Lago Atitlan

Guatemala – Vulkane und Kolonialstädte im Hochland (3. – 18.12.2024)

3.12.2024 Wanderung zum Vulkan Santiguito

Wir sind noch auf unserem Stellplatz in dem kleinen Dorf bei Quatzaltenango. Heute stehen wir gemeinsam mit den Hühnern kurz vor Sonnenaufgang auf. Ein belebender Tee muss reichen, dann geht es zu einer kleinen Wanderung zum Mirador des Vulkans Santiguito. Der Weg bis zum Aussichtspunkt ist insgesamt nur 8 Kilometer lang bei 480 Höhenmetern. Doch da wir uns heute noch für die geplante Besteigung des 3.852 m hohen Vulkans Santa Maria akklimatisieren müssen, ist es genau die richtige Tour.

Unser „Basislager“ im Hinterhof von Don Alberto

Wir starten also schon kurz nach 6 Uhr, um die noch wolken- und windarme Zeit zu nutzen. Eine Meute von 4 Hunden begleitet uns ein Stück. Zunächst geht der Pfad eine Stunde relativ steil zwischen Feldern an den Flanken des Vulkans Santa Maria aufwärts. Schon ab Sonnenaufgang arbeiten die Bauern auf ihren Feldern. Mais, Weißkohl, Zwiebeln und Kartoffeln werden von Hand angebaut.
Wegen der Höhe lassen wir es langsam angehen, kommen aber trotzdem gut ins Schnaufen. Dann biegen wir auf einen Seitenweg ab und laufen noch ca. 30 Minuten bis zum Aussichtspunkt. Der Himmel ist klar und wir freuen uns über die wärmende Sonne, die gerade hinter dem Berg hervor kommt, denn im sehr stürmischen Wind ist es kalt. Gut, dass wir Regenhose, Mütze und Daunenjacke als Windschutz dabei haben.

Vulkan Santiaguito
Vulkan Santiaguito
Aktiver Vulkan Santiaguito
Asche-Eruption am Vulkan Santiaguito

Was für eine Aussicht. Direkt uns gegenüber liegt auf gleicher Höhe der rauchende Krater des aktiven Vulkans Santiguito. Alle 20-30 Minuten gibt es eine Eruption, bei der heiße Dämpfe und jede Menge Asche ausgestoßen werden. Absolut faszinierend! Lange genießen wir das spektakuläre Schauspiel, bevor wir leicht durchgefroren wieder absteigen. Am Auto gibt es gegen 11.30 Uhr ein verspätetes Porridge-Frühstück mit einer Ananas. Das Aroma von den am Markt oder Straßenrand gekauften Früchten und Gemüse ist einfach köstlich.

Den Rest des Tages verbummeln wir auf unserem Stellplatz, planen die letzten zwei Wochen unseres gemeinsamen Aufenthaltes und sind ansonsten einfach nur faul.

4.12.2024 Wanderung zum Vulkan Santa Maria

Wir bleiben noch einen weiteren Tag auf unserem Stellplatz. Wieder klingelt der Wecker in aller Frühe, heute jedoch schon um 4 Uhr. Ein nahrhaftes Frühstück gönnen wir uns sogar zu dieser nachtschlafenden Zeit, denn heute geht es auf den erloschenen Vulkan Santa Maria. Der Weg zum ca. 3810 m hohen Gipfel beginnt direkt an unserem Übernachtungsplatz und bewältigt auf nur 4 Kilometern rund 1300 Höhenmeter, davon 1000 Höhenmeter auf den letzten 2 Kilometern. Also eine ganz schöne Herausforderung für zwei nicht-akklimatisierte, konditionsschwache Senioren.

Vulkan Santa Maria bei Quetzaltenango
Vulkan Santa Maria bei Quetzaltenango

Man soll früh aufbrechen, da ab Mittag die großartige Fernsicht durch Wolken beeinträchtigt wird. Also stiefeln wir um 5 Uhr mit Stirnlampen los. Zuerst geht es den uns schon von der gestrigen Tour bekannten Weg eine Stunde durch die Felder hoch. Über uns ein funkelnder Sternenhimmel, im Tal das glitzernde Lichtermeer der Stadt. Dann biegen wir ab zum Trail auf den Vulkan. Kurz nach 6 Uhr ist es hell genug, um ohne Stirnlampe zu laufen. Der Weg ist leicht zu verfolgen, man muss nur der Müllspur nachgehen. Auch Wanderer lassen alles, was sie nicht mehr brauchen, einfach fallen.

