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Marokko mit dem VW-Bus – ein Rückblick

Die frühzeitige Abreise ist uns schwer gefallen. Marokko ist ein großartiges Reiseland. Nicht nur wegen des herrlichen Klimas im Frühling und der insbesondere im Süden wunderschönen Städte und Landschaften, die von Wüste über Meer und Hochgebirge eine große Vielfalt bieten. Wir haben auch eine große Freundlichkeit und Offenheit der Menschen erfahren dürfen. Verständigen kann man sich mit Französisch, der offiziellen Amtssprache, überraschend oft auch mit Englisch. In ländlichen Gegenden geht Kommunikation aber manchmal nur mit Händen und Füßen und einem Lächeln. Klar, in den touristischen Zentren steckt auch in der Regel ein kommerzielles Interesse hinter dem Small-Talk mit den Urlaubern, aber das ist ja nicht zu kritisieren. Wenn wir nett und höflich signalisierten, dass wir nichts verschenken, nichts kaufen oder keinen Ausflug buchen möchten, wurden wir auch in Ruhe gelassen. Das war bei unserer letzten Reise vor 10 Jahren noch anders und vor über 30 Jahren war die Besichtigung eines Ortes ein reines Spießrutenlaufen und eigentlich nur vormittags möglich, wenn die Kinder in der Schule waren.

Unser Stellplatz im Hotel Le Petite Prince
Stellplatz im Hotel/Camping Le Petite Prince in Merzouga

Ideal für Individualreisende ist auch die ausgezeichnete Infrastruktur. Hotels, Privatzimmer und Campingplätze sowie Geschäfte für den täglichen Bedarf sind ausreichend vorhanden. Einkaufen kann man am besten auf den lokalen Märkten, im Souk ist alles frisch und Obst und Gemüse haben noch ihren ursprünglichen Geschmack. Mit unserem fahrbaren Zuhause haben wir in der Regel “wild“ übernachtet, was nie ein Problem war, abgesehen von der Atlantikküste nördlich von Tan-Tan, wo einfach die schiere Masse der überwinternden Wohnmobilfahrer zu restriktiveren Regelungen von staatlicher Seiten geführt hat. Ansonsten gibt es wunderbare Stellplätze, auch haben wir uns dabei stets absolut sicher gefühlt. Trotzdem haben wir versucht, möglichst außer Sichtweite der Straßen zu übernachten, wenn uns das auch nicht immer gelungen ist. Gute Tipps für Stellplätze erhaltet ihr über die Apps Park4Night und iOverlander. In diesen Apps sind auch Wasserstellen aufgeführt. Allerdings sind diese Hinweise längst nicht vollständig. Es war aber nie ein Problem, an Wasser zu kommen. In den Dörfern gibt es Brunnen und ansonsten füllten die netten Tankstellenbesitzer gerne unsere Kanister. Wir haben das Wasser immer mit Micropur desinfiziert.

Quelle Ras-el-Ain
Quelle Ras-el-Ain
Campingplatz des Hotel Figuig
Campingplatz des Hotel Figuig

Campingplätze sind in Marokko in der Regel sehr einfach. Meistens gibt es jedoch warme Duschen und saubere Toiletten. Parzellierte Plätze lassen sich kaum finden. Oft sind Campingplätze mit Hotels kombiniert und ein Innenhof oder Platz neben dem Hotel wird als zusätzliche Einnahmequelle gewonnen. Wir fanden das freie Übernachten in der Natur viel schöner und haben die kommerziellen Plätze in der Hauptsache zum Duschen, Wäsche waschen oder als Stützpunkt für ortsnahe Besichtigungen genutzt.

Das Straßennetz ist sehr gut ausgebaut, man findet aber auch noch genügend wunderschöne Pisten. Dort gibt es wegen des langsameren Fahrens und der schmalen Wege einen viel intensiveren Eindruck von der Landschaft. Für die Offroad-Pisten haben wir das Buch „GPS Offroad Tourenbuch Marokko“ von Sabine und Burkhard Koch in der 3. Auflage verwendet. Siehe https://pistenkuh.de/ . In dem Buch sind die Strecken gut beschrieben und hinsichtlich Schwierigkeitsgrad und Eignung für verschiedene Fahrzeugtypen kategorisiert. Leider ist die unterste Fahrzeugkategorie ein „richtiger“ Geländewagen im Stil eines Landrover Defender oder ähnliches. Die Kategorien steigern sich dann bis zu großen Allrad-LKW. So blieb bei den für uns interessanten Pisten immer etwas offen, ob wir sie mit unserem VW-Bus bewältigen konnten. Unser Bus verfügt zwar über Allrad-Antrieb, ist um etwa sieben Zentimeter höher gelegt und hat AT-Reifen, aber mit einem richtigen Geländewagen kann er sich natürlich nicht messen. Wir hatten insbesondere vor den Sandpisten Respekt, da uns dafür jegliche Erfahrung fehlte und die Beschreibung im Buch die Befahrbarkeit mit einem VW-Bus letztlich offen ließ. Wir sind schließlich nicht alle für uns interessant klingenden Pisten gefahren, weil wir zum einen nicht immer die erforderliche Bodenfreiheit oder Sandtauglichkeit aus der Beschreibung im Buch entnehmen konnten.

