Laguna Paron, 1.9.2025
Ein strahlend schöner Sonnentag, wir fahren schon früh zur Laguna Paron im Norden der Cordillera Blanca. Das Gebirge ist das höchste außerhalb des Himalaya. Der größte Teil liegt im Nationalpark Huascaron, der UNESCO Welterbe ist.
Ca. 30 Kilometer oder 1,5 Stunden Fahrt auf einer teilweise üblen Schotterpiste durch ein grandioses Trogtal mit steilen Felswänden und Wasserfällen bringen uns in 4200 Meter Höhe.Die türkisblaue Laguna liegt sehr malerisch in einem Talkessel, umgeben von 8 vergletscherten Bergen mit 5800 bis 6300 Metern. Teilweise steigen deren senkrechte Felswände 1000 Meter glatt hinauf. Die Gipfel haben irre bizarre Formen, die 80 Grad steilen Felsspitzen sind vergletschert und von tiefen Furchen durchzogen sogenannte „Riffeleiswände“. So etwas haben wir noch nie gesehen und sind total begeistert. Besonders der Blick auf die völlig symmetrische Eispyramide des Alpamayo ist unbeschreiblich. Der 5947 Meter hohe Berg wird zu Recht oft als der schönste Gipfel der Welt bezeichnet. Er ist wirklich perfekt.


An der Laguna gibt es ein kleines Refugio, hier kann man parken und rund 130 Höhenmeter zum Kamm einer Gletschermoräne aufsteigen. Von dort hat man einen sehr schönen Blick auf die Lagune und die umgebenden Berge. Der Weg ist nicht schwierig, das letzte Stück führt allerdings über ein Blockfeld, wo man entweder über die Felsen balancieren oder die Hände zur Hilfe nehmen muss. Ich entscheide mich für letzteres, zumal ich aufgrund der Höhe leichte Gleichgewichtsstörungen habe.
Kurze Zeit nachdem wir den Mirador erreicht haben, rollen auch schon die Tourbusse an. Die Laguna ist ein beliebtes Ziel für Tourenanbieter aus Huaraz. Aus 8 Kleinbussen strömen die selfiesüchtigen Touristen und hetzen in einer langen Kette den Hügel hoch. Es sind nur 2 Stunden Zeit bis zur Abfahrt. Während die einen schon wieder runter gehen, strömt der Nachschub nach oben. Genau an einem bestimmten Felden muss dann DAS Foto geschossen werden. Es ist nervig, doch gegen 12 Uhr sind wir wieder ziemlich alleine.
Am Nachmittag ist außer uns niemand mehr da. Wir machen noch zwei Spaziergänge am Seeufer, bei denen man einen wesentlich schöneren Blick auf die Berge hat als vom Mirador. Diese Gipfel faszinieren uns absolut, wir können uns gar nicht satt sehen. Wie schön, einfach nur in Ruhe zu sitzen und zu staunen. Sogar einen Andenkondor, der seine Kreise zieht, können wir beobachten. Wir beschließen spontan hier zu übernachten und morgen am See entlang zu wandern. Besonders bei tief stehender Sonne ist es ein tolles Licht und abends gibt es sogar „Andenglühen“.
Auf unserem Stellplatz parken abends noch zwei weitere Overlander, natürlich große Expeditions-Fahrzeuge aus Deutschland. Eines haben wir schon in Kolumbien und Ecuador gesehen, aber deren Fahrer von nie gesprochen. Erstaunlicherweise halten sich manche Leute nur in ihren gigantischen Lkw auf, auch wenn ringsherum die schönsten Landschaften der Welt sind.
Caraz, 2.9.2025
Morgens ist die Welt in Nebel gehüllt, es nieselt. Also fällt unsere geplante Wanderung im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Wir rollen wieder 2000 Meter bergab nach Caraz, wo es warm und trocken ist. Auf dem großen Mercado Central kaufen wir Gemüse und Obst für die nächste Woche ein. Ich liebe diese bunten Markthallen, auch wenn es echte Überwindung kostet, an den Ständen mit den frisch geschlachteten Tiere vorbei zu gehen. Besonders bei den Meerschweinchen, die wir früher als Haustiere hatten, ist das ein komisches Gefühl. In einem Cafe an der Plaza des Armas essen wir mittags Kuchen und fahren dann zum südöstlich am Stadtrand gelegenen Campingplatz Guadeloupe, der sehr ruhig von Feldern umgeben ist und wirklich großartige Sanitäranlagen hat, die mit jedem guten Hotel in Europa konkurrieren könnten. Für die Nacht zahlen wir 25 Soles, also etwa 5,50 € pro Person, was für Peru relativ teuer ist. Auch Elke und Axel stehen hier. Abends kommt noch der große Expeditions-Lkw hinzu, der gestern auch an der Laguna stand, und zwei supernette Italo-Amerikaner mit einem Geländewagen.


