Am 27.5.2018 starten wir ab Cumbres Pass nordöstlich von Chama zur nächsten Etappe. Unser Ziel ist der Ferienort Pagosa Springs, wo wir uns in den bekannten Thermalquellen vergnügen wollen. Doch vorher gilt es, unsere erste Tour durch die hohen Berge Colorados zu bewältigen.
Wir haben in diesem Jahr großes Glück, denn es hat im Winter außergewöhnlich wenig geschneit. Trotzdem liegt ab 3000 Meter Höhe noch reichlich Schnee an den Nord- und Osthängen. Da wir keine Erfahrung im Umgang mit Eisaxt und Grödeln haben, und der Etappe mit entsprechend Bauchkribbeln entgegensehen, schließen wir uns anderen Wanderern an.
In den ersten beiden Tagen kommen wir bis auf ca. 3800 Metern Höhe, was sich hinsichtlich unserer Leistungsfähigkeit gut bemerkbar macht. Wir japsen bei Steigungen ziemlich nach Luft, aber so geht es allen in unserer Gruppe.
Die Landschaft ist oberhalb der Baumgrenze großartig. Sehr schroffe, schneebedeckte Gipfel und steile Bergflanken, von denen Wasserfälle ins Tal rauschen. Der Frühling hat gerade begonnen und die Hochebenen sind bedeckt mit weißen und gelben Blumen. Aber auch hier gibt es noch größere Schneefelder, die nur mühsam zu queren sind. Immer wieder sinken wir bis zu den Oberschenkeln ein.
Am Abend des zweiten Tages verlieren wir den Anschluss an unsere Wandergruppe. Wir sind einfach deutlich langsamer als sie. Daher beschließen wir, ins Tal abzusteigen und über Forststraßen weiter zu gehen. Das ist zwar deutlich weniger spannend, aber sicherer als ohne Eisaxt steile Schneehänge zu queren.
Am nächsten Morgen laufen wir zunächst auf einem wunderschönen Pfad an einem Gebirgsbach entlang, dann über eine elende Schotterstraße bis zum Ort Platoro. Von dort geht es lange Zeit wieder bergauf. Wir kommen an leuchtend roten und orangefarbenen Bergen vorbei, die uns an Island erinnern. Und tatsächlich haben auch hier Vulkane Kupfervorkommen gebildet.
Ziemlich k.o. schlagen wir nach ca. 45 Kilometern unser Zelt an einem See auf. Es wird wieder eine eisige Nacht; das Erdreich ist noch gefroren, so dass die Kälte von unten durch die Isomatten dringt. Wir schlafen mit Wanderhosen und Socken.
Der letzte Wandertag führt uns über Elwood Pass und dann schließlich nur noch bergab Richtung Highway 160, von wo aus wir per Anhalter nach Pagosa Springs fahren wollen. Zu unserem Entsetzen sind die letzten 8 Kilometer der Forststraße wegen Waldbrand gesperrt. Verdammt, sollen wir deshalb wieder 2 Tagesmärsche zurück laufen? Unsere Straße bildet genau die Grenze des gesperrten Gebietes und wir beschließen daher die Sperrung zu ignorieren. Gegenüber den Feuerwehrleuten, die wir kurze Zeit später treffen, mimen wir die ahnungslosen, verirrten Wanderer. Und wir haben unfassbares Glück, das man uns unsere Geschichte glaubt. Außerdem ist der Brand zwischenzeitlich gelöscht.
Bereits am frühen Morgen des nächsten Tages sind wir dann in Pagosa Springs, einem Ferienort, der im Gegensatz zu den bisherigen Städten wirklich sehr hübsch ist. Hier wollen wir 2 Tage bleiben und “Urlaub“ vom Wandern machen. Das haben wir uns nach 7 Wochen laufen auch wirklich verdient.