Laguna Querococha, 12.9.2025
Nach einer in jeder Hinsicht erholsamen Nacht bin ich trotz Durchfall wieder einigermaßen transportfähig. In Huaraz lassen wir noch unsere zweite Gaskartusche auffüllen. Das Geschäft ist nur für Insider am südlichen Stadtrand zu finden, natürlich gibt es genau so wie bei Campingplätzen, nirgendwo ein Schild oder ähnliches. Auch mussten wir in Peru lernen, dass die Einträge auf google maps zu Standorten von Restaurants, Banken oder Geschäften bzw. deren Öffnungszeiten sehr häufig schlicht falsch sind. Ohne die App IOverlander wäre das Leben echt schwer.
Die Ruta 3N führt quer durch die Stadt und dann parallel zum Rio Santa nach Süden. Obwohl es die Hauptverkehrsstrasse ist, ist ihr Belag eine Katastrophe. Schlaglöcher in Badewannenformat bedecken due Reste der asphaltierten Fahrbahn. Dazu starke Verkehr, der stets versucht, im Slalom um die Löcher herumzufahren und dabei auch ohne Probleme in den entgegenkommenden Verkehr fährt. Am südlichen Stadtrand von Huaraz gibt es Industrie und Gewerbeflächen im Wechsel mit erbärmlichen Behausungen. Die Menschen leben mitten im ewigen Staub und Lärm. Was sind die abgelegenen Andendörfer eine Idylle dagegen. Auch dort herrscht Armut, aber nicht dieses hoffnungslose Elend.
Ungefähr 25 Kilometer von der Stadt entfernt, beginnt eine größere Baustelle. Hier wird die Straße geteert! Nach rund 40 Kilometern ab Huaraz biegen wir ab auf die sehr gut asphaltierte Ruta 110, endlich raus aus dem Lärm. In weiten Kurven schwingt sich die Straße durch goldgelbes, menschenleeres Grasland, geradewegs zu den bizarren Felsgipfeln der südlichen Cordillera Blanca. Die Berge sind hier deutlich unter 6000 Meter hoch und damit nicht mehr völlig vergletschert. Umso beeindruckender wirken ihre schroffen Felswände. An der Laguna Querococha auf 4000 Metern machen wir Halt zum verspäteten Mittagessen und für einen Spaziergang am See entlang.

So richtig fit bin ich noch nicht, wir kehren nach 30 Minuten wieder um. Wenige Kilometer vor der Laguna gibt es einen etwas abseits der Straße gelegenen Stellplatz bei der Rangerstation des Nationalparks Huascaran, wo wir übernachten. Was wir wohl nie verstehen können, ist die Selbstverständlichkeit, mit der in Peru jeder seinen Abfall entsorgt, wo es gerade passt. Da sind nicht nur die Müllhalden in den Straßenkurven, auch hier an dem beliebten Ausflugsziel der Laguna liegt überall der Abfall. Obwohl es viele Müllkörbe gibt, werden die Verpackungen des Picknicks einfach in der Natur liegen gelassen oder die leere Colaflasche aus dem Autofenster geworfen, ganz zu schweigen von den Verdauungsresten und zugehörigen Klopapierfahnen in der Wiese.
Ruta 111 bei Antamina, 13.9.2025
Hinter der Laguna Querococha geht es über Serpentinen hinauf in ein herrliches Hochtal. Auch hier gibt es noch Siedlungen, jedoch bestehen sie nur aus einer garagengroßen einstöckigen Hütte aus Bruchsteinen oder Strohbinsen, die mit der Umgebung völlig verschmilzt. Davor weiden eine Handvoll Rinder oder Schafe.
Der Tunnel Kahuish liegt knapp 4.400 Meter hoch, auf der anderen Passseite fahren wir über Serpentinen hinunter in das trockene Tal des Rio Mosnai. Die Asphaltdecke der Straße ist wieder extrem löchrig und die Dörfer sehen staubig und arm aus. Unser Ziel sind die archäologischen Stätten von Chavin.
Die Kultur von Chavín ist eine der bedeutendsten frühen Hochkulturen in den Anden Perus. Die Macht lag vor allem bei Priestern, nicht bei Königen oder Kriegern. Von ca. 1200 v. Chr. – 200 v. Chr. war die Hauptsiedlung in Chavín de Huántar bewohnt. Es war das religiöse und zeremonielle Zentrum mit mehreren Tempeln, Galerien und zeremoniellen Plätzen. Besonders gefallen uns die labyrinthartigen, unterirdischen Gänge der Tempel. Leider gibt es wie so oft nur sehr dürftige Erläuterungen oder Schautafeln. Auch der Ort Chavin ist nett, man sieht, dass durch die Besucher des UNESCO Welterbes hier mehr Wohlstand herrscht als in der Nachbarschaft.


