Etappe Anaconda – Augusta

321 Kilometer auf dem CDT zwischen Anaconda und Augusta
321 Kilometer auf dem CDT zwischen Anaconda und Augusta

Von Anaconda aus geht es zurück zur CDT-Hauptroute über eher langweilige Schotterstraßen, die 15 Kilometer entlang des Highways hitchen wir… Eine spannende Abwechslung bietet Trailangel Boston, ein richtiges Original mit Pistole sowie viel Munition im Halfter und wenig Zähnen im Mund, der uns zu seinem uralten Wohnwagen auf Kekse, “Cowboy-Coffee“ und interessante Plaudereien einlädt. Boston lebt davon, dass er in der Jagdsaison Hirsche schießt. Das reicht ihm zum Leben im rauhen Westen. In seine Heimat Boston will er nicht mehr zurück, denn dort könnte er nicht schwer bewaffnet herumlaufen. Solche zufälligen Begegnungen am Rande des Trails lieben wir!

Trailangel Boston

Die nächsten beiden Tage führen durch Mittelgebirge, ein stetes auf und ab, durch Kuhweiden und Nadelwald, fast wie daheim… Nun wird es deutlich herbstlich, die Blaubeersträucher färben sich rot, und wir laufen einen Tag im Regen, der in den höheren Lagen in Schnee übergeht,  mit dem heftigen Wind eine scheußlich kalte, ungemütliche Angelegenheit.

Abends sind wir nur noch froh, aus den klatschnassen Schuhen rauß zu kommen, in unsere warmen Schlafsäcke kriechen zu können und nehmen ausnahmsweise die Bärensäcke mit dem Essen mit ins Zelt. Dreamwalker wacht mitten in der Nacht auf und hört ein großes Tier ums Zelt wandern, nach 5 Minuten Todesangst entpuppt es sich jedoch als friedliche Kuh…

Am nächsten Morgen ist es immer noch sehr kalt, der Wind ist in Sturm umgeschlagen, dafür scheint wieder die Sonne! Noch zwei anstrengende Tage liegen vor uns, die Berge sind mit ca. 2500 Metern nun deutlich höher und steiler, doch die heftigen Anstiege werden durch wunderbare Fernsicht belohnt. Auch wird es wieder so warm, dass wir doch noch mal Cowboy-Campen können.

Ein weiterer Sturmtag – der Wind fegt uns fast vom Weg – pustet uns schließlich über einige Höhenrücken bis ins Örtchen Lincoln. Hier gönnen wir uns einen Ruhetag, mit sehr gutem Essen und einer Dusche. Zufällig sehen wir auch Deepwater, Candyman, Noday und Sofie wieder, mit denen wir in New Mexico oft gemeinsam gelaufen sind und die wir vor mehr als drei Monaten zuletzt getroffen hatten. Große Wiedersehensfreude auf allen Seiten….

Außerdem buchen wir am Computer der örtlichen Bücherei unseren Rückflug. Am 1.10. werden wir in Frankfurt landen. Die Zeit scheint uns nun unter den Händen zu zerrinnen.

Am Abend hitchen wir zu fünft wieder zum Rogers Pass. Außer uns und Ranger sind noch Footprint und Lapsang dabei. Es ist die verrückteste Mitfahrgelegenheit bisher. Wir hocken alle auf einem großen Schlauchboot, das auf der offenen Ladefläche eines Pickup befestigt ist.

Hitch-hiken auf einem Schlauchboot…

Am Pass übernachten wir dann in der Jurte von Trailangel River. Das große Zelt ist fürstlich ausgestattet, mit Teppich, weicher Matratze, Decken und echten Kopfkissen. Einfach phantastisch.

Übernachtung in der Jurte des “Hiker-heaven“

Der nächste Morgen ist kalt und grau, ein eisiger Wind weht. Doch uns wird schnell warm, denn es geht ca. 1000 Meter den Berg hoch zur Divide. Den ganzen Tag laufen wir über die Wasserscheide, es geht ständig kräftig hoch und runter. Am Abend haben wir dann ca. 2500 Höhenmeter bergauf geschafft und sind doch etwas müde. Das Wetter hat sich ab mittags dramatisch verbessert. Die Sonne scheint und der kalte Wind ist weg. Doch nachts wird es wieder bitter kalt und die Zelte sind morgens mit Eis verzuckert.

Es folgen zwei wunderschöne Spätsommertage mit strahlend blauem Himmel und idealen Temperaturen fürs Wandern. Nachts schlafen wir nochmals ohne Zelt und genießen eine klare Nacht. Die Milchstraße und unzählige Sterne glitzern. Auch wenn die Schlafsäcke morgens außen angefroren sind, innen drin ist es mollig warm.

Dreamwalker genießt Aussichten von der Divide

Fast 50 Kilometer laufen wir durch ein großes Waldbrandgebiet, wo ein Feuer vor ca. 6 bis 7 Jahren gewütet haben muss. Noch immer gibt es hier nur kahle, verkohlte Bäume, es sieht sehr traurig aus. Für die Tiere fallen so auch große Areale an Lebensraum weg.

Das Werk von Waldbrand und Borkenkäfer

Es geht nochmals steil hoch und dann durch schöne und endlich grün bewaldete Bergtäler mit kristallklaren Flüssen hinunter zum Benchmark Trailhead. Von dort fahren wir in das nette Kleinstädtchen Augusta. Wir bleiben einen Tag hier und essen und essen und ….

Ungefähres Höhenprofil der Wanderstrecke zwischen Anaconda und Augusta
Ungefähres Höhenprofil der Wanderstrecke zwischen Anaconda und Augusta

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert