Auf den Lofoten

Pünktlich um 11.00 Uhr am 12.8. legt die vollbesetzte Fähre in Bodø ab. Es regnet noch immer und schnell versinkt die Küste im Nebelgrau der tief hängenden Wolken. Nach gut drei Stunden Fahrt nähern wir uns den Lofoten. Obwohl wir nun schon zum vierten Mal diese Überfahrt erleben, ist der Anblick der wild gezackten Berge, die wie eine gigantische Wand fast senkrecht bis zu 1000 Meter aus dem Meer emporragen, einfach überwältigend. Zwischen Berg und Meer ist kaum Platz für die winzigen Orte. Wie Spielzeug liegen die Holzhäuser von Moskenes, wo die Fähre anlegt, auf den Felsen verstreut.

In Å und Reine

Auf der Insel Moskenesøya präsentiert sich die Gebirgswand am dramatischsten. Es wirkt ungefähr so, als wenn man die wildesten Berge der Alpen bis 1000 Meter unterhalb des Gipfels unter Wasser gesetzt hätte. Zwischen dem Meer und den Felswänden ist noch so gerade Platz für die enge, gewundene Straße und ein paar Dörfer.

Wir fahren zunächst nach Å, dem südlichsten Ort der Lofoten. Ein Rundgang über den felsigen Hügel am Ende der Straße führt zu einem Aussichtspunkt. Hier war früher einmal ein Campingplatz, mit phantastischem Blick entlang der Steilküste bis zu den weit im Meer liegenden Inseln Væroy und Røst. Dann noch ein Rundgang durch den winzigen Ort mit seinen schönen alten Holzhäusern und den für die Lofoten charakteristischen roten Rorbuer. Dies waren einst die einfachen Holzhütten der Fischer, die auf Pfählen ins Wasser gebaut wurden, was sehr malerisch aussieht, aber zum Wohnen im dunklen Winter, wenn zur Kabeljausaison Tausende von Fischern auf die Lofoten kamen, feucht und kalt war. Heute werden überall komfortable, neue Rorbuer als Touristenunterkünfte vermarktet und die alten Fischerdörfer mutieren zu reinen Touristenorten mit Andenkenbuden, Cafés und Schnellimbiss.

Die Südspitze der Lofoten mit der Insel Væroy
Der Ort Å auf den Lofoten

Auch im benachbarten größeren Ort Reine sieht es genauso aus. Im Hafen haben die Ausflugsboote die Fischkutter fast verdrängt, hinter der Hafenmole erstreckt sich nun ein großer Parkplatz und für die öffentliche Toilette muss man mit Scheckkarte bezahlen. Ein ganz schöner Rummel. Immer noch einfach hinreißend ist die Lage des Ortes auf den Halbinseln rund um den natürlichen Hafen, umgeben von steilen Felswänden. Den besten Blick hat man vom Aussichtsberg Reinebringen, dessen Besteigung dank entsprechender Bilder in den sozialen Netzwerken einen wahren Kult ausgelöst hat. Nachdem mehrere Personen tödlich verunglückten, hat man durch nepalesische Sherpas eine steinerne Treppe bis fast zum 450 m hohen Gipfel gebaut, um die täglich 800 bis 1000  Gipfelstürmer einigermaßen sicher rauf und runter zu bekommen. Nein danke, bei dem Massenandrang reizt uns die Besteigung wirklich nicht, denn die Lofoten bestehen ja aus unzähligen spektakulären Aussichtsgipfeln.

Reine und der Aussichtsberg Reinebringen

Wir fahren über die Insel Moskenesøya die Hauptstraße E18 entlang, die mittlerweile leider nördlich von Reine über größere Strecken verbreitert und mit Tunneln ausgebaut wurde, um den Verkehr zu bewältigen, und suchen einen Stellplatz für die Nacht. An allen möglichen und unmöglichen Stellen stehen bereits Wohnmobile. Teilweise wird für unser Empfinden ziemlich rücksichtslos und entgegen dem in Norwegen geltenden Jedermannsrecht, das 150 Meter Mindestabstand von Wohngebäuden vorsieht, direkt vor den Wohnzimmern der Einheimischen für die Nacht geparkt und die Wäsche vor dem Gartenzaun aufgehängt. Das sollte mal in Deutschland ein Tourist wagen.

