Canyon los Perditos, 5.10.2025
Morgens sind wir noch damit beschäftigt unsere Zubringerverbindung von Lima nach Bogota zu buchen. Rund 200 Euro kostet der dreistündige Flug pro Person.

Dann fahren wir über die Ruta PI1sc weiter ins Tal. Der Canyon wird immer weiter und im Talgrund grüner, seitdem der wasserführende Rio Ica in das Tal gemündet ist. Schließlich erreichen wir die Küstenebene, der Himmel ist staubig-dunstig. In der steinig-sandigen Wüste werden Wein, Avocado, Nüsse und Mais industriell angebaut. Und natürlich auf riesigen Flächen massenweise Spargel, der nach Europa exportiert wird. Für all das wird das rare Wasser aus den Anden abgeleitet. Die Weingüter sind mit ihren Feldern von hohen Mauern mit Wachtürmen und Stacheldraht gesichert. Auch in der großen und häßlichen Stadt Ica sind viele Wohnviertel, die noch nicht einmal besonders nobel aussehen, durch Schranken abgesperrt und bewacht. Vor wem hat man hier solche Angst? Später lesen wir, dass die Erpressung von Schutzgeldern zum normalen Alltag gehört.
Ica ist laut, staubig, mit viel Verkehr und einfach nur grauenhaft trist. In einem großen Supermarkt kaufen wir ein. Der mit der App iOverlander ausgewählte Campingplatz an einem Hotel ist aus unserer „abhärteten“ Sicht überzahlt. Für 20 Euro darf man auf einer kleinen, mit Hundekot übersähten Wiese vor einer Baustelle und neben dem Hotelpool parken. Auch der nächste Campingplatz an einem Hotel an der Laguna de Huacachina erweist sich als absoluter Reinfall. Die Attraktion von Ica sind imposante Sanddünen rings um diese kleine Laguna.

Im Reiseführer wird es als romantisch-ruhige Oase mit Palmen und idyllischem See inmitten de Wüste gepriesen, die Realität sieht komplett anders aus. Hier steht ein billiges Hotel und Restaurant neben dem anderen, überall Andenken- und Essensbuden. Das Backpacker-Paradies ist eine wahre Kirmes, für uns ist es das absolute Grauen. Auf die Dünen oder rings um den fast komplett zugebauten kleinen See, der eher einem Teich im Stadtpark ähnelt, kann man gegen Gebühr zu Fuß laufen oder Dünentouren mit Sandbuggys buchen. An einem Hotel soll man auch im Wohnmobil übernachten können. Die vier Stellplätze auf dem Parkplatz liegen in einem Meter Abstand voneinander und sind schon belegt. Die einzige Aufenthaltsmöglichkeit ist ein Pool direkt daneben mit permanenter Musikuntermalung in wie immer irrer Lautstärke. Heute am Sonntag ist an der Laguna die Hölle los, überall hupende Autos und viele Touristen. Fluchtartig fahren wir zurück nach Ica.
In der Stadt tanken wir und können dort auch am Wasserhahn der Tankstelle unsere Haare waschen. Da sind wir in dieser Hinsicht ziemlich schmerzfrei. So sind alle Reserven aufgefüllt und wir sind wieder bereit für die Wildnis. Wir fahren über die Panamerikana nach Süden. Ein Lkw nach dem anderen rauscht darüber, quer durch trostlose Siedlungen. Entlang der Straße liegt bergeweise Plastikmüll, verweht vom Wind über Felder und in Büsche. Als wir nach einer stressigen Stunde durch wirklich entsetzliche Orte auf eine Nebenstraße abbiegen, ist auch der Verkehr schlagartig weg.

