Von Panama City nach Cartagena in Kolumbien
Am Hafen von Colon hatte ich den Landcruiser in einen Container zur Verschiffung von Panama nach Cartagena gefahren. Mit der Gesellschaft COPA fliege ich nur eine Stunde von Panama City nach Cartagena. In Cartagena bekomme ich als Senior bei der Einreise eine bevorzugte Behandlung und muss vor der Passkontrolle nicht ans Ende der sehr langen Warteschlange. Der Zollbeamte ist sehr freundlich, spricht etwas Englisch und gibt mir anstandslos die üblichen 90 Tage Aufenthaltsberechtigung für Kolumbien. Das gesamte Gepäck aller Passagiere wird vom Zoll geröntgt. Bei mir gibt es, wie augenscheinlich bei allen übrigen Passagieren, keine Beanstandungen. Mit Uber fahre ich vom Flughafen in die Altstadt. Dabei lerne ich, dass es in Cartagena sogar Motorräder über Uber zu buchen gibt. In der Altstadt habe ich ein Apartment gebucht.
Cartagena

Gleich südlich der Altstadt wachsen auf einer ins Meer ragenden schmalen Halbinsel die Wolkenkratzer Cartagenas in den Himmel und erinnern sogleich an die Shillouette von Panama City. Hier finde ich einen Telefonladen von Claro und kaufe eine neue SIM-Karte. Ich habe die Erfahrung gesammelt, dies immer direkt bei den Telefonunternehmen zu machen, da nur dann sichergestellt ist, dass alle Daten korrekt erfasst sind und es später keine Probleme mit dem Nachladen der Prepaid-Karten gibt.
Auf dem Weg zu Claro bin ich bei einem Friseur vorbeigekommen, wo ich auf dem Rückweg zu einem Haarschnitt einkehre. Dafür bezahle ich nur 6 Euro, was umgerechnet den enormen Betrag von 30.000 Pesos ausmacht. Zwischenzeitlich sind Nachrichten von meiner Verschiffungsagentur Overland Embassy eingetroffen. Ich gehe zu einem Notar und lasse mir eine Autorisierung für die Overland Embassy ausstellen, die es ihr ermöglicht in meinem Namen bei den Behörden tätig zu werden. Das Notariat erweist sich als ein Tresen mit drei Mitarbeitern, die am Fließband solche Dokumente ausstellen.
Nur einen Tag später trifft das Containerschiff Yantian im Hafen von Cartagena ein. Nun heißt es warten, bis die Information über den Termin für das Öffnen der Container von der Overland Embassy eintrifft. Beim Öffnen darf nur die im Fahrzeugschein eingetragene Person anwesend sein. Die Fahrzeuge der Overlander werden aus den Containern befreit und auf Unversehrtheit geprüft. Aus dem Hafen dürfen sie jedoch noch nicht gefahren werden, da zunächst der Zoll ihre temporäre Einfuhr dokumentieren muss. Das macht in Kolumbien die DIAN. Sie wird in den nächsten ein bis zwei Tagen das TIP (Temporary Import Protocol) erstellen. Erst wenn das TIP vorliegt, kann die SOAT beantragt werden. Das ist die obligatorische Haftpflichtversicherung für das Fahrzeug. Da soll noch jemand über die Bürokratie in Deutschland stöhnen.


Während der Wartezeit auf den Zoll besichtige ich die Altstadt und das angrenzende Viertel Getsenami. Insbesondere die Altstadt ist sehr touristisch. In beinahe jedem der durchgängig sehr gut restaurierten Gebäude sind Restaurants oder Cafés eingezogen. Trotz der vielen Touristen ist es interessant, durch die Gassen zu laufen. Leider sind viele Straßen der Altstadt nicht vom Autoverkehr befreit. Allerdings sind sie alle so schmal, dass die gesamte Altstadt aus einspurigen Einbahnstraßen besteht und kein Durchgangsverkehr stattfindet. Für den Verkehr kommt erschwerend hinzu, dass die gesamte Altstadt und auch Getsenami von einer immer noch intakten Stadtmauer umschlossen sind.
Ich bekomme wieder WhatsApp-Nachrichten von der Overland Embassy. Jetzt wird der Prozess zur Einfuhr unserer Fahrzeuge eingeleitet. Von der DIAN erhalte ich wenig später eine Mail mit meinem TIP. Einen Tag später dürfen schließlich alle acht Overlander ihre Fahrzeuge abholen.

