Pamplona mit seiner großen Altstadt, den vielen schmalen Gassen und schönen Plätzen hat uns gut gefallen. Wie wunderbar ist es, dort lange faul in der Sonne zu sitzen, den Gitarrenklängen der Straßenmusikanten zu lauschen und das Leben einfach zu genießen.
Doch weiter geht es, die Straße ruft und der im Wetterbericht angekündigte Sturm wird nun spürbar. Aber dieses Mal ist das Glück auf unserer Seite. Der Wind schiebt uns kräftig an, so dass wir fast bergauf fliegen. Auf einer schönen geschützten Waldwiese schlagen wir am späten Nachmittag unser Zelt auf, wie meist sind die “ wilden“ Zeltstellen die schönsten. Nachts hören wir den Sturm durch die Baumkronen toben, es regnet auch kräftig.
Am nächsten Morgen ist der Spuk vorüber, aber mit nur 8 Grad ist es auch recht kühl. Die lange und immer stärker werdende Steigung über unseren Pyrenäen-Pass bringt uns schnell ins schwitzen. Gut, dass wir gestern so frühzeitig das Zelt aufgebaut haben. Bis zur Passhöhe gibt es keine Zeltstellen mehr und dort wären wir wohl weggeflogen. Etliche Kilometer bis zum oberhalb der Baumgrenze in 1.000 m Höhe liegenden Pass geht es konstant mit 10% Steigung hoch. Gleichmäßiges Treten im kleinsten Gang bringt uns langsam, aber gut nach oben. Eine wunderbare Aussicht hat man in die Berge, der eisige Wind treibt einen rasch wieder aufs Rad.
Eine ca. 10 Kilometer lange steile Abfahrt folgt, herrlich in unendlichen Kurven auf der winzigen Straße. Aber extrem kalt wird uns trotz Windschutz durch Jacke und Regenhose dabei, so dass der Genuss sich in Grenzen hält. Völlig durchgefroren gönnen wir uns in einem Dorf im Tal einen heißen cafe con leche, den letzten in Spanien. Denn dann führt uns ein wunderschöner Bahnradweg sanft und entspannt hinunter bis nach Irun.
Spanien hat uns zum Abschied noch einen herrlichen Radtag geschenkt, denn genau vier Wochen nach unserem Start in Lissabon erreichen wir den Atlantik und sind in Frankreich.
Sehr schön ist die Fahrt entlang der Steilküste von Hendaye bis Bayonne, die wir sehr genießen. Wunderbare Urlaubsorte liegen in den Buchten, mit Segelhäfen und schönen Villen, Sandstränden und hohen Wellen, in denen sich die Surfer tummeln. St. Jean de Luz gefällt uns gut, Biarritz ist ein typisches französisches Seebad und Bayonne mit seiner großen gotischen Kathedrale und den vielen schmalen Gassen ist zum Bummeln wie geschaffen.
Wir lassen uns viel Zeit. Die Strecke geht sehr viel steil hoch und runter, ist also nicht unanstrengend. Meist haben wir einen eigenen Radweg, was bei dem stellenweise dichten Verkehr sehr gut ist. Die französischen Autofahrer sind deutlich ungeduldiger als die Spanier. Es wird schnell gefahren und Radfahrer werden dicht und an den unmöglichsten Stellen überholt. Das man im Kreisverkehr geschnitten wird, ist da schon selbstverständlich.Anschließend geht es in einer 100-Kilometer-Etappe bis Mimizan. Den ganzen Tag fahren wir durch lichten Kiefernwald die Küste entlang nach Norden, immer auf einem separaten Radweg. Vor 36 Jahren sind wir hier schon einmal gefahren, auf unserer ersten gemeinsamen Radtour. Damals gab es nur einen schmalen Weg aus Betonsegmenten durch den Wald, schön, aber sehr mühsam zu radeln. Heute rauschen wir auf glattem Asphalt dahin, mit uns unzählige Radler, die den Pfingstsonntag für einen Familienausflug nutzen.
Obwohl man stets in Strandnähe fährt, sieht man vom Meer nichts, außer man biegt auf einen Seitenweg ab. Dann sieht man den großartigen, über 300 Kilometer langen Sandstrand, der diesem Küstenabschnitt den Namen “ Cote d’argent“ (Silberküste) gegeben hat. Im netten Ort Leon ist morgens Wochenmarkt, wir decken uns mit köstlichen und sehr kalorienreichem Kuchen ein, der sogleich an Ort und Stelle verzehrt wird. Danach sind wir noch stundenlang pappsatt. In Mimizan Plage machen wir noch eine ausgiebige Pause. Gerade rauscht das Feld der Triathleten auf ihren Rädern durch den Ort, die Straßen sind für uns normale Radler solange gesperrt. Es ist eine Stimmung wie bei der Tour de France. Danach geht es noch eine halbe Stunde durch den Wald und unser Tagesziel ist erreicht. Abends wird es nun immer ziemlich kühl, so dass wir in langer Hose und warmer Jacke vor dem Zelt sitzen.Der Kiefernwald und unser schöner Radweg bleiben uns auch auf den folgenden 100 Kilometern erhalten. Zwischendurch passieren wir die Orte Parentis und Biscarosse, der Weg führt auch entlang der Etang de Cazaux, einem sehr großen See mit schönem Sandstrand am Ufer.
Überall tummeln sich viele Ausflügler, auch sehen wir nun zahlreiche Tourenradler. Der Radweg entlang der Küste ist auch wirklich hervorragend ausgebaut und beschildert und sehr leicht zu fahren, da es keine Steigungen gibt. Am späten Nachmittag kommen wir noch an der Hauptattraktion der Gegend vorbei, die Düne von Pilat. Steil erhebt sie sich auf 114 m Höhe zwischen Wald und Strand südlich von Arcachon. Es führt eine Treppe hinauf und von oben hat man einen tollen Blick über die Küste und das Binnenland. Mittlerweile hat sich der Himmel stark bewölkt, es ist mit ca. 14 Grad nicht sehr warm und für den nächsten Tag ist Regen angesagt.
