Mexico City und Teotihuacán (25.1.- 2.2.2024)

Am 25.01.24 geht es von Frankfurt aus wieder zurück nach Mexiko. Trotz Streik der Lokführer kommen wir gut zum Flughafen, sind aber wegen der vorsorglich eingeplanten Pufferzeit gut 3,5 Stunden vor Abflug am Flughafen. Dann heben wir endlich gegen 15.00 Uhr mit 1,5 Stunden Verspätung ab. Wegen des starken Gegenwindes, der uns während des Fluges ordentlich durchschüttelt, brauchen wir 13 Stunden bis Mexiko City, so dass wir erst am späten Abend landen. Sehr eindrucksvoll ist der Anflug über das unendliche Lichtermeer der 20 Millionen Megacity. Über eine Stunde warten wir noch auf das Gepäck, denn unsere Reisetasche läuft als letztes über das Band. Wahrscheinlich wurde sie durchleuchtet, denn zur Krönung des Ganzen dürfen wir noch den für Yoda mitgebrachten neuen Kompressor mit rund 100 Euro verzollen. Dafür klappt die Fahrt mit Uber zum Hotel in der Altstadt gut. Wenn es auch erst 21.00 Uhr ist, haben wir eine durchwachte Nacht hinter uns. Denn durch die Zeitverschiebung ist es für uns 4.00 Uhr morgens. So sind wir froh, endlich todmüde ins Bett fallen zu können, schlafen aber trotzdem nur schlecht.

Am nächsten Morgen werden wir gar nicht so recht wach. Das Hotelzimmer besitzt nur ein winziges Fenster zu einem schmalen Lichtschacht. So merken wir nichts vom strahlenden Sonnenschein und dem Sommerwetter draußen. Milde 25 Grad sind einfach ein Genuss nach dem tristen Winter in Deutschland. Zur Entschädigung für die anstrengende Anreise wird ausgiebig und sehr opulent gefrühstückt. Danach sind wir gestärkt für eine Hochdruck-Kultur-Betankung. Das Anthropologische Museum ist weltbekannt und zu Recht ein absolutes Muss. Sehr eindrucksvoll präsentiert es vor allem die Artefakte der prähispanischen Kulturen der Olmeken, Teotihuacan, Maya, Tolteken und Azteken und Maya. Unheimliche Fratzen blicken uns von den in Stein gemeißelten Göttern an. Nach 4 Stunden sind wir einfach erschlagen von der Menge der Ausstellungsstücke. Erholung finden wir im großen Stadtpark Bosque de Chapultepec. Hier ist viel los, es gibt Andenken und Snacks zu kaufen, Tretbootfahren auf dem See und natürlich überall laute Musik.

Anthropologisches Museum – Innenhof
Anthropologisches Museum
Anthropologisches Museum – Sonnenscheibe der Maya

Lebhaft geht es auch im dichten Strassenverkehr zu. Mit großer Leidenschaft wird die Hupe genutzt, manchmal ersetzt sie auch das Bremsen. Ampeln haben eher symbolischen Charakter. Sie werden daher unterstützt durch Polizisten, die mit energischen Trillerpfeifen den Verkehrsfluss regeln. An jeder größeren Kreuzung, und davon gibt es unzählige, stehen 4-8 Ordnungshüter.

Über den breiten, palmengesäumten Paseo de la Reforma und kleineren Seitenstraßen laufen wir zwei Stunden zum Hotel zurück. Während die Reforma gesäumt ist von schicken Büro-und Hotelhochhäusern, sieht die Welt wenige Meter abseits davon total anders aus. Hier laufen wir vorüber an sehr renovierungsbedürftigen Häusern mit einer schier endlosen Reihe von winzigen Werkstätten, wo Elektrogeräte repariert und demontiert werden. Die noch funktionstüchtigen Bestandteile werden einzeln verkauft. Das erinnert uns sehr an Nordafrika oder die Türkei. Genau wie dort werden auch hier in jeder Straße bestimmte Waren gehandelt. Auf der Madero bekommt man z. B. funkelnden Schmuck, in der Calle Chile finden wir Läden für mit Spitzen und Pailletten besetzte Hochzeitskleider, die jeder Prinzessin würdig wären.