Laguna Llanganuco, 3.9.2025
Uns zieht es wieder in die wirklich hohen Berge. Mit einer Kombination verschiedener Pisten ergibt sich eine mehrtägige Rundfahrt durch die Cordillera Blanca. Undere erste Etappe führt uns südlich von Caraz nach Yungay, wo wir auf eine relativ breite, aber sehr zerfahrene Schotterstraße abbiegen. Die Ruta 106 führt direkt auf die höchsten Berge Perus zu. Leider sind die Gipfel des Nevado Huarascaran in Wolken gehüllt, aber bereits der sichtbare untere Gletscherbereich lässt ahnen, wie riesig das Massiv ist. Der Eindruck ist vor allem auch deshalb so überwältigend, weil man ja aus der relativ geringen Höhe von 2200 Metern im Tal frontal auf die vergletscherten Berge zufährt mit einer Höhendifferenz von 4600 Metern.


Die Straße windet sich durch ein Trogtal mit senkrechten Felswänden hinauf und vorbei an türkisfarbenen Seen. Leider hängen die hohen Gipfel noch immer in den Wolken. Am obersten See befindet sich ein Parkplatz und Biwakplatz für Wanderer. Dort sind schon 10 Kuppelzelte sowie drei große Yurten als Küchen- und Esszelte für die Wandergruppe eines deutschen Reiseanbieters aufgebaut. Der Wetterbericht verspricht morgen Vormittag klarere Sicht. Daher fahren wir nicht weiter hinauf auf den Pass, wo wir nun nur in den Wolken sitzen würden. Wir bleiben am Biwakplatz und unternehmen nach dem Mittagessen einen Spaziergang in das Tal, was zur legendären Laguna 69 führt. Der Weg dorthin soll eine der schönsten Touren in Peru sein, entsprechend groß ist der Andrang von Wanderern, die mit Bussen hierhin gefahren werden. Aber zugegebenermaßen juckt es mich schon sehr in den Wanderfüßen, wenn ich diese geniale Landschaft sehe. Allerdings niemals würde ich mit so einer Horde unterwegs sein wollen, wie sie am späten Nachmittag mit dem Kleinbus zum Biwakplatz gebracht wird. Hier warten schon die Esel darauf, deren Gepäck zu schleppen. Die Guides wandern täglich voraus, bauen das Lager auf und kochen. All inclusive hiking wäre ebenso das Grauen wie mit so einem gigantischen Expeditions-Lkw unterwegs zu sein, der ebenfalls abends noch auf den Platz fährt. Die Insassen aus Stuttgart verlassen den ganzen Tag über nicht ihr festungsartiges Fahrzeug, was anscheinend typisch ist für diese Spezies von Overlandern. Nach Sonnenuntergang wird es hier auf 3820 Metern Höhe ziemlich rasch kalt.
Ruta 621 bei Yanama, 4.9.2025
In der Nacht hat es leicht geregnet, in höheren Lagen ist das Schnee. Schon kurz vor 6 Uhr stehen wir auf und fahren vor dem Frühstücken los, um den nun klaren Morgenhimmel zu nutzen. Die Fahrt auf den 4.700 m hohen Pass ist ein grandioses Erlebnis. Wie eine Schlange windet sich die steinige, mit Schlaglöchern übersäte, einspurige Piste den Berg empor. Je höher wir kommen, desto spektakulärer werden die Blicke auf die Gletscher und vereisten Gipfel. Allerdings sieht man auch deutlich, wie dramatisch klein die Eisfelder geworden sind. Gegenüber ihrer maximalen Ausdehnung haben die Gletscher rund 50-30 % ihrer Fläche verloren. Die Morgensonne leuchtet die Berge optimal aus, Olaf ist im Fotorausch.


Kurz vor der Passhöhe gönnen wir uns ein Frühstück mit diesem traumhaften Blick, allerdings im Auto, denn draußen ist es bitter kalt. Bei einem weiteren Stopp auf einer großzügigen Stellfläche am Scheitelpunkt des Passes parken zwei Autos am Rand der ohnehin schmalen Straße und unmittelbar hinter einer Kurve, eben typisch peruanisch. Es sind Urlauber aus Lima, die begeistert unseren Yoda bewundern und viele nette Selfies mit uns produzieren. Zum Abschied werden wir herzlich gedrückt wie alte Freunde, auch eben typisch peruanisch.
Auch die östliche Passseite bietet spektakuläre Blicke auf die Gletscher, allerdings sind wir schon an der 4000 Meter-Grenze wieder im Grünen. Auf dieser dem Amazonas zugewandten Seite der Berge herrscht üppige subtropische Vegetation. Uns begegnet ein Tourenradler, der sich stoisch den Berg empor kämpft, absolut bewundernswert. Im winzigen Ort Vaqueria beginnt der populäre Santa Cruz Track, eine 45 -Kilometer lange Wanderung, die viele Touristen in einer 4-5tägigen geführten Tour buchen. Auch das Begleitfahrzeug der deutschen Wandergruppe von gestern parkt hier. Bei einer Cola beobachten wir den Abmarsch einer Gruppe und das Beladen der armen Esel, die das üppige Gepäck schleppen müssen.


Es stehen auch einige Sammelbusse hier. Wir fragen den Fahrer eines Collectivos nach dem Zustand einer winzigen Piste, die im nächsten Ort abzweigt und die wir nutzen wollen. Wieder einmal machen wir die Erfahrung, dass das Lesen einer Straßenkarte selbst für professionelle Fahrer eine echte Herausforderung darstellt. Natürlich bekommen wir die vermeintlich gewünschte Antwort, das die Piste supergut sei. Als wir dann auf dem sehr schmalen und extrem holprigen Feldweg mit 10 km/h wieder hinauf in die Berge rumpeln, kommen uns ernsthaft Zweifel, zumal in IOverlander vor kurzem von der Sperrung wegen Bauarbeiten berichtet wurde. Also fragen wir den entgegen kommenden Lkw-Fahrer. Si, claro-todo bueno! Was für ein unglaubliches Glück, dass nur wenige Minuten später der Landcruiser eines sympathischen Overlanderpärchens aus Australien neben uns auftaucht. Natürlich wird ausgiebig geschwätzt und dabei erfahren wir, dass die Bergpiste nur in der Mittagspause der Bauarbeiter zwischen 12 und 13.30 Uhr freigegeben wird. Haben wir es doch geahnt! Das schaffen wir heute nicht mehr. Also beenden wir schon mittags diese Etappe und parken direkt auf dem wunderbar ruhigen Gelände einer verlassenen Finca mit herrlichem Blick auf die Gletscher der Cordillera Blanca. Am späten Nachmittag treibt eine wie immer winzige Frau einige Schafe und Kühe vorbei. Sie trägt die übliche Tracht, allerdings sind in dieser Gegend der weite Rock, Pullover und Poncho knallig bunt. Beliebt sind tolle Farbkombis wie Lila, Orange und Türkis, dazu natürlich der schwarze Filzhut und das bunt gewebte Tragetuch. Natürlich fragen wir wegen der Übernachtung, aber es ist natürlich gar kein Problem, hier zu stehen. Mit Sonnenuntergang wird es in den Bergen schlagartig kalt, daher essen wir immer schon gegen 18 Uhr. Standard ist nun geschmorte Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln, manchmal noch mit Rührei darüber. Diese Zutaten bekommt man praktisch überall, alles andere kann man nur in der Stadt kaufen.
Ruta 107 bei Chacas, 5.9.2025
Morgens kommt die nette Bäuerin mit ihren Kühen wieder vorbei. Sie lässt sich in einigem Abstand nieder, natürlich ist die genau so neugierig wie wir. Die Frau ist mal gerade ca. 1,40 m groß. Irre, wie winzig besonders die indigene Bevölkerung in den Bergen ist. Immerhin reicht mein Spanisch mittlerweile für eine kleine Unterhaltung bei Kaffee und Keksen.
Nach ungefähr einer Stunde Fahrzeit über die einem schlechten Waldweg ähnelnde Straße erreichen wir die große Baustelle, über die wir per IOverlander und durch die australischen Overlander gewarnt wurden. Wir müssen noch fast eine Stunde warten, bis die Strecke freigegeben wird. Eine Frau bittet uns darum, sie mit ihren zwei Söhnen von 2 und 13 Jahren nach Acochaca, den nächsten großen Ort mitzunehmen. Claro! Mutter und Kleinkind kommen auf den Vordersitz. Der große Junge sitzt mit mir hinten auf der Holzbank. So rumpeln wir 14 Kilometer bergab. Alternativ hätte die Familie 3 Stunden laufen müssen. Zur Belohnung bekommen wir Gottes Segen auf unserer weiteren Reise gewünscht und werden dankbar in den Arm genommen.

