Von San Diego zum Parque National de San Pedro Martir (17.10. – 23.10.2023)

Heute ist also der große Tag gekommen. Es geht nach Mexiko! Zunächst aber wird noch gemütlich gefrühstückt und bis wir wirklich von San Diego aufbrechen, ist es schon später Vormittag und der Frühnebel am Meer hat sich endlich aufgelöst. Da wir ja nun zu Dritt sind und nur zwei Sitze vorne haben, mache ich es mir auf der quer angeordneten Sitzbank hinten im Auto gemütlich. Das geht überraschend gut. Und auch mit dem Platz für das zusätzliche Gepäck und Proviant kommen wir gut zurecht.

Unsere Route von San Diego in die Sierra de San Pedro Martir

Wir vermeiden den großen Grenzübergang bei Tijuana und fahren von San Diego 70 Kilometer zu der kleinen Provinzstadt Tecate. Auf amerikanischer Seite gibt es keine Kontrolle und auch die mexikanische Grenzpolizei zeigt kein Interesse an uns. Der Schlagbaum hebt sich und schwups sind wir in Mexiko. Doch halt! Wir brauchen ja die Einreisestempel in unseren Pässen, die Touristenkarte und die Einfuhrpapiere für unseren Yoda. Ansonsten würden wir bei der Ausreise und bei Kontrollen ein Problem haben.

Also parken wir in der Einkaufsstraße von Tecate direkt hinter dem Grenzübergang und gehen zu Fuß noch einmal in die Zollstation zurück. Ein freundlicher Grenzer lotst uns unter Umgehung aller Absperrungen zurück zum Zoll, wo wir die Einreisefornulare ausfüllen. Dazu brauche ich Daten von meinem Handy, das im Auto liegt. Also nochmal illegal durch die Grenze hin und zurück. In den USA würde ich schon längst mit von Gewehrkugeln durchlöchertem Rücken am Boden liegen, hier stört sich kein Mensch an der orientierungslosen Gringa. Dann geht es zum Kiosk der staatlichen Bank „Banjercita“, wo wir eine Gebühr für die „Touristenkarte“ zahlen. Damit wieder zurück zum Zoll. Der Beamte knallt die Stempel in unsere Ausweise und die Touristenkarte.

Nun muss nur noch Yoda offiziell einreisen, obwohl er ja schon auf mexikanischen Boden steht. Dafür müssen Kopien von den Fahrzeugpapieren, dem Führerschein und der Touristenkarte gemacht werden. Also zum Copyshop in der Einkaufsstraße direkt hinter der Grenzstation. Beim mehrfachen Passieren der Zollstation in unterschiedlichen Richtungen wird sogar einmal unser Tagesrucksack pro forma kontrolliert, dabei ist unser gesamtes Fahrzeug ohne jegliche Kontrolle eingereist. Wir haben Glück und kommen am Copyshop an, als der Inhaber gerade den Laden zur Siesta abschliessen will. Extra für uns wird noch einmal geöffnet. Mit den Kopien geht es wieder zur Banjercita. Es werden mehrere Formulare und auch ein Vordruck zur Ausstattung des Fahrzeugs ausgefüllt, der bestätigt, dass Yoda wirklich ein Wohnmobil ist. Da werden dann solche Luxusgüter wie Fernseher, Kühltruhe, Microwelle und Waschmaschine abgefragt, was natürlich alles nicht an Bord ist. Gerne hätten wir bestätigt, dass wir über einen Kocher sowie Bett und Toilette verfügen. Aber das wird leider nicht erfasst. Das Auto selber wird nicht in Augenschein genommen, es parkt ja auch bereits jenseits der Grenze. Und wir hatten noch akribisch alle Vorräte versteckt, da die Einfuhr von Lebensmitteln verboten ist. Nach rund einer Stunde ist die an sich simple Prozedur erledigt, alle Grenzer waren äußerst nett und hilfsbereit. Bienvenidos en Mexiko!

Gemütliche Fußgängezone in Tecate

In Tecate fällt uns sofort der Unterschied zu den us-amerikanischen Orten auf. Hier gibt es einladende Straßencafés, einen netten kleinen Park mit Springbrunnen und normalbreite Straßen. Zu guter Letzt besorgen wir uns noch eine SIM-Karte inclusive Datenpaket und mexikanische Pesos. Da für ersteres unsere rudimentären spanischen Sprachkünste nicht ausreichen, ruft die Verkäuferin einfach die Hotline an, die Englisch spricht.

