und gönnt sich beim Vorbeifahren immer den Gletscher-Traumblick. Ein nettes Gespräch und eine Einladung, morgen früh bei ihr zum Kaffee vorbei zu schauen, sowie ein kitschiges Alaska-Alpenglühen über dem Gletscher vertreiben die etwas miesepetrige Stimmung und versöhnen uns mit dem Tag.

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