Ab in den Frühling – Mit dem VW-Bus durch Marokko

Am 6. Februar 2020 geht es endlich wieder auf die Straße. Dann bringt uns unser Bus nach Südfrankreich, wo es am 7. Februar in Sète auf die Fähre nach Marokko geht. Ziel ist Nador im äußersten Nordosten von Marokko, wo wir nach über 40 Stunden Überfahrt und hoffentlich ohne Seekrankheit ankommen werden.

Ausziehbare Heckschublade in unserem Bus
Neue Alu-Heckschublade in unserem Bus

Drei lange Monate waren wir nun zu Hause, es wird wirklich Zeit wieder aufzubrechen. Aber es gab auch eine Menge zu tun, bevor wir uns die nächste Tour verdient haben. Die Hauptarbeit hatte dabei Olaf als Chefmechaniker.

Bereits vor der Reise in die Türkei und nach Georgien ersetzte Olaf die vollständig aus Holz gebaute große Heckschublade teilweise durch einen Aluminiumrahmen. Die gesamte Halterung des ca. einen Meter breiten und tiefen Schubkastens tauschte er gegen eine leichte Alu-Konstruktion aus. Nur der Schubkasten war noch vollständig aus Holz und durch leichtgängige Schwerlastschienen mit dem hölzernen Rahmen verbunden. Den groben Schotterpisten in Georgien war jedoch die Schraubverbindung zwischen den Schwerlastschienen und der Holzschublade nicht gewachsen.  Regelrecht ausgefräst hatten die Schrauben das Holz der Schublade. Nach einigen Wochen lag die Schublade auf der Rahmenkonstruktion auf. Eine behelfsmäßige Not-OP war in der Türkei erforderlich.

Ausziehbare Heckschublade in unserem Bus
Komplett ausziehbare Alu-Heckschublade in unserem Bus

Nach der Rückkehr von dieser Tour wurde in einer zeitaufwändigen Aktion die Holzschublade durch einen Alu-Rahmen ersetzt. Da wir kein Alu-Schweißgerät besitzen, sind die Alu-Profile durch Kunststoffverbinder  miteinander verbunden und durch Metallwinkel verstärkt. Wir hoffen, dass dies auch auf Dauer trägt.

Schlaf-Sitzbank in unserem Bus
Schlaf-Sitzbank in unserem Bus mit hoch geklappten Rückenlehnen

Außerdem hat Olaf eine phantastische, multifunktionale Sitzbank konstruiert. Sie wird die standardmäßige zweite Sitzreihe des California ersetzen, wenn wir unterwegs sind. Die Rückenlehne kann nach vorne umgelegt werden, um eine große Liegefläche zu bilden. An einer Seite der Bank ist unser zweiflammiger Kocher angebracht, der bei Bedarf weggeklappt werden kann. Unter der nach oben klappbaren Sitzfläche gibt es nun viel Stauraum. Hier sollen vor allem täglich benötigte Ausrüstung und Wasserkanister hinein. So brauchen wir bei Regen oder Kälte nicht das Fahrzeug zu verlassen, um Lebensmittel und Kochutensilien aus der großen Schublade im Heck zu holen. Bisher standen die zwei je 20 Liter fassenden Wasserkanister in der Heckschublade. Mit dem Neubau der Bank soll die

Schlaf-Sitzbank in unserem Bus
Unsere Schlaf-Sitzbank in Liegeposition. Es schließt sich hinten der klappbare zweiflammige Gaskocher an. Der weiße Schrank beherbergt unsere Nottoilette. Zum Essen und Arbeiten wird der Schrank zum Tisch verlängert.

Gewichtsverteilung im Fahrzeug gleichmäßiger und mehr Stauraum im Sitzbereich verfügbar werden. In Georgien lag der Bus hinten einfach zu tief, was zu manchem unangenehmen Aufsetzern auf den Pisten führte. Während der Fahrt darf die Sitzbank natürlich nicht benutzt werden, hierfür wären Sicherheitsgurte und eine TÜV-Freigabe notwendig.

Auch die ab Werk montierten Ganzjahresreifen bewährten sich nicht. Sie hatten einfach viel zu wenig Grip auf den Off-Road-Strecken in Georgien, zudem hielten sie den steinigen und felsigen Pisten nicht lange Stand. Nach der Rückkehr von der 15.000 Kilometer langen Türkei-Georgien-Reise  und insgesamt 40.000 Kilometern waren sie abgefahren, aus dem Profil war sogar teilweise schon Gummi heraus gebrochen. Wir wollten auf AT-Reifen umrüsten. In der im Fahrzeugschein eingetragenen Größe 235/55 R17 gibt es auf dem deutschen Markt jedoch keine AT-Reifen, die für unseren Bus vom TÜV frei gegeben sind. Das hat dann eine

Mehr Bodenfreiheit durch größere Reifen und Bilstein-Stoßdämpfer
Mehr Bodenfreiheit durch größere Reifen und Bilstein-Stoßdämpfer

Kettenreaktion ausgelöst. Größere Reifen waren nur in Kombination mit einer Höherlegung des Fahrzeugs zu realisieren. Einen derart umfangreichen und teuren Umbau hatten wir eigentlich nicht im Sinn. Von der Firma Seikel hatten schließlich wir im November 2019 ein Angebot  vorliegen. Auf Grund des recht hohen Preises recherchierten wir lange nach Alternativen, fanden jedoch keine. Schließlich konnte Seikel den Umbau nicht mehr rechtzeitig durchführen bis zu unserer geplanten Abfahrt Anfang Februar 2020 nach Marokko. Wir hatten nicht damit gerechnet, dass es bei Seikel eine Wartezeit von über acht Wochen für die Werkstattarbeiten gab. Einer uns unbekannten Werkstatt wollten wir die Arbeiten nicht anvertrauen. So arrangierten wir schließlich den Umbau bei „unserem“ Autohaus Krämer in Groß-Bieberau mit den Originalteilen von Seikel. Nach zwei Tagen in der Werkstatt war die Aktion einschließlich Anpassen des Tachos und TÜV-Gutachten zu unserer vollsten Zufriedenheit abgeschlossen.

Wir fahren nun mit AT-Reifen 235/65 R17 108H General Grabber AT3 sowie härteren und längeren Stoßdämpfern 4Motion „Desert“ von Bilstein. Mit zusätzlichen Distanzscheiben von 15 Millimetern für die Hinterachse erreichen wir hinten einen Höhengewinn von über 11 Zentimetern, gemessen an den Radkästen. Wegen der größeren Reifen mussten vorne Distanzscheiben für die Lenkung eingesetzt werden, welche den Wendekreis sehr geringfügig vergrößern. Leider passen die größeren Reifen nicht mehr in die Ersatzrad-Mulde unter dem Fahrzeug. Angeblich sollen sie mit Luft ablassen, ordentlich pressen und einer Halterung von Seikel hinein passen. Das Problem lösen wir nach unserer Tour durch Marokko und legen den Ersatzreifen fürs Erste hinten in die Schublade.

Mit diesen umfangreichen Umbaumaßnahmen kann es nun also los gehen nach Marokko.
Von Nador an der Mittelmeerküste im Nordosten des Landes wollen wir zunächst in die Oasen und großen Sandgebiete im äußersten Süden Marokkos. Dort ist es im Februar noch nicht zu heiß. Verlockend ist auch die Westsahara im Grenzgebiet zu Mauretanien, die endlich wieder zugänglich ist. Dann werden wir uns ganz geruhsam wieder nach Norden bewegen – entlang der Küste, durch den Anti-Atlas und zur Mandelblüte im Hohen Atlas. Eventuell geht es auch nach Marrakesch, wenn uns der Touristenrummel dort nicht zu nervig ist. Irgendwann im März werden wir dann die großen Zedernwälder im Mittleren Atlas durchfahren, vielleicht statten wir auch den Königsstädten Fes, Meknes und Rabat einen Besuch ab.

Natürlich haben wir in Reiseführern und Blogs wieder viele interessante Orte und Ziele gefunden. Aber dieses Mal wurde bewußt keine fixe Route zusammengestellt, die „abgefahren“ wird. Wir wollen uns mehr Zeit nehmen für spontane Entdeckungen und viele Wanderungen. Deshalb wissen wir auch noch nicht genau, wann wir uns wieder auf den Heimweg machen werden – irgendwann im April.
Es wird unsere dritte Reise nach Marokko. Vor 32 Jahren waren wir zum ersten Mal dort, viele Straßen waren damals noch nicht geteert und im Landesinneren gab es noch keinen Massentourismus. Bei unserer zweiten Tour vor ca. zehn Jahren war das schon deutlich anders. Und jetzt muss man schon weit in den Süden fahren, außerhalb der Saison oder Off-Road unterwegs sein, um dem Rummel zu entfliehen. Aber wir sind sicher, dass wir noch genügend interessante Strecken finden – Sandbleche und Spaten sind übrigens auch im Gepäck. Wir freuen uns jedenfalls auf neue Abenteuer.

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