Dann endlich rollen wir weiter nach Süden in die Berge über die Routa del Vino zum in das Valle de Guadeloupe. In einem schönen Tal lotst uns iOverlander auf einen einsamen Stellplatz am Rande von Weingärten. Abgesehen vom Heulen der Coyoten ist es hier absolut ruhig und wir fühlen uns völlig sicher. Die erste Nacht in Mexiko!

Am Vormittag steht eine Wanderung zu heißen Quellen im Val de Guadeloupe an. An einer kleinen Farm parken wir und zahlen pro Person 100 Pesos, ungefähr 5 Euro, um durch das Privatgelände wandern zu dürfen. Rund 5 Kilometer wandern wir auf schmalem Pfad durch das enge Tal. Es ist sehr, sehr heiß. Kurze Wegstrecken unter schattigen Eichen sind eine Wohltat. Es ist eine richtige kleine Flussoase im ansonsten ausgetrocknetem Buschland.

Schattige Rast auf heißem Wanderweg
Badepause in Thermalquellen
Riesenkaktus als Ziel der Wanderung

Der Bach ist an einigen Stellen zu kleinen Tümpeln aufgestaut, hier kann man im badewannenwarmen Thermalwasser den Schweiß abspülen. Der Track endet an einer verlassenen Mine mit der Ruine eines Lehmhauses und einem gigantischen Kaktus daneben, sehr fotogen. Auf gleichem Weg geht es zurück zum Auto. Wir halten uns ausgiebig Siesta im Schatten der Markise von Yoda. Am Nachmittag fahren wir weiter nach Ensenada. Die größte Stadt der nördlichen Baja ist keine Schönheit und es gibt neben siloartigen Hotels am Meer und Andenkenläden auch viele sehr armselige Wohnhäuser, doch uns gefällt das quirlige Chaos aus kleinen Läden und Werkstätten in Garagengröße entlang der Durchgangsstraße.

Typische Dörfer am Streckenrand

Unser Ziel ist die Halbinsel Punta Brava, ca. 25 Kilometer südlich der Stadt. Dort endet die Straße. Wir fahren auf den Campingplatz Campo 5, der aus wenigen Stellplätzen an der wilden Steilküste hoch über dem Meer besteht, und sind die einzigen Gäste. Die rudimentären Sanitäranlagen bestehen aus einer kalten Dusche und einer Toilette, deren Spülung mit Hilfe eines Wassereimers funktioniert, den wir im Regenfass füllen müssen. Alles eher selbstreinigend und es ist daher wohl besser, dass es dort kein elektrisches Licht gibt. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir uns noch im Laufe unserer weiteren Reise sehnsuchtsvoll an diese Stätte des Luxus erinnern werden. Der Blick über das Meer bei Sonnenuntergang ist phänomenal. In blau und violett verschwimmen Horizont und Wasser miteinander. Lange sitzen wir noch draußen unter Palmen, lauschen dem Brausen der Brandung und sind einfach nur sehr glücklich.

Wieder ein traumhafter Stellplatz – hier am Cabo Punta Brava

Wir bleiben einen weiteren Tag im Campo 5 und starten vormittags eine kurze Wanderung entlang der Klippen hoch über dem Meer. Die Ausblicke vom dem schmalen, teilweise recht rutschigen Pfad, der uber die Steilhänge führt, sind für mich Angsthasen etwas zu atemberaubend und ich kehre nach kurzer Zeit um. Nach ca. 2 Stunden kommen Olaf und Eva von ihrer Tour zurück. Den Rest des Tages verbummeln wir am Campingplatz. Bis mittags halt sich Nebel über dem Meer, der bis an die Küste getrieben wird und kalten Wind mit sich bringt. Danach kann man bei milden 22 Grad herrlich in der Sonne abhängen.