So z. B. im nächsten Ort San Marcos, der eine einzige staubige Baustelle zu sein scheint. Einige Kilometer weiter biegen wir ab auf die Piste AN 712, die steil aus dem Tal hinaufführt. Leider ist auch sie momentan Baustelle, so dass wir zwischen Planierraupe und Glätter hinfurch fahren und dann auf einer provisorischen Piste landen, die als Umleitung dient und extrem steil zur Ruta 111 führt, eine ebenfalls sehr schlaglochreiche Piste. Das Tal liegt mittlerweile schwindelerregende 1000 Höhenmeter direkt unter uns. Schließlich erreichen wir auf 4300 Metern Höhe den gigantischen Tagebau der Mine Antimina. Er gehört zu den weltweit größten Minen für Kupfer und Zink. Das gesprengte Gestein wird mit Radladern oder Hydraulikbaggern in gigantische Muldenkipper geladen. Diese bringen es direkt zur Brecheranlage (Crusher) oder zu Zwischenhalden (Erzlager bzw. Abraumhalden). Das Gestein wird gemahlen, mit Luft und Chemikalien werden die Erzmineralien ausgewaschen und zu Konzentraten verarbeitet.

Ganze Berge werden abgetragen und vom Abraumgestein neu aufgeschichtet, es gibt große Seen mit Klärschlamm und Brackwasser. Die rund 12.000 Arbeiter leben in einer Containerstadt neben der Mine. Die Umweltzerstörung ist erschreckend und das Ausmaß der Mine ist faszinierend zugleich. Für die Region bedeutet die Mine nicht nur Arbeit, sondern auch eine immense Zerstörung der Landschaft und von Lebensraum, Verschmutzung von Wasser und Belastung mit Giften wie Arsen. Die Piste führt direkt durch das Abbaugebiet. Wir brauchen rund eine Stunde, um das große Gelände zu durchqueren. Unser Auto ist danach weiß vom Staub. Wie mögen die Lungen der Bergarbeiter aussehen?
Nun fahren wir auf einer breiten, erstklassigen Asphaltstraße, auf der unablässig Sattelschlepper und Tanklastwagen zur Versorgung der Mine rollen.
Einige Kilometer weiter finden wir in der Nähe des kleinen Weilers Antamina einen Stellplatz, der nicht von der Straße einsehbar ist. Es ist eine sehr karge, steinige Berglandschaft mit vielen Schotterflächen, die nur teilweise von einer dünnen Grasnarbe bedeckt sind. Bei komplett bedecktem Himmel wirkt das alles etwas düster und mit Temperaturen knapp über Null ziemlich kalt. Mondlandschaft – von Bergidylle keine Spur.
Ruta AN-151, Nähe Pastori Gletscher
Was für ein Tag! Die Nacht und der Morgen sind sehr kalt mit Frost und grauem Himmel. Und aufgrund der Höhe funktioniert die Heizung nicht.
Stetig geht es durch das breite Tal bergab bis Torres, wo wir auf die Ruta 111 treffen. Vorher können wir noch sehr plastische fossile Fußabdrücke von Dinosauriern bewundern, die in etwa doppelt so groß wie ein Elefantenfuß sind und beim Straßenbau entdeckt wurden.

Wir kurbeln wieder einen Pass empor und biegen oben auf die Piste AN1251 ab, eine der absolut schönsten Strecken, die wir gefahren sind! Den ganzen Tag werden wir uns auf ca. 4800 Metern Höhe bewegen. Es ist saukalt bei Temperaturen knapp über Null und eisigem Wind. Da helfen nur Regenhose, Daunenjacke und die Schafwollmütze. Der Fahrbahnzustand der Piste ist miserabel, ein tiefes Schlagloch folgt dem nächsten. Gewaltige Felsbrocken in Größe einer Garage sind zu umfahren. In der Regenzeit bestimmt kein Spaß. Aber wir haben Glück und das Wetter wird im Tagesverlauf immer besser. Und die Berglandschaft immer schöner. Den Auftakt bilden einige Fossilen in den Schieferplatten an der Böschung: schöne versteinerte Pflanzen, Schnecken und wieder sogar mächtige Dinofußstapfen.

