Cordillera Talamanca und das Kaffeeparadies Tarrazú

Albergue Maria Isabel, 3./4.4.2025

Reisen ist ein ständiges Abschied nehmen. Heute sagen wir Ramón, Maritza, Samí und Gabriel Lebewohl, unseren liebenswerten Gastgebern auf der tropischen Halbinsel Osa, wo sie die tolle Finca La Puesta del Sol betreiben. Natürlich lassen sie uns nicht ohne Umarmungen und jede Menge Gemüse aus dem Garten für unsere Weiterreise gehen.

Rasch ist mit der Fähre der Rio de Sierpe überquert, der die Halbinsel Osa vom „Festland“ trennt. Durch Palmölplantagen rollen wir nach Palmar Norte. Von dort fahren wir auf der Panamericana durch das schöne Tal des Rio Grande de Terraba Richtung Osten. In dem engen Flusstal ist es noch heißer als am Meer. Bei Paso Real verlassen wir die Panamericana und das Flusstal, es geht endlich hinauf in die Berge und damit in kühlere Luft. Die Straße 237 und ein guter Schotterweg ab dem Ort Guacimo führen uns durch Farmland, teilweise große Kaffeeplantagen und viele winzige Weiler aufwärts bis fast zum Ende der Piste hinter den Fincas des Örtchens Biolley.

Hier oben auf 1070 Metern Höhe steht die Albergue Maria Isabel, eine Unterkunft für Wanderer und Individualisten. Der große Nationalpark International La Amistad, der sich über Costa Rica und Panama erstreckt, liegt nur wenige Autominuten entfernt. Wir können im schönen Garten übernachten. Hier ist die Luft endlich wieder kühl und frisch, herrlich. Wie erwartet beginnt es, wie bisher jeden Tag der vergangenen Woche, nachmittags zu regnen. Ach was, es schüttet wie aus Eimern. Gut, dass es eine überdachte Terrasse gibt, von der aus wir fassungslos in die Sintflut blicken. Angesichts der Wassermassen, die alles in eine Schlammwüste verwandeln, können wir die geplanten Wanderungen im Nationalpark allerdings vergessen.

Albergue Maria Isabel

Die tägliche Sintflut

Wir bleiben noch einen Tag in der friedlichen Albergue. Außer Vogelgezwitscher ist es hier unglaublich ruhig. Zum Haus gehören auch ein anschmiegsamer Kater, einige Hühner mit einem Hahn und ein lieber Hund. Es gibt eine kleine Kaffeeplantage, der große Garten ist ein wahres Schlaraffenland. Hinsichtlich Obst, Gemüse und Kaffee sind Maria und ihr Mann Selbstversorger. Wir werden mit Unmengen Bananen beschenkt, der Himmel weiß, wann wir das alles essen sollen. Es gibt Früchte, von denen wir noch nie gehört haben, wie z. B. die Cidra, die einer Zitrone ähnelt, aber so groß wie eine Wassermelone ist. Die sehr dicke Schale wird kandiert und auch bei uns als Zitronat verkauft. Aus dem Fruchtfleisch macht man Marmelade. Besonders beliebt sind Mangos, sie werden von den Affen direkt vom Baum geklaut. Für uns bietet sich so wieder einmal die Gelegenheit, Tiere aus nächster Nähe von der Terrasse aus beobachten zu können. Genial.

Garten in der Albergue Maria Isabel

Wanderung von der Albergue Maria Isabel nach La Pluna

Am Vormittag unternehmen wir eine Wanderung zum nächsten Ort. Allerdings können wir nur über die Schotterstraße laufen. Es geht viel bergab – und auf dem Rückweg natürlich wieder bergauf – bis ins Dorf La Puna, dessen einzige Attraktion ein Mini-Supermarkt ist. Er ist auch gleichzeitig der kulturelle Mittelpunkt. Hier treffen sich alle Bewohner aus dem weiteren Umkreis. Auf der Bank vor dem Laden genießen wir ein Eis und eine Cola.