Quetzaltenango
Quetzaltenango

Zunächst steigt der Weg stetig, aber maßvoll an. Als wir in die Zone des Nebelwaldes kommen, wird der lehmige Pfad schlechter, sehr viel steiler und vor allem rutschiger. Große Bäume, behangen mit langen Bartflechten, schaffen im Licht der aufgehenden Sonne eine märchenhafte Stimmung. Nachdem die Randzone des Vulkans erreicht ist, beginnt der beschwerliche Aufstieg an den Flanken des Berges. Der Pfad wird immer steiler und ausgewaschener. Lehm verklebt das Profil unserer Schuhsohlen. Eine sehr rutschige Angelegenheit, die Wanderstöcke sind sehr hilfreich. Ständig müssen wir uns kniehohe Felsstufen hochstemmen. Das kostet Kraft. Schließlich wandern wir durch Kiefernwald. Die Kombination aus Kiefernnadeln und nassem Lehm ist eine Herausforderung. Nun windet sich der Pfad über Wurzeln und Felsblöcke hinauf, beim Klettern müssen die Hände unterstützen.

Es ist ein heftige Schinderei in der dünnen Luft. Das geht nicht nur auf die Atmung, sondern auch auf das Gleichgewichtsgefühl und die Konzentration. Schrittweise quälen wir uns hoch. Zeitweise bin ich kurz davor die Tour abzubrechen. Der Körper signalisiert klar „aufhören“, aber der sture Wille ist letztlich stärker. Nach scheinbar endlosen 4,5 Stunden stehen wir auf dem Gipfel – großes Glücksgefühl und echter Stolz, den inneren Schweinehund besiegt zu haben.

Blick vom Gipfel des Vulkans Santa Maria auf die Vulkane bei Antigua
Blick vom Gipfel des Vulkans Santa Maria auf die Vulkane bei Antigua

Was für eine Aussicht über den weiten Altiplano, das Kernland Guatemalas. Winzig klein liegt Quatzaltenango 2000 Meter unter uns, ein Blick wie aus dem Flugzeug. Im Norden sind die Vulkane bei der Laguna Atitlan und der Stadt Antigua zum Greifen nahe, immer wieder sehen wir von dort die Ascheeruptionen des El Fuego, der 1978 zuletzt ausgebrochen war. Auch der unter uns liegende Vulkan Santiguito, den wir bereits gestern beobachtet haben, stößt in regelmäßigen Abständen beeindruckende Wolken aus.
Überraschender Weise ist es auf dem baumfreien Gipfel fast windstill und ausreichend warm, um es sich im Gras gemütlich zu machen. Leider ist auch hier alles übersät mit Abfall. Aber auch viele Blumensträuße und Kerzen stehen an geschützten Stellen zu einem Altar aufgebaut und wir sehen einige Einheimische davor singen und beten.

Quetzaltenango
Quetzaltenango

Über eine Stunde genießen wir unser Gipfelglück. Dann geht es an den Abstieg, der ebenfalls sehr anstrengend ist und in die Gelenke geht. Bergab klettern ist oft schwieriger als hinauf, vor allem bei der Mischung aus glitschigen Lehm und Fels. Total platt sind wir nach 3 Stunden wieder im Tal. Ein starker Tee und eine gewaltige Portion Nudeln sind nun genau richtig. Schon gegen 19 Uhr liegen wir im Schlafsack. Trotz der großen Anstrengung, diese Wanderung hat sich gelohnt!

5.- 6.12.2024 Chichicastenango

Oh je, wie spüren wir heute unsere gestern so gequälten Beinmuskeln. Wie gut, dass sie sich den ganzen Vormittag im Auto ausruhen dürfen. Unsere Fahrt bringt uns in ca. 2 Stunden nach Chichicastenango. Ungefähr zwei Drittel der Strecke fahren wir sehr komfortabel auf der zweispurigen, autobahnähnlichen Panamerikana. Allerdings muss man auch hier stets aufpassen, denn es gibt wieder einmal sehr tiefe, große Schlaglöcher und natürlich in den Orten die beliebten Tumulos. Wieder staunen wir über den Fahrstil der kunterbunten Busse, die nur Vollgas kennen. Richtungsänderungen werden statt mit dem Blinker durch Handzeichen angezeigt. Beim Rechtsabbiegen übernimmt das ein Beifahrer, der sich bei Höchstgeschwindigkeit todesmutig aus der stets geöffneten Tür hinauslehnt und mit dem Arm winkt.

Die Straße bringt uns hinauf in die Berge, der höchste Punkt liegt bei stolzen 3000 Metern. Nachdem wir von der Schnellstraße abgebogen sind, kurven wir mit nur ca. 40 km/h in engen Kurven bergauf und bergab bis Chichicastenango. Die Fahrt durch die engen Straßen quer durch die Stadt ist wie immer abenteuerlich. Wir sind wieder einmal sehr froh, solch ein kleines Auto zu haben.
Unser Campingplatz liegt sehr ruhig im Grünen am Stadtrand. Wir sind die einzigen Gäste. Bis ins Zentrum ist es nur eine Viertelstunde zu Fuß. Dann sind wir auch schon mittendrin im kunterbunten Wochenmarkt von Chichicastenango, der der größte und schönste von Guatemala sein soll. Und es ist wirklich phantastisch hier. Auf dem Obst-und Gemüsemarkt ist die Ware kunstvoll aufgetürmt, die Fleischstände finden wir weniger appetitlich.

