Entlang der Nordküste Islands

Unsere dritte Woche auf Island und wir werden heimisch. Nicht nur die einmalige Schönheit der Natur begeistert uns, wir mögen auch sehr die pragmatische Lebenseinstellung der Isländer, die auf Äußerlichkeiten wenig Wert zu legen scheinen. Das gilt für das eigene Erscheinungsbild ebenso wie für das Essen, die Stadtgestaltung oder das Auto. Hauptsache, es ist funktionell. Außerdem werden bei den freiheitsliebenden Isländern Eigenveranwortung und Selbstständigkeit groß geschrieben. Hier findet man auf den Campingplätzen Gott sei Dank noch keinen Schilderwald von Ge- und Verboten. Auch an den teilweise nicht ungefährlichen Naturspektakeln, wie Wasserfällen Vogelfelsen, Geysiren oder heißen Schlammtöpfen, fehlen in der Regel Absperrungen. Es gibt, wenn überhaupt, ein Schild, das auf die potentiellen Gefahren hinweist. Wer nicht aufpasst, ist dann selber schuld. Keine Gängelei und Bevormundung, die uns in Europa, den USA oder Neuseeland so oft auf die Nerven geht.

Unsere Route entlang Islands Nordküste
Unsere Route entlang Islands Nordküste

Zurück zum Meer

Am 1. 8. sagen wir den verwaisten Polarfuchswelpen, die an der Farm Mödrudalur großgezogen werden, auf Wiedersehen und rollen in Richtung Norden. Noch einmal statten wir den Wasserfällen der Jökulsá á Fjöllum einen Besuch ab, dieses Mal jedoch vom östlichen Flussufer. Hier können wir wirklich bis an das Ufer und die Abbruchkante des Dettifoss herangehen und so macht der Wasserfall noch einen viel größeren Eindruck auf uns als von der gegenüberliegenden Seite. Nur einen Meter von uns entfernt rauschen die schäumenden Wassermassen, um dann unmittelbar in der brodelnden Tiefe zu verschwinden. Was für eine ungezähmte Naturgewalt, faszinierend und furchterregend zugleich. Bezeichnend ist, dass es hier keinerlei Absperrungen gibt, obwohl ein Sturz ins Wasser unweigerlich tödlich wäre. Jeder muss eben selber entscheiden, wie nahe er dem Fluss kommen will und tut dies auf eigenes Risiko. Wer hineinfällt ist selber schuld, denn nasse Uferfelsen sind nun einmal rutschig oder können unterspült sein. Das weiß doch jedes Kind in Island.

Polarfüchse in Mödrudalur
Polarfüchse in Mödrudalur
Am Dettifoss
Steilküste auf dem Weg nach Husavik
Im Hafen von Husavik

Unsere weitere Fahrt folgt der Jökulsá á Fjöllum bis zum Meer und dann Richtung Westen entlang der wunderbaren Steilküste nach Husavik. Der Ort mit seinen 2200 Einwohnern ist schon eine richtige Stadt und DER Hotspot für Walbeobachtungen. Das Zentrum ist der kleine Hafen, direkt dahinter drei oder vier Lokale mit Terrassen, die bei dem warmen Wetter mit ca. 16 Grad gut besucht sind. Stark nachgefragt sind, trotz der hohen Preise, auch die Fahrten mit einem Kutter zu den Walen im Fjord. Hier ist also für isländische Verhältnisse richtig High Live, doch uns begeistert die knapp 100 Meter “Flaniermeile“ nur mäßig.

Ungefähr 20 Kilometer hinter Husavik rollen wir auf den Campingplatz Heidabaer. Nach einer Woche ist mal wieder eine Dusche fällig und auch die Kleidung muss gewaschen werden. An diesem ersten Wochenende im August ist ganz Island unterwegs, denn der folgende Montag ist ein Feiertag. So treffen sich Familien und Freunde traditionell überall auf den Campingplätzen, es wird gegrillt und gefeiert. Man kann dem Trubel nicht entfliehen, bekommt aber dafür auch einen guten Einblick in das isländische Familienleben.

Pistenfahrt mit Hindernissen

Am nächsten Tag geht die Fahrt weiter entlang der Küste. Die Landschaft wird immer grüner mit herrlichen Wiesen für die zahlreichen Schafe und Islandpferde und sogar richtigen kleinen Wäldern, Ergebnis der systematisch betriebenen Aufforstung. Und sogar Kartoffeln werden angebaut. Es gibt keine Orte, aber viele Bauernhöfe, die im Abstand von ca. einem Kilometer auseinander liegen. Ein längeres Stück fahren wir auf der Ringstraße 1 und schwelgen in Erinnerungen an unsere Radtour vor 12 Jahren, als wir hier schon einmal unterwegs waren. Allerdings hat nun sogar im Norden der Autoverkehr so zugenommen, dass wir als Radfahrer nur wenig Spaß haben würden.

Grüne Täler und Wälder – auch das ist Island

Schließlich biegen wir auf die ungeteerte und kaum befahrene Straße 835 zum kleinen Ort Grenivik ab. Doch vorher wagen wir noch einen Abstecher auf die Piste F899, die 33 Kilometer durch ein herrliches Gebirgstal bis zum Meer führt. Steile, schnee- und gletscherbedeckte Berge begrenzen das üppig grüne Tal, in dem nur Schafe wohnen. Zahlreiche kleine Bäche strömen von den Hängen und vereinigen sich zu einem Gebirgsfluss. Der Feldweg F899 windet sich am Hang entlang, die kleinen Furten sind leicht zu durchfahren. Doch dann geht es hinter der Wasserscheide hinunter in den Talgrund und vor der Querung des nächsten Flusses kapitulieren wir. Olaf watet einige Male durch das eiskalte Wasser, um Tiefe, Strömung und Untergrund zu prüfen. Nein, diese Furt ist nichts für unseren Sandfloh. Aus einem VW-Bus wird trotz 4WD und Höherlegen eben kein Geländewagen.

Auf der Piste F 899
Diese Furt ist für uns zu schwierig
Traumhafter Stellplatz am Eyjarfjödur

Doch der nächste Fjord, der herrliche Eyjarfjödur entschädigt uns reichlich. Kurz hinter Grenivik finden wir einen idealen Stellplatz mit Panoramablick auf den Fjord und die schneebdeckten Berge. Leider sehen wir aber keine Buckelwale, die sich öfters hier aufhalten sollen. Ein dreistündiger Spaziergang über Schafsweiden entlang des Fjordes Richtung offenes Meer rundet den Tag ab. Ein schöner, ruhiger Ort, wohltuend nach dem Rummel in Heidabaer. Außer dem Rauschen der Wellen ist kein Laut zu hören.

Im Großstadtdschungel

Nur eine halbe Stunde Autofahrt sind es von Grenivik bis Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands. Obwohl nur knapp über 12.000 Menschen hier leben, gibt es so etwas wie urbanes Flair. Wir bummeln durch die 500 Meter lange Fußgängerzone mit ihren Läden und Restaurants, vorbei am Kino, dem Theater, der neuen Konzert- und Kulturhalle. Sogar eine Universität und ein Kunstmuseum hat die Stadt. Und es gibt richtig hohe Bäume in den Gärten und Straßen. Am besten gefällt uns der Botanische Garten, eine blühende Oase mit Rosen und bunten Sommerblumen. Und das nur knapp 100 Kilometer südlich des Polarkreises, also etwa auf gleicher Höhe wie Nordsibirien oder Alaska. Der Golfstrom und die besonders geschützte Lage am Ende des Fjordes bescheren der Stadt ein außergewöhnlich mildes Klima.Im Stadtzenrum von Akureyri

Weiter geht es entlang des Fjordes, vorbei an der historischen Holzkirche  von Mödruvellir, in den Fischerort Dalvik. Im Hafen dümpeln einige Fischerboote, die eigentliche Attraktion ist aber das urige Cafe Gisli Eiríkur Helgi – Kaffihús Bakkabraeðra mit der Originaleinrichtung eines alten Ladens, der hier früher einmal ansässig war. Die isländische Regel, dass man nur die erste Tasse Kaffee bezahlt und so oft nachgeschenkt bekommt, wie man will, gefällt uns natürlich sehr. Leider gilt dies nicht für den sehr guten Kuchen. Gut gesättigt bummeln wir durch den kleinen Ort und machen es uns dann auf dem Gemeindecampinglatz bequem. Wir können sogar abends für kurze Zeit  in der Sonne sitzen.Fischerort Dalvik