Schließlich landen wir auf der Piste IC749 und haben uns garantiert verfahren. Nein, das ist nicht Peru, sondern der Mars. Die Küstenwüste sieht jedenfalls genauso aus. Keinerlei Vegetation oder Spuren von Leben. Statt dessen nur Steine und Sand. Es ist lediglich 6 bis 8 Grad kalt und ein irrer Sturm fegt über die kahlen Flächen, der uns zwingt im Auto zu bleiben. Selbst die Autotür bekommen wir kaum auf. Orte gibt es hier nicht, nur einige verfallene Siedlungen. Eine spannende, aber auch brutale Landschaft.
Hinter einem Felsen suchen wir am Nachmittag zum Übernachten etwas Schutz vor dem Wind, der das Auto wild schüttelt. Was für ein abartiger Kontrast zu der Bergwelt der Anden, die bisher unser Bild von Peru geprägt hat. Der abrupte Luftdruck- und Klimawechsel hat seinen Preis. Beide haben wir mit Kopfschmerzen und Kreislaufproblemen zu kämpfen. In der Nacht hört dann der Wind völlig auf, wir können das Dachzelt aufklappen und endlich bequem schlafen.
Cañon de los Perdidos/Playa la Yerba, 6./7.10.2025
Morgens herrscht Windstille und totale Ruhe. Das Frühstücken draußen ist ein Genuss. Nicht das winzigste Geräusch können wir hören. Ein einsamer Greifvogel zieht seine Kreise, ein Käfer krabbelt durch den Sand. Es sind die einzigen Lebewesen weit und breit. Endlos schweift der Blick über Sand- und Schotterflächen. Wunderschön. Wir lieben die Wüste.



Noch einer guten halben Stunde Fahrt über eine teilweise stark ausgeprägte Wellblechpiste erreichen wir den Cañon los Perdidos, das eigentliche Ziel der Fahrt. Ein Fluss hat sich hier in den Sandstein einen ca. 3 Kilometer langen Canyon gegraben. Wir wandern am oberen Rand der Schlucht bis zum Eingang in das Tal und am Talgrund bis zum Ende des Cañon de los Perdidos. Der Fluss führt nur zur Regenzeit Wasser, daher können wir jetzt weit hineinlaufen. Viele rotköpfige Geier leben hier. Uns erinnert die Landschaft sehr an die Canyons in Utah. Auf dem Rückweg begegnen wir einer Touristengruppe aus Ica, die für ein paar Minuten Auslauf hat, bevor sie die zweistündige Rückfahrt antritt. Ansonsten ist keine Menschenseele zu sehen, es ist eine schöne Wanderung bei angenehmen 22 Grad.


Ungefähr 30 Kilometer Wellblechpiste über die Ruta IC749 durch eine spektakuläre, einsame Wüste trennen uns noch vom Meer. Eine sehr schöne Fahrt durch weite Schotterflächen und über Sandberge, dann sehen wir den unglaublich blauen Pazifik vor uns liegen. Die Küste ist hier unbewohnt, die Wüste reicht bis zum Meer. Eine Piste führt parallel zum Strand durch ein repräsentatives Eingangstor einer Ferienhaussiedlung. Allerdings ist dieser elegante Bogen bisher das einzige Gebäude, hunderte winzige Grundstücke auf dem Sandstrand sind lediglich abgesteckt. Es gibt keine Erschließung mit Wasser, Strom oder einer asphaltierten Straße. Mal wieder so ein irres Projekt, das nur in Bauruinen enden kann, wie wir es schon oft gesehen haben.

Weit dahinter liegt unser völlig einsamer Stellplatz an einem wilden, unendlichen Sandstrand, mit Blick auf die tosende Brandung. Zwei Nächte bleiben wir hier. Lange Strandwanderungen, bei denen wir viele Vögel und Krabben beobachten, ein roter Sonnenuntergang und nachts der strahlende Vollmond. Ein echter Overlander-Traum.


Paracas, 8./9.10.2025
Es wird aber leider Zeit, wieder Richtung Lima aufzubrechen. Wie absolut unmotiviert bin ich, schon wieder in einigen Tagen nach Deutschland zurückzukehren. Aber es hilft ja nichts. Sehr dankbar bin ich aber, dass Olaf dieses Mal mitkommt.
Bei der Fahrt zurück durch die Wüste sausen wir dieses Mal mit ca. 70 km/h und siehe da, die Wellblechpiste ist ziemlich bequem zu fahren, da der Wagen mit dieser Geschwindigkeit praktisch über die Wellentäler fliegt.
Mittags sind wir in Ica. Olaf hat über GoogleMaps ein kleines, hippes Cafe in einem recht wohlhabend aussehenden Wohnviertel gefunden. Das Essen ist sehr gut, allerdings für peruanische Verhältnisse mit 30 € für 2 Personen auch richtig teuer.
Noch im Supermarkt einkaufen, tanken und wieder sind wir unterwegs durch die Wüste auf der autobahn-ähnlichen Panamericana nach Paracas. Der beliebte Ferienort am Meer ist Ausgangspunkt für eine Bootsfahrt zu den Islas Ballestas und in den Nationalpark Paracas. Wir übernachten auf dem Parkplatz eines Hotels, das Übernachtungen in alten Wohnwagen anbietet. Vom Pool dröhnt natürlich Discomusik herüber, die mit dem Straßenlärm konkurriert. In einem der Miet-Caravans können wir warm duschen. Fraglich ist, ob man angesichts der Hygiene in offensichtlich nie geputzten Wohnwagen wirklich sauberer ist als vorher.
Den nächsten Tag genießen wir das Touristenprogramm von Paracas. Vormittags geht es gemeinsam mit vielen anderen mit dem Boot zu den Islas Ballesta. Nach ungefähr 30 Minuten erreichen wir die Vogelfelsen und können ausgiebig verschiedene Vogelarten sowie Humboldt-Pinguine und Seelöwen beobachten.