Markt in Chichicastenango
Markt in Chichicastenango

Eine wahre Augenweide dagegen ist dagegen das Angebot der Stoffe und traditionellen Kleidung. Mit leuchtenden Naturfarben werden wahre Kunstwerke gewebt und gestickt. Die in Straßenbild überall übliche Tracht der Frauen ist in dieser Region ein dunkler Wickelrock mit besticktem Gürtel und Bluse. In kunterbunten Tüchern werden Lasten oder Babies auf dem Rücken getragen. Und natürlich gibt es viel Musik und unzählige Imbissstände. Kinder werden am Straßenrand gestillt, die Oma mit dem schrumpeligen Gesicht einer Trockenpflaume hält ein Nickerchen, eine Gruppe Männer mit markigen Lederstiefeln und weißen Cowboyhüten diskutiert lautstark, Straßenhunde klauben Essensreste aus Plastiktüten, die Händler preisen temperamentvoll ihre Waren an. Überall wuselt das Leben, ganze Großfamilien sind unterwegs und auch einige Touristen.

Markt in Chichicastenango
Markt in Chichicastenango

Selbst der Tod ist ein buntes, lebensfrohes Event. In der Kathedrale Santo Tomas ist gerade eine Trauerfeier zu Ende. Der violett und gelb bemalte Sarg wird aus der Kirche quer über den Markt getragen, begleitet von den fröhlichen Klängen einer Blaskapelle und den munter schwatzenden Angehörigen des Verstorbenen. Kurze Zeit später folgt die zweite Bestattung, jedoch offensichtlich eine preiswertere Version. Denn es gibt weder Trauerfeier und noch Musikkapelle. Der hellblaue Sarg wird nur kurze Zeit auf den Treppen am Kircheneingang aufgestellt und dann unter musikalischer Begleitung aus einem voll aufgedrehtem Ghettoblaster über den Markt zum Friedhof gebracht. Selfies und Videos per Handy werden aber immer ausgiebig gemacht. Auf den Stufen hinauf zur Kathedrale brennen Weihrauch und Lebensmittel als Opfergaben. So vermischen sich Maya-Riten und christlicher Glaube.

Es gibt so viel zu sehen und zu beobachten. Wir sind begeistert und verbringen den ganzen Nachmittag auf dem Markt.

Friedhof in Chichicastenango
Friedhof in Chichicastenango

Auch am folgenden Tag erkunden wir die Stadt. Den Vormittag verbringen wir auf dem Friedhof, der mit seinen kunterbunten Grabstätten sehr interessant ist. So fröhliche Gräber gibt es in Europa nicht. Spannend auch die benachbarte Kultstätte der Maya, wo spirituelle Rituale mit viel Gesang, Weihrauch und Opfergaben abgehalten werden. Anschließend besuchen wir nochmals den Markt, der aber heute sehr viel kleiner ist. Nur donnerstags und sonntags ist großer Markttag. Touristen sehen wir jetzt keine.

Opferstätte der Maya in Chichicastenango
Opferstätte der Maya in Chichicastenango

Morgen ist eine Fiesta, man feiert „die Verbrennung des Teufels“. Dafür ist auf dem Hauptplatz vor der Kirche St.Tomas bereits eine Musikbühne aufgebaut. Eine Kapelle spielt schon heute in einer Lautstärke, deren Bässe den Magen zum Schwingen bringt. Wahnsinn. Im Restaurant San Juan nicht weit von Markt gönnen wir uns ein sehr gutes Mittagessen und werden zusätzlich mit der Marimbamusik vom Kirchplat „verwöhnt“, die bis hierher dröhnt. Am frühen Nachmittag sind wir wieder auf unserem Campingplatz. Gestern war es noch ein ruhiges Paradies, doch nun tobt auch hier der Wahnsinn, denn im einige hundert Meter entfernten Sportstadion wird gefeiert und es dröhnt ohne Unterbrechung Musik in einer Lautstärke, die jegliche Unterhaltung unmöglich macht. Auch Oropax bringen keine Erleichterung. Abends nach Einbruch der Dunkelheit kommt unser Campingplatz-Host und teilt uns mit, müssten wir morgen früh bis spätestens 8 Uhr den Platz verlassen, weil danach die Zufahrt durch die Festaktivitäten gesperrt sei. Die sind schon cool drauf hier. Nach 8 Stunden Dauerbeschallung bis tief in die Nacht sind wir ziemlich fertig.