Schließlich werden wir kurz vor Finnbyen fündig. Der Platz auf einem alten Straßenstück bietet zwar keinen Panoramablick, liegt dafür geschützt vor Straßenlärm und neugierigen Blicken hinter einem Erdwall. Bei diesem regnerischen Wetter ist der fehlende Ausblick relativ egal.

Wanderung auf dem Fiskerstig zwischen Nesland und Nusfjord

Am nächsten Morgen bummeln wir lange herum, es nieselt. Doch dann wird das Wetter doch noch besser, so wie im Wetterbericht versprochen. Über einen wunderbaren schmalen Schotterweg rollen wir am Skjellford entlang nach Nesland, wo die Straße endet. Unterwegs kommen wir an herrlichen Stellplätzen vorbei, die wir in Gedanken schon für die nächste Nacht reservieren. Von Nesland führt ein Wanderweg entlang der Küste nach Nusfjord, den wir erkunden wollen. 

Skjellford
Das verträumte Dorf Nesland – Ausgangspunkt unserer Wanderung

Nesland ist so, wie ein normales Dorf auf den Lofoten sein sollte. Es besteht nur aus einer Handvoll schmucker kleiner Holzhäuser, umgeben von Wiesen mit Schafen, die gerne auch mitten auf der Straße ein Nickerchen halten. Ein alter Mann streicht mit Hingabe seinen Holzschuppen an, der Hofhund döst vor der Haustür. Kein Tourirummel, sondern entspannte Stille.

Wir folgen dem verwitterten Holzschild „Fiskerstig“, denn der Wanderweg verläuft über den alten Pfad, den die Fischer früher zu ihrem Arbeitsplatz in Nusfjord gingen. Rund zwei Stunden läuft man auf dem steinigen und wurzeligen, manchmal auch sehr morastigen Pfad entlang der herrlichen Steilküste. Es geht viel hoch und runter, uns wird schnell warm. Eine besondere Abwechslung bietet ein felsiger, etwas ausgesetzter Abschnitt, der mit einer Kette gesichert ist und ein kurz danach folgendes Blockfeld, wo man über meterhohen Felsen herumklettern darf. Genau richtig für einen nicht trittsicheren Angsthasen wie mich. Kurz vor Nusfjord muss man dann noch einen  ca. 5 Meter hohen Felsabsatz über eine Leiter hinunter klettern. Also durchaus keine langweile Strecke, in der Webseite der Touristen-Info jedoch als ein einfacher Familienwanderweg eingestuft.

Auf dem Fiskerstig nach Nusfjord
Klettereinlage am Fiskerstig
… und weiter geht es mit dem Klettern
Fortsetzung der Klettereinlage
UNESCO-Welterbestätte Nusfjord

In Nusfjord sind wir angenehm überrascht. Hier hatten wir mit großem Rummel gerechnet. Schließlich gilt Nusfjord als das am besten erhaltene Fischerdorf Norwegens und ist als UNESCO Welterbe natürlich ein bedeutendes Touristenziel, vor allem auch beliebt bei den Kreuzfahrern. Doch dank Corona fällt deren Invasion aus und so bummeln nur wenige Leute über die Holzstege zwischen den roten Rorbu und den weißen Holzhäusern, die kreisrund um den winzigen Hafen liegen. Wir genießen den Rundgang und vor allem danach den Besuch im historischen Kaufhaus, das nun als Café köstliche Waffeln mit Erdbeerkompott und Sauerrahm serviert. Der Rückweg verläuft über die gleiche Route, doch nun scheint sogar die Sonne. Wir sind hingerissen von der einmaligen, fast übertrieben dramatischen Landschaft und als wir abends auch noch unseren Traumstellplatz mit Blick über die gesamte Küste bis zur weit entfernten Insel Røst finden, ist das Glück komplett. Ein unglaublich schöner Tag, was geht es uns gut.

