Auf geht’s nach Island

Seit 5 Stunden schippert die Norröna über den Atlantik Richtung Norden. Zwei entspannte Tage haben wir für die Anreise über die Autobahn bis zum Fährhafen Hirtshals in Dänemark gebraucht. Morgen abend werden wir die Faröer Inseln passieren und am 16.07. wollen wir dann endlich in Seydisfjödur im Osten Islands an Land gehen.

Lange haben wir überlegt, wohin unsere Sommerreise führen soll, schließlich ist es in Coronazeiten eine echte Herausforderung mobil zu sein. Dann kamen wir ziemlich spontan auf Island als Ziel, in der Hoffnung, dass dort dieses Jahr weniger Betrieb ist als sonst. Die einzige Bedingung für eine Einreise nach Island ist aktuell ein negativer Covid-19-Test, der bei der Einschiffung in Dänemark obligatorisch ist. Schon zwei Mal waren wir mit Fahrrad und Zelt auf Island unterwegs (ausführlich dokumentiert in unserem Touren-Wegweiser). Das erste Mal auf einer kleineren Fahrt mit unseren Kindern. Bei der zweiten Tour haben wir dann die Insel komplett umrundet, eine unvergesslich schöne Reise, bei der uns aber auch Regen, Kälte und vor allem der ständige und oft extreme Wind unsere Grenzen gezeigt hat. Etliche reizvolle Abstecher zu einsamen Gegenden der Insel und ausgedehnte Wanderungen haben wir uns damals verkniffen.

Das wollen wir jetzt nachholen und so stehen wir dann am 14.07. gemeinsam mit sehr vielen anderen Reisenden in einer langen Schlange vor der Fähre und lassen uns zwecks Coronatest mit einem Wattestäbchen im Hals herum stochern bis wir fast würgen müssen. Wider erwarten ist das Schiff doch ziemlich voll, neben Pkw und Wohnmobilen sind viele aufgemotzte Geländewagen dabei und auch einige gigantische Expeditionsfahrzeuge.

Warten auf die Fähre nach Island

Je weiter wir nach Norden schippern, desto sonniger wird das Wetter. Der graue dänische Nieselregen macht einem nordisch-klaren Sommerhimmel Platz. Das bringt Reiselaune, kann sich aber auch wieder ganz schnell ändern. Flexibilität ist bei dem typisch wechselhaften isländischen Wetter das Zauberwort – außerdem robuste Kleidung und ein dickes Fell, was Regen, Kälte und Sturm angeht. Geplant ist zuerst den Osten und dann den Norden sowie das Hochland zu bereisen, bevor dort gegen Ende August der Winter wieder Einzug hält. Natürlich möchten wir auch die einsamen Westfjorde sehen. Auch viele Wanderungen und Mehrtagestouren stehen auf der Wunschliste. Mal schauen, was sich verwirklichen lässt. Erfahrungsgemäß kommt es dann doch manchmal anders als geplant.

An unserem zweiten Tag auf See ist der Himmel wieder grau und die Faröer-Inseln, wo wir gegen 18:00 Uhr in Thorhavn anlegen, sind komplett vom Nebel verschluckt. Im Hafen können wir gerade einmal ein paar Häuser erahnen. Danach wird das bis dahin glatte Meer deutlich unruhiger und wir werden etwas unsanft in den Schlaf geschaukelt.

Steilküste in den Ostfjorden Islands

Als wir am anderen Morgen an Deck gehen, liegt Islands Steilküste schon vor uns. Majestätisch ragen die schroffen Felsen ca. 400 Meter aus dem Meer empor. Wilde Wolkenfetzen steigen daran empor, der Nebel hängt wie ein Tuch über den Gipfeln. Gerade als die Norröna in den Fjord von Seydisfjödur einbiegt, reißen die Wolken auf und die Sonne lässt die Felswände in allen Grüntönen leuchten und das Meer glitzern. Unter einem Regenbogen, der sich quer über den Fjord spannt erreichen wir Island. Was für ein Empfang! Welch eine dramatisch-schöne Landschaft.

Ankunft im Fährhafen Seydisfjödur in Island

Über einen 600 Meter hohen Pass führt die Straße hinauf, hier ist es noch Winter. Ein eisiger Wind fegt und überall bedecken noch große Schneefelder die kahlen Schotterflächen. Eine Landschaft in grau und weiß. Danach geht es hinunter nach Egilstadir und weiter in die Ostfjorde. Lieblich grün mit kleinen Wäldern, blühenden Wiesen, auf denen sich Islandponys tummeln und kristallklaren Flüssen präsentiert sich die Insel bei herrlichem Wetter von ihrer besten Seite. Die klare Luft bringt die Farben zum Leuchten, es duftet nach Klee und bei sommerlichen 18 Grad genießen wir unser erstes Picknick mit Blick auf die noch verschneiten schroffen Felsgipfel. Es ist ein traumhafter Auftakt der Tour und wir sind einfach nur glücklich wieder hier sein zu dürfen.

Unsere Route von Seydisfjödur nach Bakkagerdi
Auf der Passstraße von Seydisfjödur nach Egilsstadir ist noch Winter
Grüne Täler und schneebedeckte Berge auf dem Weg nach Bakkagerdi

 

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert