Es geht weiter durch die grandiose Bergwelt der Wind River Range. Dieser Abschnitt ist, man mag es kaum glauben, noch schöner als die vorherige Etappe. Die schroffen Granitspitzen der Berge erreichen Höhen von 3000 bis über 4000 Metern. Wir laufen durch herrliche Hochtäler mit idyllischen Blumenwiesen und unzähligen Seen, in denen man auch ein kurzes Bad nehmen kann, um abends den Schweiß abzuwaschen. Allerdings muss man danach beim Anziehen den Kampf mit den unzähligen Moskitos und Pferdefliegen aufnehmen.
Am zweiten Tag geht der Weg steil bergab in das traumhaft schöne Tal des Green River. Der Fluss ist wirklich durch die Sedimente der Gletscher türkisgrün. Er fließt in vielen Kurven durch einen breiten Talgrund mit saftigen Sumpfwiesen. Ein Paradies für Elche, aber auch für Moskitos. Steile Felswände von 700 bis 1000 Metern Höhe begrenzen das Tal. Wir laufen wie in Trance durch die wunderschöne Landschaft und müssen immer wieder stehen bleiben, um zu staunen und Fotos zu machen.
Schließlich erreichen wir die Green River Lakes und steigen keuchend über einen 700 Meter hohen Pass. Auf der anderen Seite ändert sich das Landschaftsbild schlagartig. Es gibt nur noch sanfte Hügel mit Wäldern oder weites Grasland, aus der Ferne grüßen noch die schneebedeckten Gipfel der Wind River Range. Manchmal passieren wir große Waldbrandgebiete, in denen nur noch verkohlte Baumstämme stehen. Viele breite Bäche und Sumpfgebiete sind zu furten, aber wir kommen sehr rasch voran. Allerdings schaffe ich es ein paar Mal auf den glitschigen Steinen auszurutschen, lande mit dem Allerwertesten im Bach und habe große Schwierigkeiten mit dem schweren Rucksack wieder heraus zu kommen. Wahrscheinlich ein Bild für die Götter, aber Sanne traut sich nicht ein Foto zu machen oder ist noch zu sehr mit Lachen beschäftigt…
Im Wald sehen wir nun öfters Bärenkot und beginnen jedes Mal prophylaktisch zu singen, das dürfte sämtliche Lebewesen im Umkreis von 10 Meilen vertreiben. Bären sehen wir natürlich keine, hängen aber immer brav ca. 70 Meter vom Zelt entfernt unsere Essenssäcke am Seil in einen Baum.
So erreichen wir bereits nach 4,5 Tagen den Togwotee Pass, von wo aus wir in die nette Kleinstadt Dubois hitchen. Dort übernachten wir wieder im Gemeindezentrum einer Kirche. Nach 11 Tagen können wir endlich wieder duschen. Ein Höhepunkt ist die Bäckerei in Dubois, in der es richtiges, köstliches Sauerteigbrot gibt. Ein wahres Fest, denn davon haben wir seit Wochen geträumt.
Am Abend besuchen wir ein Rodeo. Zu Beginn wird, echt patriotisch-amerikanisch, die Nationalhymne (mit der rechten Hand auf der Brust) gesungen. Dann geht es los. In vollen Galopp wird um Tonnen herum geritten, Rinder mit dem Lasso gefangen und auf buckelnden Mustangs und Bullen geritten. Uns beeindrucken Mut, Geschicklichkeit und Kraft von Reitern und Pferden, ein tolles Erlebnis!