7.12.2024 Zur Laguna Atitlan

Trotz der kurzen Nacht sind wir schon kurz nach Sonnenaufgang wieder auf den Beinen, um ungehindert vom Fiestabetrieb den Campingplatz verlassen zu können. Gefrühstückt wird später in aller Ruhe auf einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt. Wieder leistet uns ein anhänglicher Straßenhund Gesellschaft. Auch wenn es bei uns Vegetariern für ihn nichts Gutes zu essen gibt, ist er für ein paar Streicheleinheiten sehr dankbar.

Wir fahren auf schon bekannter Route durch die Berge zurück zur Panamerikana und dann weiter Richtung Quetzaltenango. Nach einiger Zeit biegen wir ab auf eine schmale, kurvenreiche Straße zur Laguna Atitlan. Unser Ziel ist der kleine Ort San Marcos de la Laguna. Die letzten 8 Kilometer stürzt sich das Sträßchen mehr als 1000 Höhenmeter runter zum See. Die endlosen Haarnadelkurven sind unglaublich eng und steil, manche kann unser Landcruiser nur in zwei Zügen mit Rückwärts setzen bewältigen. Das sind immer kitzelige Momente, da hier einfach immer mit Vollgas gefahren wird. Sogar diese engen Kurven werden geschnitten, obwohl man den Gegenverkehr absolut nicht sehen kann.

Vulkane am Lago Atitlan
Vulkane an der Laguna Atitlan

Die Laguna Attitlan ist einfach phänomenal schön. 3000 Meter hohe Vulkane säumen den blauen See, an den steilen Ufern kleben einige wenige Orte wie Schwalbennester. San Marcos ist eines dieser idyllischen Dörfer und Lieblingsziel alternativ-angehauchter Backpacker, die hier esoterische Energien in sich aufnehmen. Yoda windet sich wieder durch enge, steile Gassen und schließlich am Ortsende noch einen Kilometer über eine staubige Piste. Dann stehen wir vor dem nicht beschilderten Eingangstor zur Ferienanlage Pasaj Cap.

Oberhalb des Sees hat sich hier ein französisches Paar ein kleines Paradies geschaffen. Im terrassenförmigen, tropischen Garten sind mehrere luxuriöse Wohnungen und 11 Stellplätze für kleine RV verteilt. Der Blick über den See hinüber zu den großen Vulkanen auf der Südseite ist nicht zu überbieten. Es gibt überdachte Sitzgelegenheiten, supersaubere Sanitäranlagen mit warmen Duschen und sogar eine eigene Bootsanlegestelle für die öffentlichen Fährboote über den See. Da hat uns iOverlander wieder einmal einen super Tipp gegeben. Das Klima ist mit 22-25 Grad bei geringer Luftfeuchtigkeit sehr angenehm. Hier werden wir einige Zeit bleiben.

Lago Atitlan
Blick über die Laguna Atitlan

Mittags laufen wir zum nahen San Marcos. Der Ort ist natürlich im unteren Bereich am See total touristisch. Überwiegend jüngere Backpacker zwischen 20 und 30 schlendern durch die engen, verkehrsfreien Gassen. Es gibt ein großes Angebot schöner Gartenrestaurants, Yoga-Schulen, Massagen, Meditationskurse, Hostels und Cafés. Alles sehr schön inmitten tropischer Gärten gelegen. In der German Bakery gönnen wir uns richtig guten Kuchen mit Kaffee und nach langer Zeit ein echtes Sauerteigbrot. Wunderbar.

8. – 13.12.2024 Urlaub in San Marcos

An unserem ersten Urlaubstag unternehmen wir eine längere Wanderung entlang des Sees. Von unserem Anleger an Campingplatz können wir eines der ca. alle 20 Minuten fahrenden Boote per Handzeichen rufen. Die Motorboote sind das wichtigste Verkehrsmittel zur Verbindung der Orte am See und im Vergleich zu einer Autofahrt über die kurvigen Sträßchen unschlagbar schnell. Denn auch die Kapitäne kennen nur „Vollgas“. Zu unserem Ziel, dem Ort Santa Cruz, gibt es von San Marcos aus gar keine Straße. Erst vom Boot aus kann man die vielen herrlichen Villen sehen, die sich in den grünen Steilhängen am Seeufer verstecken. Hier haben wohl die sehr Reichen aus der nicht weit entfernten Hauptstadt ihre Landhäuser. Jetzt wird auch klar, warum es in der Nähe einen Hubschrauberlandeplatz gibt. Von Santa Cruz aus gibt es einen Fußpfad oberhalb des Sees, den wir mit vielen steilen Auf und Ab ca. 10 Kilometer zurück nach San Marcos folgen. Immer wieder genießen wir wunderschöne Ausblicke über den See, eine sehr schöne Tour. Am frühen Nachmittag sind wir wieder zurück am Campingplatz.