Die Piste zieht sich immer höher an den Hängen hinauf. Mehrfach passieren wir Erdrutsche, die gerade so weit geräumt sind, dass unser Yoda durch passt. Auch manche Bodenwellen sind für den Fahrzeuge mit langem Radstand nicht machbar. Schließlich kommen wir an eine weitere Passhöhe, an der man sowohl die vergletscherte Cordillera Blanca als auch die bizarren Felsgipfel der Cordillera Huayhuash in ihrer ganzen Schönheit sieht. Ein würdiger Platz für unsere morgendliche Kaffeepause. Wenige hundert Meter weiter unternehmen wir einen Spaziergang auf einem Höhenkamm, der weit in das Tal hineinreicht und uns weitere Ausblicke ermöglicht. In dieser Höhe gibt es nur eine dünne Grasnarbe als Vegetation.



Trotzdem weiden etwas weiter unterhalb Kühe und Schafe, die von Hirten und sehr eifrigen Hunden bewacht werden. Die Menschen leben in extremer Armut, nach einer regionalen Studie beträgt ihr durchschnittliches Einkommen ca. 80 € im Monat. Sie wohnen in kleinen, fensterlosen Rundhütten mit Wänden aus Felsbrocken und Dächern aus Gras. Es gibt weder Elektrizität noch fließendes Wasser oder irgendwelche sanitären Anlagen, Lediglich Fußpfade führen zu den Hütten. Wer es sich leisten kann, hat einen Muli oder ein Pferd zum Reiten, die anderen gehen zu Fuß. Gekocht wird auf offenem Feuer mit Tierdung, es gibt ja kein Holz, auch nicht zum Heizen. In den Hütten muss es nachts unerträglich kalt sein, in der Regenzeit gibt es hier auch Schneestürme. Für uns ist das alles kaum vorstellbar und wir bewundern unsere Spezies für ihre enorme Anpassungsfähigkeit.


Die Berge sind absolut surreal, wir sind völlig aus dem Häuschen. Phantastische Faltungen und bunte Farben der Gesteine, senkrechte Felswände und mächtige Gletscher. Im Übermut gönnen wir uns für die Mittagspause einen Abstecher zu einem Bergsee in totaler Einsamkeit mit traumhaften Gletscherblick. Die Piste dorthin ist recht abenteuerlich und nur für kleine 4×4 Fahrzeuge machbar. Danach kommt uns die AN1251 fast wie eine Autobahn vor.

Auf der Piste begegnet uns nur ein Auto und – natürlich ein Tourenradfahrer. Die Route ist bei den ganz harten Radlern beliebt und für uns sind sie die wahren Helden der Straße. Wir fahren an Nachmittag noch einige Kilometer nach dem Abzweig zum Pastori Gletscher talabwärts, um auf etwas geringerer Höhe zu übernachten. Auch heute schlafen wir auf 4500 Metern. Der Himmel wird abends völlig wolkenlos und bei Sonnenuntergang feuerrot. Danach spannt sich die Milchstraße und ein dichter Teppich aus funkelnden Sternen über uns auf. Wie liebe ich diese Art zu leben.

Ruta AN151, Ausgang Nationalpark Huarascan, 15.9.2025
Nachts um 4 Uhr habe ich das große Vergnügen bei -4 Grad und Sturm dem Ruf der Natur folgen zu dürfen. Wahrhaftig kein Spaß, aber mein Durchfall ist noch immer nicht ganz auskuriert. Wie schön ist da die Rückkehr in einen warmen Schlafsack.
Schon um 7 Uhr stehen wir auf dem menschenleeren Parkplatz am Gletscher und frühstücken im Auto. Gegen 8 Uhr startet unsere Wanderung. Wir sind gekleidet wie Polarforscher. Zusätzlich zur Wanderhose kommt eine lange Merino-Unterhose darunter und die Regenhose darüber. Top, Merinokurz-und Langarmshirt, darüber Fleecepulli, Daunenjacke und Goretexjacke. Natürlich noch Buff, Wollmütze und Handschuhe. Es lebe das Zwiebelprinzip. Immerhin frieren wir nicht, trotz -5 Grad und eisigem, sehr starken Wind nicht. Der Weg ist bequem und hat nur 200 Höhenmeter. Genau richtig für uns, immerhin sind wir bereits jetzt auf 5000 Metern Höhe. Der Klimawandel hat auch den Pastorurigletscher arg schrumpfen lassen. Trotzdem ein schöner Anblick. Interessant auch die Fossilien, die man am Rand des Gletscherlagune bewundern kann. Wir sind ganz alleine hier, denn die Tourbusse kommen erst gegen Mittag hier an.