Von Cartagena nach Santa Rosa
Heute verlasse ich endlich Cartagena. Zunächst versuche ich, meine beiden amerikanischen Gasflaschen wieder aufzufüllen, die für die Verschiffung vollständig entleert sein mussten. Kolumbien hat seinen eigenen Standard bei den Anschlüssen der Gasflaschen. Daher ist es nicht so einfach, Geschäfte zu finden, die amerikanische Flaschen befüllen. In der App iOverlander sind in Cartagena und im Umfeld der Stadt einige Möglichkeiten verzeichnet. Gleich mein erster Anlaufpunkt existiert nicht mehr. Die Kommentare zu den anderen Geschäften sind nicht so vielversprechend, dass ich mich durch den enormen Verkehr zu ihnen durcharbeiten möchte. Ich stelle das Gasproblem zunächst zurück, schließlich habe ich für solche Fälle noch einen kleinen Allesbrenner im Wagen. An einer Tankstelle lasse ich die kleine Benzinflasche des Kochers füllen.
Mein zweiter Punkt in der Todo-Liste ist es, eine Werkstatt zum Abschmieren zu finden. Bei einer etwas ordentlicher aussehenden Werkstatt frage ich, ob sie rasch den Wagen abschmieren können. Sie können mit meiner Frage nichts anfangen. In der Annahme, dass Google mein Anliegen falsch übersetzt hat, zeige ich ihnen die Abschmiernippel an der Kardanwelle. Daraufhin kommen sie mit einer kleinen Dose mit Fett, die wie eine Kosmetikdose aussieht. Ich gebe auf und fahre weiter. Entlang der vierspurigen Hauptstraße durchfahre ich einen Abschnitt, wo sich unzählige Autowerkstätten aneinander reihen. Sie haben jedoch alle die Größe einer PKW-Garage. Bei den meisten müsste das Abschmieren direkt auf der Straße erfolgen, wenn sie überhaupt dazu in der Lage wären. Auf der Hauptdurchgangsstraße herrscht ein irrer Verkehr. Zusätzlich zu den vier Spuren sind in der Mitte noch zwei weitere Spuren für Linienbusse reserviert. Von den zwei Spuren in meiner Fahrtrichtung für private Fahrzeuge ist eine Spur mit Verkaufsständen und parkenden Wagen zugestellt. Ein ununterbrochener Strom von Zweirädern bahnt sich zudem seinen Weg durch das Chaos. Die Motorräder fahren eigentlich überall, wo sich ein Vorwärtskommen bietet. Links und rechts von mir wieseln sie vorbei und wechseln auch urplötzlich vor mir die Fahrbahn. In dem zähfließenden, oft zum Stillstand kommenden Verkehr sind die Zweiräder nicht zu stoppen. Sie bahnen sich ihren Weg. Das Gewusel animiert mich nicht, mitten drin zu halten und mit Werkstätten zu sprechen. Sie sehen mir auch nicht sehr vertrauenerweckend aus. Also verschiebe ich auch den Werkstattbesuch.
Mein letzter Punkt in der Todo-Liste ist einen großen Supermarkt aufzusuchen und die Vorräte aufzufüllen. Auch in dieser Sache bin ich nicht wirklich erfolgreich. In dem Gewusel Auto zu fahren und gleichzeitig in GoogleMaps nach einem Supermarkt zu suchen, ist eine Herausforderung. Einen richtig großen Supermarkt finde ich in der Karte entlang der Hauptstraße nicht. Die kleineren Märkte bieten nur wenig Parkmöglichkeiten. Endlich bin ich mit einem kleineren Markt erfolgreich und erobere einen der wenigen Parkplätze. In den kleinen Geschäften ist das Angebot naturgemäß ausschließlich auf den Bedarf der lokalen Bevölkerung ausgerichtet. Spagetti gib es natürlich überall, aber bereits mit der Leibspeise der Zentral- und Südamerikaner, den Bohnen, wird es schwierig. Sie werden nur getrocknet in großen Säcken verkauft und nicht vorgekocht in Dosen, da Dosenware für die meisten zu teuer ist.