Auf der Halbinsel Trollaskagi

Beim Aufstehen empfängt uns, wie an den vergangenen Tagen, wieder ein grau-verwaschener Himmel. Es regnet zwar nicht, aber der zähe Nebel bleibt an den Berghängen kleben. Unsere Halbtageswanderung im Skidadalur unweit von Dalvik ist trotzdem schön, obwohl wir die das Tal begrenzenden über 1400 Meter hohen Berge noch nicht einmal im Nebel erahnen können. Über eine Schotterstraße und später einen Feldweg können wir weit in das nur von ein paar Farmen besiedelte Tal hineinfahren. Wir wandern auf einem kaum sichtbaren, nur von Pferden begangenen Pfad über satt-grüne Wiesen entlang des Flusses bis zu einer Holzbrücke. Immer wieder sind kleine Bäche oder sumpfige Stellen mit Wollgras zu queren, aber die Füße bleiben trocken. Highlight ist die Begegnung mit einer Gruppe von Islandpferden, die über den unerwarteten Besuch sehr erfreut sind, uns neugierig beschnuppern, sich kraulen lassen und eine Weile mit uns laufen. Halbwild verbringen die Tiere den Sommer in den Bergen. Es ist sehr schön, das soziale Verhalten in der Herde zu beobachten. Da wird sich gegenseitig liebevoll geknabbert oder die aufmüpfigen Jungtiere werden energisch in die Schranken verwiesen. Man erkennt genau, wer das Sagen hat und sich bei uns als erster seine Streicheleinheiten abholen darf.

Islandpferde in Skidadalur

Am Nachmittag setzen wir unsere Reise über die Halbinsel Trollaskagi fort. Nur direkt über dem Wasser des Eyjafjördur hängt eine dicke Nebelbank, die hohen Berge auf der gegenüberliegenden Fjordseite scheinen auf  Wolken zu schweben. An der sehr malerischen Steilküste stürzt der Migindisfoss direkt neben der Straße sehr dekorativ 80 Meter ins Meer. Woanders wäre das eine echte Touristenattraktion, hier gibt es solche Naturschönheiten in Hülle und Fülle, so dass davon wenig Notiz genommen wird. Ein einspuriger Tunnel (mit Ausweichstellen für Gegenverkehr) bringt uns nach Olafsfjödur, wo man, wie sollte es anders sein, vom Fischfang lebt.

Steilküste am Migindisfoss
Olafsvik

Neben der spektakulären Lage inmitten steiler, schneebedeckter Berge ist natürlich für Olaf der Name des 800-Seelen-Ortes erwähnenswert. In Island mögen die Siedlungen noch so klein sein, meist besitzen sie ein geothermal geheiztes Schwimmbad. In Olafsfjödur liegt der Campingplatz direkt daneben und wir können fröstelnd beobachten, wie sich die kälteresistenten Nachfahren der Wikinger unverdrossen bei kühlen 8 Grad im Freibad vergnügen.

Leider behält der Wetterbericht recht und nachts beginnt es stark zu regnen, der Sturm schüttelt den Bus durch. Bis Mittags schüttet es wie aus Eimern. Durch zwei unmittelbar aufeinanderfolgende Tunnel (für Radfahrer freigegeben) von 7 bzw. 4 Kilometern kommen wir ins 17 Kilometer entfernte Siglufjördur. Bis vor 10 Jahren war der Ort nur über eine Schotterstraße und einen 420 Meter hohen Pass erreichbar. Von 1903 an war hier das Zentrum der isländischen Heringsfischerei. Es muss damals eine echte Goldgräberstimmung geherrscht haben. Dann blieben 1969 über Nacht die Schwärme vor der Küste aus, die Bestände waren überfischt und der Ort verlor seine Existenzgrundlage. Ein Heringsmuseum erinnert an die goldenen Zeiten, die für die einfachen Arbeiter in den Fischfabriken aber auch nichts als sehr harte Arbeit bedeuteten. Heute lebt man hier von Kabeljau, Garnelen und Touristen. Bei Sonnenschein wäre der Hafen mit den umliegenden bunten Häusern und den hohen Bergen bestimmt ein Postkartenidyll. Im Regengrau sieht alles doch ziemlich trist aus. Wie mag das erst im Winter sein, wenn kein Sonnenstrahl den Fjord erreicht?