High Noon in La Pluna

Wie schön, in einem vollkommen untouristischen Ort den ganz normalen Alltag zu beobachten, deren Einwohner uns mindestens genauso so interessant finden. Kommt wohl nicht oft vor, dass ein paar ältere Gringos mit Rucksack und Sonnenhut schweißtriefend durch das Dorf laufen. Der Rückweg um die Mittagszeit ist in der Sonne echt anstrengend, auch wenn ich mit aufgespannten Regenschirm als Schattenspender laufe. Das machen sehr viele Leute hier so. Nach insgesamt 15 Kilometern sind wir mittags wieder zurück, genießen die kalte Dusche, lümmeln auf der Terrasse herum und beobachten die Affen. Nun ist der Himmel wieder völlig bewölkt und der tägliche Regenguss rauscht herunter.

El Cerro / Siberia, 5.4.2025

Weiter geht unsere Fahrt nach Norden, zunächst zurück ins Tal des Rio General, wo uns knackige 33 Grad bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit den Atem rauben. Wir folgen der Carretera 2, der Panamericana, in Richtung Norden.

In der Stadt Buenos Aires gibt es einen kurzen Stopp zum Einkaufen, eine 2-Liter Mega-Packung Trinkjoghurt verputzen wir direkt am Straßenrand. Die Straße führt durch endlose Ananasplantagen des Konzerns Del Monte. Es sind richtige Obstfabriken. Die Arbeiter wohnen in Einheits-Siedlungen direkt am Rand der Plantage und die Früchte werden auf großen Verladestationen in LKW gepackt. Die teilweise uralten Zugmaschinen können ihre Last kaum bergauf bewältigen. Auch viele Zuckerrohrtransporter sind unterwegs.

Die große Stadt San Isidro de El General ist das Versorgungszentrum für den gesamten Süden, modern und völlig gesichtslos, wir könnten ebenso irgendwo in den USA an einem Highway sein. Auch das Café für unsere Mittagspause lohnte den Besuch nicht, aber immerhin war es dank Klimaanlage angenehm kühl. Direkt hinter der Stadt folgt ein langer, steiler Anstieg in die Berge. Wir sind diese schöne, kurvenreiche Strecke durch den dichten Wald vor ca. 2 Wochen ja schon einmal in Gegenrichtung gefahren. Bald erreichen wir die Wolken, es nieselt leicht.

Bei der winzigen Siedlung Siberia biegen wir auf einen Schotterweg ab. Es ist nun nur noch 14 Grad „warm“, wir sind 2900 Meter hoch. Noch 400 Meter rumpeln wir über eine Piste steil bergab, dann erreichen wir auf den Campingplatz El Cierro. Er liegt sehr schön mitten im Wald und bietet neben einer Toilette sogar einen überdachten Unterstand, wo man sitzen kann. Das ist allerdings auch schon die gesamte Infrastruktur. Außer sind keine weiteren Gäste hier.

Diese krassen Klima- und Höhenwechsel innerhalb kürzester Zeit sind echt irre und ganz schön anstrengend, nun hocken wir wieder mit Daunenjacke beim Abendessen und sind schon um 18 Uhr im warmen Auto verschwunden.

Vista del Oceano / Calle Nápoles, 6.4.2025

Der Vormittag vergeht rasch mit Arbeiten am Auto. Kardanwelle, Lenkgestänge und weitere Teile  mussten mal wieder nachgeschmiert werden, das ist bei unserem Landcruiser 78 stets nach 5000 Kilometern fällig.

Zur Belohnung gibt es süße Hefeschnecken, frisch gebacken von unserem fürsorglichen Camping-Host. Da die Campinglätze in Costa Rica meistens Teil des privaten Gartens sind, haben wir engen Kontakt zu den Gastgebern und gehören praktisch zur Familie. So gibt es oft nette und wegen unserer minimalen Spanischkünste auch lustige Unterhaltungen, die uns Einblicke in ihren Alltag geben.

Über die Panamerikana geht es noch weiter hinauf in die Berge. Bald fahren wir durch Nebel. Am heutigen Sonntag findet ein großes Radler-Event statt: eine 100 Kilometer lange Tour von Uvita am Meer bis zum höchsten Punkt der Panamerikana in Zentralamerika auf 3380 Metern Höhe. Respekt!

Kirche in Santa Maria

Wir biegen bei Enpalme auf die Carretera 226 ab. In vielen Kurven geht es steil runter ins Tal zum größeren Ort Santa Maria und nach San Marcos, wo wir auf die Straße 303 abbiegen. Es ist eine traumhafte Strecke über die Höhenkämme. Das Hochland Tarrazú zwischen Pazifik und der Cordillera Talamanca gehört zu den besten Kaffeeanbaugebieten der Welt.

Noch immer staunen wir über die zerklüftete Berglandschaft Costa Ricas, die gefaltet ist wie eine zerknüllte Zeitung. Selbst an den steilsten Hängen wird überall Kaffee angebaut, zwischen den Kaffeesträuchern werden Bananen gepflanzt. Sie dienen als Schattenspender, verbessern den Boden und schützen vor Schädlingen. Außerdem beeinflusst ihr Aroma auch den Geschmack des Kaffees.

In den Kaffeeplantagen von Terrazú

Im dunkelgrünen Laub der Plantagen verstecken sich kleine Siedlungen. Über die Hänge ziehen immer wieder Nebelschwaden. Genau dieses feucht-kühle Klima ist gemeinsam mit den vulkanischen Böden ideal für den Kaffeeanbau. Die Wolkenfetzen erzeugen eine sehr eigenartige Stimmung. Es lohnt wirklich, sich viel Zeit zu nehmen, um die untouristischen, versteckten Schönheiten des Landes zu entdecken.

Piste Calle Nápoles im Nebel
Auf der Piste Calle Nápoles

Ein ganz besonderer Leckerbissen für Freunde schmaler Bergstrecken ist dann die Calle Nápoles, die ab dem Bergdorf Nápoles ungeteert in unendlich vielen engen Kurven 1500 Höhenmeter abwärts zur Küste führt. Allerdings fahren wir bald in dichtem Nebel und Regen, der uns jegliche Sicht nimmt. Wir können kaum die Piste sehen. Vorsichtig tasten wir uns vorwärts. Trotz der minimalen Sicht kommen uns immer wieder Motorradfahrer und Quads entgegen, die wagemutig die Kurven schneiden. Die Route scheint eine beliebte Strecke für den Sonntagsausflug der Städter aus San José zu sein.

Mirador Vista del Oceano

Am Mirador Vista del Oceano gibt es zwar momentan keinen Blick auf den Pazifik, dafür aber eine Haltebucht am Rand der Piste. Das wird unser Stellplatz für die Nacht. Obwohl es erst 15 Uhr ist, bleiben wir. Es schüttet während des restlichen Tages in Strömen. Merkwürdigerweise herrscht trotz des gräßlichen Wetters am Nachmittag und sogar noch in der Dunkelheit reger Verkehr mit Geländewagen, Motorrädern und Quads. Wir sind wohl die Attraktion der Strecke. Denn fast alle Fahrzeuge bremsen ab, um einen Blick auf die Verrückten zu werfen, die bei diesem Sauwetter hier campen. Am Abend gibt es noch ein kräftiges Gewitter und irgendwann in der Nacht hört dann auch der Regen auf.

Alojamiento Don Gabriel / Concepcion, 7.4.2025

Auf unserem hoch in den Bergen liegenden Mirador genießen wir einen entspannten Vormittag mit sehr schönem Blick auf den Pazifik. Endlich können wir auch die nähere Umgebung wahrnehmen, gestern war ja alles in dichte Wolken gehüllt. Die stark gefalteten Berghänge fallen steil zur Küste ab. In den engen Taleinschnitten existieren noch Waldstücke, ansonsten gibt es hier nur Rinderweiden. Winzige Häuser klammern sich an die Hänge. Eine sehr schöne Gegend.

Alojamiento Don Gaqbriel bei Concepcion

Ebenso gut gefällt uns die weiter schmale und in einem sehr guten Zustand befindliche Piste. Sie führt in vielen engen Kurven durch herrlichen dichten Wald abwärts, ein echter Genuss. An der Küste fahren wir dann ca. 14 Kilometer durch langweilige Palmölplantagen zum Pazifik. Am Stadtrand von Quepos kaufen wir ein und fahren dann noch ein paar Kilometer weiter zur Alojamiento Don Gabriel. Das Freizeitgelände bietet neben einem Schwimmbecken, Restaurant und Picknicktischen auch eine Wiese als Stellplatz für unseren Yoda. Direkt am Strand kann man es bei rund 35 Grad nicht aushalten, doch hier ist es nicht viel besser. Auch der Pool bringt keine Abkühlung, das Wasser ist genauso heiß wie die Luft. Die Anlage hat ihre besten Tage schon hinter sich, alles könnte mal renoviert werden. Am Wochenende soll viel los sein, heute sind wir ganz alleine hier.