Traumhafter Ausblick von unserem Stellplatz bei Nesland

Beinahe Karibikfeeling in Kvalvika

Wunderbarster Sonnenschein lockt uns zum weißen Sandstrand von Kvalvika. Die Bucht ist nur zu Fuß nach einer kurzen, aber etwas beschwerlichen Wanderung zu erreichen. Wir packen unsere großen Tourenrucksäcke mit Zelt, Liegematte und Schlafsack, denn wir wollen an unserem Ziel übernachten.

Mit Glück ergattern wir noch einen freien Parkplatz am Ausgangspunkt der Wanderung. Der Pfad fuhrt zunächst über große Morastflächen, teilweise liegen hier Planken, dann geht es an einem See entlang durch Birkenwald, über Wurzeln, Sumpflöcher und Felsen. Schließlich biegen wir nach Norden in ein immer enger und düsterer werdendes Tal ab, eigentlich eher eine Schlucht. Ein größeres Blockfeld muss mühsam überklettert werden, danach wieder, wir ahnen es schon…ein endloses auf und ab über Wurzeln, Sumpflöcher und Felsen. So sind hier eben die Wanderwege. Bis auf 150 Höhenmeter steigt der Pfad an, dann öffnet sich ein schluchtartiges Tal und wir blicken von einen Sattel herab auf die herrliche Sandbucht von Kvalvika. Ja, die 2 Stunden Mühe haben sich gelohnt. Eine halbkreisförmige Bucht mit zwei schneeweißem Sandstränden und grünen Wiesen, gesäumt von 500 bis 600 Meter hohen Felswänden. Und tief unter uns das kristallklare Meer, türkis und jadegrün schimmernd. Da kommt Karibikfeeling auf. Zumindest solange, bis man die Zehen ins nur 10 Grad Celsius warme Wasser hält, was ziemlich genau auch der Lufttemperatur entspricht.

Schlammspringen auf dem Weg nach Kvalvika
Passhöhe vor Kvalvika
Fast Karibikfeeling – Kvalvika-Strand

Wir bauen das Zelt oberhalb vom südlichen Strand auf und verbummeln den restlichen Tag damit, den Möwen und dem Meer zuzuschauen und rhythmischen Rauschen der Brandung zuzuhören. Ab und zu trotten ein paar Schafe vorbei, die auf den Wiesen weiden. Als die Sonne für einige Zeit hinter der Felswand verschwindet, wird es sofort ziemlich kalt. Am Abend leuchtet sie endlich wieder auf den Strand, aber dank des kalten Nordwindes bleibt es ungemütlich. Günstiger wäre in Bezug auf Sonne der Zeltplatz am nördlichen Strand gewesen. Egal, wir ziehen alles an, was wir dabei haben und kuscheln uns in den Windschutz der Felsen am Strand. Eine ganz neue Form des Sonnenbadens. Immer goldener wird das Licht, das die schroffen Felswände der Berge herrlich plastisch erscheinen lässt. Die Farben leuchten immer intensiver, bis die Sonne schließlich hinter orange-roten Wolken verschwindet  – eine wunderbare Stimmung. Reichlich durchgefroren kriechen wir gegen 22.00 Uhr in die Schlafsäcke. 

Sonnenuntergang am Kvalvika-Strand

Die ganze Nacht über hat heftiger Wind das Zelt gut geschüttelt. Entsprechend unruhig war unser Schlaf. Leider ist der Himmel entgegen der Wetterprognose nun total bewölkt. Unser weiterer Weg quert in ca. 40 Meter Höhe den steilen Grashang oberhalb des Meeres und führt uns zum nördlichen Strand. Im Prinzip ist das Wegstück über den schmalen Wiesenpfad gut zu laufen, doch ab und an gibt es Felsplatten, die mit Vorsicht bewältigt werden müssen.

Trotzdem rutscht Olaf auf einer an sich harmlosen Felsplatte aus. Er fliegt in hohem Bogen auf die Steine, rollt aber Gott sei Dank nicht bergab. Resultat: Je ein größeres Loch in Knie und Hose, ein verbogener Wanderstock und ein gestauchter Finger. Der Kreislauf knickt etwas ein, aber nach einer Pause geht es ganz gut weiter. Also im Großen und Ganzen noch Glück gehabt und die Erkenntnis gewonnen, dass ein Klumpen Schafskacke unter dem Wanderschuh auch auf griffigem Fels wie Schmierseife wirkt.

