In Moab, um Moab und um Moab herum (5.5.- 10.5.2023)

Unsere Route in der Region um Moab

Morgens ist am Eingang zum Island in the Sky District des Canyonlands Nationalpark schon viel Betrieb. Trotzdem nimmt sich die nette Rangerin im Kassenhäuschen Zeit für einen Smalltalk mit uns Touristen im deutschen Auto. Wie so viele, hat auch sie einen Bezug zu Old Germany und sie selbst freut sich schon sehr darauf, bald wieder ihre Verwandtschaft dort zu besuchen. Denn sie vermisst so sehr „das gute, typisch deutsche Essen, vor allem die leckeren Döner“. Da müssen wir doch innerlich grinsen – wenn das nicht der schlagende Beweis für gelungene Integration ist.

Über den Shafer Trail, der im Nationalpark beginnt, gelangen wir in vielen, extrem engen und steilen Serpentinen durch eine hunderte Meter senkrecht von der Mesa abfallende Steilwand hinunter zum Colorado. Eine absolut abenteuerliche, schwindelerregende Dirtroad. Minengesellschaften haben vor Jahrzehnten die Piste in die senkrechte Abbruchkante gebaut. Auf einer Seite der Piste erheben sich hunderte Meter senkrecht aufragende Sandsteinwände und auf der anderen Seite geht es hunderte Meter senkrecht hinunter. Teilweise fahren wir auf überhängendem Gestein. Ein tolles Erlebnis.

Am Beginn des Shafer Trail
Steile Serpentinen des Shafer Trail, genau unser Geschmack

Video zum Shafer Trail beim Island in the Sky District des Canyonlands Nationalpark:

Pottage Road, Blick auf den Colorado

Die am Fuß der Abbruchkante weiterführende Potach Road ist im ersten Abschnitt ebenso schön, wenn auch nicht so abenteuerlich. Wer sich noch an das Roadmovie „Thelma und Louise“ erinnert, in dem sich zum Schluss beide Frauen mit ihrem Auto in den Canyon des Colorado stürzen, der findet den Drehort dieser Szene hier an der Potach Road. Wir haben dort unseren Kaffee und die phantastische Aussicht in den Canyon genossen.

Pottage Road am Colorado
Kaffeepause am „Thelma and Louise Point“
Wie ein Riesen-Ei: Ein Balanced Rock mit Master Yoda
Von der Wüste in die noch verschneiten La Sal Mountains

Der weitere Verlauf der Potach Road bis zur Asphaltstraße ist dann weniger aufregend. Schön ist aber der letzte Abschnitt vor Moab entlang des Colorado. Senkrechte Klippen am Fluss sind der Tummelplatz von Kletterern. Am Nachmittag fahren wir über die geteerte La Sal Loop-Route durch die La Sal Mountains. Die Strecke erweist sich als wenig spannend, interessant ist aber der Kontrast der schneebedeckten, bis zu fast 3900 Metern hohen Berge zu der roten Wüste im Tal. Hier oben in den Bergen übernachten wir auch.

Filmkulisse pur: Castel Valley

Am nächsten Morgen rollen wir bergab ins grüne, idyllische Castle Valley, das seinen Namen den imposanten roten Felsblöcken verdankt, die wie Burgen über dem Talgrund stehen. Heute findet auf dem La Sal Loop ein Radrennen statt. Viele der uns entgegen kommenden Hobbyradler finden trotz der langen Steigungsstrecke noch Kraft und Zeit, um unserem Yoda zu winken. Wie schon im vergangenen Jahr ist der Wagen ein wahrer „Türöffner“. Es vergeht kaum ein Tag, an dem wir nicht wegen unseres „awesome vehicle“ angesprochen werden.

Fisher Towers – Hochhausskyline aus Sandstein
Wie winzig ist der Mensch – Fisher Towers

Wir biegen ab in das hier recht breite, grüne Colorado Valley. Unser Ziel sind die Fisher Tower, phantastische, spitze Felstürme am Rand der Mesa. Bis zu 350 Meter ragen die Wolkenkratzern ähnlichen Klippen senkrecht empor, ein phantastischer Platz für mutige Kletterkünstler. Wir begnügen uns damit, dem Fisher Trail zu folgen, der unmittelbar am Fuß der Felsen zu einem Aussichtspunkt führt. Der schmale Pfad windet sich über Felsplatten und -stufen, sogar über eine Metallleiter müssen wir klettern. Eigentlich ist der Weg total harmlos, doch an manchen Stellen ist nur wenig Platz zwischen Felswand und Abgrund und ich erhalte mal wieder eine Stunde Konfrontationstherapie in Sachen Höhenangst. Zum Ausgleich hat Olaf Stress beim Fotografieren – es gibt einfach zu viele tolle Motive. Mit Kletter- und Fotoeinlagen sowie einer ausgiebigen Mittagspause sind wir auf dem nur 7 Kilometer langen Weg rund 3 Stunden unterwegs. Eine herrliche Tour und, auch für mich (s.o.), ein wahrer Genuss.

Tolle Wanderung am Fuß der Towers

Mutige Kletterer an den Towers

Am Nachmittag ist Yoda auf der nahe den Fisher Towers abzweigenden Onion Creek Road nicht wirklich gefordert. Die technisch einfache Dirtroad mit 28 Furten auf 13 Kilometern durch einen tollen Canyon macht einfach Spaß. Hier tummeln sich viele Jeep- und ATV-Fahrer. An einer Furt treffen wir sogar einen 78er Land cruiser mit US-Nummernschild. Natürlich ein Anlass zu einem ausgiebigen Austausch. Der nette, junge Amerikaner freut sich wie ein kleiner Junge, dass er sogar unter Yodas Motorhaube schauen darf. Schließlich klettert die Piste aus dem Canyon hoch, überraschend kommen wir mit Blick auf die schneebedeckten La Sal Berge auf flaches, grünes Weideland der Fishers Mesa. Ein toller Stellplatz in der Einsamkeit. Wieder ein wunderbarer Tag voller Überraschungen.

Onion Creek Road
Es geht genau zwischen den Felsen hindurch – Onion Creek Road

Der Rückweg auf der gleichen Strecke am nächsten Tag bietet wieder neue Perspektiven und die weitere Fahrt unmittelbar entlang des Colorado nach Moab ist sehr schön. Hier wird einem erst einmal die Kraft und starke Strömung des Flusses bewusst. Grüne Ufer und gigantische rote Felswände machen das klassische Bild des Westens einmal perfekt. Kein Wunder, dass die Region seit 70 Jahren der Drehort für viele große Kinofilme ist.

und schon wieder ein Blümchen-Bild….

In Moab verbringen wir den Vormittag im Café mit Büroarbeiten und skypen mit einem unserer Kinder. Nach dem Einkaufen im Supermarkt fahren wir zum rund 45 Kilometer entfernten Canyonlands Nationalpark. Kurz vor der Einfahrt zum Island in the Sky District biegen wir auf eine uns schon bekannte, sehr sandige und hügelige Dirtroad ab. Dieses Mal schaukeln wir an unserem letzten Stellplatz von vor drei Tagen vorbei zum Ende der wirklich schlechten Piste und werden mit einem Stellplatz in absoluter Einsamkeit mit tollem Fernblick belohnt.

Den nächsten Tag verbringen wir im Islands in the Sky District. Für die White Rim Road, eine Dirtroad entlang des Canyon, braucht man eine Genehmigung. Um die gesamte Strecke zu fahren, braucht man mindestens 2 Tage. Übernachten werden darf nur auf ausgewiesenen Campingstellen und die hierfür benötigten backcountry permits sind schon Monate im Voraus ausgebucht. Zudem kann momentan nicht die gesamte 100 Meilen Strecke befahren werden, weil der nördliche Abschnitt durch den Green River überflutet ist. Doch wir bekommen wir noch ein day use permit und dürfen uns somit einen Tag auf der sehr populären Piste vergnügen.

Blick auf die White Rim Road vom Island in the Sky Lookout
Colorado River am Gooseneck Lockout /White Rim Road

Nochmals geht es also über die abenteuerlichen Serpentinen und Spitzkehren des Shafer Trail 450 Höhenmeter eine Canyonstufe hinunter. Unten beginnt die White Rim Road. Außer uns sind einige Jeeps und einige Tourenanbieter sowie ein paar Radfahrer unterwegs. Wir fahren bis zum Musselman Arch, einem beeindruckenden in die Abbruchkante integrierten Felsbogen. Sehr schön ist auch der Ausblick auf die engen Schleifen des rund 450 Meter tiefer fließenden Colorado. Den Nachmittag verbringen wir an den Aussichtspunkten auf der Mesa des Island in the Sky, die weite Blicke über die schier endlosen Canyons der tiefer liegenden Ebenen bieten.

