Wer die Einsamkeit liebt, einen intensiven Kontakt zur Natur haben möchte, nicht unnötig Geld ausgeben und unabhängig von den – im Norden teils großen – Abständen kommerzieller Campingplätze sein möchte, sollte sich seinen „eigenen“ Stellplatz für die Nacht suchen. Auf kommerziellen Campingplätzen und auch nicht selten auf den staatlichen Forest-Campingplätzen stehen die Camper zumindest während der Hauptsaison dicht gedrängt – nicht unbedingt das, was wir mit einer Reise durch Kanada und Alaska verbinden.
Aber mit minimalem Aufwand geht es auch anders. Mit Hilfe der App iOverlander lassen sich wunderbare Plätze ausfindig machen. Die Kommentare und Bewertungen von vorherigen Besuchern geben Aufschluss über die Eigenschaften der Plätze. Natürlich fuhren wir auch Stellplätze an, die uns entgegen der Beschreibung dann vor Ort nicht zusagten. Eher selten standen schon andere Reisende auf dem anvisierten Platz. Die App iOverlander ist in USA und Kanada beliebt und wird auch von den Einheimischen genutzt. Zum freien Übernachten gehört natürlich, keinen Abfall zu hinterlassen, keinen Lärm in der Natur zu machen und auch nicht mit anderen, die dort schon stehen, zu kuscheln, also sich in wenigen Metern Abstand neben ihren Wagen zu plazieren.
Auf einem kommerziellen Campingplatz haben wir nur in Halifax während der zwei Wochen (im Zelt) übernachtet, die wir auf die Ankunft unseres Landcruisers mit dem Schiff aus Europa warten mussten. Selten nutzten wir die staatlichen Forest-Campgrounds. Sowohl die privaten als auch die staatlichen Plätze waren uns oftmals schlicht zu teuer oder zu voll. In den Nationalparks darf man nur auf Campingplätzen übernachten, in der Hauptsaison sind sie häufig schon über Wochen ausgebucht. Dann spontan einen Stellplatz zu ergattern, gleicht einem Sechser im Lotto.
In einigen Bundesstaaten sind die staatlichen Campgrounds oder Recreation Areas außerhalb der Saison kostenlos und auch sehr leer. Wenn sie an landschaftlich schönen Stellen liegen, können sie dann durchaus interessant sein. Auf diesen Plätzen gibt es in der Regel kein Wasser! Ihr einziger Komfort im Vergleich zu Plätzen in der Natur sind Feuerstellen, Picknickbänke sowie Trockentoiletten und Mülltonnen. Trockentoiletten und Mülltonnen stehen jedoch auch auf vielen Rastplätzen entlang der Highways im Nordwesten Kanadas und in Alaska. In vielen etwas größeren Orten Kanadas und Alaskas gibt es Möglichkeiten zum Duschen – auch hier hilft iOverlander beim Auffinden. Für uns gab es daher noch nicht mal zum Duschen Gründe, einen kommerziellen Campingplatz aufzusuchen.
Mit kleinen und damit wendigen Fahrzeugen können natürlich viel interessantere Naturplätze angefahren werden als mit riesigen Wohnmobilen. Mit einem acht Meter langen Camper ist man dann eher auf Rastplätze angewiesen. Allerdings ist das Übernachten auf den Rastplätzen entlang der Highways oft verboten. Wir würden uns dort auch nicht so sicher fühlen und suchen auch aus diesem Grund lieber einsame Plätze. Die allerschönsten Plätze fanden wir nicht selten dort, wo wir unseren Allradantrieb benötigten.
In großen Städten und in städtischen Ballungsräumen findet man kaum eine Möglichkeit zum einsamen Freistehen. Hier haben wir gelegentlich auf den Parkplätzen großer Supermärkte (in der Regel Walmarts) übernachtet und uns dort immer sicher gefühlt, wenn der Platz in iOverlander empfohlen wurde. Ein großer Vorteil ist natürlich, dass man die Sanitäranlagen der häufig bis spät in die Nacht geöffneten Supermärkte nutzen und einkaufen kann. Allerdings sind diese Plätze auch meist ziemlich laut. Meistens trafen wir dann dort auch andere Camper zum Übernachten. Die Besucher der Geschäfte haben sich übrigens nie von uns gestört gefühlt. Manche kommen vorbei und fragen nach dem Woher und Wohin. Natürlich stellt man sich nicht unmittelbar vor den Haupteingang und blockiert dort die Parkplätze für die Einkäufer. Die Parkplätze der Walmarts sind in der Regel so riesig, dass man an den Rändern niemanden stört. Wir haben dort schon Wohnmobile in Reisebusgröße gesehen. Leider werden auf den Parkplätzen der Supermärkte immer häufiger Schilder „No Overnight Parking“ angebracht, vermutlich eine Konsequenz der intensiven Nutzung, schließlich ist ein Supermarkt kein Campingplatz.
Um euch einen Eindruck von den Übernachtungsmöglichkeiten zu geben, zeigen wir im folgenden Bilder von einigen unserer Stellplätze in Kanada und Alaska. Viele dieser Bilder findet ihr auch in den Streckenbeschreibungen unseres Blogs.