Gut, dass der Schuh nun sauber ist, denn an zwei Stellen sind sehr stark abschüssige, große Felsplatten zu queren, die zudem durch Moose und Wasser teilweise rutschig sind. Ohne Sicherung durch Seile und Ketten wäre das richtig gefährlich, denn tief unter uns brausen die Wellen. Auch so kitzelt es ganz gut in der Magengrube, Gott sei Dank kommen wir beide gut rüber.

Der nördliche Kvalvika-Strand ist weiträumiger und deutlich belebter, rund 15 bis 20 Zelte stehen hier. Angesichts des eher mäßigen Wetters und Olafs Verletzung schenken wir uns die steilen 540 Höhenmeter zur Besteigung des Aussichtsberges Ryten. Aber auch so fordert uns der weitere Weg ganz gut. Sehr steil und anstrengend geht es fast 200 Höhenmeter hinauf über Wiese und Felsen auf den Sattel Skoren. Danach verwöhnt uns jedoch ein relativ bequem abwärtsführender Pfad runter zum Meer, wo unser Bus schon auf uns wartet.

Fredvang
Blick auf den Strand von Fredvang von der Yttersandheia

Nach der Mittagspause zieht es mich zu einer weiteren kleinen Wanderung auf die Yttersandheia bei Fredvang. Der Wiesenweg ist sehr angenehm und leicht zu gehen, die 350 Höhenmeter sind in 30 Minuten erklommen und von der weiten, mit Heide bewachsenen Hochfläche belohnt mich ein sehr schöner Ausblick auf die Bucht und den breiten, weißen Sandstrand von Fredvang. Ein sehr lohnender Ausflug.

Als Kontrastprogramm zu so viel Natur besuchen wir am Nachmittag eine Glasbläserei in Viken auf der Insel Flakstoya und schauen den Handwerkern bei ihrer Arbeit zu. Abends haben wir wieder einen schönen Stellplatz am Meer, mit Blick über die weite Bucht bis Fredvang. Es ist sehr schön, im Schlafsack zu liegen und dem Meeresrauschen zuzuhören.

Küstenwanderungen auf Vestvågoya

Die schneeweißen Sandstrände der Westküste haben es uns angetan, auch wenn die nach wie vor herbstlichen Temperaturen nicht so richtig dazu passen wollen. Aber bei dem bewölktem Himmel ist eine Küstenwanderung von Haukland nach Utakleiv auf der Insel Vestvågoya genau richtig. Die weiten Strände in Haukland, das nur aus einem Bauernhof besteht, und Utakleiv sind herrlich in einer grünen Bucht gelegen, das Wasser kristallklar. Wir folgen dem Fußweg von Haukland über einen 150 Meter hohen Pass hinunter nach Utakleiv, das immerhin ca. 10 Häuser umfasst. Diese vier Kilometer über die Berge waren früher die einzige Verbindung zwischen den Orten, auch für die Kinder, die im dunklen Winter nach Utakleiv zur Schule mussten. Die  Bauern bauten daher von 1938 bis 1947 in Eigenarbeit eine Straße entlang der Steilküste zwischen beiden Orten. Über diese schmale, unbefestigte Straße führt der Rückweg unserer kleinen Wanderung. Ein sehr entspannter Spaziergang, der mit einem gemütlichen Tee am Strand ausklingt.

Strand von Utakleiv

Unser Bus bringt uns dann zum nächsten Traumstrand in die Bucht von Unstad, wo wir übernachten. Hier waren wir schon einmal vor ca. 15 Jahren für mehrere Tage mit der ganzen Familie. Damals war es so warm, dass wir im Meer baden gingen. Heute ist der Ort fest in der Hand von Surfern. Der Campingplatz liegt nun direkt am Meer, hat einen mit tollen Blick, aber als einzige Infrastruktur ein übervolles, verdrecktes Plumpsklo.