Dazu gibt es wirklich interessante Informationen von einem Guide, auch in Englisch. Wir sind ja sonst nicht so die Liebhaber von geführten Touren, aber das hier war wirklich eine sehr schöne Exkursion. Mittags genießen wir sehr ein gutes vegetarisches Essen in einem Restaurant an der Strandpromenade, die einer Kirmes ähnelt. Es gibt hier sehr viele europäische und amerikanische Touristen, überall wird in Restaurants und den unzähligen Andenkenläden zumindest ansatzweise Englisch gesprochen. Der Ort liegt an der „Gringo-Rennstrecke“ von Lima über Nasca nach Arequipa und Cuzco. Für einen Tag ist der Rummel ganz nett, auf Dauer wäre mir das zu anstrengend. Und mit dem „normalen“ Peru hat das hier sowieso nichts zu tun.

Chincha Alta, 10.10.2025
Heute erkunden wir den Nationalpark Paracas. Das große Wüstengebiet wird durch eine Straße und einige Pisten erschlossen. Vormittags sind wir ganz alleine dort unterwegs. Gerade eine Wüste ist erst dann richtig schön, wenn sie unberührt und einsam wirkt. Ein Highlight ist eine durch verschiedene Algen, Bakterien und Mineralien neonpink leuchtende Salzlagune. Tolle einsame Buchten mit goldenen Felsen und einem grün-blauen Meer, viele Vögel, sogar einige Flamingos – einfach herrlich. Schade, dass man seit einigen Jahren hier nicht mehr übernachten darf. Es gibt traumhafte Stellplätze.


Am Nachmittag besuchen wir noch einige Aussichtspunkte entlang der Asphaltstraße durch den Park. Hier sind nun recht viele Tourbusse und Touristen unterwegs und trotz der schönen Landschaft gefällt uns es nicht so gut. Als wir am späten Nachmittag wegfahren, strömen ganze Sandbuggy-Kolonen in den Nationalpark, wahrscheinlich Touren zum Sonnenuntergang.
Über die Autobahn Panamericana Süd rollen wir dann nach Norden. Der Verkehr ist mäßig. Es ist ungewohnt auf einer Schnellstraße zu fahren. Leider ist am anepeilten Campingplatz am Meer niemand. Den Alternativplatz in Chinca können wir per Googlemaps erst nicht finden, mal wieder ein fehlerhafter Eintrag. Dann stellt sich heraus, dass die Zufahrt zu dem Grundstück über einen Bewässerungskanal wegen einer kaputten Brücke nicht möglich ist.
Unsere Rettung ist mal wieder der in iOverlander dokumentierte Platz von Freddy, der in Chinca auf einem Gartengrundstück am Stadtrand Camper und Volunters beherbergt. Auf der Fahrt zu ihm kracht es beinahe. Olaf will links in eine Straße hineinfahren, hat natürlich brav den Blinker gesetzt und biegt schon ab. Dabei überholt uns von links noch haarscharf ein Motorradtaxi. Olaf bemerkt es intuitiv aus den Augenwinkeln und kann durch nur eine Vollbremsung eine Kollision vermeiden. Glück gehabt.
Drei junge Frauen aus Kolumbien, Italien und Griechenland wohnen als Volunteers momentan bei Freddy. Er ist ein herrlicher Gastgeber, der einfach nur Spaß daran hat, Reisende kennenzulernen. Eine sehr schöne Begegnung. Das ist so eine Sache, die ich beim Reisen so liebe. Unverhofft ergeben sich aus eigentlich ärgerlichen Dingen dann doch schöne Erlebnisse.
Refugio Lima, 11.-13.10.2025
Die letzte Etappe steht an. Nach einem herzlichen Abschied von unserem Gastgeber Freddy geht es auf der Panamerikana nach Norden. Landschaftlich hat die gesamte Strecke bis Lima nichts zu bieten. Entweder fahren wir durch öde Schotterwüste oder entlang künstlich bewässerter Felder. Wirklich erstaunlich sind mitten im Nirgendwo parallel zur Autobahn die vielen „Neubaugebiete“, die lediglich aus einem pompösen Eingangstor, ggf. einer großen Mauer bestehen und vielen abgesteckten Grundstücken bestehen. Wer soll hier hinziehen? Südlich von Lima gibt es viele dicht bebaute Retortenorte mit weißen, kleinen Häusern am Meer. Der Verkehr nimmt zu. Die Fahrweise ist riskant und brutal, jede kleinste Lücke wird genutzt. Sozialdarwinismus pur. Olaf, sonst die Gelassenheit in Person, ist mittlerweile sehr genervt und fährt selbst zunehmend aggressiver. Eine Pause im geruhsamen Deutschland vielleicht in der Hinsicht ganz gut.

Am Nachmittag erreichen wir den Stellplatz Refugio Lima. Das Gelände liegt in Cieneguilla, ca. eine Fahrstunde süd-östlich der Hauptstadt in einem trockenen Tal. Eine sehr schöne Wohngegend mit großen Grundstücken. Eine nette argentinische Familie wohnt hier, man kann in deren Garten das Auto abstellen und auch campen. Hier wird Yoda also die nächsten Monate wohnen.
Wir sind den nächsten Tag mit Hausputz beschäftigt. Der Wüstensand ist in die hintersten Ritzen und Kisten gedrungen. Am Nachmittag machen wir einen kleinen Bummel zu einem Café in den nahegelegenen Ort, der mit vielen Hotels und Lokalen ein beliebtes Ziel für den Sonntagsausflug ist. An unserem letzten Tag im Refugio Lima stehen der Besuch der Lavanderia, Autowaschen lassen und das Ausfüllen unendlicher Formulare sowie der Besuch bei der örtlichen Polizeibehörde an. Heraldo, unser Gastgeber, wird in den nächsten Wochen mit Polizei und Zoll die Aussetzung der Temporären Importgenehmigung (TIP) für Yoda durchführen und nach unserer geplanten Rückkehr im Januar das TIP wieder aktivieren. Dafür hat er eine Vollmacht von uns bekommen und wir hoffen, dass alles gut läuft. Bei Behördenangelegenheiten muss man immer auf alles gefasst sein, besonders in einem so chaotischen Land. Seit ein paar Tagen gibt es in Peru übrigens einen neuen Regierungschef, den 7. innerhalb von 7 Jahren. Die Präsidentin musste, genau wie alle ihre Vorgänger, nach Korruptionsvorwürfen und massiven Protesten der Bevölkerung gegen Mafiakriminalität gehe. Die Demonstrationen gehen aber weiter. Für Mittwoch ist eine Großdemo in Lima geplant, wir sind gespannt.
Lima, 14.-17.10.2025
Heute fahren wir am frühen Nachmittag mit Uber nach Lima. Unser treuer Yoda bleibt auf dem Stellplatz. Obwohl es ja nur ein Auto ist, ein merkwürdiges Gefühl, denn für uns ist es auch unser Zuhause.
Rund eine Stunde dauert die Fahrt ins Stadtzentrum. Lange Zeit geht es durch staubige Vororte mit einfachsten Hütten oder Häusern, trostlos. In der Stadt merkt man von der Wüste nichts, dichte Bebauung und asphaltierte Straßen halten den Staub fern.
Lima hat offiziell rund 10 Millionen Einwohner. Chaotischer Verkehr, Stadtautobahnen mit beliebig vielen Spuren, Hochhäuser. Wir wohnen im Viertel Miraflores am Meer. Eine der teuersten Gegenden der Stadt, hier befinden sich die meisten Hotels. Abends gehen wir bummeln und essen. Es gibt unzählige Restaurants, mit auf Touristen abgestimmten Speisekarten und Preisen. Und selbstverständlich sprechen hier alle auch Englisch. Eine radikal andere Welt gegenüber den Bergen, wo es in vielen Dörfern kein einziges Auto gibt. Die Gegensätze in Peru sind echt krass.

