Nur ungerne verlassen wir am 9.5. das Toaster House.
Der Ruhetag dort war wirklich sehr schön. Es waren 20 Hiker aus 8 Nationen mit uns dort, viele kannten wir bereits von den vorherigen Etappen. Es wurde viel erzählt und vor allem viel gegessen.
Nita, unsere Gastgeberin, versorgt alle Wanderer und Radfahrer mit Essen und Getränken. Wir fallen vor allen über das frische Obst und Gemüse her. Alles ist kostenlos, aber natürlich hinterlässt jeder einen Beitrag in der Spendenbox.
Von Pie Town aus führt uns eine unendlich lange Schotterstraße durch dürres Farmland nach Norden.
Wir laufen auf ihr an einem Tag 45 Kilometer und zelten nach 13 Stunden in der weiten Prärie. Nachts hören wir Kojoten am Camp heulen.
Eine willkommene Mittagsrast hat uns an diesem heißen Tag der schattige Garten der Thomas’s Ranch geboten, wo Wanderer kühles Wasser bekommen und außerdem einen Wassereimer zum Kühlen der heiß gelaufenen Füße. Diese vollkommen selbstverständliche Hilfsbereitschaft und Herzlichkeit der Trailangel beeindruckt uns immer wieder.
Am nächsten Tag erreichen wir nach einer Stunde den Highway 117.
Den ganzen Tag folgen wir der Asphaltstraße. Es ist glühend heiß, kein Schatten weit und breit und bald brennen unsere Füße wie Feuer. Nein, das macht definitiv keinen Spaß. Unterwegs versorgt uns eine Autofahrerin mit Wasser, ansonsten sind wir auf Viehtränken im Abstand von 15 bis 20 Kilometern angewiesen, aus denen wir die braune Brühe mühsam filtern müssen. Das dauert oft mehr als eine Stunde.
Erst am frühen Abend und nach über 30 Kilometern kommen wir wieder auf einen Wanderweg. Der Bonita-Zuni-Trail, dem wir die nächsten 2 Tage folgen, entschädigt für die langen Straßenetappen.
Es geht zunächst durch die großen Lavafelder des Malpais. Das Laufen ist zwar sehr beschwerlich, aber durch welche bizarre Welt werden wir geführt! Gigantische zähflüssige Lavamassen haben Wälle aufgetürmt und wahre Canyons geschaffen.
Dazwischen wachsen winzige Kiefern und blühende Kakteen. Gut, dass wir hier in den kühlen Morgenstunden wandern. Das dann folgende Bonitatal ist dagegen ein liebliches weites Tal mit herrlichem blaugrünem Gras und stattlichen Bäumen, in deren Schatten man gut die Mittagshitze übersteht. Schließlich erreichen wir den dramatisch schönen Zuni Canyon, dessen steile Wände ca. 80 Meter in den wie üblich knallblauen Himmel ragen. Hier laufen wir leider wieder auf groben Schotter.
Am nächsten Tag erreichen wir morgens die Stadt Grants, die eigentlich nur eine große Ansammlung von zufällig nebeneinander stehenden Gebäuden ist. Es sind die üblichen “Arbeiten“ zu erledigen: Duschen, Wäsche waschen, Post office und per Internet Kontakt zu den Lieben daheim aufnehmen. Und natürlich so viel wie möglich essen!
Der nächste Tag führt uns hinauf auf den 3.300 m hohen Mount Taylor. Es geht zunächst über die Mesa, tafelbergartige Hochebenen, und dann durch herrlich schattigen, kühlen Pinienwald stetig bergauf. Wir genießen die klare Bergluft, auch unsere Füße sind endlich nicht mehr von der Hitze geschwollen. Die letzten 300 Höhenmeter sind steil, dann stehen wir japsend und überglücklich auf dem Gipfel. Eine gigantische Aussicht belohnt die Mühe. Es ist ein Blick wie in eine andere Welt. Hier ist alles grün und frisch, die unten liegende ausgedörrte Ebene erscheint wie die Oberfläche des Mars. Wir genießen trotz eisigen Windes den Sonnenuntergang und übernachten geschützt in einem Kiefernwäldchen am Gipfel.
Der Abstieg führt durch Almwiesen, fast wie im Allgäu, und dann über die lichten Kiefernwälder der Mesa. Herrlich ist der Weg unmittelbar an der Abbruchkante der Mesa mit weiten Ausblicken über die Ebene und die canyonartigen ausgetrockneten Flusstäler – Wildwestkulisse pur. Wir verzichten meist abends auf den Zeltaufbau und schlafen unter freiem Himmel. Es ist ein herrliches Gefühl von Freiheit, so zu leben.
Auch die nächsten beiden Tage laufen wir in großer Hitze über die Mesa und sind begeistert von den bizarren Sandsteinfelsen. Eine Herausforderung ist oft der Aufstieg zum nächsten Tafelberg, wir müssen stellenweise an den ca. 150 hohen Steilwänden klettern.
Am 17.5. erreichen wir die Kleinstadt Cuba. Hier leisten wir uns erstmals auf der Tour ein Motelzimmer. Unsere Trailkameraden sind auch hier und gemeinsam verbringen wir einen sehr schönen Abend in einem mexikanischen Lokal und essen, bis wir kurz vorm Platzen sind.