Da rollen wir schon längst wieder auf der Piste bergab durch das herrliche Hochtal. Unterwegs gibt es Felsmalereien zu bewundern und große Bestände der naturgeschützten Puia Raimondii. Diese größte Bromelie der Welt hat eine Rosette aus lanzenförmigen, harten Blättern mit einem Durchmesser von 3-5 Metern. Die sehr außergewöhnliche Pflanze blüht nur einmal nach 80-100 Jahren und stirbt dann ab. Der Blütenstand wird bis 12 Meter hoch und hat 20.000 Blüten, die enorme Mengen Nektar liefern. Die Stauden, die wir sehen, sind bereits verblüht und tragen nur tausende Samen. Sie ragen wir dunkle Kerzen aus dem gelben Grashügeln empor. Bereits zur Mittagszeit beenden wir die heutige Etappe, denn wir können uns noch nicht von den Bergen trennen.

Der Parkplatz der verlassenen Rangerstation am Ausgang des Huarascan-Nationalparks bietet Windschutz und einen schönen Blick auf vergletscherte Berggipfel. Sehr erholsam ist auch am Nachmittag der Spaziergang um die kleine Laguna Patacocha, wo man herrlich im Gras in der warmen Sonne liegen und viele Wasservögel beobachten kann.

Ruta 1297, vor Ocros, 16.9.2025
Rasch sind wir an der Ruta 3N und damit wieder auf einer Asphaltstraße. Undere zweite Rundfahrt durch den Nationalpark Huascaran ist beendet. Im kleinen Ort Caras frischen wir unsere Vorräte auf, denn wir starten sofort wieder in die Berge. Der Ruta 3N folgen wir bis zur Laguna Conacocha. Hier leben viele Wasservögel, einschließlich einer größeren Gruppe von Flamingos. Bei heftigem Wind und Temperaturen um 6 Grad fahren wir aber relativ rasch weiter und biegen ab auf die Ruta 1297, eine praktisch verkehrsfreie, in Teilen sehr sandige Piste und eine echte Traumstrecke. Schnell sind wir oberhalb der Laguna und genießen einen echten Panoramablick auf die phantastischen Gupfel der Cordillera Huayhuash.


Einige Guanakos machen die Andenidylle perfekt. Mitten im gelben Grasland ragen dann entlang unserer Piste schwarze, wild zerklüftete Felsformationen in den Himmel. Aus der Entfernung sieht das aus wie die Ruinen einer verlassenen Stadt. Immer weiter schraubt sich die Piste bis auf 4900 Meter hoch. Am Pass durchfahren wir einen Felsdurchbruch und über sehr schmale Serpentinen rollen wir einen felsigen Steilhang bergab in ein weites, trockenes Tal. Auch hier gibt es aus Steinen errichtete Umzäunungen, die auf Viehhaltung hinweisen. Hirtenhütten oder Tiere sehen wir jedoch nicht. Stetig geht es abwärts, das Tal wird immer enger. Daher beenden wir schon gegen 16 Uhr die Etappe, um noch einen guten Stellplatz zu finden. Immer noch sind wir 4300 Meter hoch, es wird also wieder eine sehr kalte Nacht werden. Aber noch scheint die Sonne und ich nutze den Bergbach für ein erfrischendes Bad. Die Kälte treibt uns wieder gegen 19 Uhr in den Schlafsack. Immerhin kann man ja auch von dort wieder die Milliarden Sterne zählen.
Canyon Rio Pativilca, Ruta PE16a, 17.9.2025
Minus 3 Grad, Sonne und Frühstück draußen – danach bist du wach. Rasch rollen wir durch das immer enger werdende Tal bergab. Wie gut, dass wir gestern zeitig einen Stellplatz gesucht haben. Hier unten gibt es nun wieder Felder und Dörfer, da wäre es mit einer Übernachtung schwierig geworden. Bis zum Dorf Ocros, dem Zentrum der Region, geht 1000 Höhenmeter runter. Hier auf 3200 Metern ist es deutlich wärmer und es gibt schon wieder Zivilisation, d. h. elektrischen Strom, Geschäfte, Schule, eine Plaza und den Linienbus nach Huaraz. Aber es werden auch morgens die Kühe durchs Dorf getrieben und die Milchkannen mit Eseln eingesammelt.

