Von den Redwoods nach San Francisco (9. – 15. März 2023)

Unsere Route durch Nordkalifornien

Unsere Fahrt geht durch Nordkalifornien entlang der Küste, die sogar bei Regenwetter einmalig schön ist. Als erstes erreichen wir die Redwoodparks. Sie sind eine wirkliche Attraktion, können wir hier doch die letzten noch erhaltenen Wälder der größten Bäume der Erde bewundern. Ihre kerzengeraden Stämme ragen bis zu 100 Meter empor, rund 2000 Jahre muss der Redwood dafür wachsen. Ab 1860 wurden innerhalb von nur 50 Jahren fast alle Bestände ausgebeutet. Um die restlichen Wälder zu schützen, wurden ab 1926 mehrere State Parks gegründet. Zusammen mit dem 1996 entstandenen Redwood Nationalpark sind sie UNESCO Welterbe.

Vernichtung der Redwoodwälder durch industriellen Abbau gegen Ende des 19 Jahrhunderts

Wir haben vor, uns hier einige Tage aufzuhalten und das Gebiet über verschiedene Pisten und mit einigen Wanderungen zu erkunden. Doch leider sind alle Strecken wegen Sturmschäden gesperrt, was für eine Enttäuschung. So bleibt uns nur ein kurzer Besuch in den Jedediah Smith Redwoods State Park, wo wir im Nieselregen eine kleine Wanderung durch ein Gebiet mit alten Redwoods unternehmen. Doch selbst dies ist ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Wie Säulen einer Kathedrale ragen die Stämme empor, der Boden ist bedeckt mit üppigen Farnen und wilden Rhododendren. Wir fühlen uns zwergenhaft klein und wandern andächtig staunend durch diesen Wunderwald. Olaf gerät in einen wahren Fotorausch und ist der Verzweiflung nahe, weil diese Baumgiganten einfach nicht aufs Bild passen.

Hobbit im Riesenwald
Kleines Auto – großer Baum

Kaum ist unsere Tour beendet, setzt der vom Wetterbericht versprochene Dauerregen ein. Es stürmt und schüttet wie aus Eimern. Beste Bedingungen für einen längst überfälligen Schwimmbadbesuch in Crescent City. Immerhin sind wir schon seit einer Woche on the road, da wird es Zeit für eine Dusche.

Über den Highway 101 geht es durch auch bei strömenden Regen beeindruckende Redwoodwälder weiter nach Süden. Ungefähr 35 Kilometer südlich von Crescent City fahren wir schon am Nachmittag auf einen Parkplatz am Meer, wo wir übernachten.

Am Gold Cliff Beach
Einfach unfassbar groß!

Endlich wird uns am nächsten Tag einmal überwiegend trockenes Wetter beschert. Wir unternehmen einen sehr schönen Strandspaziergang am wilden, einsamen Gold Cliff Beach und eine ausgedehnte Wanderung auf dem Miner Ridge Trail durch herrliche alte Wälder im Prairie Creek Redwood State Park. Diese Urzeitwälder kann man nur zu Fuß wirklich entdecken. Immer wieder bleiben wir stehen, legen den Kopf weit in den Nacken, um die ungeheure Größe der Mammutbäume zu erfassen. Manche der gewaltigen Stämme sind durch Waldbrände von innen fast vollständig ausgehöhlt, was den Bäumen jedoch überhaupt nichts ausmacht. Kein Wunder, das die Redwoods von den Indianern als „ewige Geister“ verehrt wurden.

Am späten Nachmittag fahren wir noch einige Zeit, ehe wir einen Übernachtungsplatz finden. Fast durchgängig sind Schilder „no overnight parking“ an der Straße, das freie Campen ist für Overlander hier eine echte Herausforderungen. Wie einfach war das Reisen dagegen im Norden Kanadas und Alaska.

Am Samstag sind wir schon sehr früh in Trinidad, einem typisch Wohnort der gutsituierten Mittelklasse mit gepflegten Einfamilienhäusern. Beim Frühstück mit Blick aufs Meer können wir den Surfern zusehen, die jederzeit Saison haben. Schließlich sind wir in Kalifornien. Eine nette Abwechslung ist der Besuch von Ferndale, einer Kleinstadt mit vielen gut erhaltenen viktorianischen Holzhäusern und als Historic Site natürlich ein Touristenziel. So ähnlich wie bei uns Rothenburg ob der Tauber, aber viel kleiner und erst 120 Jahre alt. In den Vorgärten blühen schon die mannshohen Kamelienbüsche und Osterglocken, bei 10 Grad schon ein Hauch von Frühling.