Vista del Oceano / Calle Nápoles, 8.4.2025

Die Hitze ist auch noch nach Sonnenuntergang unerträglich. Wir lassen in der Nacht die Hecktüren weit offen. Auf unserer Campingwiese wohnt ein Pferd, das dann gerne mal neugierig bei uns ins Auto hineinschaut, nachts etwas irritierend. Morgens um 6 Uhr ist es schon über 30 Grad warm und drückend schwül.

Küstendschungel an der Piste Calle Nápoles

Also flüchten wir wieder in die Berge von Tarrazú. Uns lockt sowieso noch eine Piste, die sich im Tal des wilden Rio Naranjillo in die steilen Bergen hinauf windet. Eine gute Entscheidung. Die Schotterpiste Calle Esquipulas steigt hinter dem gleichnamigen Dorf entlang der steilen Bergflanken aufwärts. Sie ist etwa so breit wie ein Feldweg, ab und zu gibt es Ausweichstellen. Wieder fahren wir wie durch einen grünen Tunnel durch Regenwald und können uns nicht sattsehen an der phantastischen Vegetation, die Gott sei Dank auch den fast senkrecht abfallenden Abgrund direkt neben der Piste verdeckt. An einer Stelle ist die Piste nach einem großen Erdrutsch neu geschoben worden, ziemlich beeindruckend. Manchmal geht der Blick frei über die im Dunst und Nebel liegenden schroffen grünen Berge, an deren Flanken sich kleine Bauernhäuser klammern. Wie unglaublich schön ist dieses Land abseits der Touristenzentren.

Reparierte Strecke nach Erdrutsch auf der Piste Calle Esquipulas
Blick ins Tal von Naranjillo

Einsam liegt das Dorf Naranjillo tief unter uns am Fluss, umgeben von Kaffeeplantagen an den unglaublich steilen Hängen. Was für eine schwere Arbeit muss deren Bewirtschaftung sein. Supersteil führt die Piste hinab zu der Handvoll kleiner Häuser, einer Schule und Kirche. Von hier gehen mehrere Pisten weiter nach Norden. Wir sind unschlüssig, welche wir nehmen sollen und fragen in einem Haus nach der Qualität der Strecken. Ach, ist zwar steil, aber alle sind mit 4WD machbar, wird uns gesagt. Also wählen wir die von Olaf favorisierte, längste und kurvigste Route über San Joaquin. Doch schon kurz hinter Naranjillo wird die Piste immer schmaler und schlechter. Die Spuren im Matsch zeigen, dass hier schon lange kein Auto mehr gefahren ist, höchstens ein Motorrad. Merke: Die Empfehlungen der Locals sind mit Vorsicht zu genießen.

Also kehren wir wieder um und fahren auf der Hauptpiste Calle Naranjillo weiter, die sehr gut in Schuss ist und uns wieder zu der gestern befahrenen Calle Nápoles bringt.

So landen wir mittags schließlich wieder an unserem vorgestrigen Stellplatz, wo wir im angenehm kühlen Nebel draußen sitzen. Auch heute passieren einige Autos mit Einheimischen. Stets wird gewunken, gehupt und der „Daumenhoch“ gezeigt. Total begeistert ist ein junger Lkw-Fahrer, der sich tausendmal bedankt, dass wir mit unserem wunderschönen Auto aus Deutschland gekommen sind, um Costa Rica zu besuchen. „Sein Herz würde sich vor Freude weit werden“, beteuert er. Am Nachmittag scheucht uns der tägliche Wolkenbruch für den Rest des Tages ins Auto. Wieder fallen unglaubliche Regenmassen vom Himmel, die in Sturzbächen die Pisten runterfließen.