San Marcos am Lago Atitlan
San Marcos de la Laguna

Am zweiten Tag fühlen wir uns schon wie zu Hause in unserer paradiesischen Domizil. San Marcos ist einer dieser Orte, an denen sich das Leben einfach leicht und schön anfühlt. Vorausgesetzt, man hat die nötigen Finanzmittel, denn auch hier gibt es abseits der Touristenmeile sehr arme Dorfviertel. Kein Wunder, dass sich hier so viele Ausländer für längere Zeit niederlassen. Eine Kanadierin wohnt schon monatelang in unserer Ferienanlage, die eigentlich begrenzte Aufenthaltsdauer kann sie in einer Agentur im benachbarten San Pedro gegen eine Gebühr von 100 Dollar verlängern. Easy living.

Pasaj Cap am Lago Atitlan
Unser Stellplatz in Pasaj Cap bei San Marcos

Der Tag beginnt mit einem rosaroten Sonnenaufgang über dem See, bequem vom Bett aus zu sehen. Danach kann man noch entspannt etwas lesen und duseln und ist dann bereit für ein sehr geruhsames Frühstück in unserer Palappa, mit Blick zu den drei Vulkanen auf der anderen Seeseite. Ein weicher Wind bei 24 Grad. Unser heutiges Arbeitsprogramm besteht aus einem Bummel in den Ort und zum Naturschutzgebiet auf dem Hügel Cerro Tzankujil. Hier hat man einen sehr schönen Blick und am felsigen Ufer tolle Badestellen im flaschengrünen, klaren See. Genau richtig, um sich nach dem Spaziergang abzukühlen. Danach geht’s noch zum Mittag in die German Bakery, am Bootsanleger erholen wir uns vom Essen, beobachten die Schiffe und schlendern dann nach Hause. Dort ist es schon Zeit für unseren Tee – und schwups, ist wieder ein wunderbarer Tag vorbei.

Unser Ausblick beim Frühstück – einfach ein Traum
San Pedro am Lago Atitlan
San Pedro de la Laguna

Am nächsten Tag erkunden wir einen weiteren Ort an der Laguna Atitlan. San Pedro befindet sich auf der gegenüberliegenden Seite des Sees und ist von San Marcos bequem in 15 Minuten mit dem Boot zu erreichen. Der Ort ist bei jungen Backpackern beliebt – und weiß Gott, das merkt man. Was für ein Rummel. In den Gassen herrscht ein Gewusel von Tuktuks, ein Restaurant, Andenkenladen und Tourenanbieter neben dem anderen. Die Angebote werden offensiv beworben, echte Kirmesstimmung. Besonders Abends scheint hier der Bär zu steppen. Hier würden wir es keine zwei Tage aushalten. Unser ruhiges, alternativ angehauchtes San Marco kommt uns da doch vergleichsweise wie ein Kurort vor. So sind wir froh, als wir nachmittags wieder zu Hause sind.

San Pedro am Lago Atitlan
Hafen in San Pedro

Nach so viel Aktivitäten machen wir die nächsten zwei Tage praktisch gar nichts. Wir haben den Luxus eines privaten Badestegs und bei ca. 20 Grad Wassertemperatur ist das Schwimmen im morgens spiegelglatten See vor der grandiosen Kulisse der Vulkane einfach wunderbar. Schön ist es auch am Bootsanleger von San Marcos, unserem Lieblingsplatz im Ort. Hier ist ein ständiges Kommen und Gehen der Boote und Fahrgäste. Immer wieder wundern wir uns über die manche Backpacker, die mit nacktem Oberkörper bzw. im Bikini durch den Ort laufen. Muss das denn sein? Eine Bande kleiner Knirpse hängt am Anleger herum und wartet auf Touristen mit schwerem Gepäck, denen sie sich als Kofferträger anbieten. Sogar einige Sätze Englisch können die ca. 8-10 Jahre alten Jungen. Wir amüsieren uns über ihre geschickte, charmante Art der Kundenwerbung – früh übt sich. Zum Mittag sind wir im „Hidden Garden“ in San Marcos. Das sehr schöne Restaurant einer Kanadierin liegt am Ortsrand. Man sitzt wunderschön in einem tropischen Garten mit live Musik, das Essen ist sehr gut. Die Preise entsprechen allerdings dem deutschen Niveau. Im Lokal sind ausschließlich jüngere europäische und amerikanische, wohlhabende Backpacker. Abends genießen wir die kunterbunt-flimmernde Weihnachtsbeleuchtung von San Marcos. Hier wird einiges geboten: von rot-grün flackernden Weihnachtsbäumen bis zu sich bewegenden strahlend weißen Rentieren.