Irgendwann schaffe ich es, aus dem Moloch Cartagena hinaus zu kommen. Ich fahre zu der kleinen, 40 Kilometer von Cartagena entfernt liegenden Ortschaft Santa Rosa, in deren Nähe der CampingOJardin liegt. Er wird von französischen Auswanderern geführt, die zuvor in Peru wohnten. Es ist ein riesiges Gelände mit großen Avocadobäumen. Zur Zeit werden die Avocados reif und fallen von den Bäumen. Es ist also nicht empfohlen, den Schatten unter den Bäumen zu suchen. Es gibt gute Sanitäranlagen mit kalten Duschen, die jedoch bei dem Klima nicht wirklich kalt sind.
Zwei Overlander aus den Niederlanden stehen bei meiner Ankunft bereits auf dem Gelände. Ich kenne sie bereits, denn sie haben zeitgleich mit mir ihren Landrover Defender im Hafen von Cartagena abgeholt.
Einen Tag bleibe ich auf dem CampingOJardin. Es kommt noch eine französische Familie mit zwei kleinen Kindern in einem riesigen LKW an. Sie sind in Uruguay gestartet und seit einem Jahr unterwegs. Ihre Reise endet in Cartagena, sie werden von dort zurück nach Belgien verschiffen. Der Campingplatz liegt nur 50 Meter hoch in einem feuchtheißen Klima. Einen Tag bleibe ich, um das Innenleben des Landcruisers wieder in den Zustand vor der Verschiffung zu bringen.
Von Santa Rosa nach Minca
Ich erreiche die große Hafenstadt Baranquilla und kann dort, trotz Sonntag, endlich meine Gasflaschen füllen lassen. Das Problem sind in Südamerika die amerikanischen Flaschen. Ihre Gewinde sind nicht kompatibel mit den südamerikanischen Anschlüssen, die sich zudem auch zwischen den Ländern Südamerikas unterscheiden. Einige Gasgeschäfte umgehen das Problem ganz pragmatisch, in dem sie von Flasche zu Flasche auffüllen. So macht man es auch hier.
Das Straßenbild in der Großstadt Baranquilla unterscheidet sich deutlich von den bisher in Zentralamerika durchfahrenen Orten. Einige Straßenabschnitte gleichen einer 4×4 Piste. Der Teer fehlt plötzlich und tiefe Löcher durchsetzen die Straße. Häufig sehe ich Müllhaufen entlang der Straßen.
Es geht weiter über die Ruta 90 nach Osten auf einer schmalen Nehrung entlang der Karibikküste. Bei Santa Marta biege ich von der 90 in eine geteerte schmale, kurvenreiche Straße in die Berge nach Minca ein. Bereits von der Nehrung konnte ich die beeindruckenden Berge der Sierra Nevada de Santa Marta mit dem 5700 Meter hohen Pico Cristobal Colon sehen. Es soll das weltweit höchste Küstengebirge sein. Minca liegt 600 Meter hoch. Da Sonntag ist, kommen mir am späten Nachmittag viele Ausflügler von Minca entgegen. Wie in vielen Ländern hier üblich, wird auch auf den schmalen Bergstraßen großzügig über die Straßenmitte hinweg gefahren, um schnell sein zu können. Bei Minca biege ich in einen ungeteerten, einspurigen Hohlweg zum Hostel Dunarinka ein. Gleich zu Beginn zwingt mich ein entgegen kommendes Auto in einem steilen Abschnitt zum Zurückzusetzen. Der Fahrer kommt natürlich nicht auf die Idee, in die kurz hinter ihm liegende Ausweichstelle zurück zu fahren. Beim Hostel gibt es nur einen winzigen Stellplatz zum Übernachten. Immerhin liegt das Hostel unmittelbar am Steilhang und es gibt einen schönen Ausblick bis zur großen Stadt Santa Marta tief unten am Meer. Die Nacht ist in 600 Metern Höhe sehr angenehm, ich muss sogar zeitweise den warmen Schlafsack als Decke überziehen.

Minca ist sehr touristisch, aber nicht schön. Der Ort lebt ausschließlich von seiner Höhenlage. Es gibt unzählige Restaurants und Cafés und viele Touristen – Einheimische sowie auch Amerikaner und Franzosen. Von den Ausländern ist keiner mit einem Fahrzeug unterwegs, es sind alles Rucksacktouristen. Es gibt drei oder vier schöne Restaurants und Cafés, die auf deren Anforderungen ausgerichtet sind. Im Duni Café esse ich zu Mittag. Es hat sogar ein größeres Angebot vegetarischer Gerichte. So etwas gibt es nur dort, wo westliche Touristen in größeren Mengen auftauchen. Während ich in einem Café einen Cappuccino trinke, gießt es in Strömen. Anschließend kommt die Sonne raus, es wird heiß und die Luftfeuchtigkeit steigt extrem an. Ich folge mehreren Straßen vom Zentrum in die Berge. Die erste geht rasch in einen Erdweg über. Die Häuser an den Rändern des Ortes sind sehr urtümlich und einfach. Mangels Geld wird improvisiert. Überall liegt Zeug rings um die Häuser: Wäsche, Werkzeug, Baumaterialien, sonstige Geräte. Es herrscht das Chaos und auch der Schmutz. Viele Häuser sind in irgendeinem Zwischenzustand vor der Fertigstellung stecken geblieben. Ein anderer Weg wird rasch zu einem Pfad, auf dem nur noch Motorräder zu den Häusern fahren können. Ringsum Minca erstreckt sich dichter Wald.

Von Minca nach Palomino

Von dem Höhenort Minca fahre ich wieder 600 Höhenmeter hinab zu der auf Meereshöhe liegenden Stadt Santa Marta. Ab dem Stadtrand lässt der wieder einmal chaotische Verkehr schlagartig nach, nur noch ganz wenige Fahrzeuge sind zwischen den Orten unterwegs. Gleich östlich von Santa Marta entfernt sich die Fernstraße 90 von der Küste und führt durch Ausläufer der Sierra Nevada de Santa Marta. Es geht durch dichten Wald. Zwischen Straße und Meer erstrecken sich Bananenplantagen.
Auf einem Campingplatz bei dem von westlichen Touristen, insbesondere Amerikanern, gefluteten Ort Palomino treffe ich meine beiden Container-Buddies Martin und Sabine auf dem Campingplatz Summer Bernabe. Wir Overlander fahren halt doch häufig die selben Orte an und treffen uns dort immer wieder mal. Palomino und der Campingplatz liegen unmittelbar an der Karibikküste. Der Landcruiser steht unter Schatten spendenden Palmen. Die Brandung auf dem Sandstrand ist laut und heftig. Es ist meine letzte Nacht an der Karibik.

