Lange sechs Wochen sind wir nun nach der Rückkehr von unserer Radtour Lissabon – Morlaix zu Hause – es wird Zeit für die nächste Reise. Aber zu unserer Schande müssen wir gestehen, dass wir dieses Mal fremd gehen werden. Denn wir werden nicht mit eigener Muskelkraft unterwegs sein, sondern mit unserem VW-Bus, der nun unser zu Hause für die nächsten Monate sein wird. Mitte August soll es endlich losgehen.
Ziel der ersten wirklich großen Tour mit dem Bus ist Georgien – 4.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Da ist die lange Anfahrt natürlich schon Teil der Reise. Über den Balkan geht es durch die Türkei an der Schwarzmeerküste entlang nach Osten. Hier locken die schönen Buchten und Strände am Meer, vor allem aber auch die urigen Orte und Klöster und Almen im Pontischen Gebirge.
In Georgien wollen wir neben dem Kulturprogramm mit mittelalterlichen Städten, Kirchen und Burgen natürlich auch im Kaukasus wandern. Das über 5600 Meter hohe Gebirge ist ein wahres Trekkingparadies, so sind auch Zelt und Rucksack für ein paar Mehrtagestouren in unserem Bus verstaut.
Je nach Zeit und Laune werden wir ggf. auch Armenien besuchen, danach geht es in einem großen Bogen durch die Türkei wieder Richtung Deutschland. Vor allem Ostanatolien als Schnittstelle zwischen Europa und Asien erscheint uns unglaublich spannend. Wenn wir die Ägäis erreichen, wird dort der Touristenrummel hoffentlich vorbei sein. Istanbul steht natürlich auch auf unserer Sightseeing-Liste.
Bei der Vorbereitung der Tour haben wir rasch gemerkt, dass es sehr viel mehr zu sehen und entdecken gibt, als wir uns vorgestellt haben. So sind wir sehr gespannt auf unsere neuen Abenteuer.
Im letzten Jahr haben wir einen VW-Bus T6 California Beach gekauft mit dem Ziel, in kürzerer Zeit als dies mit den Fahrrädern möglich ist, einen größeren Bereich erkunden zu können. Nach einem vierwöchigen Trip im letzten Jahr in die französischen Alpen und einer noch kürzeren Wintertour an
die Nord- und Ostsee soll dies nun unsere erste lange Fernreise mit dem Wohnmobil werden.
Da unser California Beach mit Ausnahme der Liegefläche im Hochdach, einer 220 Volt-Landsteckdose und einer Standheizung vom Werk aus keine wohnmobiltypische Ausstattung aufweist und wir bewusst kein Fahrzeug mit mehreren Zimmern, Kleiderschränken etc. wollten, erfolgten im Nachhinein noch einige kleinere Einbauten, maßgeschneidert auf unseren Bedarf.
Hinter der Dreiersitzbank haben wir eine große Ausziehschublade und zwei Klappboxen eingebaut (Eigenbau). Darin verschwindet unsere komplette Ausrüstung. Durch Umklappen der Dreiersitzbank entsteht in Kombination mit der Fläche über der Schublade eine große Liegefläche für 2 Personen. Wir sind damit nicht gezwungen, zum Schlafen immer das Hochdach zu öffnen und können bei Bedarf ohne groß aufzufallen übernachten. Zwischen den Vordersitzen und der Dreiersitzbank steht ein kleiner Schrank (Eigenbau). Er dient einerseits mit einer einsetzbaren Verlängerung als Tisch und nimmt andererseits unsere Nottoilette auf. In Neuseeland darf man beispielsweise auf vielen nicht kommerziellen Plätzen ohne eigene Toilette nicht stehen. Mit unserer Toilette sind wir also nach neuseeländischer Definition „self-contained“.
Als Wohnmobilneulinge hatten wir für die nun vor uns liegende Tour nach Georgien vieles zu recherchieren und vorzubereiten, was für Radtouristen völlig irrelevant ist. Da sind beispielsweise zu nennen die Einreiseformalitäten für das Fahrzeug und die Möglichkeiten, adäquaten Diesel und AdBlue für unseren empfindlichen T6 zu tanken. Letzteres hat uns länger beschäftigt. Schließlich haben wir herausgefunden, dass in Georgien, Armenien und der Türkei theoretisch kein Problem hinsichtlich der Qualität des Diesels für unseren T6 besteht und auch Ad Blue an Tankstellen verfügbar ist. Wir haben einfach die Tankstellennetze in Google Maps recherchiert. Meistens handelt es sich ja um bestimmte Marken, die in einem Land weit verbreitet sind. Die Tankstellenmarken geben im Internet häufig Auskunft über die Zusammensetzung ihres Treibstoffes. Wir hoffen, dass Theorie und Praxis übereinstimmen.
Hinsichtlich der von uns geplanten Routen haben wir auf Grund der Aussagen in einigen Blogs inzwischen etwas Zweifel, ob sie mit unserem T6 – trotz 4WD – gänzlich befahrbar sind. Aber das wird sich vor Ort erweisen.