Video zum Prairie Creek Redwood State Park

Hier ist alles gigantisch – auch die wilden Roosevelt Elks
Trinidad
Ferndale – Victorian historic town

Eine winzige Straße führte uns hinauf in die Berge der Lost Coast, eine einsame, wilde Steilküste ohne Orte. Bis auf 500 Meter Höhe windet sich die Strecke in die Berge, wo noch Schnee liegt. Hier gibt es ein paar Farmen mit großen Rinderweiden, wir fühlen uns an Almen in den Alpen erinnert. Sehr steil geht es dann wieder runter ans Meer. Dort finden wir endlich wunderbare Stellplätze, wenn auch nur direkt am Straßenrand. Beim Spaziergang am schwarzen Sandstrand beobachten uns neugierige Robben vom Wasser aus.

Stellplatz an der Lost Coast
Strand an der Lost Coast

Der geplante Strandtag fällt jedoch ins Wasser, denn am nächsten Morgen regnet es mal wieder ausgiebig und das bis zum Abend. Trotz des äußerst miesen Wetter ist die Fahrt über die schmale, kurvige Straße in den winzigen Ort Petrolia und weiter über die Mattole und Ettersburg Road sehr schön. Diese Backcountry Straßen verlaufen kreuz und quer durch moosbehangenen Wälder der kaum besiedelten King Range. Nur zu gerne hätten wir auch die einspurige Schotterpiste der King Park Road ausprobiert. Extrem steil und kurvig windet sie sich hoch hinauf durch die Berge. Doch hier auf über 600 Metern Höhe liegt einfach noch zu viel Schnee und es gibt viel Windbruch. Außerdem führen die Bäche durch den Dauerregen Hochwasser, so dass Furten ggf. nicht passierbar wären. Also kurven wir in strömenden Regen wieder Richtung Meer und suchen uns einen Stellplatz 400 Meter oberhalb der Shelter Cove. Während der Regen unablässig auf Master Yoda herab rauscht, trinken wir Tee, hören Musik und sind froh, ein warmes, trockenes Zuhause zu haben.

Schnee in den Bergen der King Park Road

Die ganze Nacht und den folgenden Tag gießt es wie aus Eimern. Auch unten am Meer im kleinen Ort Shelter Cove ist von dem berühmten Blick über die Steilküste nichts zu sehen außer Regen. Man kann das Auto nicht verlassen, ohne klatschnass zu werden. Etwas frustriert kurven wir wieder zurück durch die Berge. Es ist wie eine Fahrt durch eine Waschanlage, die Flüsse in den Tälern sind schlammig braun und treten bereits über die Ufer. Der Ort Garberville ist als Cannabis-Capital bekannt, denn im mild-feuchten Klima hier findet die Pflanze ideale Anbaubedingungen. Entsprechend beliebt ist die Region bei Alt-Hippies der 68er Generation, einige dieser Veteranen schlurfen im Regen über die Mainstreet. Wir erreichen hier wieder den Highway 101, den wir für 15 Meilen nach Süden folgen, um dann wieder über den kurvigen Highway 1 hinunter zum Meer zu fahren. Und welch Wunder, hier macht der Regen eine Pause und wir können unseren tollen Stellplatz an der Steilküste genießen. Sogar ein kleiner Spaziergang ist möglich.

Same procedure as every day…. nachts und am folgenden Tag gießt es wieder im Strömen, selbst die wenigen Meter vom Parkplatz bis zu Starbucks in Fort Bragg müssen wir rennen, um nicht total nass zu werden. Doch hier gibt es außer genießbaren Kaffee auch kostenloses und schnelles Internet, wenn der Laden auch so gemütlich wie eine Fabrikhalle ist. Also Zeit für einige Büroarbeiten und auch der erste Blog muss endlich auf den Weg gebracht werden.

Der Regen wird im Tagesverlauf langsam weniger, nachmittags können wir Mendocino sogar zu Fuß erkunden. Nicht nur durch einen unvergesslichen Ohrwurm aus den 70er Jahren, sondern vor allem wegen der stilvollen Holzhäuser und der alternativ angehauchten Künstlerszene besitzt es zu Recht eine gewisse Bekanntheit. Endlich ein Ort, in dem man flanieren und sich gerne aufhalten könnte, jedenfalls bei sommerlichen Temperaturen.

Künstlerkolonie Medocino

Der weitere Verlauf des Highway 1 bietet eine Küstenlandschaft allererster Klasse. Obwohl nun in dieser Hinsicht mittlerweile sehr verwöhnt, sind wir absolut begeistert. Dramatische Klippen, Strände, bizarre Felsen in schäumender Brandung – sogar bei mäßigem Wetter ein Traum. Wunderbar aber auch die kalifornischen Zedern, die als gigantische Einzelbäume oder als tunnelartige Allee die Straße begleiten. Ja, hier könnte man leben. Zum Beispiel in einem dieser stilvollen, modernen Holzhäuser aus Redwood oder Zedern, die in parkartigen Gärten wie Adlernester auf den Klippen thronen, mit Blick aus den Panoramafenstern auf das Meer. Es scheinen nicht die ärmsten Kalifornier hier zu wohnen.

Einer der vielen State Parks am Highway 1

Damit nicht die gesamte Küste bebaut wird, ist ein großes Gebiet als „California Costal National Monument“ geschützt worden. Den gleichen Zweck erfüllen die zahllosen kleinen State Parks, die meist nur aus einem Parkplatz bestehen, ohne die es aber kaum öffentlichen Zugang zum Meer oder Aussichtspunkten geben würde. Allerdings wird hier sehr häufig auch für einen kurzen Stop eine online zu zahlende Nutzungsgebühr von 5 bis 12 Dollar für das Parken verlangt, was aber jetzt außerhalb der Saison die meisten Besucher ignorieren.

Überflutung nach Dauerregen – nach uns wurde die Straße gesperrt
Man entkommt dem Schilderwald nicht

Die sintflutartigen Regengüsse der letzten Tage haben zu Überflutungen von Straßen geführt. Hinter Point Arena fahren wir am späten Nachmittag ein großes Stück durch ca. 50 cm tiefes Wasser hinter dem Pickup der Road Maintenance her, der danach die gesamte Strecke sperrt. Doch nur ein paar Meilen weiter ist dann auch für uns Schluss. Umgefallene Bäume blockieren die Fahrbahn, morgen ist die Strecke wieder frei. Kein Problem, als Reisende haben wir Zeit. Also suchen wir uns einen Stellplatz an der Steilküste. Auch hier gibt es ein No overnight Schild. Doch das ist jetzt quasi ja ein Notfall und so genießen den Ausblick aufs Meer und sogar die Abendsonne.

Ja, und dann geschieht wahrhaftig noch ein Wunder. Am nächsten Tag ist der Himmel makellos blau und die weitere Strecke ein purer Genuss. Im Salt Point State Park entdecken wir bei einer wunderschönen Küstenwanderung nicht nur tolle Felsformationen, sondern auch fette Seelöwen, die sich auf Felsen sonnen und in den Wellen springende Delfine. Es tut unendlich gut, nach zwei Wochen sich endlich mal draußen aufhalten zu können.

Wanderung am Salt Point State Park
Fette Seelöwen genießen die Sonne – genau wie wir

In unzähligen Kurven windet sich der schmale Highway 1 durch den Sonoma Coast State Park. Die Headlands oberhalb der Steilküste sind nun weite Weideflächen. Uns erinnert die Landschaft sehr an Cornwall in England oder Neuseelands Northlands. Sehr steil geht es immer wieder hinab zu Flüssen und direkt wieder bergauf. Den Nachmittagstee genießen wir nach einem Strandspaziergang in der romantischen Goat Rock Bay draußen vor unserem Yoda. Was geht es uns gut.

Highway 1 am Sonoma Coast State Park – nichts für Leute mit Höhenangst

Die Straße bis San Francisco bleibt äußerst kurvenreich und sehr schmal. Immer wieder passieren wir gemütliche kleine Orte mit phantasievollen Holzhäusern, eine wunderschöne Strecke. Erst gegen 20.30 Uhr erreichen wir den noblen Vorort Sausalito, wo wir am Yachthafen durch IOverlander den perfekten Stellplatz ausgemacht haben, denn hier kann man für 20 Dollar pro Tag kostengünstig parken und mit der Fähre bequem über die weite Bucht nach San Francisco Downtown gelangen.

Sausalito – nobler Wohnort an der Bay von San Francisco
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