Menschenmassen in der Altstadt

Der zweite Tag in dieser quirligen Stadt führt uns durch die Altstadt. Den Auftakt macht die Pastelleria Ideal, die größte Konditorei Mexikos ist für uns als bekennende Kuchen-Junkies ein Paradies. Mit den Menschenmassen lassen wir uns an den unzähligen Tacobuden vorbei und durch das Chinesische Viertel treiben. Der ruhige Park Alameda Central mit schattenspendenden Bäumen und Springbrunnen bietet einen Ruheort, an seinem Rand liegt das prächtige Palacio de Bellas Artes, ein prunkvoller Jugendstilpalast aus Marmor. Auf der Avenida Madero, einer Fußgängerzone, ist Hochbetrieb. Nichts für Klaustrophobiker. Der gigantische Zocalo, immerhin der zweitgrößte Platz der Welt, liegt genau im Zentrum der Azteken-Hauptstadt Tenochtitlan. Im zentralen Tempel der damals wichtigsten Metropole Süd-und Zentralamerikas wurden 20.000 Menschenherzen als Opfergabe gefunden, was nicht vor der Zerstörung durch die Spanier schützte. Heute führen hier die in Phantasiekostümen gekleideten Danzantes Aztecas für Touristen mit viel Weihrauch und Trommelgetöse ekstatische Zeremonien auf. Der heidnische Lärm dröhnt bis in die monumentale Catedral Metropolitana, die größte Kirche Amerikas, und erscheint uns wie die späte Rache Montezumas. Letzte Station dieses Tages ist die Plaza Garibaldi, wo Mariachi-Musiker mit Trompeten, Gitarren, Geigen sowie schmachtenden Gesängen die Gäste in den Straßenlokalen erfreuen – natürlich auch in voller Lautstärke.

Palacio de Bellas Artes
Palacio National am Zocalo
Danzante Aztecas

Am nächsten Tag ist Sonntag und in der Stadt wimmelt es von noch mehr Menschen. Die Reforma, sonst eine der Hauptverkehrsadern, ist sonntags für Autos gesperrt. Ganze Pulks von Radlern sind unterwegs. Wir schlendern zum Nationaldenkmal und dann zum Plaza de Danzon. Schon von weitem hört man Musik, die die Lautsprecher zum Vibrieren bringt. Hier wird das Tanzbein geschwungen. Es ist ein Vergnügen, die überwiegend älteren Paare zu beobachten, wie sie mit lockeren Hüften und viel Leidenschaft eine Salsa nach der anderen hinlegen, flirten und lachen und dabei locker 50 Jahre jünger werden. Ein Highlight spezieller Art ist der Mercado San Juan. In den Markthallen gibt es exotische kulinarische Köstlichkeiten, wie z. B. Krokodilfleisch, Schlangen, Taranteln, Würmer und geröstete Insekten. An anderen Ständen werden frisch geschlachtete Gänse oder Fische in allen Größen angeboten. Wie gut ist es doch Vegetarier zu sein! Weiter geht es zum Almedapark, auch dort ist heute Hochbetrieb, überall dröhnen lateinamerikanische Rhythmen und es wird natürlich getanzt. Die fliegenden Imbisshändler preisen lautstark ihre Waren, sie machen gute Geschäfte. Musik und Essen scheinen für das Wohlbefinden der Mexikaner unverzichtbar zu sein. Wir sind fasziniert von diesem wuselnden Leben. Was für ein Kontrast zu den deutschen Städten, an denen es Sonntags so lebhaft wie auf einem Friedhof zugeht.

El Angel auf dem Paseo de Reforma
Pastelleria Ideal – Mekka für Schleckermäuler
Nichts für schwache Nerven – Autoverkehr in Mexico City
Schicke Hochhäuser am Paseo de Reforma
Nationaldenkmal
Plaza de Danzon
Alameda Park
Fliegender Händler im Alameda Park

Mexiko City brodelt, ist laut, chaotisch und lebendig. Aber auch für uns eher zurückhaltende Mitteleuropäer richtig anstrengend. Und so erweist sich unser Hotelzimmer mit seinem Fenster zum schalldämmenden Lichtschacht als eine willkommene Oase der Stille.