Luftdruck wird nach einer Piste wieder erhöht
Luftdruck wird nach einer Piste wieder erhöht

Zum anderen konnten wir leider wir die geplanten Pisten im Hohen Atlas und auch einige im Antiatlas nicht mehr erkunden, da wir wegen der Corona-Pandemie fünf Wochen früher als geplant ausreisen mussten.

Für das eigene Fahrzeug muss eine Haftpflichtversicherung abgeschlossen werden, falls die eigene Kfz-Versicherung über die Grüne Versicherungskarte keine Deckungszusage abgibt. Wir haben in Nador bei der Axa eine Versicherung abgeschlossen. Allerdings ist der Abschluss nur in sehr wenigen Axa-Büros möglich. Axa-Agenturen sind in den Städten sehr verbreitet. Die Mitarbeiter können euch sagen, in welcher Zweigstelle ihr eine Kfz-Versicherung bekommt. Im Land wurden wir nie nach der Versicherungspolice gefragt, würden es aber nicht darauf ankommen lassen.

Uralte Landrover Defender Montana sind das Fortbewegungsmittel der Nomaden
Dromedar von heute  –  uralte Landrover Defender Montana sind das Fortbewegungsmittel der Nomaden

Das Tankstellennetz ist in Marokko ziemlich engmaschig. Da unser Bus Baujahr 2018 ist, benötigt er Eurodiesel mit maximal 10ppm Schwefel. Es ist in Marokko kein Problem, diese Dieselqualität zu tanken. An den Tanksäulen steht groß eine 10 auf der Zapfsäule, heißt Diesel mit maximal 10 ppm Schwefel. An Tankstellen in Dörfern haben wir oftmals diese Angabe nicht gefunden, aber wer etwas vorausschauend und auch immer vor längeren Pisten tankt, hat keine Probleme, guten Diesel zu bekommen. Total-Tankstellen verkaufen auch Premium-Diesel, im Internet gibt es eine Karte mit den Tankstellen. Dort erfahrt ihr auch, wo es AdBlue gibt. AdBlue sollte vorausschauend getankt werden, nicht immer ist bei den in der Karte von Total angegebenen Tankstellen auch tatsächlich AdBlue vorrätig. Häufig wird AdBlue auch nur in Kanistern angeboten.

Werkstätten für moderne Fahrzeuge mit viel Elektronik gibt es nur in den sehr großen Städten an der Küste. VW-Werkstätten gibt es laut Internet in Tanger, Rabat, Casablanca, Meknes, Fes, Oujda.

Die Marokkaner bringen enorme Mengen in ihren Fahrzeugen unter
Das Tranportvolumen der marokkanischen Autos ist sehr flexibel

An vielen Tankstellen muss bar bezahlt werden. Das Betanken übernimmt immer ein Tankwart, der auch ein wenig Trinkgeld erwartet. Mit Kreditkarte kann in der Regel nur in den wenigen Supermärkten bezahlt werden. Es sollte also immer genügend Bargeld mitgeführt werden.  Geldautomaten sind in allen größeren Orten zu finden. Auch hier gilt, nicht bis zum letzten Dirham zu warten und dann einen Geldautomaten suchen. Viele Banken verlangen für das Abheben von ihren Automaten – zusätzlich zur eigenen Bank – eine Gebühr. Vergleichen lohnt sich sehr, es gibt sogar Geldautomaten ohne Gebühr.

Für den Zugang ins Internet bietet sich die SIM-Karten von Maroc Telecom an, da diese Gesellschaft die beste Abdeckung in einer sehr guten Qualität hat. Nur selten hatten wir auf einsamen Pisten mal keinen Empfang. Das Gigabyte kostete im Jahr 2020 ungefähr einen €uro! Mit Skype oder Whatsapp haben wir nach Hause telefoniert, was wesentlich günstiger als eine Direktverbindung ist. Mit Skype kann auch sehr günstig ins heimische Festnetz angerufen werden. Die Telefonkarten gibt es in fast jedem Ort zu kaufen bzw. aufzuladen. Überall findet ihr Geschäfte mit dem Schriftzug von Maroc Telecom.

Alles in allem ist ein Aufenthalt in Marokko völlig unkompliziert. Für uns war es bestimmt nicht die letzte Tour, es gibt noch so viel zu entdecken.

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