Weihnachtsschmuck in San Marcos
Weihnachtsschmuck in San Marcos

So schön es auch ist, hier einige Tage Urlaub vom Reisen zu machen, auf Dauer fühlen wir uns nicht wohl in diesem Touristenghetto, das mit dem übrigen Land eigentlich gar nichts zu tun haben.

Am letzten Tag fahren wir wieder nach San Pedro und geben dem Ort eine Chance, noch einmal entdeckt zu werden. Nun erkunden wir den Stadtteil oberhalb der Hotelzone und entdecken einen sehr sehenswerten, bunten Ort mit einem tollen Markt, dem üblichen lebhaften Chaos in den Gassen mit Fußgängern und Tuktuks und einer grünen, prächtig weihnachtlich geschmückten Plaza vor der weißen Kirche. Keine Spur von Touristenrummel, das ganz normale Alltagsleben bestimmt das Straßenbild. In einem winzigen Comedor essen wir ausgezeichnet und preiswert. Ja, hier gefällt es uns nun plötzlich besser als in dem abgehobenen, gestylten San Marcos. Am Nachmittag gönnen wir uns noch einen sehr guten Kaffee in einer Kaffeerösterei, die Bohnen aus der eigenem Plantage verarbeiten. Der junge Eigentümer spricht fließend Englisch und so erfahren wir viel Interessantes über den Kaffeeanbau. Kurz nach 16.00 Uhr sind wir nach einem wilden Ritt über den stürmischen See wieder zu Hause.

14.12.2024 Fahrt nach Antigua

Heute verlassen wir nach einer Woche die Laguna Atitlán. Oberhalb von San Pedro genießen wir an einem Aussichtspunkt noch einmal den Blick über den See. Heute ist Samstag und es sind viele einheimische Besucher hier, um vor allem sich selber vor der schönen Kulisse zu fotografieren. Ein Fest für unsere neugierigen Augen.

Ich kann mir gar nicht vorstellen, schon in wenigen Tagen zurück ins winterlich-graue Deutschland zu reisen. Nicht nur Olaf, unseren Yoda und das ungebundene Leben auf Reisen, was ich so sehr liebe, werde ich unglaublich vermissen. Auch Zentralamerika mit seinen bunten Farben und dem Trubel überall, die freundlichen Menschen und der fast immer strahlend blaue Himmel, das wird mir fehlen.

Die Fahrt entlang der Nordseite des Sees dauert ewig. Auf den sehr engen, gewundenen Straßen bergauf und -ab schaffen wir nicht mehr als 40 km/h im Durchschnitt. Aber das macht gar nichts, denn es gibt viel zu sehen: lebhafte, völlig untouristische Orte mit bunten Märkten und herrliche Strecken durch die Berge mit Blick auf die großen Vulkane. Bis hoch hinauf an den steilen Hängen wird neben Mais und Bananen vor allem Kaffee angebaut. Eine besondere Überraschung ist die (harmlose) Furt durch einen Fluss, da die nebenstehende Brücke schon seit längerem defekt ist.

Patzún und Patzicia sind lebendige Kleinstädte mit dem üblichen Verkehrschaos. Aber mittlerweile haben wir durch Erfahrung gelernt, dass die Route für den Durchgangsverkehr an vielen Stellen ganz simpel mit roten oder weißen Pfeilen gekennzeichnet wird, die auf Kniehöhe auf Masten oder Hausmauern gemalt sind. So spart man eine Menge teurer Schilder. Hinter Patzicia kommen wir schneller voran, wir fahren sogar wieder einige Kilometer auf dem vierspurigen Panamerikana-Highway.

Die Gegend wird nun immer städtischer. An den großen Kreuzungen tauchen Mac Donalds und Co auf. In einem auf sterilen, auf Hochglanz gestylten Supermarkt kurz vor der Innenstadt von Antigua gehen wir einkaufen und fühlen uns fast wie in Amiland. Uns lockt der sonst nicht erhältliche Joghurt hierher, aber was für ein irrer Kontrast zu den sonst üblichen Märkten oder Tante-Emma-Läden.

In Antigua rollen wir zum Übernachten auf den Parkplatz von „Verde Eventos“. Auf dem parkähnlichen Gelände werden Flächen für Feierlichkeiten vermietet. Heute finden zwei Hochzeitsfeiern statt. Im Laufe des Abends fahren viele teure Autos vor, denen elegant gekleidete Gäste entsteigen. Bis um Mitternacht wird mit lauter Musik und Feuerwerk gefeiert. Unser Parkplatz ist eine gepflegte Rasenfläche, man steht hier sehr gut. Wenige Meter entfernt gibt es eine saubere Toilette sowie eine einfache und natürlich kalte Dusche. Das Altstadtzentrum ist nur einen Kilometer entfernt.

15. – 16.12.2024 Antigua

Das Wetter hat sich deutlich verändert. Es ist unter 20 Grad und die Wolken hängen so tief, dass man vom Vulkan Acatenango, der sich 2000 Meter hoch hinter der Stadt in den Himmel reckt, nichts sieht. Leider auch nicht bei dem berühmten Blick durch den Steinbogen Arco de Santa Catalina, der fast jeden Reiseführer von Guatemala schmückt.

Antigua
Arco de Santa Catalina In Antigua

Wir bummeln den ganzen Tag durch die vollständig erhaltene Kolonialstadt, die als UNESCO Welterbe komplett unter Denkmalschutz steht. Antigua ist so etwas wie Rothenburg o.d. Tauber oder Schloss Neuschwanstein in Deutschland, also der Touristenmagnet des Landes. Entsprechend viel ist hier los und das Preisniveau ist sehr hoch. Die Altstadt besteht natürlich fast ausschließlich aus Hotels, Andenkenläden, Cafés und Restaurants.

Antigua
Antigua
Antigua mit dem Volcan de Agua
Antigua mit dem Volcan de Agua

Trotz des Rummels gefällt uns die Stadt sehr gut. Die bunten, eingeschossigen Häuser mit den schönen Erkern und die kerzengeraden Straßen mit Kopfsteinpflaster haben eine ganz besondere Atmosphäre. Besonders die zentrale Plaza hat es uns angetan, hier kann man ewig sitzen und den Strom von Besuchern und Händlern vorbei ziehen lassen. Auffällig sind die vielen offensichtlich sehr wohlhabenden Guatemalteken, die in schicker Designerkleidung flanieren, wahrscheinlich sind das Wochenendausflügler aus der nahen Hauptstadt. Ja, es gibt auch einige ziemlich reiche Menschen in Guatemala. Das sehen wir beispielsweise auch, als wir die Ruinen des großen Klosters Santo Domingo besichtigen, die nun in einem Nobelhotel integriert sind. Hier laufen gerade die aufwändigen Vorbereitungen zu einer „Quinceanera“, dem 15.Geburtstag eines Mädchens, der in vielen Ländern Lateinamerikas glanzvoll begangen wird. Das Geburtstagskind ist wie eine Märchenprinzessin gekleidet und das Ganze erinnert an eine Krönungsfeier.

Zentraler Platz in Antigua
Zentrale Plaza in Antigua

An unserem zweiten Tag in Antigua ist der Himmel wieder blau, wie es sich gehört. Auch die drei Vulkane rings um die Stadt sieht man nun vollständig. Besonders beeindruckt uns der nur 18 Kilometer entfernte, aktive Vulkan Fuego, der in kurzen Abständen große Aschewolken ausstößt.

Blick von Antigua auf den aktiven Vulkan Fuego
Blick von Antigua auf den aktiven Vulkan Fuego

Am Vormittag führt unser Weg zuerst zum Busbahnhof, denn wir haben eine echte Leidenschaft für die prächtigen Überlandbusse entwickelt. Die alten US-amerikanischen Schulbusse sind farbenfroh und phantasievoll lackiert, immer blitzsauber-blinkend und oft mit tollen Bildern oder frommen Sprüchen verziert. Zur Weihnachtszeit werden auch viele festlich geschmückt. Und auf dem Busbahnhof, der nur wenige hundert Meter von unserem Stellplatz entfernt liegt, können wir nun diese mächtigen Dinosaurier der Straße in all ihrer Pracht bewundern. Olaf verfällt in einen wahren Fotorausch, es ist ein richtiges Fest für ihn. Auch die Busfahrer freuen sich, dass ihre chromblitzenden Lieblinge bei den Gringos solche Begeisterung hervorrufen.

Busbahnhof von Antigua
Busbahnhof von Antigua – Residenz der „Kings of the road“

Anschließend geht es auf den großen Wochenmarkt direkt nebenan. Wir tauchen wieder ein in das so lieb gewonnene Chaos aus den unterschiedlichsten Bildern, Geräuschen und Gerüchen. Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Blumen, Kleidung, Schuhe, Elektrogeräte, Haushaltswaren werden angepriesen. Es gibt einfach alles und das preiswert. Hier kaufen also die ganz normalen Leute ein, die es in Antigua auch gibt. Etwas außerhalb des Stadtkerns entdecken wir ein weiteres Kleinod: eine altertümliche Bäckerei mit kleiner Cafestube daneben. Zu unglaublich günstigen Preisen gibt es hier superguten Kuchen, Brot, Kaffee und auch selbst gemachte Schokolade. Die Panaderia San Antonio lo de cuchi-cuchi gibt es seit mehr als 80 Jahren. Eine echte Institution in Antigua, die vom Touristenstrom Gott sei Dank verschont geblieben ist.

