Von Cuba geht es in die San Pedro Montains bis auf 3.000 m Höhe hinauf. Hier oben ist die Luft herrlich klar und frisch. Dichter Tannenwald mit einem glasklaren, plättschernden Gebirgsbach, mit Löwenzahn und Gänseblümchen geschmückte Wiesen, ein weites sumpfiges Hochmoor und letzte Schneereste erinnern an eine Frühlingswanderung im Schwarzwald. Wir sind wirklich total irritiert.
Und dann geht es wieder bergab und wir merken, dass wir wirklich noch im Wilden Westen sind. In den folgenden zwei Tagen durchwandern wir großartige, weite Täler, die von bunten, fast senkrechten Felswänden begrenzt werden. Rot, gelb und graugrün gestreift leuchten die Felstürme. Schließlich erreichen wir den Chama River, einen wirklich breiten Fluss, an dessen Ufer wir einen herrlichen Zeltplatz finden.
Nun sind es nur noch 17 km bis zur Ghost Ranch, die wir am Morgen des dritten Wandertages erreichen. Hier treffen wir alle Trailfreunde wieder, die wir zuletzt in Cuba gesehen haben.
Natürlich tauschen wir uns auch über die kommende Etappe nach Chama aus. Und wir stellen entsetzt fest, dass wir statt einem Tag wohl 5 Tage brauchen werden. Wir haben uns schlicht in der Planung vertan und nun kein Essen mehr dabei. Gott sei Dank gibt es eine prall gefüllte Hikerbox, die wir systematisch plündern. Und tatsächlich bekommen wir eine bunte Mischung aus Haferflocken, Peanutbutter, Müsliriegeln und Fertigessen zusammen. Faszinierend, dass man mit ein wenig Improvisation und einer Portionen Glück so leicht ein Problem lösen kann. Und am Nachmittag kommt sogar die Mutter einer Hikerin vorbei (Sie wohnt in der “Nähe“, nur 4 Autostunden entfernt) und bringt wahre Köstlichkeiten, wie Käse, Obst und Schokolade, für uns alle mit. So genießen wir einen ungeplanten (beinahe) Ruhetag mit tollem Essen, netten Leuten und einer herrlichen heißen Dusche.
Am Himmel zieht abends eine blauschwarze Gewitterfront auf. Das Unwetter verschont uns, doch es regnet zum ersten Mal während unserer Reise. Der Zeltabbau am nächsten Morgen ist eine nette Schlammschlacht. Seitdem ist unser grünes Hillebergzelt eine echte “Rothaut“.
Am anderen Tag geht es durch einen engen Canyon hinauf auf die Mesa und weiter hinauf in grüne Tannenwälder und über Moorwiesen voller violett blühender Orchideen. Hier oben auf über 3.000 Metern Höhe ist ideales Wanderklima, aber die Nächte sind so kalt, dass wir immer ein gefrorenes Zelt am frühen Morgen abbauen.Wir laufen gewöhnlich gegen 6:15 Uhr los und frühstücken erst nach ca. 1,5 Stunden wandern. Dann ist es auch schon so warm, dass kurze Hose und T-Shirt ausreichen.
Die nächsten drei Tage geht es durch Tannenwald und über schöne Hochwiesen, oft mit herrlicher weiter Sicht über die Berge. In schattigen Ecken liegt sogar noch Schnee. Was für ein Kontrast zur nahen Wüste. Wir sehen oft Rehe und Hirsche. Neugierige Streifenhörnchen turnen über den Pfad, diese Winzlinge sind einfach zu süß!
Einmal verlaufen wir uns und müssen 7 km querfeldein durch Wald und Unterholz laufen, eine furchtbare Schinderei. Trotzdem knacken wir an diesem Tag unseren Rekord und laufen sagenhafte 48 Kilometer! Auch die häufigen Windbruchgebiete bringen unerwünschte Abwechslung. Das Turnen über oder unter den wie Mikadostäbchen verstreuten Baumstämmen ist eine echte Herausforderung.
Noch macht uns auch die Höhe etwas zuschaffen. Bei stärkeren Steigungen kommen wir ganz schön ins Schnaufen. Ansonsten sind wir fitt wie nie und laufen jeden Tag locker mindestens 35 Kilometer, meist mehr.
So erreichen wir bereits nach 4 Tagen das 165 Kilometer von der Ghost Ranch entfernte Städtchen Chama. New Mexico und mehr als 1.000 Kilometer liegen nun hinter uns. Welcome to Colorado!