Vom Cape Farewell sind wir die selbe Strecke zurück nach Takaka geradelt und haben dann elegant die einzige Straßenverbindung von Takaka über den 800 Meter hohen Pass umgangen, indem wir am Silvestertag anstelle des Passes zwei Stunden mit einem Shuttleboot für Wanderer entlang der Küste des Abel Tasman Nationalparks gefahren sind. Leider war das Wetter während der Bootsfahrt nicht besonders gut, so dass wir von der herrlichen Küste nur eingeschränkt etwas mitgenommen haben. Ins neue Jahr haben wir uns hinein geschlafen, immerhin satte 12 Stunden vor den Europäern.
An Neujahr haben wir uns von der Küste ins Landesinnere gekurbelt und am 02. Januar den Ort Saint Arnaud im Nelson Lakes Nationalpark erreicht. Auch hier war das Wetter sehr schlecht und wir haben von den hohen Bergen nicht viel gesehen.
Nun ging es weiter 110 Kilometer über die „Rainbow Road“ nach Hanmer Springs. Mit einem Pass von 1350 Metern über dem Meeresspiegel ist diese nur für vierradgetriebene Fahrzeuge und Fahrräder freigegebene, ungeteerte Piste die höchste öffentlich nutzbare Straße Neuseelands. Während der zwei Tage auf der Piste hatten wir hervorragendes Wetter – strahlend blauer Himmel und kaum Wind. Landschaftlich war die Strecke einer der bisherigen Höhepunkte unserer Radtour durch Neuseeland. Bis zum Pass sind wir durch das Tal der Rainbow Farm gefahren. Einige Bäche mussten gefurtet werden, die Piste ließ sich überraschend gut befahren. Ging es zunächst durch wunderbare Almwiesen, wurde später das Tal immer enger, die Berge ständig höher und steiler, bis wir schließlich durch Hells Gate gefahren sind. Die Felsen strebten fast senkrecht in den Himmel, auf dem Talboden war gerade Platz für die einspurige Piste und den Fluss.
Wir haben auf 1000 Meter Höhe in unserem Zelt vor einer Hütte für Wanderer übernachtet und dort überraschend noch fünf andere Radler getroffen. Am Abend begann es zu regnen, der Regen ging dann in Eisregen und sogar in Schnee über. Am Morgen waren das Zelt mit einer Eisschicht und die Berge leicht mit Schnee überzogen. In der Nacht hatten sich die Wolken verzogen und es folgte ein zweiter Tag mit herrlich blauem Himmel.
Auf den letzten 1,5 Kilometern vor dem Pass erreichte die Steigung der Piste 10%, was wir konsequent schieben, um Energie zu sparen. Auf der anderen Seite ging es mit über 10% wieder herunter und wir erreichten den herrlich zwischen hohen Bergen liegenden Lake Tennyson. Aus Sorge um eine Verschlechterung des Wetters in den nächsten Tagen haben wir auf eine Übernachtung in dieser phantastischen Landschaft verzichtet.
Von Hanmer Springs aus ist der See mit normalen PKW erreichbar, d.h. nun war mehr Betrieb auf dem Schotter und es hat sich eine üble Wellblechpiste entwickelt. Nicht immer gelang es uns, eine Spur neben den quer verlaufenden Rillen zu finden. Die Räder bockten dann regelrecht auf den Rillen. Dreißig Kilometer sind wir auf dem Wellblech gefahren, bis der Belag besser wurde. Aber wir wurden mit der Fahrt durch ein weiteres herrliches Tal entschädigt. Wer die Filme der „Herr der Ringe“-Triologie gesehen hat (und wer hat das nicht?), kennt die wunderbaren, mit gelben Grasbüscheln bewachsenen und von kahlen Bergen gesäumten Hochtäler der Südalpen.
In Hanmer Springs gibt es heiße Quellen. Ein guter Grund, um an Olafs Geburtstag einen Ruhetag einzuschieben und im Thermalbad zu entspannen.