Wer die Einsamkeit liebt, gerne einen intensiven Kontakt zur Natur hat, nicht unnötig Geld ausgeben und unabhängig von der Lage kommerzieller Campingplätze sein möchte, sollte sich seinen „eigenen“ Stellplatz für die Nacht suchen. Auf kommerziellen Campingplätzen und auch nicht selten auf den staatlichen Forest-Campgrounds stehen die Camper zumindest während der Hauptsaison dicht gedrängt – nicht unbedingt das, was wir mit der „grenzenlosen Freiheit Amerikas“ verbinden.
Aber mit minimalem Aufwand geht es auch anders. Mit Hilfe der App iOverlander lassen sich wunderbare Plätze ausfindig machen. Die Kommentare und Bewertungen von vorherigen Besuchern geben Aufschluss über die Eigenschaften der Plätze. Natürlich fuhren wir auch Stellplätze an, die uns entgegen der Beschreibung dann vor Ort nicht zusagten. Eher selten standen schon andere Reisende auf dem anvisierten Platz. Die App iOverlander ist in USA und Kanada beliebt und wird intensiv genutzt. Zum freien Übernachten gehört natürlich, keinen Abfall zu hinterlassen, keinen Lärm in der Natur zu machen und auch nicht mit anderen, die dort schon stehen, zu kuscheln, also sich in wenigen Metern Abstand neben ihren Wagen zu plazieren.
Auf einem kommerziellen Campingplatz haben wir während unserer dreimonatigen Tour durch den Westen der USA nur einmal übernachtet (Monument Valley). Ebenfalls nur einmal nutzten einen staatlichen Campground. Sowohl die privaten als auch die staatlichen Plätze waren uns oftmals schlicht zu teuer oder zu voll. In den Nationalparks darf man nur auf Campingplätzen übernachten, in der Hauptsaison sind sie häufig schon über Wochen im Voraus ausgebucht. Dann spontan einen Stellplatz zu ergattern, gleicht einem Sechser im Lotto.
In einigen Bundesstaaten der USA sind die staatlichen Campgrounds oder Recreation Areas außerhalb der Saison kostenlos und oftmals auch sehr leer. Wenn sie an landschaftlich schönen Stellen liegen, können sie dann durchaus eine interessante Alternative sein. Auf staatlichen Plätzen gibt es jedoch sehr häufig kein Wasser! Ihr einziger Komfort im Vergleich zu Plätzen in der Natur sind Feuerstellen, Picknickbänke sowie Trockentoiletten und Mülltonnen. Auf abgelegenen Plätzen fehlen sogar die Mülltonnen, da der Abtransport des Mülls zu aufwändig ist.
In vielen etwas größeren Orten der USA gibt es Möglichkeiten zum Duschen – auch hier hilft iOverlander beim Auffinden. Nicht selten bieten kommerzielle Campingplätze gegen Gebühr ihre Duschen an und in vielen Gemeinden gibt es in Sportzentren Duschen, die für einen meist kleinen Betrag benutzt werden dürfen. Für uns gab es daher keinen Grund, deshalb auf einem kommerziellen Campingplatz zu übernachten.
Mit kleinen und damit wendigen Fahrzeugen können natürlich viel interessantere Naturplätze angefahren werden als mit riesigen Wohnmobilen. Mit einem acht Meter langen Camper ist man eher auf offizielle Rast- und Parkplätze angewiesen. Allerdings ist das Übernachten auf den Rastplätzen entlang der Highways oft verboten. Wir würden uns dort auch nicht immer sicher fühlen und suchen auch aus diesem Grund lieber einsame Plätze. Die allerschönsten Stellen fanden wir nicht selten dort, wo wir unseren Allradantrieb benötigten.
In großen Städten und in städtischen Ballungsräumen findet man naturgemäß kaum eine Möglichkeit zum einsamen Freistehen. Hier haben wir gelegentlich auf den Parkplätzen großer Supermärkte übernachtet und uns dort immer sicher gefühlt, wenn der Platz in iOverlander empfohlen wurde. Ein großer Vorteil ist natürlich, dass man die Sanitäranlagen der häufig bis spät in die Nacht geöffneten Supermärkte nutzen und auch gleich dort einkaufen kann. Allerdings sind diese Plätze auch meist ziemlich laut. Häufig trafen wir dort auch andere Camper zum Übernachten. Die Kunden der Geschäfte haben sich übrigens nie von uns gestört gefühlt. Manche kommen vorbei und fragen nach dem Woher und Wohin. Natürlich stellt man sich nicht unmittelbar vor den Haupteingang und blockiert dort die Parkplätze für die Einkäufer. Die Parkplätze der Walmarts sind in der Regel so riesig, dass man an den Rändern niemanden stört. Wir haben dort schon Wohnmobile in Reisebusgröße gesehen. Leider werden auf den Parkplätzen der Supermärkte immer häufiger Schilder „No Overnight Parking“ angebracht, vermutlich eine Konsequenz der intensiven Nutzung, schließlich ist ein Supermarkt kein Campingplatz.
In den USA wird das Wildcamping oder kostenlose Campen auch mit Boondocking oder Dispersed Camping bezeichnet.
Um euch einen Eindruck von den Übernachtungsmöglichkeiten zu geben, zeigen wir im folgenden Bilder von einigen unserer Stellplätze, die wir während unserer Reise durch den Westen der USA genutzt haben. Manche dieser Bilder findet ihr auch in den Streckenbeschreibungen unseres Blogs.
Lagerfeuerromantik an der Hells Backbone Road in der Nähe von Escalante. Ein perfekter Platz mit einem tollen Blick weit über das Land. Für Annette gehört dazu immer ein Lagerfeuer, wenn die Witterung es zuläßt.