Nach zwei Tagen in Vancouver verlassen wir Kanada. Die Vorbereitungen für unsere Rückreise nach Deutschland laufen an. Master Yoda wird vom Dreck der vielen Gravelroads befreit, wir gehen in einem Community Center duschen und unsere dreckige Wäsche kommt in die Laundry. Zwischendurch passieren wir die Grenze zu den USA. Der Grenzbeamte erinnert uns nachdrücklich daran, dass wir ja in genau vier Monaten wieder aus den Staaten ausreisen müssen und zwar mit unserem Fahrzeug. Offiziell kann das Auto zwar ein Jahr in den USA bleiben, jedoch dürfen wir anscheinend nicht ohne unseren Wagen das Land verlassen. Viele Overlander tun dies trotzdem und setzen nach einem Heimaturlaub ihre Reise durch die USA einfach fort. Wir lassen es also drauf ankommen.
Am 25.10. landen wir bei Gary und Jean, die ungefähr 40 Auto-Minuten vom internationalen Flughafen Seattle entfernt wohnen. Dort wollen wir Master Yoda während unseres Deutschland-Aufenthalts unterstellen. Gary ist ein Hikerfreund von Brian, einem Hikerfreund unserer Tochter Susanne, der den Kontakt vermittelt hat.
Ihr gemütliches Haus steht auf einem riesigen Grundstück wunderbar im Grünen. Gary hat nicht nur eine Leidenschaft fürs Wandern, er ist auch Tourenradfahrer, so haben wir viele Gesprächsthemen. Abends verwöhnt uns Jean mit einem tollen Essen, es steht ein Gästezimmer für uns bereit. Am nächsten Tag werden wir sogar zum Flughafen gefahren. Obwohl wir ja als völlig Fremde in ihr Heim geschneit sind, werden wir wie alte Freunde aufgenommen. Die unkomplizierte und herzliche Gastfreundschaft der beiden ist einfach toll. Master Yoda wird hier gut aufgehoben sein.
Wir sind uns nicht sicher, ob Olaf als Fahrzeughalter ggf. die Ausreise ohne Fahrzeug verweigert wird. Daher haben wir unser Gepäck vorsorglich so zusammengestellt, dass ich auch alleine fliegen kann. Doch wir sind mal wieder übervorsichtig, es gibt gar keine Zollkontrollen bei der Ausreise. Wir bekommen also auch keinen Ausreisestempel und unsere Aufenthaltserlaubnis bis Ende Februar 2023 läuft einfach weiter. Um nochmals eine möglichst lange Zeitspanne bewilligt zu bekommen, ist es vielleicht klug, erst nach Ablauf dieser Frist wieder in die USA zurück zu kehren. Sonst besteht die Gefahr, dass wir nur den verbleibenden Zeitraum bis Ende Februar zum Reisen haben. Und wir sind sehr gespannt, ob dem Zoll dann auffällt, dass wir ohne Fahrzeug ausgereist sind und was dann passiert.
Unser Flugzeug startet pünktlich und ist angenehm leer. An Bord werden wir auf deutsch begrüßt, ganz ungewohnt nach vier Monaten in Kanada und Alaska. Bei sommerlichen 20 Grad kommen wir nach zehnstündigem Flug in Frankfurt an, die Gepäckausgabe dauert aber ewig. So brauchen wir fast drei Stunden, bis wir nach der Landung mit der Odenwaldbahn zuhause sind. Es fühlt sich schon etwas merkwürdig an, plötzlich wieder in heimischen Gefilden zu sein.
Unsere Nachbarn begrüßen uns freudig. Doch die übliche Frage, was denn nun auf unserer Reise am schönsten war, können wir nicht beantworten. Zu viele Eindrücke, zu viele Erlebnisse – unser Kopf ist voll von den Bildern der letzten vier Monate.
Genau 20.720 Kilometer hat Master Yoda uns von Halifax durch Kanada und Alaska bis Seattle am nördlichen Rand des US-Bundesstaates Washington navigiert. Es wäre gut gewesen, wenn wir, wie geplant, die vier Wochen, die wir auf die Verschiffung und die Reparatur der Standheizung gewartet haben, zum Reisen und vor allem zum Wandern in diesem riesigen Outdoor-Paradies hätten nutzen können.
Doch am nächsten Tag nach unserer Ankunft zuhause liegt schon der Reiseführer USA auf dem Tisch. Nach der Reise ist vor der Reise…..