Am nächsten Tag erkunden wir Miraflores. Sehr schön ist die Costa Verde, der kilometerweite, unablässig von vielen fleißigen Arbeitern gepflegte Park oberhalb vom Meer. Im modernen Einkaufszentrum Larcomar finden wir die schicken Modeläden der internationalen Prestigemarken. Unmittelbar angrenzend an den Park gibt es elegante Hochhäuser mit teuren Wohnanlagen und Luxushotels mit Meerblick. In der Reihe dahinter sehen die Gebäude schon sehr viel schlichter und teilweise renovierungsbedürftig aus. Die Stadt liegt auf einer hohen Klippe, direkt unten am Meer verläuft die Stadtautobahn und es gibt einen breiten Kiesstrand. Auch hier sind die Wohnhäuser von Mauern und Elektrozäunen umgeben, große Gebäude haben auch eine Concierge. Wachpersonal steht vor vielen Eingängen von Hotels, Geschäften und Bürogebäuden.
Für Katzenliebhaber ist der Park Kennedy der richtige Platz. Hier werden die Straßenkatzen gefüttert und es gibt für sie richtige kleine Wohnungen, ähnlich wie Hundehütten. Von der Großdemonstration in der Innenstadt merken wir in Miraflores nichts. Erst später erfahren wir, dass es über 100 Verletzte und einen Toten gab. Für nächste Woche wurde in Lima der Notstand ausgerufen.
Unser zweiter Tag in Lima führt uns in die 10 Kilometer entfernte Altstadt. Mit Uber sind wir in 30 Minuten dort. Der Straßenverkehr und Fahrstil sind wieder atemberaubend. Uns gefällt die koloniale Altstadt sehr gut. Zentrum ist natürlich die prächtige Plaza Mayor, ein weitläufiger quadratischer Platz mit Springbrunnen, Bänken und hohen Palmen. Hier befinden sich das Rathaus, der Präsidentenpalast und die prunkvolle Kathedrale mit dem Grab von Pizarro, dem spanischen Eroberer und Stadtgründer. Direkt nebenan steht der erzbischöfliche Palast mit wirklich wunderschönen Holzbalkons.


Die reich verzierten Balkons sind typisch für Lima. Obwohl die Stadt beim letzten großen Erdbeben 1940 sehr stark zerstört wurde, gibt es viele alte Häuser, die teilweise gut restauriert sind. Die Mehrzahl ist jedoch stark verfallen, die Holzbalkons müssen oft mit Gerüsten gestützt werden. Trotzdem strahlen sie eine tolle Atmosphäre aus. Sehr interessant ist auch das große Kloster St. Francisco mit den Katakomben unter der Kirche, wo die Gebeine von 25.000 Menschen kunstvoll aufgeschichtet sind. Natürlich sind auch in der Altstadt viele Touristen unterwegs, dennoch hat dieses Viertel eine eigene Identität, während das schicke, gesichtslose Miraflores ebenso gut in den USA oder in irgendeinem anderen Land liegen könnte.

Und schon ist unser letzter Tag in Peru da. Morgens steht Kultur auf dem Programm. Mit Uber fahren wir in das archäologische Museum Larco, das eine wunderbare Sammlung von Töpfereien, Kleidung und Schmuck aus der Inkazeit bietet. Die handwerkliche Kunst ist wirklich beeindruckend. Vor allem sind die Exponate auch durch entsprechende Beleuchtung sehr gut präsentiert, absolut lohnenswert. Anschließend fahren wir ins das Viertel Barranco, das südlich von Miraflores am Meer liegt. Hier gibt es einige schöne Straßen mit alten Villen, der Stadtteil war früher beliebtes Wohngebiet der wohlhabenden Bevölkerung. Heute sind darin Hotels, Galerien und Lokale zu finden. Zu Fuß schlendern wir am Meer entlang zurück nach Miraflores.
Bogota, 18.-20.10.2025
Noch einmal genießen wir das üppige Frühstücks -Büfett im Hotel in Lima. Dann geht es in rasanter Fahrt mit zig Beinahe-Crashs per Uber zum Flughafen. An den Fahrstil in Peru werde ich mich wohl nie gewöhnen. In einer knappen Stunde sind wir mit Check-in, Security und Zoll fertig. Zwei Stunden müssen wir noch warten, bis unsere Maschine endlich abhebt. Lima ist rasch unter der am Meer üblichen Nebeldecke verschwunden.
Gegen 16 Uhr landen wir, eine Stunde braucht es durch Security, Immigration und Zoll. Ja, auch in Kolumbien ist die Bürokratie zu Hause: Für den Geldumtausch von Euro in Peso muss man Beruf, Nummer des Reisepasses und Flugticket angeben. Die Fahrt per Uber zum Hotel dauert rund 90 Minuten, weil wir zuerst zu einer falschen Unterkunft weit im Norden der Stadt gefahren werden. Wer kann auch ahnen, dass es in der Stadt zwei Hotels mit gleichem Namen gibt. Auch hier ist der Verkehr chaotisch, doch im Vergleich zu Peru wird eher defensiv gefahren und man stimmt sich untereinander ab. Dabei kam mir damals bei der Ankunft vor 4 Monaten der Stadtverkehr von Bogota wie ein Schlachtfeld vor. So verändern sich die Maßstäbe!
Unser Hotel Spotty ist ein 17stöckiges Hochhaus am Rand der Altstadt. Auffallend sind die hier üblichen Sicherheitsvorkehrungen. Wie überall gibt es Wachpersonal und nur über Drehkreuze, die mit dem Zimmerschlüssel zu bedienen sind, kann man den Fahrstuhl erreichen. Zusätzlich bekommt man noch ein Papierband um das Handgelenk geklebt, das uns als Hotelgäste ausweist. Das Zimmer ist extrem klein, hat aber eine grandiose Aussicht aus der 13. Etage über die Stadt.