In Olafsfjördur gibt es ein nettes Café, dahin flüchten wir uns vor dem miesen Wetter. Und als wir unseren leckeren Apfelkuchen genüsslich verspeist haben, verschwinden doch tatsächlich die dunklen Wolken, die Sonne kommt hervor. Unter blauem Himmel fahren wir über die Passstraße unter Umgehung der beiden Tunnel nach Siglufjördur zurück. Eine wunderbare Strecke und im Sonnenschein doppelt schön.

Über den Pass nach Siglufjördur
Auf der Passstraße nach Siglufjödur

Knallgrün leuchten die Wiesen und silbern winden sich die kristallklaren Bäche im engen Tal. Die Schotterstraße ist in sehr gutem Zustand und wird anscheinend von Touristen gerne für eine Rundfahrt zwischen den Fjorden genutzt. Nach 5 Kilometern ist die Passhöhe erreicht und es geht mit steilen 14 % runter in ein weites Wiesental, wo schon wieder die ersten Farmen liegen. Sehr schön liegt der kleine See Stiflavatn im Tal. Die Straße führt über einige durch Erdrutsche entstandene Hügel hoch und runter, dann fahren wir oberhalb des Miklavatn, der nur durch eine Landzunge vom Meer getrennt ist, ein herrliches Panorama. An der Straße 76 biegen wir ab in Richtung Siglufjödur. Mit großartigen Ausblicken geht es an schroffen Hängen oberhalb des Meeres mit viel Auf und Ab und knackigen Steigungen von bis zu 14% entlang. Kurz bevor die Spitze der Halbinsel bei Saudanes erreicht wird, finden wir mit Hilfe der APP Park4night einen Stellplatz abseits der Straße mit herrlichem Ausblick auf das Meer.

Stellplatz bei Saudanes

Dahinter führt ein Pfad hinauf in die Berge, ideal für einen ausgedehnten Abendspaziergang. Nach den Campingplätzen in Dalvik und Olafsfjödur, die direkt im Ort liegen, genießen wir wieder die Ruhe und Abgeschiedenheit in der Natur.

Wie die Finger einer Hand ragt an der Nordküste eine Halbinsel nach der anderen ins Meer. Jede hat ihren eigenen Charakter, so dass sich ein längerer Aufenthalt lohnt.

Zur Halbinsel Skagi

Von Trollaskagi mit seinen schroffen, hohen Bergen wollen wir uns so rasch nicht trennen, denn endlich scheint für ein paar Stunden die Sonne. Also fahren wir weiter nach Siglufjödur, das sich nun beim zweiten Besuch im guten Wetter als bunter, freundlicher Ort mit einem idyllischen Hafen präsentiert.

Endlich Sonne – Siglufjödur als Sommeridyll

Die Fahrt auf der Straße 76 entlang der Steilküste ist ein absoluter Genuss. Glitzerndes Meer, dramatische Wolkenbilder, steile schwarze Berge, leuchtendes Grün in allen Schattierungen.

Ein bisschen Sonnenschein reicht aus, um unsere Islandeuphorie wieder zu aktivieren. Und heute ist es mit Spitzentemperaturen bis 16 Grad auch schon fast tropisch warm. Also nichts wie ab ins Freibad. Ein beheiztes Schwimmbad gibt es hier in jedem noch so kleinem Ort, denn das Wasser wird Dank der Vulkane kostenlos erwärmt. Zu jeder Jahreszeit hängt man hier gerne im Hot Pot ab und trifft sich dort mit Freunden und Familie zu einem gemütlichen Plausch. Das gehört einfach zum isländischen Lebensstil.

In Hofsós finden wir das wohl schönste Freibad der Insel. Vom Becken mit Badewannentemperatur genießen wir einen phantastischen Panoramablick über den gesamten Fjord und haben das Gefühl, direkt aufs Meer hinaus zu schwimmen. Der über 40 Grad warme Hot Pot  macht uns dann so richtig faul. Erst als unsere Haut schrumpelig ist und uns fast Schwimmhäute wachsen, trennen wir uns von dieser Wohlfühloase.

