Reisevorbereitungen laufen auf Hochtouren

In den letzten Wochen wurden die Kartensätze von Ley’s Maps und die Bear Creek Survey Karten abgeglichen. Es gibt in den Ley’s Maps zahlreiche Alternativrouten und zusätzliche verbale Hinweise, z.B. zu Wasserstellen und zur Wegeführung. Da wir nur einen Kartensatz mitnehmen werden, müssen diese Informationen in die Bear Creek Karten übertragen werden – bei 5.000 km Wegstrecke eine wahre Sisyphusaufgabe, die nun endlich beendet ist.

Durch die intensive Beschäftigung mit den Karten und Erfahrungsberichten anderer Wanderer, die diese in Blogs online gestellt haben, bekommt man einen guten Eindruck von der wirklich sehr anspruchsvollen Aufgabe, die wir vor uns haben. Mir wird dann schon manchmal allein beim Anblick der dicht aneinander gedrängten Höhenlinien schwindelig. Wir haben nun einen Überblick gewonnen, welche Strecken pro Tag in dem jeweiligen Gelände möglich oder notwendig sind. In den Bergen schafft man nicht so lange Distanzen wie im flacheren Gelände. In den Trockengebieten, aber auch im Hochgebirge muss man andererseits manchmal lange Distanzen laufen, weil man sonst kein Wasser hat.

Aber natürlich hängen die Etappen nicht nur von der Topographie ab, sondern auch von den Witterungsbedingungen. Ein ganz wesentlicher Faktor ist die Schneelage in den Bergen. Üblicherweise starten die nach Norden wandernden Hiker frühestens ca. Mitte April in New Mexico. Wenn sie dann in Colorado ankommen, liegt in den Bergen oft noch viel Schnee, was das Vorankommen sehr erschwert oder sogar unmöglich macht. Eine Alternative ist dann, auf Routenalternativen in geringeren Höhenlagen auszuweichen oder ein sogen. „Flip-Flop“. D.h. man fährt zunächst nach Norden, um hier durch die schneefreien Gebiete in Wyoming zu wandern und reist dann wieder nach Süden zurück, um dort die Wanderung Richtung Norden fortzusetzen, in der Hoffnung, dass der Schnee in der Zwischenzeit ausreichend abgetaut ist. Der schon erwanderte Teil der Strecke in Wyoming wird dann später wieder übersprungen. Das hört sich etwas umständlich und auch widersinnig an, weil man ja eigentlich in einer Richtung unterwegs sein will. Es kann aber ggf. die einzige Möglichkeit sein, wenn man den Trail in einer Saison wandern möchte und ein schneereiches Jahr erwischt hat. Denn startet man erst später die Tour, um die Schneeschmelze abzuwarten, kommt man mit großer Wahrscheinlichkeit im Norden bereits wieder in den Winter. Außerdem ist es dann in der Wüste New Mexicos zu heiß.

Wenn man es genau nimmt, ist die Strecke des gesamten CDT in ihrer Nord-Süd-Ausrichtung eigentlich zu lang, um in einem Jahr in Ruhe erwandert werden zu können. Für uns folgt daraus der Schluss, dass man zum einen in der Routenwahl sehr flexibel sein muss und mit Sicherheit während der Tour die Etappen häufiger neu planen wird. Zum anderen werden wir uns aber auch nicht darauf versteifen, auf Biegen und Brechen die gesamte Strecke in einem Jahr laufen zu „müssen“.

Trotz aller Unwägbarkeiten ist jedoch eine möglichst gute Etappenplanung unabdingbar, denn man muss natürlich in den wenigen Orten am Trail für die Tage bis zur nächsten Verpflegungsmöglichkeit einkaufen oder mit einem Vorlauf von 2-3 Wochen Pakete mit Proviant oder Ausrüstung voraus schicken. Außerdem muss man wissen, von welchen Stellen man vom Trail per Anhalter zur nächsten Stadt zum Einkaufen trampen kann oder wo Alternativrouten abzweigen. Also wartet jetzt noch ein gutes Stück Arbeit auf uns.

Parallel dazu treiben wir intensiv Sport, um einigermaßen in Form zu kommen. Zum täglichen Programm gehören also Waldläufe zur Verbesserung der Ausdauer und Besuche im Sportstudio zur Aktivierung unserer verkümmerten Muskeln.

HMG Windrider 4400

Nach sehr intensiven Überlegungen ist nun auch der Rucksack gekauft. Der nur 900 g leichte Windrider 4400 von Hyperlight Mountain Gear sitzt auch bei hoher Beladung perfekt, fasst 70 Liter incl. der sehr großen Netz-Außentaschen für die tausend Kleinigkeiten, an die man unterwegs leicht dran kommen sollte. Das Material Cubenhybrid Nylon sieht ein wenig aus wie eine simple Abdeckplane, ist aber trotz geringem Gewicht äußerst robust und wasserfest. Allerdings ist der Preis ganz schön hoch, deshalb ist die Entscheidung nicht leicht gewesen – ich bin gespannt, ob das gute Stück im Praxistest hält, was es verspricht.

Granite Gear Crown 2

Auch Susanne entscheidet sich aus Gewichtsgründen für einen neuen Rucksack, den Crown 2 von Granite Gear mit 60 l etwas kleiner und mit 1100 g minimal schwerer, aber deutlich preiswerter als der HMG.

Ein weiterer großer Schritt wurde mit der Online-Beantragung unserer Visa getan. Nur 5 Tage später hatten wir schon unseren Interviewtermin im Generalkonsulat in Frankfurt. Für B2-Visa, die einen ununterbrochenen Aufenthalt von maximal 6 Monaten in den USA ermöglichen, ist das obligatorisch, ebenso wie das Abnehmen von Fingerabdrücken. Es empfiehlt sich sehr ca. 1 Stunde vor dem eigentlichen Termin dort zu sein, um in Ruhe in den diversen Schlangen anstehen zu können. Auf keinen Fall darf man große Taschen oder Rucksack sowie elektronische Geräte wie Handy, Laptop, USB-Sticks oder Fotoapparat mithaben, denn damit darf man nicht das Gelände betreten. Das eigentliche „Interview“ dauerte bei uns gerade einmal drei Minuten und wir hatten die Zusage für unsere Visa. Die Reisepässe wurden 2 Tage später per Post zugesendet.

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