Ab Trigueros haben wir überraschenderweise einen wirklich tollen Bahnradweg, der uns relativ mühelos mit stetig 3 % Steigung in die Sierra Morena hinauf führt.
Wunderschön die Tour entlang der Olivenbäume, deren silbriges Laub im Wind glänzt. Wir passieren schöne, völlig untouristische Orte. Auf den schattigen Dorfplätzen treffen sich die alten Leute vormittags auf ein Schwätzchen. Genau der richtige Platz für unsere Rast. So gefällt uns das Radlerleben und wir sind einfach nur glücklich. Leider endet der herrliche Radweg nach ca. 40 Kilometern in Valverde. Ab hier fahren wir auf Straße. Heute wird “ wild“ an einem wunderschönem Platz an einem Stausee gezeltet, es ist auch noch Zeit für ein erfrischendes Bad.
Am anderen Morgen sind wir, wie meistens, schon um 8.00 Uhr auf dem Rad. Für uns immer die schönste Tageszeit, denn die Luft ist noch frisch und unsere Beine auch. Heute werden die Radlerwaden arg gefordert. Den ganzen Tag geht es ständig steil und lange die Berge der bis zu 1.100 Meter hohen Sierra Morena hoch und runter. Die kilometerlangen Anstiege mit meist 6 bis 8 % saugen die Kraft aus den Beinen. Aber die Landschaft ist herrlich mit weiten Blicken über die Hügel und die schmale Straße sehr gut, praktisch ohne Autos. Mittags sind wir im netten Ort Aracena, machen Pause an einem schattigen Stadtplatz und gehen einkaufen. Ich hasse diese großen Supermärkte, in denen man stundenlang herumrennt, bis man alles findet.
Nachmittags ist es wie immer weit über 30 Grad, die Straße führt überwiegend durch Olivenhaine, leider ohne Schatten. Ein sehr steiler Anstieg über 10 Kilometer zum Ort Fuentes de Leon will kein Ende nehmen. Die andalusischen Dörfer mit ihren schneeweißen Häusern liegen immer sehr malerisch hoch oben auf dem höchsten Bergrücken und auch im Ort sind die engen, verwinkelten Gassen supersteil. Spontan beschließen wir den heutigen anstrengenden Tag nach nur 56 km schon um 16.30 Uhr zu beenden und ein Zimmer in einem Hostal zu nehmen. Den Rest des Tages hängen wir am Dorfplatz ab und genießen es, nichts zu tun.
Als Belohnung für die gestrige Etappe wird der nächste Tag total entspannt. Noch zwei größere Steigungen, dann liegt die Sierra Morena hinter uns. Gelassen können wir uns in die weite Ebene rollen lassen. Die Reifen singen auf dem Asphalt, fast mühelos gleiten wir durch die unendlichen Weinfelder. Sehr steil geht es in die schöne Ortschaft Canavaral hinauf, der Schweiß fließt mal wieder in Strömen und brennt in den Augen. Direkt geht es auch schon mit 15 % wieder runter, jetzthabrn wir Andalusien hinter uns gelassen und rollen in die Provinz Exstremandura. Schön sind die Orte Fuente de Cantos und Zafra. Überall auf den Kirchtürmen nisten Störche und Schwalben flitzen kreischend durch die Luft. Wir genießen unser stetiges Unterwegssein sehr. Zuhause ist jeder Tag irgendwie gleich oder vorhersehbar. Hier gibt es ständig neue Dinge zu entdecken, so das die Zeit so viel reicher an Erlebnissen istUnsere Route verläuft heute z.t. auf dem Jacobsweg, wir sehen einige Wanderer. Zu Fuß scheinen uns die breiten Schotterwege auf den schattenlosen Feldern aber wenig attraktiv. Schon kurz nach 17.00 und 85 km erreichen wir unser Tagesziel Villafranka.
Am nächsten Vormittag sind die 63 Kilometer durch die platte Ebene rasch gefahren. Die endlosen Oliven-und Weinfelder erscheinen fast unnatürlich gepflegt. Kein Kräutchen wächst zwischen den Nutzpflanzen. Wir möchten gar nicht wissen, wieviel Chemie da am Werke ist. Den Nachmittag verbummeln wir in der uralten Römerstadt Merida, besichtigen die antiken Bauwerke und halten die obligatorische Siesta auf dem Stadtplatz. Erst gegen 18.00 Uhr kehrt hier wieder Leben in die Straßen zurück, wenn die Tageshitze nachlässt.