Schwimmbad mit Panoramablick

Auf der Weiterfahrt nach Saudarkrökur fallen uns die großen Herden Islandpferde auf. Die Region ist DAS Pferdezentrum des Landes und in Saudarkrökur gibt es sogar ein Pferdemuseum. Die zähen und charaktervollen Pferdchen haben einen wesentlichen Anteil daran, dass die unwegsame Insel überhaupt besiedelt werden konnte.

Danach geht es auf die Halbinsel Skagi, die im Gegensatz zu Trollaskagi mit seinen tiefen Fjorden und Fischerorten nur im Südteil einige flache Tafelberge besitzt und im Norden aus flachen, sumpfigen Wiesen und kleinen Tümpeln besteht. Eine sehr karge und einsame Gegend, ohne Dörfer und Häfen. Es gibt lediglich einzelne Schafsfarmen. Viele Höfe sind jedoch verlassen. Nach dem obligatorischen Regenguss führt uns ein Spaziergang zu Vogelklippen und einem Wasserfall. An der Nordspitze finden wir einen sehr schönen Übernachtungsplatz oberhalb der praktisch verkehrsfreien Schotterstraße.

Ungehindert reicht der Blick weit über das Meer. Im Westen sind als schwache Silhouette schon die Berge der Westfjorde zu erkennen. Die Sonne zaubert mit den Wolken eine wunderbare Stimmung, spät abends steht sie noch hoch über dem Horizont. Erst um 22:30 Uhr wird sie im Meer versinken und den Himmel rot-orange färben. Wie herrlich, dem Spiel von Licht und Schatten auf dem Wasser zuzuschauen, die Wolken vorüber ziehen zu sehen. Nichts tun, nichts denken, nur das Hier und Jetzt wahrnehmen. Zeit im Überfluss zu haben, das ist unendlich wertvoll. Wir fühlen uns reich und unbegrenzt frei in unserem Bus – und das bei 3 Quadratmetern Wohnfläche pro Person. 

Auf der Halbinsel Skagi

Nachts weckt uns das Schwanken unseres Busses. Der Wind bläst mit solcher Kraft von Norden gegen unser zum Schlafen hochgestelltes Dach, dass wir um 3:00 Uhr das Obergeschoss evakuieren und einklappen. Ich verbringe den Rest der Nacht auf der Liegematte im Erdgeschoss bei Olaf. Das hat man davon, wenn man sich wegen der tollen Aussicht einen solch exponierten Stellplatz aussucht. Morgens ist es dann auch mit dem Panoramablick und dem gestrigen Hauch von Sommer vorbei, dicker Nebel hüllt uns ein. Bei einer Sicht von knapp 50 Metern und Nieselregen rollen wir über matschige Schotterstraßen durch ein graues Wattemeer. Die Exkursion zu den Seehunden am Strand fällt aus, der Spaziergang um den Leuchtturm in der Bucht Kálfshamarsvík zu den 2 Millionen Jahre alten Basaltsäulen gerät sehr kurz. Schon mittags rollt unser zum Schlammspringer mutierter Sandfloh auf den hübschen, windgeschützten Campingplatz von Skagaströnd. Am Nachmittag besuchen wir wieder einmal ein Café. Hier ist es im über 100 Jahre alten, sehr stilvollen ehemaligen Schulhaus untergebracht. Bei einem Plausch mit der netten Inhaberin erfahren wir, das dieser Sommer wohl außergewöhnlich kalt und regnerisch sei. Das tröstet uns. Auch der vergangene Winter war wohl lang und hart mit Schneehöhen von 5 Metern. Die Einwohner von Skagaströnd kamen nicht mehr aus den Häusern, die Schule fiel aus und viele Pferde kamen in den Bergen um. Das hört sich ungemütlich an. Also werden wir zusehen, rechtzeitig wieder die Heimreise anzutreten.

Unsere weitere Reiseroute sieht nun eigentlich wieder eine Tour durchs Hochland vor. Wir wollen über die Kjöllurpiste zu den heißen Quellen, Schlammtöpfen und Solfataren von Kerlingarfjöll und Hveravellier. Und mich zieht es zum Wandern auf den Kvällvegur. Die Wetterprognose mit viel Regen und Wind ist allerdings wenig vielversprechend. Wir lassen uns überraschen.

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