In Acochaca kommen wir auf die Ruta AN107, eine gute Asphaltstrasse. Sie bringt uns rasch durch ein sehr schönes Tal nach Chacas. Der 2000 Einwohner zählende Ort ist das Zentrum der Region und bekannt für seinen gut erhaltenen kolonialen Kern. Rings um die Plaza stehen weiße, zweistöckige Gebäude mit kunstvoll geschnitzten Balkons im sogenannten „andalusischen Andenstil“. Zahlreiche Restaurants und Hotels sind Zeichen für die touristische Bedeutung. Durch den Ort fließt der hier noch junge Rio Marañon, den wir in Juarez als breiten, schlammigen Fluss kennengelernt haben. Nach dem Ort steigt die Straße wieder stetig Richtung Westen zum Kann der Cordillera Blanca an. Schon am frühen Nachmittag rollen wir auf einen sehr schönen Stellplatz mit großartigen Blick auf die Gletscher des 6000 m hohen Contrahierbas. Obwohl wir wieder auf 3800 Metern stehen, gibt es viele kleine Sandflies, die uns quälen.

Ruta 107 Grenze Nationalpark, 6.9.2025
Morgens hängen tiefe Wolken im Tal, wir lassen uns also Zeit mit dem Aufbruch. Gegen 10 Uhr hebt sich die Wolkendecke und wir fahren hinauf zum Pass Punta Olímpica. Natürlich geht es wieder in endlosen engen Serpentinen die steile Wand des Talabschlusses hoch. Doch die Straße ist zweispurig und perfekt geteert, also kein Problem. Allerdings hält das die wenigen entgegen kommenden Fahrzeuge nicht davon ab, die Kurven zu schneiden. Ansonsten müsste man ja abbremsen. Und ab und zu befinden sich auch eine Kuh auf der Fahrbahn oder ein kleiner Felsen vom letzten Steinschlag.
Die Straße ist erst 2013 zusammen mit dem Straßentunnel unter dem Pass eingeweiht worden. Der 1,3 Kilometer lange Tunnel liegt auf in 4738 Metern Höhe und ist der höchste der Welt. Der Bau der alten Passstraße begann 1910 und dauerte bis 1984. Vorher waren die Siedlungen nur über Pfade zu erreichen. Lawinen und Erdrutsche erschwerten die Arbeiten erheblich. Sie zerstörten auch den zum gleichen Zeitpunkt erstellten Tunnel bereits 1987, nach nur 3 Jahren. Wenn man die zu beiden Seiten der Straße aufragenden Gletscher und 1000 Meter hohen Felswände sieht, kann man sich die ungeheuren Herausforderungen der Straßenbauer vorstellen.