Von Palomino zum Mirador Monte Grande
Ich verabschiede mich von Martin und Sabine und fahre weiter. Ich will die Sierra Nevada de Santa Marta zu Dreivierteln umrunden. Auf der Ruta 90 geht es parallel zur Küste in Richtung Osten bis Tigreras. Dort biege ich in eine Nebenstraße ein, die mich zur weiter östlich verlaufenden Ruta 88 bringt. Die Landschaft ist nun sehr eben mit großen Viehweiden. Auf den Weiden stehen in größeren Abständen riesige Bäume mit weit ausfächernden Kronen. Entlang der 88 fahre ich nach Süden durch ein weites Tal, das von der Sierra Nevada de Santa Marte im Westen Richtung Karibik und im Osten von der langgestreckten Sierra de Los Motilones begrenzt wird. Auf dem Kamm der Sierra Los Motilones verläuft die Grenze zu Venezuela. Es herrscht nur wenig Verkehr. Ich gerate in eine Polizeikontrolle und werde an den Straßenrand gewunken. Man schüttelt mir zur Begrüßung die Hand, schaut oberflächlich die Kopie meines Reisepasses an und verabschiedet mich.

Ich fahre quer durch die große Stadt Valledupar. Da sich einer meiner zwei Tanks bis auf ein Viertel geleert hat, habe ich bereits etliche Kilometer vor der Stadt nach Tankstellen Ausschau gehalten. Sie waren mir jedoch alle zu altertümlich, dafür gab es sehr viele von ihnen mit jeweils ein bis zwei uralten Tanksäulen auf einem staubigen Platz ohne Gebäude. Neben den Säulen sitzt immer ein Tankwart, der nur selten Kundschaft hat. Ich möchte nicht ohne Not schlechtes Benzin tanken und finde dann in Valledupar endlich wieder moderne Tankstellen. Auf einer vierspurigen Straße quere ich die Stadt. Auch hier sind wieder unendlich viele Motorräder unterwegs. Ich finde endlich einen modernen Supermarkt mit einem großen Parkplatz und stocke meine Vorräte kräftig auf. Wer weiß, wann ich wieder auf solch eine Gelegenheit stoße.

Schließlich biege ich von der Fernstraße in Richtung der Sierra Nevada de Santa Maria zum Ort Pueblo Bello ab. Das schmale Teersträßchen führt durch dichten Wald entlang eines Baches aufwärts. In 911 Metern Höhe erreichen ich mein Übernachtungsziel, den Mirador Monte Grande. Entgegen den vielversprechenden Rezensionen in der Overlander-App handelt es sich nur um einen Parkplatz mit einem kleinen Restaurant. Im Mittelpunkt des Business steht die Aussicht über den Wald bis hinunter in die Ebene. Paare kommen um sich vor der Kulisse auf einer Hand aus Beton oder vor einer Girlande zu fotografieren. Gegen sechs Uhr wechselt die auch in dieser Höhe noch existierende Schwüle gegen eine angenehme Temperatur.
Vom Mirador Monte Grande nach Mompox
Ich stehe wieder früh auf und fahre schon gegen acht Uhr los. In Bosconia stoße ich auf die von Santa Marta kommende Ruta 45. Sehr viele Lastwagen sind auf dieser wichtigen Nord-Südverbindung unterwegs. Ich bin froh, als ich endlich in die 43 abbiegen kann. Hier ist zum Glück kaum noch Verkehr. Es geht auf der geteerten 43 durch eine von grünen Wiesen geprägte Landschaft mit Feuchtwiesen. Überall steht Wasser und ich sehe Entwässerungsgräben. Es handelt sich um eine riesige, von Wasserläufen und Seen durchsetzte Ebene, die sich bis nach Barranquilla an der Karibik erstreckt.


Mein Ziel ist die Kolonialstadt Mompox. Hier parke ich im Hof des Hotels Santa Cruz de Mompox, das Overlandern die Möglichkeit zum Übernachten im Fahrzeug bietet. Aber man bietet mir zum gleichen Preis ein Zimmer mit Klimaanlage an. Bei dem feuchtheißen Klima kann ich das natürlich nicht ablehnen.


