Hinter Sagres, wo wir übernachtet haben, müssen wir lange Zeit gehen heftigen Nordwind ankämpfen, der uns morgens mit voller Wucht entgegenbläst. Das bringt den Kreislauf auf Trab. Dann biegen wir nach Osten ab und mit böigem Seitenwind geht es etwa s besser voran. Über viele steile Hügel führt uns der Eurovelo 1 auf schmalen Feldwegen zur Küste. Rote Felsen säumen kleine Buchten mit goldenen Sandstränden und grünen Pinienwäldern, das ist einfach wunderschön. In jeder Bucht liegen Orte mit blendend weißen Häusern, die früher wohl einmal Fischerdörfer waren.
Doch leider ist die Algarve östlich vom Cap Sao Vincente mittlerweile vollkommen durch den Massentourismus geprägt. In der ersten Hälfte bis etwa Portimao herrscht die Steilküste vor, unsere Radroute schlängelt sich im Zickzackkurs über kleine Straßen und viele Schotterwege bergauf und bergab. Richtig steil mit z.T kurzzeitig 15 -20 % wird es, wenn wir in einen der Badeorte an den Strand runterrollen und uns dann wieder mühsam nach oben arbeiten müssen. Die Steilhänge sind gepflastert mit Appartementhäusern. Manchmal rollen wir auch durch protzige Villenviertel oder Ressorts mit riesigen Golfplätzen drum herum.
Saftiges Grün, penibel gepflegt und verziert mit großzügigen Teichen und künstlichen kleinen Bächen. Ein Wahnsinn in einem Land mit chronischem Wassermangel. Im Prinzip ist die ganze Küste zugebaut oder wird für Neubauten erschlossen. Vereinzelt kommt unsere Schotterpiste noch durch brachliegende Felder oder nicht mehr bewirtschaftete Olivenhaine. Richtig schlimm wird es aber dann, als wir in den flacheren Bereich der Algarve östlich der Stadt Lagos komme
Hier türmen sich die billig gebauten Bettenburgen direkt hinter dem Strand empor und das wahre Grauen ist dann der große Urlauberort Albufeira. Dort nehmen die Hotelklötze kein Ende, dazwischen 4spurige Straßen und ein irrer Autoverkehr….und wir armen Radler mittendrin. Es ist echt die Hölle. Klar, der Sandstrand ist toll, aber wie kann man an solchen Orten freiwillig seinen Urlaub verbringen? Aber offensichtlich gefällt genau das der Masse der Franzosen, Engländer, Holländer und natürlich Deutschen, die sich hier durch die Straßen schieben. Für uns wird das ein ewiges Rätsel bleiben.
Unsere Radroute des Eurovelo1 meidet ansonsten die größeren Straßen, wenn es irgendwie geht. Das ist ein wahrer Segen. Nett ist das alte Städtchen Faro, dessen Altstadt komplett von einer Mauer umfasst ist. Auch Olhao gefällt uns gut. Hier ist am Samstag gerade großer Markt. Entlang der Seepromenade reiht sich ein Gemüse-oder Blumenstand an den nächsten, in der großen alten Markthalle werden Fische verkauft. Wir setzen uns in eines der Cafes und genießen den Trubel.
Überhaupt haben wir uns angewöhnt mindestens ein Mal täglich eine Cafe-Pause zu machen. Der portugiesische Cafe ist rabenschwarz und einfach köstlich, dazu dann noch ein Paste de Nata, das klassische Blätterteig-Vanillecreme-Törtchen, und der Tag ist perfekt. Besonders schön sind die urigen cafes in der kleinen Orten im Norden gewesen, wo sich die alten Leute zum Tratsch treffen.
Bei Faro mündet der Ria Formosa ins Meer und hat eine interessante Lagunenlandschaft geschaffen, durch die der Radweg mitten durch führt. Mit tollen Rückenwind fliegen wir dahin. Es gibt hier viele Vögel und Unmengen an Störchen.
Die letzte größere Stadt in Portugal ist Tavira mit einer ehrwürdigen römischen Brücke und einer sehr schönen Altstadt. Nach unserem üblichen Cafe und einem gigantischen Stück mächtiger Schokoladencremetorte schaffen wir am späten Nachmittag noch 25 Kilometer und damit die erste 100-Kilometer-Etappe der Tour. Am nÄchsten Morgen sind es dann nur noch 4 Kilometer bis zur Fähre über den Fluss Guadiana, der die Grenze nach Spanien bildet.
Hier soll der Eurovelo 1 über eine große Distanz auf einem Bahnradweg führen. Und tatsächlich kommen wir auf eine ehemalige Bahntrasse, aber von so etwas wie von einem Radweg ist keine Spur zu sehen. Grober Schotter, Schlaglöcher und extrem tiefer Sand wechseln sich ab, teilweise ist der Pfad total zugewachsen.
Eine irre Schufterei. So kommen wir nur langsam voran. Im netten Städtchen Lepe machen wir auf den Stadtplatz Mittagsrast und unterhalten uns angeregt mit Händen und Füßen mit einem alten Mann, der mehr über unsere Reise wissen möchte. Nach 75 Kilometern rollen wir nach Trigueros ein. Zum ersten Mal auf der Tour übernachtet wir in einem Hotel, die nächsten 300 Kilometer gibt es keinen Campingplatz. Ab morgen wird es dann stetig nach Norden gehen.
Toller Artikel! Sieht nach einer wunderbaren aus -und klingt lecker..