Souvenirverkäuferin in Antigua
Souvenirverkäuferin in Antigua

Kreuz und quer bummeln wir wieder durch die Straßen und die zentrale Plaza. Heute herrscht deutlich weniger Trubel und Autoverkehr als am gestrigen Sonntag. Ganz bewusst genieße ich noch mal die besondere Atmosphäre der Stadt, denn heute ist der letzte Reisetag für mich. Als kleines Trostpflaster gönnen wir uns ein gutes Mittagessen im vegetarischen Restaurant Samsara.
Am späten Nachmittag sind wir wieder an unserem Stellplatz. Jetzt ist Packen angesagt.

17.12.2024 Letzter Tag

Nun ist also für mich der letzte Tag in Guatemala angebrochen. Wenn alles gut geht, werde ich hoffentlich in einigen Wochen wieder zurück sein, um gemeinsam mit Olaf und Yoda unsere große, wunderbare Reise fortzusetzen.

Noch einmal geht es vormittags in die Stadt zum Kaffeetrinken in die herrliche Bäckerei San Antonio. Danach fahren wir über eine extrem steile Kopfsteingasse hinauf zum Aussichtspunkt Cerro de la Cruz. Eine irre Steigung, wir haben das Gefühl, dass wir gleich nach hinten überschlagen. Klar, Google hat uns mal wieder die kürzeste und „spannendste“ Strecke gelotst. Der Blick auf die Stadt zu unseren Füßen lohnt auf alle Fälle.

Weiter geht es dann durch die Berge Richtung Guatemala City. Am frühen Nachmittag sind wir in einer Overlander-Autowerkstatt, wo Yoda nach meiner Abreise einen Checkup bekommen soll. Leider ist der Chef nicht da, obwohl wir natürlich als ordentliche Deutsche einen Termin gemacht haben. Es ist ihm halt was dazwischen gekommen, ganz normal. Aber sein Mitarbeiter fängt schon mal an die Räder abzuschrauben, um die Bremsbeläge zu prüfen. Blöd, dass er keine Ahnung hat, wie das bei einem Landcruiser geht. Eine Schraube bricht dabei, es ist aber Ersatz da. Olaf beaufsichtigt alles und leidet.

Wartung des Landcruisers bei SPEC Garage GT in der Nähe von Antigua
Wartung des Landcruisers bei SPEC Garage GT in der Nähe von Antigua

Am Nachmittag ist Yoda wieder fahrbereit. Wir brechen nach Guatemala-Stadt auf. Der Verkehr dort ist aberwitzig. Jeder fährt wie er gerade mag, untermalt von pausenlosem Hupen. Selbst eine rote Ampel ist nur eine Empfehlung für die zahllosen Motorräder, die sich todesmutig zwischen den Autos durchschlängeln. Unser Navi lockt uns zuverlässig in den Gegenverkehr von Einbahnstraßen oder Abbiegeverbote. So kurven wir mit etlichen Umwegen zum Großeinkauf beim Walmart und anschließend im Dunkeln auf die zum Übernachten ausgewählte relativ ruhige Straße. Olaf ist in dem Chaos mal wieder die Ruhe selbst, absolut bewundernswert.

18.12.2024 Rückreise

Vor dem Wecker sind schon die Hühner wach. Ja, auch in der Hauptstadt wird man vom Hahnenschrei geweckt. Um kurz nach 5.30 Uhr liefert Olaf mich nach einer weiteren spannenden Fahrt am Flughafen ab und fährt direkt wieder zurück zur Werkstatt, um sich dort den Herausforderungen der lateinamerikanischen Automechanikerkunst zu stellen.

Natürlich ist auch hier die Beschilderung rudimentär, wir landen bei der Ankunftsebene. Doch ein supernetter Parkplatzwächter bringt mich höchstpersönlich durch das Treppenhaus der Parkhauses zum richtigen Eingang, denn Wegweiser für Fußgänger gibt es auch nicht. Ohne die gegenüber dummen Gringos stets hilfsbereiten und freundlichen Einheimischen wäre man auch hier wieder mal arm dran.

Mein Flug ist pünktlich und am späten Vormittag lande ich in Mexiko in Cancun. Einreise, Gepäckausgabe und Zoll dauern fast 2 Stunden. Auch mein großer Rucksack wird kontrolliert. Allerdings verliert der Zöllner beim Auspacken meines Schlafsacks die Lust und winkt mich dann durch. Jedenfalls muss man viel Zeit mitbringen. Der kurze Fußweg zum Hilton tut gut, trotz drückender Schwüle und Nieselregen bei 39 Grad. Erst am Nachmittag kann ich auf mein Zimmer und hänge dann am Pool ab. Das gigantische Frühstücksbüffet anderntags beschäftigt mich 2 Stunden lang. Und dann heißt es warten, in der Hotellobby und am Flughafen, bis abends mein Flug endlich um 22.35 mit 2 Stunden Verspätung beginnt.