Mompox besitzt ein sehr schönes, kleines koloniales Zentrum. Es liegt unmittelbar an dem Fluss Brazo de Mompos. Das historische Zentrum besteht aus einstöckigen Gebäuden in einem hervorragenden Zustand. Auch wurde aus der Altstadt der Autoverkehr verbannt. Westliche Touristen sehe ich wieder keine, aber immerhin kolumbische Besucher. Es gibt sehr viele Restaurants und Cafés. Einige wenige haben sogar ein auf westlichen Bedarf ausgerichtetes Angebot. Wie so oft in diesen Ländern, haben die meisten Lokale aber keine Gäste und ich frage mich, wie sie wirtschaftlich überleben.
Von Mompox zum Balneario Tropical
Ich folge der Ruta 78 in Richtung Südosten bis zu ihrer Einmündung in die große Nord-Südverbindung Ruta 45. Die Strecke ist geprägt durch die riesige wasserreiche Ebene mit dem Rio Magdalena, der fast das gesamte Land in Südostrichtung durchfließt. Ständig entwickeln sich große und kleine Seen, Bäche und Flüsse als Nebenzweig des Rio Magdalena. Wiesen stehen jetzt in der Regenzeit unter Wasser, ich sehe Pferde bis zum Bauch im Wasser grasen.
Ich erreiche wieder die Ruta 45, die ich für den Abstecher nach Mompox verlassen hatte. Auf der vierspurigen Fernstraße sind wieder viele große Lastwagen unterwegs. Es gibt unzählige Tankstellen entlang der Straße. Oft liegen an einer Stelle gleich zwei Tankstellen unmittelbar nebeneinander. Dementsprechend haben sie alle kaum Kunden.
In San Alberto teilt sich die Straße und ich biege in die 45A ab. Nun ist sie nur noch zweispurig und führt in vielen Kurven durch dicht bewaldete, steile Berge aufwärts. Auch hier sind viele schwere Lastwagen unterwegs. Ihnen machen die Anstiege von nicht selten bis zu 8% und die vielen Schlaglöcher zu schaffen.
Ich übernachte im Balneario Tropical, einem Freibad, das nicht weit von der Hauptstraße an einem Bach liegt. Da heute Samstag ist, herrscht natürlich im Schwimmbad Betrieb und es wird die in Zentral- und Südamerika übliche extrem laute Musik aus gigantischen Lautsprecherboxen gespielt. Um 18 Uhr sind jedoch zum Glück alle Gäste verschwunden und auch die Familie, die das Schwimmbad betreibt, geht nach Hause.
Vom Balneario Tropical zur Finca de Don Mario oberhalb von Bucaramanga
Das Balneario Tropical liegt nur eine Fahrstunde auf der Ruta 45A von der Großstadt Bucaramanga entfernt. Auf der kurvenreichen, bergigen Strecke reihen sich erneut die schweren Lastwagen aneinander. In den Steigungen sinkt ihre Geschwindigkeit oft auf 20 Kilometer pro Stunde. Die leistungsstärkeren Laster und Busse unternehmen dann nicht selten äußerst riskante Überholmanöver. Oft haben die Überholer jedoch nicht genügend Kraft, bis zur nächsten Kurve ihren Überholvorgang abzuschließen. Sie sind dann darauf angewiesen, dass der Gegenverkehr seine Geschwindigkeit reduziert, sonst würde es einen schweren Unfall geben. Die Fahrer der Linienbusse kennen aber keine Risiken und wagen in jeder beliebigen Situation Überholmanöver. Ich hoffe ständig, dass der Gegenverkehr nicht ähnliche Aktionen gerade durchführt, wenn ich ihn passiere. Daher bleibe ich lieber hinter den Lastern und nutze sie als Prellbock für eventuell überholenden Gegenverkehr. In den Ortschaften eskaliert das Chaos noch mehr. Es wird an allen unmöglichen Stellen angehalten, schnell entwickeln sich dann Viererreihen: Auf beiden Straßenseiten anhaltende Fahrzeuge und der sich in der Mitte hindurchquetschende Schwerverkehr. Dazwischen Fußgänger und Zweiräder, die sich im Slalom durch das Gedränge winden.

Ich erreiche die Großstadt Bucaramanga. Ein Meer aus Hochhäusern dominiert das Stadtbild. Wegen eines Staus auf einer der Hauptdurchgangsstraßen leitet mich Google kreuz und quer über Nebenstraßen durch den Großstadtdschungel. Auch hier herrscht natürlich Verkehrschaos.
Ich brauche lange durch Bucaramanga und biege dann in ein enges Sträßchen ein, das mich äußerst steil hinauf zur 1500 Meter hoch gelegenen Finca de Don Mario leitet, wo ich übernachten werde. Auf zwei Betonstreifen krieche ich im zweiten Gang den Berg hinauf. Da Sonntag ist, herrscht auch auf dieser einspurigen Straße reger Ausflugsverkehr, was Gegenverkehr bedeutet. Der Blick von der Finca ist wirklich toll. Tief unten liegt das Häusermeer von Bucaramanga. Ich kann sogar das breite Tal mit dem Rio Santa Magdalena in der Ferne sehen. Abends blicke ich auf das Lichtermeer der Großstadt.
Der Bruder des Inhabers der Finca lebt seit 37 Jahren in Deutschland. Er hat ihn schon oft besucht und zählt die deutschen Städte auf, die er besichtigt hat. Vielleicht sind die sehr sauberen Sanitäranlagen der Finca eine Fernwirkung des in Deutschland lebenden Bruders.
Von der Finca de Don Mario bei Bucaramanga zum Canon del Chicamocha

Ich fahre weiter auf der Ruta 45A und erreiche nach nur einer Stunde Fahrt den Canon del Chicamocha. Der Rio Chicamocha hat hier einen bis zu 2000 Meter tiefen Canon gegraben. Er soll mit einer Fläche von 108.000 Hektar und einer Länge von 227 Kilometern der zweitgrößte weltweit sein. Leider wird auch in diesem Abschnitt die 45A stark von LKW befahren. Die Fernstraße windet sich steil hinunter zum Grund des Canyon und wieder hinauf. Ursprünglich wollte ich auf der Nordseite des Canyons die 45A verlassen und auf einer winzigen Nebenstraße hinunter zum Ort Cepita fahren und auf der Südseite des Canons wieder zur 45A hochfahren. Auf beiden Seiten haben jedoch Erdrutsche diese Piste blockiert. Ausgeschildert sind die Straßensperrungen natürlich nicht.