Die gesamte heutige Strecke ist übrigens identisch gewesen mit den letzten Etappen des 280 Kilometer langen Fernwanderweges Camino de Costa Rica, der von der Karibik zum Pazifik quer durch das Land führt, und überwiegend auf Dirt Roads geht.

Truchas Selva Madre, 9./10.4.2025

Nach schöner Fahrt durch die Kaffeeplantagen in den Bergen über die uns schon bekannte Route erreichen wir am späten Vormittag erneut die Stadt Santa Maria de Dota, dem Zentrum Tarrazús. Sehr interessant ist, dass sich hier Kooperativen für Landwirtschaft und Handel gebildet haben. Ob Supermarkt, Tankstelle oder Kaffeeanbau – die gesamte wirtschaftliche Tätigkeit wird von den Bewohnern der Region in Genossenschaften basis-demokratisch organisiert. Sehr beeindruckend ist das.

Wirklich alles dreht sich hier um Kaffee. Wir landen in der Cafeteria Coopedota. Das trendige Café gehört zu der Kaffee-Kooperative von Santa Maria de Dota, der über 900 Kleinbauern angehören. Hier kann man einen Blick in die Kaffeeproduktion mit Wasch- und Röstanlagen werfen, Führungen durch die Plantagen machen und natürlich hervorragenden Kaffee trinken. Allerdings auch zu ziemlich exquisiten Preisen.

Eine sehr schöne, schmale Straße, natürlich mit gewohnt irrer Steigung, bringt uns 1000 Höhenmeter hinauf zur Carretera 2, der Panamericana. Hiervon zweigen wir nach kurzer Zeit schon wieder ab und erreichen nach 2 Kilometern das parkähnliche Gelände der Forellenzucht Truchas Selva Madre mitten im Nebelwald. Hier kann man in einem kleinen Teich Forellen angeln, die man im Restaurant zubereiten lässt. Alternativ kann man den Fisch auch selber grillen. Hierfür gibt es kleine Unterstände mit Holzkohlengrill und Sitzgelegenheiten. Solche Anlagen findet man in den Bergen häufig und sie sind ein beliebtes Ziel der Ticos für ein Picknick beim Sonntagsausflug.

Truchas Selva Madre

Olaf lässt sich eine Forelle aus dem Becken holen und braten. Ich kann nicht ansehen, wie das Tier getötet und zubereitet wird. Als Vegetarierin bekomme ich ein improvisiertes Essen aus einer kleinen Schüssel Reis, einer halben Tomate und einigen Salatblättern zusammengestellt. Das ist hart. 

Auf dem Gelände gibt es auch eine große Campingwiese, sogar mit warmen Duschen! Die Luft ist in dieser Höhe herrlich frisch, Nachmittags erkunden wir auf einem kurzen Wanderweg den Nebelwald, bevor uns der tägliche Regen wieder ins Auto treibt.

Eiskaltes Bad am Wasserfall bei Selva Madre

Wir verbringen auch den nächsten Tag hier. Nur morgens gibt es verlässlich schönes Wetter. Obwohl die Sonne scheint, sind es nur 10 Grad beim Frühstücken vor dem Auto. Da sind die Daunenjacken gefragt. Doch rasch wird es wärmer und bei unserem Spaziergang durch den Nebelwald reicht die Temperatur aus, damit ich ein sehr kurzes Bad im Becken unterhalb eines schönen Wasserfalls nehmen kann. Aber Hilfe, was ist das Wasser eisig!

Im Nebelwald bei Selva Madre

Die mit langen Flechten, Schlingpflanzen und Epipythen bewachsenen Baumriesen faszinieren uns noch immer. Mittags gönnt sich Olaf wieder eine Forelle, während ich mich mit einer ungewöhnlichen Kombination aus Pommes und Reis vergnüge. Der tägliche Nebel mit Regen zieht heute schon gegen 14 Uhr auf. Es wird richtig ungemütlich kalt draußen und wir hocken wieder im Auto.

Piste zwischen Copey und Providencia, 11.4.2025

Wieder ein wolkig-nebliger Tag. Morgens ist es beim Frühstück mit 10 Grad echt frisch. Zwar kommt die Sonne durch, doch es ziehen immer wieder Nebel vorbei und es nieselt leicht. Immerhin wird es am späten Vormittag noch so sonnig, dass wir nochmals unseren Spaziergang zum Wasserfall wiederholen, bevor wir aufbrechen.