Abends schaffen wir es doch tatsächlich, noch eine Zufahrtserlaubnis für den Arches Nationalpark am nächsten Tag von 10.-11.00 Uhr per Internet zu ergattern. Seit neuesten ist nämlich der Zugang zu diesem Nationalpark zwischen 7.00-16.00 Uhr begrenzt und nur noch mit einer Reservierung von Tag und Uhrzeit des Einlasses möglich. So sollen die Anreisen zeitlich entzerrt und Staus vermindert werden. Anders kann man die Menge von mittlerweile 2 Millionen Besuchern pro Jahr wohl nicht mehr handhaben. Langfristige Reservierungen sind bereits mehrere Monate im voraus möglich und rasch vergeben. Ein kleines Kontingent kann jedoch am Vorabend ab 18.00 Uhr für spontane Besucher online gebucht werden. Per Zufall haben wir zu der Uhrzeit gerade ausreichenden Netzempfang, denn innerhalb weniger Minuten sind natürlich auch diese Tickets vergeben. Glück gehabt.

Morgens stehen wir also pünktlich in der Warteschlange vor dem Eingang und fahren ohne Zwischenstopp bis zum bereits gut gefüllten Parkplatz am Devils Garden. Anstatt verschiedene Besichtigungspunkte per Auto abzufahren, konzentrieren wir uns lieber auf eine vierstündige Wanderung durch den interessanten Bereich mit vielen Felsbögen, die nur zu Fuß zu erreichen sind. Um zu den ersten drei imposanten Felsbögen zu kommen, läuft man über einen breiten und bequemen Weg.

Arches NP, Tunnel Arch
Landscape Arch, Arches NP

Bis zum Tunnel Arch, Pine Tree Arch und dem weiten Landscape Arch sind noch viele Besucher unterwegs. Danach führt die Wanderung über sehr sandige Pfade und steile Felsklippen sind zu erklimmen. Dort treffen wir nur noch wenige Touristen an. Dabei sind die nun folgenden Bögen Partition und Navajo Arch ebenso eindrucksvoll.

Partition Arch, Arches NP
Navajo Arch, Arches NP
Double O Arch, Arches NP

Um zum Double O Arch zu gelangen, müssen wir eine längere Passage über ein schmales, nach beiden Seiten ca. 10 Meter senkrecht abfallendes Felsband laufen. Das kostet wegen meiner Höhenangst etwas Überwindung, die sich aber absolut lohnt. Den Rückweg wandern wir über einen sogenannten „primitve trail“, der nur spärlich markiert und ausgebaut ist. Er führt uns landschaftlich großartig quer durch das Felsgewirr des Devils Garden, bietet aber auch einige etwas ausgesetzte Kletterpassagen an steilen Felsabhängen, die für mich eine gewisse Herausforderung sind.

Am späten Nachmittag steht zum Abschluss noch der Weg zum Delicate Arch an, der Hauptattraktion des Nationalparks. Über glatt geschliffene Felsplatten geht es gemeinsam mit vielen anderen Besuchern rund 150 Höhenmeter relativ steil bergauf und dann auf einem in eine Felswand geschlagenen Pfad im Bogen um einen Butte herum. Unvermittelt stehen wir dann vor dem 16 Meter hohen, freistehenden Delicate Arch. Wie ein Triumphbogen thront er vor dem Hintergrund der verschneiten La Sal Mountains, ein unvergesslicher Anblick. Natürlich sind auch hier wieder die Selfie-Jäger überaus aktiv. Ein nicht endender Strom von Touristen pilgert unter den Felsbogen, um sich dort fotografieren zu lassen und in Facebook, Instagram und Co den Nachweis zu erbringen, an diesem besonderen Ort gewesen zu sein. Trotzdem ist dies ein wirklich magischer Platz, wir sitzen lange hier, schauen und staunen. Olaf braucht sehr viel Geduld, um eines der schönsten Naturwunder der USA ohne Publikum abzulichten.

Delicate Arch – der schönste aller Bögen im Arches NP

Erst nach 20.00 Uhr sind wir müde wieder an unserem Stellplatz an der Willow Creek Road kurz vor dem Canyonlands Nationalpark. Alle Forest Campgrounds am Colorado, die wir zuvor auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz abgeklappert hatten, waren belegt.

Am letzten Tag in Moab zeigt sich der Himmel wolkenverhangen. Ideale Gelegenheit zum Laundrybesuch, Duschen und Einkaufen. Master Yoda macht seit Tagen mit quietschenden Federn auf sich aufmerksam und wird daher von unten mit einem Hochdruckstrahler von einer dicken Sandkruste befreit und anschließend neu gefettet, so dass er uns wieder ohne irritierende Geräusche über Stock und Stein tragen kann. Anschließend sind wir wieder on the road und übernachten ca. 1 Stunde von Moab entfernt einsam an einer Piste.

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