Auf der Südseite des Canyon biege ich in eine Piste ab. Sie führt mich erneut hinunter in den Canyon zum Fluss Chicamocha. Meine Piste verläuft in der Nähe des Flusses in westlicher Richtung durch den Canyon. Dabei bieten sich immer wieder schöne Ausblicke. Und ich kann praktisch überall auf der einspurigen Piste stehenbleiben, da ich überhaupt keine anderen Fahrzeuge antreffe. Nur zwei Kipplaster kommen mir entgegen und arbeiten sich irgendwie auf der einspurigen Piste an mir vorbei. Ich bekomme von den Fahrern anerkennende Handzeichen. Die Piste bringt mich zu der kleinen historischen Ortschaft Jordan. Unten im Canyon ist es sehr heiß, ich messe 38 Grad Celsius. Das lädt nicht zu einer Übernachtung ein.
Ab Jordan führt eine schmale Straße wieder aus dem Canyon heraus. Sie ist mit Betonfahrspuren belegt. Als ich schon ziemlich weit oben bin, ist plötzlich die Straße gesperrt. Man ist noch dabei, die Betonspuren weiter nach oben zum Rand des Canyon zu verlegen. Unten gibt es natürlich keine entsprechenden schilder, die auf die Sackgasse hinweisen. Also muss ich den gesamten Weg wieder zurück zur 45A fahren. Mein Ziel war der Glamping Clavellinas. Angesichts fehlender Übernachtungsalternativen in der Nähe muss ich nun noch rund 1,5 Stunden dorthin fahren. Die Strecke von der 45A zum Campingplatz erweist sich als richtiger Irrgarten. Unzählige Pisten durchziehen das Gelände. Überall stehen Häuser in der sehr bergigen Landschaft verteilt, es ist hier keineswegs einsam. Frei stehen und übernachten wäre hier nicht möglich, da es schlicht keine Stellen gibt, die nicht privat sind. Endlich erreiche ich den Glamping. Eine Nachbarin schließt mir auf und ich soll mit der Besitzerin telefonisch auf Englisch über die Modalitäten sprechen. Die Besitzerin versteht mich jedoch kaum. Sie verlangt 80000 Pesos, was ein völlig überzogener Preis ist. Schließlich einigen wir uns auf 50000 (10 Euro), was immer noch nicht günstig für das Gebotene ist. Aber es wird schon dunkel und ich habe keine Ausweichmöglichkeit.

Barichara

Der koloniale Ort Barichara liegt nur eine Fahrstunde von meinem Übernachtungsplatz entfernt. Er besteht ausschließlich aus einstöckigen historischen Gebäuden in einem schachbrettartigen Straßennetz. Alles ist in einem ausgezeichneten Zustand.
Der Campingplatz Guaimaro von den beiden holländischen Auswanderern Joep und Julia liegt nicht weit von Barichara entfernt. Mit viel Liebe und Geschmack haben die beiden die Anlage aufgebaut. Die Hausherrin ist Architektin und hat ein vorhandenes Haus, das sehr runtergekommen war, grundsaniert und umgestaltet. Alles ist mit ökologischen Materialien konstruiert. Für die Camper gib es eine offene Küche mit einem Aufenthaltsraum und natürlich warme Duschen. Ich treffe dort den Deutschen Michael aus Neu-Ulm mit seinem Motorrad. Er ist vor acht Jahren in Deutschland gestartet und durch Asien nach Australien gefahren und von dort nach Südamerika geflogen. Jetzt befindet er sich auf dem Weg nach Panama und Nordamerika.

Von Barichara nach Guane führt der historische Camino de Lenguerke. Er wurde von Geo von Lengerke erbaut, einem deutschen Ingenieur und Kolonisator. Lengerke kam 1852 in die Region und baute ein Netz aus Straßen und Brücken, um den Handel zu erleichtern und Städte miteinander zu verbinden. Die historische Straße, die ursprünglich Barichara mit Guane und Zapatoca verband, spielte damals eine entscheidende Rolle für die wirtschaftliche Entwicklung der Region, da sie den Zugang zu Märkten und den Export von Produkten wie Chinarinde und Tabak ermöglichte.
Vom Camping Guaimaro muss ich nur die Straße runterlaufen und treffe dort auf den Camino. Ich gehe an einem Tag den Abschnitt nach Guane. Der Weg ist durchgehend mit Natursteinen gepflastert, was meine Fußgelenke ziemlich beansprucht. Der Camino verläuft oberhalb eines weiten Tals. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreiche ich Guane. Auch das winzige Guane besteht ,wie Guaimaro, vollständig aus historischen Häusern.
Am nächsten Tag absolviere ich auf dem Camino de Lenguerke den Abschnitt vom Campingplatz nach Barichara und bin damit die gesamte Strecke zwischen Barichara und Guane gegangen.
Auf dem Campingplatz Guaimaro treffe ich eine französischen Familie. Sie reist seit einem Jahr mit zwei kleinen Kindern in einem Mercedes Vito mit Dachzelt und ist in Uruguay gestartet. Ihre Reise wird in Kürze mit der Verschiffung ihres Fahrzeugs von Cartagena nach Europa enden.
Von Barichara in die Nevada del Cocuy