Eggum ist am anderen Tag unser nächstes Ziel. Der freundliche Ort liegt in der Nachbarbucht und vom  Campingplatz blickt man weit über die Küstenlinie. Es gibt ein Café mit einer sauberen Toilette und Warmwasser. Unsere Küstenwanderung Nummer 2 führt am Nachmittag von Eggum bis zum Leuchtturm kurz vor Unstad. Ein sehr schöner Weg, mit herrlichen Ausblicken auf spektakuläre, steil ins Meer abfallende Berge. Und äußerst abwechslungsreich dazu, denn der zunächst ebene und geteerte Spazierweg verwandelt sich zuerst zu einem Feldweg, dann in einen schmalen, steinigen Wiesenpfad und schließlich klettern wir über meterhohe Felsklötze in einigen Blockfeldern am Meer und kraxeln steile, rutschige Wiesenhänge hinauf, bis wir den kleinen Leuchtturm an der Spitze der Bucht von Unstad erreichen.

Wanderung von Eggum nach Unstad – noch ein einfacher Wiesenweg
danach viel Kletterei über Blockfelder
und steile Wiesenhänge
Eggum, Abendsonne um 22.00 Uhr

Für die lächerlichen 4 Kilometer haben über zwei Stunden gebraucht. Die letzten 1,5 Kilometer bis Unstad schenken wir uns, da waren wir ja schon gestern. Auf gleichem Weg geht es wieder zurück. Eine doch ziemlich anstrengende Tour, aber wunderschön. Vor allem, weil endlich einmal wieder die Sonne vom fast wolkenlosen Himmel strahlt. Meer, Wiesen und Berge leuchten in der klaren Luft in den herrlichsten Farben.  Und natürlich schenkt uns dieser gefühlte Sommertag auch einen schönen Sonnenuntergang über dem Meer.

Über Gimsoy und Austvågøya

Unsere weitere Fahrt führt uns über winzige Straßen ohne Autoverkehr fast einmal um die kleine Insel Gimsoy herum. Sehr ruhig und beschaulich geht es zu, von der Hektik auf der vielbefahrenen E10, der Lofoten-Hauptstraße, ist nichts zu spüren. Den Bergen sind relativ breite Wiesen vorgelagert, die Küste läuft flach zum Meer aus. Viele kleine felsige Inselchen, auf denen Kormorane ihr Gefieder trocknen, schützen die schönen Sandstrände vor den Atlantikwellen. Mitten aus der Ebene ragt der nur knapp 370 Meter hohe Hoven, der dadurch wie ein echter Berg wirkt. An der Nordseite fällt seine felsige Flanke fast senkrecht zum Meer ab. Von der anderen Seite können wir ihn jedoch in nur ca. 45 Minuten leicht besteigen. Es gibt zwar einige steile und felsige Abschnitte, doch gilt der Hoven als die einfachste „Bergtour“ der Lofoten und bietet einen herrlichen Blick bis zu den schneebedeckten Gipfeln der Vesterålen. Den genießen wir beim Mittagessen im Windschutz einiger Felsen am Gipfel, bevor wir uns an den Abstieg machen.

Der Aussichtsberg Hoven
Blick während des Aufstiegs
Aussicht vom Gipfel
Strand von Hoven
Tolle Blicke aufs Meer

Eine wirklich schöne, kleine Tour, die entsprechend beliebt ist. Die vielen Wanderstiefel haben mittlerweile leider die empfindliche Pflanzendecke auf dem Pfad zerstört, durch die Erosion treten Felsen hervor, es bilden sich Rinnen und Stufen. Der Weg wird sandig und dadurch an den steilen Stellen ganz schön rutschig, bei Nässe eine richtige Rutschbahn. Die Wanderer haben keine Probleme damit, diese Passagen einfach zu umgehen und zertrampeln dabei das weiche Heidekraut neben dem Wanderweg. In der kurzen Vegetationsperiode kann sich die Pflanzendecke nicht regenerieren, ein neuer Pfad entsteht und der Zerstörungsprozess setzt sich fort. Das kann man bei vielen Wanderrouten beobachten, auch wenn auf Hinweisschildern immer wieder darauf hingewiesen wird, doch bitte auf dem Weg zu bleiben. Bei der starken Beanspruchung hilft es nur, wenn die Wege stärker ausgebaut werden.