Die ganze Nacht über schüttet es und morgens ist der Zeltboden innen klatschnass, die Liegematten natürlich auch. Beim letzten Regen hatten wir das gleiche Problem, auf der Wanderung mit Susanne letztes Jahr jedoch nicht. Ob das an dem wasserdichten Unterboden liegt, den wir nun verwenden? Wir werden es testen. Überraschenderweise bleibt es am Tag trocken, von einem kurzen, aber heftigen Schauer abgesehen. Olaf kann sich noch gerade unter einen Baum retten, aber mich erwischt der Guss voll, weil ich an einer Straßenquerung warten muss, bis mich endlich Autofahrer passieren lässt. Bis 15.00 Uhr haben wir unsere 75 Kilometer nach Lacanau geradelt. Noch immer geht es auf perfekten Bahnradwegen oder später wieder auf dem uns schon wohlbekannten Radweg durch Kiefernwald direkt an der Küste entlang. Der mehrere hundert Kilometer lange Strand ist wirklich einmalig schön. Umso scheußlicher finden wir die sterilen Ferienorte an der Küste, die wohl alle in der 1960/70er Jahren errichtet wurden: Betonklötze lieblos aneinander gereiht, davor Andenkenläden und Pommesbuden wie auf einer Kirmes. Was für ein Kontrast zu den wunderschönen, traditionellen französischen Badeorten mit ihren Boulevards, Plätzen und Strandpromenaden, die wirklich zum Verweilen einladen.
Heute bläst der Wind in Sturmstärke von Westen, doch die Bäume geben guten Schutz und wir kommen leicht voran. Direkt am Meer fliegt man dagegen fast weg. Nachmittags fängt es wieder an zu nieseln, doch da sitzen wir bereits im trockenem Zelt.Wieder Regen die ganze Nacht und wieder ist innen das Zelt nass, obwohl wir den Unterboden weg gelassen haben. Aber im Wind trocknet alles schnell während wir unser ausgiebiges Frühstück genießen. Traditionell gibt es immer zuerst Tee, dann Porridge, dazu viel frisches Obst. Das Wetter wird im Laufe des Tages immer besser. Schon den vierten Tag radeln wir durch den Kiefernwald auf dem makellosen Radweg, was langsam etwas langweilig wird. Am frühen Nachmittag sind die 75 Kilometer wieder abgestrampelt und wir schlagen in Soulac sur mer auf einem Campingplatz direkt am Meer unser Zelt auf. Heute ist großes Wäschewaschen angesagt, muss nach einer Woche auch mal sein. Danach gibt es einen ausgiebigen Spaziergang am endlosen Sandstrand.Das wechselhafte Wetter scheint vorbei, heute gab es Sonnenschein pur bei 25 Grad. Nach 16 Kilometern ist die Fähre erreicht, die uns über die breite Mündung der Gironde nach Royan bringt. Direkt am Meer kurbelt man sehr schön an alten Villen und Badestränden vorbei, der Radweg schlängelt sich von Bucht zu Bucht, immer wieder mit schönen Ausblicken auf das Meer.
Bei St. Palais sur mer kommen wir am Gelände eines Club Meditarinee vorbei. Die Ferienanlage ist von einem hohen Zaun umgeben, jedes Tor wird von Personal und per Video bewacht. Sieht schon etwas absurd aus, ein “Urlaubsknast“. Zu uns schallen Musik und die anfeuernden Kommandos eines Animateurs herüber, der die Gäste mit Gymnastik in Schwung bringen will. Wie zu Teufel man freiwillig in einer solchen Umgebung Urlaub machen? Der Radweg führt über die Brücke nach Marennes und geht nun für eine Zeitlang vom Meer weg. Es ist eine sumpfige Marschlandschaft, durch die wir radeln. Mit vielen Kanälen hat man dieses Land dem Meer abgerungen.
Ganz weit reicht der Blick über das das flache Land, an den Kanälen sind viele Wasservögel. Fischreiher, Störche und Schwäne nisten an den Ufern, auch eine dünne, ca. ein Meter lange Schlange kreuzt unseren Weg. Unser Zelt schlagen wir heute an einem winzigen Campingplatz bei dem Dorf Trizay an einem Bauernhof auf einer großen Wiese direkt am Kanal auf. Es gibt 9 Stellplätze, wir sind die einzigen Gäste. Abends schauen wir den Fischen zu, die im Wasser springen. Hühner laufen um unser Zelt. Eine wunderbare friedliche Stimmung und unser schönster Campingplatz bisher auf dieser Tour, auch wenn die Duschen eine Grundsanierung gut vertragen könnten.Noch 65 Kilometer sind entlang von Kanälen, Feldern und leider auch parallel zur Autobahn zu radeln, bis wir wieder ans Meer nach La Rochelle kommen. Wie schon bei unserem letzten Besuch vor über 30 Jahren gefällt uns die alte Hafenstadt sehr.
Auch die Rosinenschnecken schmecken noch immer so gut wie damals. Die lassen wir uns am alten Hafen schmecken, schauen den Segelbooten und zahlreichen Passanten zu und schlendern durch die Arkaden gesäumten Gassen der Altstadt. So verbummeln wir gemütlich den Nachmittag. Danach sind nur noch 10 Kilometer zu unserem Campingplatz in Dompierre-sur-mer zu fahren.
Schön! Umarme euch fest