Mein Ziel ist die Sierra Nevada del Cocuy. Ich fahre dorthin über die Ruta 64, eine landschaftlich schöne Querverbindung zu dem im Osten Kolumbiens an der Grenze zu Venezuela liegenden Gebirge. Bis zur Ortschaft Mogotes ist die schmale, kurvige 64 geteert. Dann wird die auch zuvor schon landschaftlich schöne Strecke noch viel interessanter, was vielleicht auch an dem langsamen Vorwärtskommen liegt. Die Piste ist steinig, aber trotzdem in einem guten Zustand. Es gibt fast keinen Verkehr, aber auch hier fahren Linienbusse. Das öffentliche Verkehrsnetz in Kolumbien ist sehr dicht, die Busse scheinen auch in kurzen zeitlichen Abständen zu verkehren. Viele Menschen haben hier wenig Geld zur Verfügung und können sich noch nicht einmal eines der allgegenwärtigen Motorräder leisten. Daher ist ein gutes Nahverkehrsnetz essentiell.
Östlich von San Joaquín ist ein Flussbett mit einer weiten Schotterfläche zu queren. Drei kurze und nicht tiefe Arme des Flusses sind zu durchfahren. Vor mir fährt ein Radfahrer gemütlich durch das Wasser. Auch ein Linienbus holpert durch die Wasserrinnen. Nach starkem Regen kann es hier natürlich ganz anders aussehen. In Serpentinen geht es hinab nach Onzaga. Hinter dem Ort wird die 64 noch schmaler. War sie zuvor eher eineinhalbspurig, ist sie nun gerade mal einspurig. Der Fahrweg wirkt fast unbefahren. Durch ein dicht bewachsenes grünes Tal geht es aufwärts. Einige Kilometer hinter Onzaga finde ich unmittelbar neben der Piste eine Fläche zum Übernachten. Nur vier Fahrzeuge passieren während meines Aufenthaltes die Stelle. Niemand stört sich daran, dass ich hier übernachtet habe. Am nächsten Morgen geht es weiter aufwärts bis auf 3350 Meter. Bis zur Passhöhe treffe ich auf einzeln stehende Häuser. Gerade ist Kartoffelernte, auf den kleinen Feldern stehen viele große prall gefüllte Säcke. Oben passiere ich die Baumgrenze und treffe nur noch auf Gras und niedrige Pflanzen. Aber auch hier gibt es noch Bauernhäuser. Die Menschen tragen hier Ponchos aus Wolle oder Filz gegen die Kälte. Auch ich trage mein langärmeliges Merinohemd.


Schließlich erreiche ich die geteerte Ruta 55. Ich bleibe nun auf geteerten Straßen bis El Cocuy. Es geht permanent bis zu 2000 Höhenmeter rauf und runter. Die Höhendifferenzen sind hier enorm. Im Umfeld des Ortes El Cocuy erstreckt sich die Sierra Nevada del Cocuy. Dort gibt es schneebedeckte Berge. Allerdings sehe ich nichts davon. Alles ist in Wolken gehüllt. Ab El Cocuy wechsle ich auf eine einspurige Piste. Sie bringt mich bis auf 4100 Meter hoch. Fast bis zur Passhöhe treffe ich auf kleine Fincas mit Viehhaltung. Andere Fahrzeuge begegnen mir nicht. Ich spüre die Höhe deutlich und beschließe, nicht, wie ursprünglich geplant, hier oben zu übernachten. Für diese Höhe bin ich nicht akklimatisiert. Auf der anderen Seite der Passhöhe beginnt es zu regnen. Die Piste ist aufgeweicht und teils fließen kleine Bäche darüber. Endlich finde ich mit dem Einbrechen der Abenddämmerung in 3500 Metern Höhe eine Möglichkeit zum Übernachten. Auch diese Höhe macht mir in der Nacht mit Kopfschmerzen und schlechtem Schlaf zu schaffen.

Um sieben Uhr morgens messe ich nur neun Grad im Landcruiser und schalte die Heizung ein. Die Wolken von gestern haben sich gehoben und ich kann mein Umfeld sehen. Es ist wieder von Wiesen mit Viehhaltung geprägt. In großem Abstand liegen die sehr ärmlichen Fincas der Bauern im Gelände verteilt. Auf der Piste geht es jetzt lange abwärts. Ich nehme eine Bäuerin als Anhalter mit, die zum nächsten Ort möchte. Leider scheitert eine Unterhaltung an meinen mangelhaften Spanischkenntnissen. Die Bäuerin riecht nach Holzfeuer. Elektrischen Strom gibt es in den Einzimmerhütten der Fincas nicht. Zum Heizen wird man das kostbare Brennholz nicht verschwenden, nur zum Kochen. In Chita setze ich sie ab. Auf diesen einsamen, einspurigen Pisten verkehren keine öffentlichen Busse. Man stellt sich an die Piste und wartet geduldig, bis irgendwann jemand kommt und einen mitnimmt. Auf Motorrädern sehe ich nicht selten drei Erwachsene sitzen. Wenn es irgendwie geht, läßt man hier niemanden am Straßenrand stehen.