Nach einem wirklich tollen Frühstück sind wir am nächsten Morgen bereit Bogotas Altstadt zu entdecken. Nur ca. 15 Minuten Fußweg sind es bis zum Museo del Oro. Hier werden die phantastischen Goldarbeiten der Inka ausgestellt und sehr anschaulich auch die Herstellung beschrieben. Die Handwerkskunst ist einfach umwerfend. Ein echtes Erlebnis. Und genau hier im Museum tippt uns plötzlich jemand auf die Schulter. Es sind Axel und Elke aus Krefeld, die mit ihrem großen Expeditions-Lkw unterwegs sind und uns zufällig über den Weg laufen. Zuletzt hatten wir sie vor vielen Wochen in Caraz gesehen. Es ist absolut irre, wie klein die Welt ist.

In der Altstadt ist heute am Sonntag viel los. Überall sind Straßenverkäufer und Musiker. Viele Familien sind unterwegs und die Hauptstraßen sind nur für Radfahrer und Fußgänger frei. Eine tolle Atmosphäre. Aber wir sehen auch viele auf dem Fußweg schlafende Obdachlose, Drogenabhängige und Bettler. In den Straßen riecht es in der Nähe von Hauseingängen oder Grünanlagen oft penetrant nach Urin. Bogota ist noch immer eine Stadt, in der man es vermeiden sollte, bestimmte Viertel zu betreten oder nachts unterwegs zu sein. Die Altstadt La Candelaria soll aber tagsüber unproblematisch sein, und wir fühlen uns auch jederzeit total sicher.

Direkt gegenüber vom Goldmuseum besuchen wir die barocke Kirche St. Francisco, deren gesamter Altarraum ein Rausch aus Gold ist. Da sieht man direkt, wo die den Inka geraubten Schätze geblieben sind. Die meisten der schönen alten Häuser sind gut erhalten, einige aber auch total verfallen. Wirklich sehenswert sind die Murals, die vielen phantasievollen Wandgemälde überall. Am Nachmittag treffen wir uns mit Axel und Elke in einem Restaurant. Es gibt bis zum Abend viel zu erzählen.
Unser letzter Tag in Bogota beginnt sportlich. Wir wandern hinauf zum 3200 Meter hohen Berg Montserrat, der sich steil direkt hinter der Altstadt erhebt. Rund 500 Höhenmeter sind auf dem 2,3 Kilometer langen Weg zu überwinden. Dank des Höhentrainings der letzten Monate ist die dünne Luft aber kein Problem. Über 1600 Treppenstufen führen uns schweißtreibend nach oben. Dafür werden wir an der Wallfahrtskirche auf dem Gipfel mit einem grandiosen Panoramablick über die gesamte 7 Millionen Einwohner zählende Stadt belohnt- ein Meer aus Häusern jeder Größe füllt das weite Tal aus. Mit der Standseilbahn geht es sehr steil, aber bequem, wieder hinunter. Den Rest des Tages verbummeln wir in der Altstadt, gehen gut essen und genießen nochmals den ausgezeichneten kolumbianischen Kaffee. Durch endlose Staus geht es abends im Berufsverkehr mit dem Taxi zum Flughafen, wo das lange Warten beginnt. Unser Flug nach Frankfurt startet erst kurz vor Mitternacht.

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