Auch der folgende Tag wird eine richtiger Faulenzeretappe. Bereits am frühen Nachmittag sind die 75 km durch eine weite Ebene zum Tagesziel Miajadas locker geradelt. Es geht den ganzen Tag wieder durch Felder, die durch ein ausgeklügeltes System aus Kanälen bewässert werden. Unser kleines Hotel in Miajadas hat eine schöne Terrasse und ein Restaurant, so dass wir uns abends dort ein Essen gönnen, anstatt auf dem warmen Zimmer unser übliches Couscous zu kochen. Aber wir hatten ganz die mediteranen Gewohnheiten vergessen. Die küche öffnet erst um 21.00 Uhr, so lange mussten unsere hungrigen Radlermägen knurren.Von Miajadas verläuft die Route über eine schmale Straße durch einsame Olivenhaine in die Berge empor, eine wunderschöne, sehr idyllische Strecke, auch wenn schon ein großer Teil des Asphalts weggebrochen ist und die Räder über Schotter rumpeln. Die Steigung auf den letzten Höhenkamm klettert schließlich auf 15 %, dieses Stück wird schiebend bewältigt. Schon um 12.00 Uhr sind wir nach 40 Kilometern in Trujillo, einer wunderschönen mittelalterlichen Stadt, natürlich hoch auf einem Berg. Ein Rundgang durch die verwinkelten Gassen bringt uns zum prächtigen Plaza Major. Ein großes Reiterstandbild zeigt den berühmtesten Sohn der Stadt, Francisco Pizarro, den Conquistador von Peru.
Leider wird nicht erwähnt, dass er bei seinen Eroberungszügen die Inkas brutal ausrottete. Nun sind noch 73 Kilometer bis zum nächsten Campingplatz. Wir fühlen uns fit, der Tag ist noch jung, also schwingen wir uns wieder aufs Rad. Die autofreie Straße führt nur durch unendliche Olivenhaine, herrliche uralte Bäume sind dabei. Der Blick kann ungehindert über das weite Land streifen, eine Etappe, die zu träumen einlädt. Schade nur, das uns der Wind mal wieder kräftig entgegen pustet. Schließlich senkt sich die Straße in vielen Serpentinen hinunter in das enge Tal des Flusses Tejo. An hohen Felswänden im Taldurchbruch kreisen viele große Greifvögel.Die iberischen Königsadler sind die Attraktion des Parc Natural de Monfragüe, über 30 Paare leben hier. Es ist toll, die großen Vögel zu beobachten, wie sich sich elegant im aufwind an den felsen in die Höhe schrauben. Auch wir müssen nun kräftig wieder aufwärts strampeln, bis wir nach 114 Kilometern diese bislang längste Etappe der Tour beenden. Ein anstrengender, aber sehr schöner Tag.Während der folgenden Etappe ärgert uns den ganzen Tag über der Gegenwind, der uns mit 40 km/h konstant ins Gesicht pustet. In den untersten Gängen heißt es kräftig treten und trotzdem schleichen wir dahin. Es geht wieder kräftig bergauf. Wunderschön ist ein Wegstück auf einem ganz schmalem, holperigen Wanderpfad durch uralte Olivenhaine mit herrlich knorrigen Bäumen.
Hier geht auch der Jacobsweg entlang. Am Ende des Pfades stehen wir unvermittelt vor einem antiken Torbogen, Teil der römischen Stadt Caparra, deren Ruinen hier ausgegraben wurden. Ziemlich müde rollen wir nach knapp 80 Kilometern auf den Campingplatz.
Dieser ist proppevoll mit Dauercampern. Es fehlen nur noch die Gartenzwerge und wir würden uns wie zu Hause fühlen Doch abends reisen alle ab, denn es gibt ja noch bedauernswerte Menschen, die am folgenden Montag wieder arbeiteten müssenAuch wir sind anderntags fleißig und strampeln viele Höhenmeter über die Berge der bis zu 2500 m hohen Sierra de Gredos. Auf der Nordseite ist die Landschaft plötzlich üppig grün. Es folgen noch viele steile Hügel, bis wir in einem lichten Wald das Zelt aufbauen, herrlich mit Blick auf die noch mit Schneeresten bedeckte Sierra.Morgens sind dann die restlichen 35 Kilometer bis Salamanca geradelt. Der Rest des Tages wird in der wunderschönen alten Stadt verbummelt.
Sehr schöner Beitrag! Vermisse euch..