Dann geht es auf einer herrlichen Strecke wieder aufwärts. Ein wenig Verkehr besteht auf den Pisten nur im unmittelbaren Umfeld der Ortschaften. Dann habe ich die Strecke und die Landschaft wieder für mich alleine. Ich steige erneut bis auf 3600 Meter hoch. Zeitweise regnet es heftig. Ich stoße wieder auf die Ruta 64, sie ist hier übelst von Schlaglöchern durchsetzt. Auf diesen Pisten kann ich selten schneller als 20 Kilometer pro Stunde fahren. Mein Tagespensum beträgt nicht mehr als 100 bis 150 Kilometer. Irgendwann beginnt sogar ein geteerter Abschnitt. In strömendem Regen pumpe ich die Reifen wieder auf. Um angenehmeren Fahrkomfort zu haben, hatte ich zu Beginn der langen Pistenetappe Luft abgelassen.
Nach Villa de Leyva

Ich erreiche die große Stadt Sogamosa. In vielen Ländern Südamerikas muss für das Fahrzeug eine sogenannte SOAT abgeschlossen werden. Das ist eine Haftpflichtversicherung für das Fahrzeug. Leider hat meine für das Übersetzen des Landcruisers nach Kolumbien verantwortliche Verschiffungsagentur die kolumbische SOAT nur für vier Wochen abgeschlossen. Also versuche ich, in Sogamosa weitere vier Wochen zu bekommen. Bei der Zweigstelle einer Versicherung sagt man mir, dass dies über die Zentrale laufen muss und ich vier Stunden auf die Bestätigung durch die Zentrale warten müsse. Nachdem ich das ablehne, geht es auch in einer Stunde. Als nächstes heißt es, die Laufzeit müsse drei Monate betragen. Auch dies kann ich schließlich auf einen Monat reduzieren. Jeder Kleinigkeit muss mit der Zentrale in Bogota abgestimmt werden. Als ich nach der Stunde zurückkomme, sagt man mir, dass es nicht möglich sei, eine neue Versicherung abzuschließen während die alte noch läuft – Weisung der Zentrale. Das ist zwar nicht nachvollziehbar, da der Versicherungsbeginn ja erst nach Ablauf des noch aktiven Zeitraums starten soll. Aber dieses bürokratische Hin und Her ist in Lateinamerika vollkommen normal. Ich verzichte darauf, das zu diskutieren, und fahre weiter.
Über eine vierspurige Schnellstraße erreiche ich die Stadt Tunja. Ich versuche erneut mein Glück bei einer Versicherung. Eine Stunde arbeitet eine junge Frau an ihrem Computer und liest immer wieder meine aktuelle Police durch. Ich glaube schon, sie lernt sie auswendig, doch dann halte ich die vierwöchige Verlängerung in Händen. Sie kostet umgerechnet nur 19 Euro. Super! Ich fahre noch eine weitere Stunde und erreiche die Kolonialstadt Villa de Leyva.
Villa de Leyva

In der Kolonialstadt Villa de Leyva übernachte ich auf dem originellen XISQUA RV Camping. Zwar sind die Sanitäranlagen überraschend sauber und die Dusche wird sogar warm, aber der Rest der Anlage ist ein totales Chaos. Auf dem Gelände wohnt die den Platz betreibende Familie. Sie schlafen in Zelten und einer winzigen Hütte, in die gerade so eine Matratze passt. Das bereits von Weitem in der Küche sichtbare Chaos lädt mich nicht zum Benutzen ein. Da koche ich lieber in meinem Landcruiser. Überall liegen Berge von Wäsche herum. In einem überdachten Bereich herrscht ein Tohuwabohu aus Zelten, Resten von Zelten und alten Matratzen.

Nach zwei Nächten ziehe ich zum Camping San Jorge um. Welch ein Kontrast. Die parkähnliche Anlage wird auch von Einheimischen geführt und ist in einem Topzustand. Es gibt heiße Duschen, aus denen sogar richtig viel Wasser strömt. Alles ist sehr sauber.
Das recht große, historische Zentrum von Villa de Leyva besteht aus schachbrettartig angeordneten schmalen Straßen mit groben Kopfsteinpflaster. In der Mitte befindet sich ein riesiger, völlig leerer Platz. Er soll einer der größten kolonialen Plätze Südamerikas sein. In den Häusern der Altstadt befinden sich natürlich viele Restaurants und Cafés. In fast jedem Haus gibt es eine Möglichkeit zum Einkehren. Es sind überraschend viele kolumbische Touristen unterwegs. Ausländer fallen mir nicht auf. Sehr angenehm ist, dass das gesamte Zentrum für den Straßenverkehr gesperrt ist.

Nach Bogota
In Bogota wird Annette nach drei Monaten in Deutschland wieder an Bord des Landcruisers kommen. Vier Stunden brauche ich für die 160 Kilometer bis zum Stadtrand von Bogota, wo ich noch eine Nacht auf einem Campingplatz auf sie warten muss. Bogota liegt 2640 Meter über dem Meeresspiegel. Die knapp 500 Höhenmeter Differenz zu Villa de Leyva sind deutlich spürbar. Es ist kalt.