Über die Carretera 2 sind wir pünktlich zum Mittag im Buru Café in Enpalme, um dort den guten Latte und Kuchen noch einmal zu genießen. Über die uns bereits bekannte kurvige Straße geht es hinunter nach Santa Maria zum Einkaufen.

Nach Copey de Dota geht es dann wieder bergauf, dort zweigen wir auf eine Piste ab, die sich in vielen Kurven noch viel steiler in die Berge hinauf schlängelt. Die Radien und Steigungen mit mehr als 15 % ähneln denen einer  Rampe in einem Parkhaus. Olaf hatte auf Googlemaps einen Mirador entdeckt, den wir als Stellplatz ansteuern. Bald rollen wir wieder durch Wolken und dichten Wald. Der Mirador San Juan ist jedoch nur eine Markierung auf der Landkarte ohne eine Parkbucht. Ob man eine gute Aussicht genießen kann, ist schwer zu sagen. Wir sehen in den dichten Wolken nur ein paar Meter Piste vor uns.

Das Bergdorf Providencia
Unser Stellplatz am Rande der Piste

Weiter geht es hinauf und dann in ganz vielen Kurven sehr steil hinunter nach Providencia. Der winzige Weiler liegt in einem engen Talgrund. Es sind nur eine Handvoll Häuser, Schule, Kirche und ein Geschäft. Allerdings gibt es hier auch ein paar Lodges sowie einige Cabanas zu mieten und eine Mountainbike-Schule. Das deutet doch auf Outdoortourismus hin. Aber hauptsächlich lebt man hier vom Kaffeeanbau. Wir fahren wieder einige Kilometer zurück, wo wir beim Hinweg am Rand der Piste am Zugang einer Weide einen Stellplatz in 2720 Metern Höhe entdeckt hatten. Die Wolken haben sich etwas gelichtet, so dass wir einen schönen Blick auf die dicht bewaldeten Hügel haben.

Iyok Amy Hostel an der Panamericana, 12.4.2025

Wieder mal so ein Tag, an dem alles anders kommt als geplant. Vormittags ist das Wetter noch wunderbar sonnig, endlich können wir die schöne Berglandschaft bewundern, die gestern noch in Wolken lag.

Piste zwischen Copey und Providencia

Wir fahren wieder über die steile Piste hinunter nach Providencia und dann weiter durch das sehr enge Tal bergauf und -ab bis zum Ende der supersteilen, einspurigen Piste an der Lodge Arminia Arbital, wo man auch im Auto übernachten können soll. Es ist eine Biofarm nit Kaffeeanbau, sehr einfach und rustikal. Alle Gebäude sind aus groben Holz gezimmert, gekocht wird auf einem Holzherd. Aber leider ist für uns selbst auf dem Parkplatz keine Fläche mehr für uns frei, da eine größere Gästegruppe mit mehreren Autos erwartet wird. Wer hätte das hier am Ende der Welt gedacht?

Steile Piste bei Providencia – kein Problem?

Etwas enttäuscht machen wir uns wieder auf den Weg und kurven einige Kilometer hinüber zur anderen Talseite zum Weiler Zapotal, in der Hoffnung, dort irgendwo einen freien Stellplatz zu finden und ein wenig wandern zu können. Aber keine Chance. In die Berghänge ist nur die Piste hinein gebaut, Platz zum Parken bleibt da nicht. Mit viel Mühe können wir am Ende der Piste überhaupt wenden. Also wieder zurück nach Providencia. Dort nehmen wir die Piste Calle los Quetzales, die sich wunderbar am Fluss bergauf zieht. Laut GoogleMaps ebenfalls eine Sackgasse, aber vielleicht gibt es ja hier einen Stellplatz? Doch die Schotterstraße nimmt kein Ende, sondern zieht sich immer weiter hinauf aus dem Tal. Dann gibt es wohl entgegen der Angaben in Googlemaps doch eine durchgehende Verbindung durch den Nationalpark Quetzales bis zur Panamerikana hinauf! Eine tolle Strecke, nur beginnt es ab Mittags zu nieseln, wir sind mal wieder in den Wolken. Klaro, irgendwoher muss ja die Feuchtigkeit für den Nebelwald kommen.