Kurz vor dem Tunneleingang kann man auf die alte Passstraße abbiegen. Es ist eine einspurige Schotterpiste, die aber nicht mehr instand gehalten wird. Doch einige hundert Meter kann man mit dem Auto noch hochfahren. Von hier hat man einen herrlichen Blick auf zwei türkisfarbene und die umgebenden 6000 Meter hohen Gipfel mit ihrem Gletschern. Zu Fuß und für ganz enthusiastische Mountainbiker ist die alte Passstraße noch in Gänze nutzbar. Allerdings sind einige Erdrutsche zu überwinden. An einer Stelle ist die komplette Straße durch einen Feldsturz weggerissen. Hier muss man die Böschung steil und über einige Felsen zur nächsten Serpentine hochklettern, um den rund 100 Meter tiefen Abgrund zu umgehen, mit Fahrrad eine nicht ganz einfache Sache. Je höher wir die alte Piste hinaufsteigen, desto grandioser werden die Ausblicke in die Gletscherwelt. Auf 4880 Metern haben wir nach ca. 4 Kilometern die Passhöhe erreicht. Ein schmaler Durchlass, der in die Felsen gesprengt wurde, führt auf die andere Passseite. Ein wahrhaftig gigantischer Blick auf die fast 7000 Meter hohen Berge Nevado Huarascan und den Chopicalqui eröffnet sich. Auch diese Seite des Passes ist bereits teilweise durch Erdrutsche und Lawinen massiv beschädig. Dennoch sehen wir ganz unten zwei Radler, die gerade beginnen, die Schotterpiste zu erklimmen. Unglaublich! Bei uns macht sich die dünne Luft noch immer bemerkbar, wir mussten auch jetzt relativ langsam gehen. So richtig tief durchatmen können wir in diesen Höhen nicht.

Nach einem verspäteten Mittagessen am Auto machen wir uns auf den Weg bergab. Nun sausen auch die Radler an uns vorbei, voller Stolz über ihre Leistung. Wir fahren durch den Tunnel und über 28 Serpentinen rund 800 Meter nach unten in ein grünes Trogtal. Weiter geht es bergab am rauschenden Gebirgsfluss entlang, bis sich die Felswände des Tales zu einem Canyon verengen. Hier zweigen wir auf eine kleine Schotterstraße zum Fluss ab und finden dort einen schönen Stellplatz.
Viel zu schnell sind wir wieder im dichtbesiedelten Tal des Rio Santa auf der Hauptstraße 3N mit dem üblichen Verkehr und fahren Richtung Süden bis Huaraz. Die Hauptstadt der Region Ankash hat 55.000 Einwohner und ist 1970 nach der fast völligen Zerstörung durch ein Erdbeben neu aufgebaut worden. Rund 25% der Bevölkerung kamen damals ums Leben. Schön ist Huaraz also wirklich nicht, es ist aber das Zentrum des Wander-und Bergsteigertourismus in der Cordillera Blanca und der Blick auf die vergletscherte Bergkette von der Stadt aus ist schon außergewöhnlich. Wir gehen im Zentrum einkaufen und in ein Cafe, danach steuern wir den Campingplatz Marian Wahi an, der sehr ruhig in einem Dorf nahe der Stadt liegt.
Huaraz, 7.-11.9.2025
Es ist ein echter internationaler Overlandertreffpunkt, mit tollem Blick auf die Gletscher. Und es gibt endlich mal wieder eine heiße Dusche für uns! Zu unserer Überraschung steht hier auch der Landcruiser der Swissnomads. Während des Umbaus von Yoda hatte ich zum Erfahrungsaustausch online Kontakt mit Reni und Marcel, die schon seit 10 Jahren auf Reisen sind. Sehr schön, die zwei hier zu treffen.
Am nächsten Vormittag sind wir damit beschäftigt unsere Reiseroute umzuplanen. Wir werden nun ab Lima über Bogota heimfliegen, ab Mitte Januar dann von Lima aus zunächst Richtung Patagonien und von dort wieder nach Norden nach Bolivien und den Süden Perus. So hoffen wir die günstigsten Jahreszeiten für die einzelnen Regionen bestmöglich zu nutzen. Ein durchgehendes Ticket ab Lima können wir bei Lufthansa mit Umbuchen nicht bekommen. Wir werden also ein separates Ticket von Lima nach Bogota kaufen, sicherheitshalber mit langen Umsteigezeiten.