Wir setzen unsere Fahrt fort entlang der nun wieder dramatisch steilen Fjorde bis Henningsvåg. Der relativ große Fischerort ist praktisch ins Wasser hineingebaut und wird gerne als „Venedig“ der Lofoten vermarktet. Entsprechend touristisch geht es hier zu.

Henningsvåg

Leider beginnt es nun zu regnen und so ist die weitere Fahrt auf der E10 über die Insel Austvågøya zur Inselhauptstadt Svolvær recht trist. Auch von dem engen Austnesfjord, der von phantastischen Felsgipfeln begrenzt wird, sehen wir nicht viel. Es ist wirklich verflixt. Nun sind wir schon zum vierten Male hier und immer regnet es genau auf dieser Strecke. Am Ende des Fjords biegen wir auf eine winzige Straße und schließlich auf einen sehr holprigen, engen Feldweg ab, an dessen Ende wir einen Dank park4night gefundenen Stellplatz in völliger Einsamkeit zwischen Felsen und Meer erreichen. Der Wind schüttelt den Bus, der Regen prasselt aufs Dach – bei solchem Wetter liebe ich unser mobiles Zuhause am meisten.

Abendstimmung am Meer
Stellplatz in absoluter Einsamkeit
Vanlife wie es besser nicht sein kann – trotz Regen

Am Raftsund

Der Wetterbericht hat für den frühen Vormittag gutes Wetter versprochen. Also stehen wir schon um 6.00 Uhr auf, vollenden die Umrundung der wunderschönen Halbinsel und fahren noch einmal zum Austnesfjord – bei Sonnenschein! Und das Wetter bleibt sogar den ganzen Tag perfekt. Unsere weitere Tour bringt uns durch herrliche Fjordlandschaften zum Raftsund. Die oft nur einige hundert Meter breite und über 20 Kilometer lange Meerenge wird von bizarren, bis zu 1200 Meter hohen Felsbergen begrenzt. Eine schmale Straße führt als Sackgasse zum winzigen Ort Digermulen.

Am Austnesfjord

Die Fahrt durch diese wild-romantische Landschaft ist ein Traum und bei strahlendem Sonnenschein und 20 Grad fast zu schön, um wahr zu sein: Blauer Himmel, das glitzernde türkisfarbene Meer, knallgrüne Wiesen und schwarze Granitgipfel mit Gletschern – alle Norwegen-Klischees sind Realität. Eine Wanderung führt uns auf die Aussichtberge Digermulenkollen und Keiserwarden – letzterer verdankt seinen Namen übrigens dem deutschen Kaiser Wilhelm II, der während seiner Urlaubsaufenthalte zwei Mal diesen Berg erklommen hat. Daran erinnert heute eine Steintafel am Gipfel. Ja, der Ausblick ist wirklich majestätisch, die ganze Küste und der Raftsund liegen uns zu Füßen. Und um das Glück perfekt zu machen, fährt pünktlich um 16.30 Uhr auch noch das Hurtigruten-Schiff durch den Sund. Und wir stehen ganz genau an der Stelle, von der aus die Fernsehwerbung für „die schönste Seereise der Welt“ aufgenommen wurde. Für genau dieses Motiv ist Olaf allerdings auch in absoluter Rekordzeit die steilen 400 Höhenmeter auf den Berg gespurtet. Abends steht unser Bus unten direkt am Raftsund, mit dem herrlichsten Ausblick auf Meer und Berge, den man sich denken kann. Seeadler drehen ihre Kreise und beim Abendessen ziehen ein paar Schweinswale unmittelbar vor uns vorbei. Ein großartiges Erlebnis. Das war wieder einmal ein toller Tag, wie ein ganz besonderes Geschenk. Manchmal kann ich gar nicht fassen, wie gut es uns geht.

 

Hurtigroutenschiff im Raftsund
Blick auf den Trolltinden am Raftsund
Digermulen
Blick vom Digermulenkollen

 

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