Wir folgen der Panamericana noch ein paar Kilometer nach Norden bis zum Iyok Amy Hostel. Hier kann man auf einer Wiese unterhalb des Hostels übernachten. Außerdem gibt es mehrere Spazierwege durch den Nebelwald, die wir natürlich wenigstens zum Teil erkunden müssen, bei passendem Wetter. In dieser Höhe von 2800 Metern ist es aber wirklich ungemütlich nass-kalt, sogar im Aufenthaltsraum des Hostels.

Hostel Iyok Amy an der Panamericana
Im Nebelwald

Finca Las Mercedes / Barrio Los Angeles, 13./14.4.2025

Noch immer ist alles in Nebel gehüllt. Trotzdem unternehmen wir am Vormittag noch eine Mini-Wanderung auf rutschigen, steilen Pfaden durch den vor Nässe triefenden Nebelwald beim Iyok Amy Hostel. Eine einzigartige Atmosphäre herrscht in diesem urzeitlichen Tal, es fehlen nur noch die Dinosaurier.

Wie es der Zufall will, kommen wir um die Mittagszeit wieder an unserem Lieblingscafé Buru in Enpalme an der Panamericana vorbei. Die nette Bedienung kennt uns mittlerweile schon. Natürlich müssen wir noch einmal den köstlichen Cappuccino und die gigantischen Stücke Schokoladenkuchen genießen.

Kaffeparadies Tarrazú
Zutaten für unsere tägliche Kaffee-Zermonie

Schon seit einiger Zeit sind wir zu Liebhabern des „aromatischen Heißgetränks“ geworden und bereiten täglichen unseren Vormittagskaffee zu. Natürlich werden die Bohnen akribisch gewogen und frisch per Hand gemahlen. Und nun sind wir schon so lange im Kaffeparadies Tarrazú, da müssen wir doch auch einmal mitten zwischen Kaffeesträuchern wohnen und hautnah erleben, wie aus den roten Kirschen die duftenden schwarzen Bohnen entstehen.

Unser Ziel ist daher die Kaffeeplantage Las Mercedes bei Barrio Los Angeles in der Region Tarrazú. In vielen Kurven rollen wir runter nach Santa Maria und sind wenig später in Barrio Los Angeles. Nicht weit nördlich des Ortes zweigt ein Schotterweg zur Finca ab.

Trocknen der gewaschenen Kaffeebohnen
Altes Herrenhaus der Finca Las Mercedes

Inmitten weitläufiger Kaffeegärten befindet sich ein über 100 Jahre altes viktorianisches Herrenhaus aus Holz, sehr stilvoll renoviert, das an Gäste vermietet wird. Wir parken im Garten der Familie und haben in einem Gebäude ein Bad mit heißer (!) Dusche sowie eine komplette Küche mit Aufenthaltsraum zur Verfügung. Für 20 US-Dollar pro Nacht für uns beide ziemlich komfortabel. Momentan blühen die Kaffeebüsche und ein süßer Duft liegt in der Luft. Ein wirklich schöner Platz. Leider haben wir das regnerische Wetter aus den Bergen mitgebracht, aber immerhin haben wir hier auf nur noch 1700 Metern ungefähr 20 Grad. Welche Wohltat!

Und schon beginnt am nächsten Morgen mein letzter Tag in Zentralamerika. Wir genießen noch einmal die schöne Atmosphäre dieses ganz besonderen Ortes. Wege führen und kreuz und quer durch die 14 HektaR große Plantage, oft mit schönen Ausblicken auf das Tal und die in Wolken liegenden Berge.

Morgen Abend geht mein Flug von San José nach Frankfurt. Vormittags suche ich mein Gepäck zusammen, morgen muss nur noch der Schlafsack eingepackt werden. Ja, ich bin sehr dankbar, dass ich für so lange Zeit mitreisen konnte. Doch fällt es unheimlich schwer, Olaf vorerst alleine weiterziehen zu lassen und in dieses völlig andere Leben nach Deutschland zurückzukehren.

Adios und hoffentlich bis bald – Flughafen San José