Wanderung an der Steilküste Punta Brava

Der kalte Nebel hat Nebenwirkungen. Eva hat sich eine kräftige Erkältung geholt, die sie einige Tage stilllegt. Zunächst geht es nach Rodolfo Sanchez Toboada, wo wir wieder die Hauptstraße Mex1 erreichen. Hier gehen wir in einem Supermarkt einkaufen, tanken, kaufen Wasser in einer der vielen Trinkwasser-Verkaufsstellen und gehen zum Geldautomaten. Bargeled ist hier wichitg, denn häufig kann man nicht mit Karte zahlen. Der Verkehr ist leicht chaotisch. Einzig die Stopp-Schilder werden beachtet, alles andere regelt sich spontan. Diese Orte im Norden der Baja mit ihren staubigen Straßen und den sehr einfachen, einstöckigen Wohnhäusern erinnern uns sehr an Marokko oder Anatolien. Kein Wunder, dass hier viele von einem Leben in den reichen USA träumen, dass so nah und doch so fern ist.

Dorfstraße an der Mex1

Wir fahren von der Küste weg in die Berge zur Sierra Pedro Martir, dem höchsten Gebirgszug der Baja. Dazu müssen wir in San Telmo von der Mex 1 auf eine 100 Kilometer lange Stichstraße abbiegen und über unendliche Kurven bis auf über 2000 Meter Höhe fahren. Am Straßenrand fallen uns die weißen, blumengeschmückten Kreuze auf, die alle paar Kilometer stehen, liegt wohl an der „spontanen“ Fahrweise. Vorbei geht es an einsamen Farmen und staubtrockenen Rinderweiden. Die Landschaft liegt ausgedörrt und verbrannt vom Sommer vor uns. Von der kargen Wüste mit 34 Grad Celsius kommen wir nun in eine andere Welt. Hier oben ist die Luft frisch und merklich kühler, es gibt schattige Kiefernwälder. 

Fahrt in die Berge
Auf dem Weg zur Sierra de San Pedro Martir

Auf 1600 Metern Höhe erreichen wir einen Condor-Beobachtungspunkt, einen Schotterplatz abseits der Straße mit einigen halbfertigen Gebäuden. Hier bleiben wir über die Nacht und bis zum nächsten Mittag. Die Aussicht über die vielen Bergketten bis zum Meer ist umwerfend und der Sonnenuntergang vom allerfeinsten. Wie versprochen, können wir am nächsten Tag gegen mittag, wenn die Aufwinde, stark genug sind, einige Condore beobachten. Sehr beeindruckend, wie die großen Geier mit einer Flügelspannweite von 3 Metern ihre Runden ziehen, leider aber für ein Foto zu weit weg. Der Platz ist ein beliebter Aussichtspunkt, davon zeugt auch der reichliche Abfall überall. Zur Müllentsorgung haben die Mexikaner ein eher entspanntes Verhältnis.

Sonnenuntergang am Condor-Beobachtungspunkt

Nur ein paar Kilometer und 400 Höhenmeter weiter bergauf beziehen wir am Nachmittag unseren nächsten Stellplatz, sehr schön zwischen Felsen und Kiefern gelegen. Von hier ist es nicht weit zum Eingang des Nationalpark, wo ein Militärposten für Sicherheit sorgt (warum auch immer) und wir eine Eintrittsgebührvon ca. 2,60 Euro pro Person zahlen. Es ist Wochenende, die Campingplätze im Wald sind gut besucht. Für die Bewohner der staubigen Ebene muss das hier ein Paradies sein, auch wenn es abends rasch richtig kalt wird. Unser Ziel ist der Wanderparkplatz zum Mirador del Altar. Eva bleibt am -auto, um sich auszukurieren. Wir laufen ca. 2 Kilomter auf einer steilen, sehr grobsteinigen Piste bergauf, dann nochmal 2 Kilometer über schöne Waldwege, bis wir am Aussichtspunkt zum höchsten Berg der Baja, dem 3003 Meter hohen Picacho del Diablo, sind. Sehr gut gefällt uns diese schroffe Bergkette und der Blick bis auf den Golf von Kalifornien im Westen. Die zweite Aussichtsstelle mit einer stählernen Plattform ist auch sehenswert, man blickt am Mirador de Altar über die wüstenartige Hochebene zwischen den Gebirgszügen zum Golf. Nach einer weiteren Nacht auf unserem „Stammplatz“ im Kiefernwald geht es auf gleicher Strecke wieder zurück zum Meer. 

Blick auf den 3003 Meter hohen Picacho del Diablo, höchster Berg der Baja California

Video Sierra de San Pedro Martir

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