Danach geht es dann aber wirklich steil abwärts. Durch eine wüstenähnliche Landschaft schraubt sich die einspurige, sandige Piste an den Steilhängen um weitere 2500 Höhenmeter runter in eine andere Klimazone. Die Berge sind nun vollständig nackte Fels-und Schotterhänge, die fast senkrecht 1000 Meter emporragen. Nur im Talgrund ist es grün. Dank der Umleitung des Flusswassers durch Kanäle gedeihen große Plantagen mit Äpfeln, Mangos, Avocados und Bananen. Die grünen Bäume sind ein toller Kontrast zu den bunten Felsen. Die Ruta 16a ist schmal und kurvig, aber seit ein paar Jahren einwandfrei asphaltiert. Steinschlag scheint aber hier öfters vorzukommen, überall liegen Felsen unterschiedlicher Größe auf der Fahrbahn. Durch den immer enger werdenden Canyon fegt bei 30 Grad Celsius ein heißer Wüstenwind. Trotzdem schalten wir die Standheizung bei einer Pause ein, um sie von Ruß zu säubern, sie funktioniert prächtig. Immer weiter fahren wir in diese unheimliche Schlucht hinein bis zu einem verlassenen Dorf. Dort finden wir in der Nähe der Häuserruinen einen einigermaßen vor Wind und Steinschlag geschützten Stellplatz.

Hier zweigt die Ruta 1307 ab, eine Brücke führt dafür über den Fluss. Allerdings sind 2 Pfeiler von einer Flut weggerissen, das Bauwerk hängt schief in der Böschung und wird nur noch von einer bereits unterspültem Stütze gehalten. Lediglich ein Schild weist darauf hin, die Brücke nicht mehr zu befahren, sondern ersatzweise die Furt durch den Fluss zu nehmen. Nur schade, dass der als Umfahrung, aber ohne Dränage gebaute Damm und die Böschung dort hinunter ebenfalls vom Wasser weggerissen wurde. Konsequenterweise nutzen die fatalistischen Peruaner trotzdem die Brücke, sogar mit Lkw und öffentlichen Bussen. Wird schon gut gehen. Es ist ein echt atemberaubendes Land. Abends genießen wir die ungewohnte Wärme und können ohne zu frieren den glitzernden Sternenhimmel mit der Milchstraße betrachten.
Ruta 113, Paso Pacomayo, 18.9.2025
Endlich ist es mal wieder warm, welch ein Genuss beim Frühstücken. Die dann folgende Fahrt durch die sehr enge Schlucht ist wirklich spektakulär. Teilweise hängen die Felswände sogar über der Fahrbahn. Der Canyon wir übrigens auch Cañon de los Conquistadores genannt, weil der spanische Eroberer Cortes im 16. Jahrhundert durch diese Schlucht von der Küste aus in das Hochland der Anden gezogen ist.

Im winzigen Ort Tumac, der nur aus einer Handvoll Häuser besteht, verlässt die Straße den Canyon und steigt in Serpentinen die Steilwand empor. Über 1500 Höhenmeter arbeitet sich Yoda unermüdlich hinauf bis in den größeren Bergort Cajatambo, der sehr schön auf einer Hochfläche oberhalb der Schlucht liegt. Schon sind wir wieder so hoch, dass wir zu den Daunenjacken greifen. Wir kaufen Obst und Kuchen, den wir als Mittagessen auf der sonnigen Plaza genießen. Die vielen Hotels und Restaurants hier werden vor allem von Touren-Radfahrern genutzt. Es ist absolut irre, aber trotz der Höhenmeter und Steigungen ist auch diese Stecke sehr beliebt bei Radfahrern. Und hinter dem Ort geht es noch weiter bergauf. Wieder wie gewohnt in engen Serpentinen den nächsten Steilhang hoch. Bald liegt Cajatambo mehrere hundert Meter unter uns. An die Ausblicke in den Abgrund neben der Straße habe sogar ich mich gewöhnt. Wir gönnen uns zwischendurch noch einen Abstecher über eine schmale und sehr steile Piste in ein Seitental, die zu einem einsam gelegenen Thermalbad führen soll. Dort wollen wir ausgiebig baden und dann auch übernachten.

An den entsprechenden Standort-Koordinaten von Googlemaps ist jedoch nur die Abzweigung einer schlechten Piste. Nach Auskunft des Fahrers eines zufällig vorbeifahrenden Autos müssten wir darauf noch ungefähr 45 Minuten (theoretisch!) weiter in die Berge kurven. Wir kehren wieder um, fahren zur geteerten Ruta Pe16a zurück und fahren weiter durch ein sehr schönes Hochtal hinauf bis auf 4400 Meter. Direkt auf der Passhöhe haben wir heute einen Stellplatz mit Panoramablick in das Huayhuash-Gebirge. Allerdings ziehen nun dunkle Wolken auf und abends fällt Regen, der bald in Eis und Schnee übergeht. Was ein Glück, dass wir nicht über die Piste zu den Thermalquellen gegurkt sind.
