Etappe Leadore – Anaconda

172 Kilometer auf dem CDT zwischen Leadore und Anaconda
172 Kilometer auf dem CDT zwischen Leadore und Anaconda

Über den CDT kommen wir von Leadore wegen Waldbränden nicht weiter. Alternativ könnten wir ca. 70 Kilometer über den Highway nach Salmon und dann noch weiter ca. 20 km über Highway und das Tal des Carmen Creek auf Schotterstraßen zu einem Trail laufen, der uns dann wieder auf den CDT führt. Das würde ca. 3 Tage dauern. Nein, das wollen wir unseren Füßen in dieser Hitze nicht zumuten. Deshalb rufen wir Cindy in Salmon an. Sie ist einer dieser großartigen Trailangel. Es ist unglaublich, wie selbstverständlich sie 140 Kilometer fährt, um uns Wanderern zu helfen. Zusätzlich lädt sie uns alle abends zum Grillen zu sich nach Hause ein.

Cindy holt uns also am nächsten Tag zusammen mit drei anderen Hikern mittags in Leadore mit dem Auto ab und fährt uns nach Salmon. Unterwegs sehen wir unsere Hikerfreunde, die unermüdlich über den Highway wandern. Da haben wir doch ein wenig Gewissensbisse…

Am Abend sind dann 7 Hiker zu Gast in Cindys und Kellys urigen Blockhaus. Wir sitzen bei gutem Essen, Bier und Wein bis lange in die Nacht zusammen.

Sieben Hiker zu Gast bei Trailangel Cindy und Kelly

In Salmon versuchen wir aktuelle und zuverlässige Informationen über die zahlreichen Waldbrände und mögliche Ausweichrouten zu bekommen. Das ist gar nicht so einfach. Auch der Forest Service, den wir am nächsten Tag besuchen, kann uns nur wenig helfen. So brauchen wir fast einen weiteren Tag zur Planung einer Umgehung.

Cindy fährt uns am nächsten Morgen bis Carmen Creek hinauf in die Berge über rumpelige Forststraßen, soweit ihr Geländewagen kommt. Nach 3 Stunden bergauf laufen sind wir endlich wieder auf dem CDT.

Cracker, Lightfoot, Cindy, Dreamwalker und Ranger

Eine wunderschöne Strecke laufen wir die nächsten 2 Tage gemeinsam mit Lightfoot, Cracker und Ranger. Es geht viel und extrem steil hoch und runter, an einem Tag 1500 Höhenmeter hoch und 1000 Meter runter. Dazu ist es wieder sehr warm. Doch die wunderbare Landschaft entschädigt uns mehr als genug für die Anstrengungen. Abends ist wieder Cowboy-Camping unter freiem Himmel angesagt. Mitten in der zweiten Nacht scheucht uns aber ein Gewitter aus den Schlafsäcken und zwingt uns zum Zeltaufbau.

Tolle Strecke auf der Divide

Ab Chief Josef Pass hitchen Lightfoot und Cracker hinunter nach Darby, um neue Lebensmittel zu kaufen. Also wandern wir mit Ranger alleine weiter. Mit ihm verstehen wir uns großartig und es ist schön, dass er mit uns geht.

Während der letzten beiden Wandertage ist die Landschaft weniger interessant, der Trail führt oft über längere Strecken geradeaus durch noch sehr dürftigen jungen Kiefernwald. Es geht auch öfters gut rauf und runter, aber die Fernsicht wird völlig durch dichten Nebel oder Wolken versperrt. Schuld ist ein heftiger Temperatursturz mit Gewitter und Eisregen, der uns am Nachmittag des dritten Wandertages völlig durchnässt. Es ist wirklich schauderhaft, morgens bei ca. 5 Grad aus dem warmen Schlafsack zu kriechen, in die nassen und kalten Strümpfe und Schuhe zu schlüpfen und durch den nebelverhangenen Wald zu stapfen. Zwei Tage braucht es, bis alles wieder trocken ist. Aber auch das gehört zum Wanderalltag.

Richtiges Ekelwetter – der Herbst ist da…

Der letzte Teil unserer Umgehungsroute führt uns über langweilige Forstwege zum Highway, von wo aus wir auf der offenen Ladefläche eines Pick-ups bis Anaconda mitgenommen werden. Der Fahrer braust so schnell über die unebene Straße, dass wir fast wegfliegen. Aber er bringt uns direkt zum Adventure Camp im Stadtpark, wo Wanderer und Radfahrer eine gemütliche Hütte mit Tischen und Bänken vorfinden, in der wir übernachten. Im Schwimmbad nebenan kann man kostenlos duschen. Und das herbstliche Wetter hat sich wieder auf Spätsommer umgestellt. Was will man mehr…

In Anaconda verbringen wie einen entspannten Ruhetag mit gutem Essen. Davon bekommen wir nie genug. Seitdem wir vor einiger Zeit unseren Proviant auf dem Trail erweitert haben, haben wir sogar etwas Gewicht zugelegt.

Ungefähres Höhenprofil der Wanderstrecke zwischen Leadore und Anaconda
Ungefähres Höhenprofil der Wanderstrecke zwischen Leadore und Anaconda
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Ein Kommentar

  1. Hallo ihr beiden,

    Ich bin euch wirklich dankbar dafür, dass ihr das alles von Anfang bis Ende teilt. Abgesehen davon, dass ihr damit viele Fragen beantwortet und einem ein paar Ängste vor einem so großen Wanderabenteuer nehmt, ist es schön zu lesen, wie ihr die Etappen meistert und genießt! 🙂
    Vielen Dank! Bald habt ihr es geschafft! Weiter so!

    Viele Grüße
    Ben

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