Etappe Silver City – Pie Town

257 Kilometer über eine Alternativ-Route zur Hauptstrecke des CDT von Silver City nach Pie Town
257 Kilometer von Silver City nach Pie Town über eine Alternativ-Route des CDT

An 29.4.2018 brechen wir von Silver City auf. Ein netter 72jähriger Hiker bietet uns eine Autofahrt bis zum Trailanfang an, so sparen wir 13 km laufen auf der Straße. Normalerweise ist das tabu, aber es ist Annettes Geburtstag! Das rechtfertigt eine Ausnahme. Wir wandern durch herrlichen Kiefernwald und erreichen mittags ein Gebiet mit bizarren Felsformationen, Devils Garten ist Wilder Westen wie aus dem Bilderbuch. Doch statt Winnetou treffen wir auf Dough, den Eremiten, der seit 20 Jahren hier lebt. Er redet wie ein Wasserfall und erzählt uns von Gott und der Welt – wortwörtlich

Devils Garden am Gila River

Dann geht es steil bergab in den Canyon des Gila River, den wir in den nächsten Tagen durchwandern werden. Am Talboden finden wir große saftig grüne Bäume, wilde Pfefferminze, blühende Erdbeeren und Waldmeister – eine echte Oase und wunderschön. Das Rauschen des warmen, glasklaren Flusses ist wie Musik für uns nach den Tagen in der Wüste.

Am ersten Tag durchwaten wir den Gila 64mal, immer mit Wanderstiefeln und Strümpfen. Anders ist dies gar nicht machbar, denn wir laufen abwechselnd im Fluss und kriechen über felsige und sandige Böschungen. Mit Watschuhen unmöglich. Unsere Füße genießen jedenfalls die feuchte Kühlung.

Im Gila Canyon

Am übernächsten Morgen erreichen wir Doc Campbells, einen kleinen Laden mit Poststelle und drei Häusern rings herum. Wir genießen hausgemachtes Eis und eine Dusche, außerdem treffen wir unsere Hikerfreunde wieder und haben viel Spaß.

Gila-Cliffs-Dwelling, 700 Jahre alte Indianer-Wohnungen

Interessant sind die Gila Cliff Dwellings, Höhlen hoch in den Felswänden, die vor 700 Jahren von Indianern als Wohnort genutzt wurden.

Nach einem halben Ruhetag geht es weiter durch den Gila Canyon. Die roten, bizarren Feldwände steigen ca. 80 Meter hoch senkrecht vom immer enger werdenden Talgrund auf. Manchmal ist nur noch Platz für den Fluss, den wir an diesem Tag sagenhafte 112mal durchwaten. Das Wandern über Felsen und durch Buschwerk ist anstrengend und verlangt viel Konzentration.

Nachts wird es sehr kalt und morgens sind unsere klatschnassen Wanderstiefel komplett gefroren. Wir klopfen mit Steinen darauf herum, um überhaupt unsere Füße rein zwängen zu können. Erst im Fluss tauen die Schuhe auf, er ist am frühen Morgen wärmer als die Lufttemperatur. Wieder warten über 60 Flussquerungen auf uns. Die Wanderung durch den Canyon ist ein großartiges Erlebnis. Fies sind die scharfen Gräser am Flussufer, die uns die Unterschenkel stark zerschneiden. Eine wahre Wohltat dagegen ist das Baden in den natürlichen Thermalquellen.

Hikers Paradise

Dann erreichen wir den lockeren Kiefernwald des Gila Forest. Die nächste Nacht ist wirklich eisig, 10 Grad unter Null. Da fällt es schwer, aus dem warmen Schlafsack in die gefrorenen Stiefel zu schlüpfen. Doch wenn die Sonne aufgeht, wird es dann schnell 30 Grad heiß.

In den folgenden drei Tagen ist die Versorgung mit Wasser das Hauptproblem. Nur alle 20 bis 30 km gibt es eine Wasserstelle, oft nur ein sumpfiger Tümpel, aus dem die Kühe trinken. Dort filtern wir dann in mühsamen 60 Minuten ca. 3 Liter Wasser. Wie ein Wunder erscheint es, als plötzlich ein Trailangel am Wegesrand steht und uns Cola, frisches Obst, Wasser und Snacks schenkt!

Trailangel am Wegesrand

Schließlich verlassen wir den Wald und wandern 2 Tage endlos über Schotterstraßen durch glühende Hitze nach Pie Town – nun sind wir 525 km gelaufen!

Hier machen wir einen Ruhetag im sogenannten Toaster House, einem kostenlosen, sehr urigen Hostel für CDT-Wanderer. Es ist eine tolle Atmosphäre und wir haben -endlich- Duschen.

Toaster House – Treffpunkt aller CDT-Hiker

An das Laufen haben wir uns nun gut gewöhnt. Wir marschieren morgens gegen 6:15 Uhr los, nach ca. 1,5 Stunden wandern gibt es Frühstück (Crackers mit Peanutbutter), in den anderen Pausen Snickers oder Müsliriegel als Snacks. Gegen 19:30 Uhr bauen wir nach ca. 35-38 Kilometern das Zelt auf, essen zu Abend (Haferflocken mit Wasser) und schlafen tief und fest.

Ungefähres Höhenprofil der Wanderstrecke zwischen Silver City und Pie Town
Ungefähres Höhenprofil der Wanderstrecke zwischen Silver City und Pie Town
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