Nach 3 Tagen im Großstadtdschungel zieht es uns zu unserem mobilen Heim. Master Yoda parkt seit 2 Monaten auf dem 40 Kilometer entfernten Trailerpark in Teotihuacán. Mit unserem schweren Reisegepäck haben wir wenig Lust mit Metro und Bus zu fahren, dank Uber sind wir relativ rasch und bequem dort. Es ist schön unseren treuen Reisegenossen wieder zu sehen, wir haben das Gefühl wieder zu Hause zu sein. Der Rest des Tages vergeht mit einem Großeinkauf bei Walmart, dem fälligen Ölwechsel und anregenden Gesprächen mit anderen Overlandern aus Deutschland und der Schweiz, die ebenfalls auf dem Trailerpark stehen. Auch sie sind schon jenseits der 60 und teilweise seit Jahrzehnten unterwegs. Da gibt es viel zu erzählen.

Reliefe in Teotihuacán

Am nächsten Tag ist wieder Kulturprogramm angesagt. Die weltberühmten Ruinen der über 2000 Jahre alten Stadt Teotihuacán muss man gesehen haben. In der Blütezeit lebten 200.000 Menschen aus vielen Kulturen Mittelamerikas hier, eine echte Weltmetropole. Besonders die Sonnen-und Mondpyramide sind ein Erlebnis, erstere ist mit 70 Metern Höhe und 222 Metern Kantenlänge die drittgrößte Pyramide weltweit. Leider darf man nicht mehr die rund 250 Stufen hinaufklettern. Aber auch der Anblick dieser gewaltigen Bauwerke von unten ist unglaublich. Was für eine Leistung, diese Steinberge nur mit menschlicher Muskelkraft zu errichten, das Rad, Metallwerkzeuge oder Lastentiere waren unbekannt. Wir sind schwer beeindruckt und verbringen fast den ganzen Tag in der weitläufigen Anlage.

Mondpyramide in Teotihuacán
Sonnenpyramide und Avenida del Muertes in Teotihuacán

Die nächsten 3 Tage sind kleinere Arbeiten am Yoda fällig, vor allem ist Olaf damit beschäftigt den neuen Kompressor einzubauen. Er wird hinter dem Beifahrersitz fest verschraubt und direkt an die Starterbatterie am Motor angeschlossen. Also wird geschraubt und gebohrt sowie dicke Kabel werden durch den Motorraum gezogen. Richtig viel Arbeit, doch am Ende funktioniert alles wunderbar. Am späten Nachmittag beginnt es kurzzeitig zu regnen, gerade als wir fertig sind. Der Trailerpark ist nun richtig voll. Abends rollt sogar ein riesiges US-Wohnmobil mit ausfahrbaren Seitenwänden auf den Platz. Die deutschen Eigentümer sind sichtlich stolz auf ihr Monstrum und parken zu unserer großen Freude in 2 Metern Abstand neben uns.

Heim-Werkstatt auf den Trailerpark in Teotihuacán

In der folgenden Nacht tun wir kein Auge zu, denn vom Abend bis zum nächsten Mittag gibt es anlässlich des katholischen Feiertages Maria Lichtmess einen pausenlosen Dauerbeschuss mit Böllern und Feuerwerk. Untermalt wird diese kriegsähnliche Lärmkulisse noch mit lauter Musik. Klar, in Mexiko wird jeder Anlass zu einer großen Fiesta genutzt, doch so etwas haben wir noch nicht erlebt. Völlig platt erledigen wir am nächsten Tag Lebensmitteleinkauf sowie Abschmieren und Rotieren der Reifen. Erstmals kommt der neue Kompressor zum Einsatz, es ist ein Genuss! Am Nachmittag können wir uns nicht mehr zur Abfahrt aufraffen. Also bleiben wir noch eine letzte Nacht in Teotihuacán.

Stadtzentrum von Teotihuacán

 

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