Mittag fahren wir mit den Sammelbus runter nach Huarez. Unsere Campingplatz-Wirtin ist so fürsorglich und wartet mit uns an der Straße, bis wir auch sicher eingestiegen sind. Die 15minütige Fahrt kostet pro Person 2 Soles, das sind knapp 50 Cent. Dafür bekommt man echt etwas geboten! In rasender Fahrt saust der vollbesetzte Kleinbus bergab. An jeder Kurve wird anstatt zu bremsen nur gehupt, das muss reichen. Es gibt nur Vollgas. Der Fahrer nutzt jede kleinste Lücke und schreibt während der Fahrt ausgiebig WhatsApp-Nachrichten. Dazu dröhnt Latinopop aus dem Radio. In voller Fahrt reißt die Schaffnerin vor einem Halt die Tür auf, um das Ein-oder Aussteigen der Fahrgäste zu beschleunigen. Wir sind froh, als wir lebend am Mercado Central ankommen.



In einem indischen Restaurant gibt es endlich gutes vegetarisches Essen, allerdings auch zu europäischen Preisen. Danach geht es durch die quirligen Einkaufsstraßen, weit abseits der Touristenviertel und die Markthallen. Huaraz ist wirklich keine schöne Stadt, sondern laut, chaotisch und dreckig. Aber wie herrlich bunt und lebendig ist es hier, ein Fest für alle Sinne. Ich liebe es! Am späten Nachmittag geht es per Uber wieder zum Campingplatz. Das ist zwar etwas teurer als das Colectivo, schon aber die Nerven.
Am dritten Tag unseres Aufenthaltes unternehmen wir eine Wanderung zur Laguna Llacha. Nur 14 Kilometer sind es über eine ziemlich miese Piste bis zum Ausgangspunkt der Tour, für die kurze Strecke brauchen wir rund eine Stunde Fahrzeit. Die Landschaft ist wieder einmal einfach unglaublich. Wir wandern durch ein idyllisches Wiesental an einem Bergbach entlang mit Blick auf die rund 6000 Meter hohen Berge am Talabschluss. Auf großen Felsblöcken spielen einige Berg-Vizcachas, das Lieblingsessen der Kondore. Die einzige Anstrengung ist der Aufstieg zur Moräne, hinter der der Gletschersee Laguna Llaca, unser Ziel, liegt. Hier merken wir noch immer die dünne Luft auf 4478 m Höhe.


Der See ist umgeben von wirklich majestätischen Gipfeln und ihren Gletscher. Besonders beeindrucken uns die mächtigen Schneewächten. Bei wolkenlosem Himmel ist ziemlich warm in der Sonne und vor allem gibt es keinen organisierten Besucherandrang mit Tourbussen. Eine echte Genusswanderung. Und wir bleiben noch einen weiteren Tag in Huaraz, gehen mittags noch mal und teuer beim Inder essen, gönnen uns jeweils morgens und nachmittags in der Markthalle bei Café Dom Vasco den hervorragenden Cappuccino. Und zum krönenden Abschluss sausen wir wieder in einem Colectivo den Berg hinauf zum Campingplatz.

Und wir bleiben noch einen Tag in Huaraz, allerdings nicht ganz freiwillig. Mich hat ein heftiger Durchfall erwischt inclusive Kreislaufkollaps auf der Toilette, in der ich nachts Stammkunde war. Das gehört wohl zu jeder anständigen Südamerikatour. Zu allem Überfluss fand im gegenüber von Campingplatz liegenden Sportgelände ein Basketballspiel statt, begleitet von den engagierten Anfeuerungsrufen der Zuschauer und einer tollen Fiesta bis nachts um 1 Uhr, die die Lautsprecherboxen und mich zur Weißglut getrieben hat. Danach mussten die Dorfhunde ihren frisch erworbenen Tinitus durch ausdauerndes Kläffen bekämpfen, bis sie um 3 Uhr von den Hähnen abgelöst wurden, die wie immer freudig den neuen Tag begrüßen. An Schlaf war also nicht zu denken. Den habe ich dann am Folgetag im Yoda nachgeholt, während Olaf noch einmal das Stadtleben inclusive Colektivo-Fahrt genossen hat.