Geldschein über 10000 Colones von Costa Rica

Von Costa Rica nach Panama

Werkstattbesuch in San José

Einige Tage vor Ostern fliegt Annette von San Jose in Costa Rica zurück nach Deutschland. In Kolumbien wird sie wieder zu mir stoßen. Meine Hauptaufgabe in dieser Zeit wird die Verschiffung des Landcruisers von Panama nach Kolumbien sein.

Ostern verbringe ich auf der Finca Las Mercedes. Diese Tage nutzen die Ticos gerne für einen mehrtägigen Ausflug. Entsprechend voll ist es überall. Die Hauptfeiertage sind in Costa Rica der Donnerstag und Freitag. Auch auf der Kaffeeplantage Las Mercedes herrscht etwas Betrieb. Man hat mir einen Übernachtungsplatz auf einem Stichweg unmittelbar zwischen den Kaffeesträuchern zugewiesen. Hier stehe ich abseits der Besucher mit einem herrlichen Blick über das Tal und die Berge mit den sich scheinbar endlos erstreckenden Kaffeeplantagen.

Das alte Herrenhaus der Finca Las Mercedes
Das alte Herrenhaus der Finca Las Mercedes

Einen zweiten Feiertag wie in Deutschland kennt man in Costa Rica nicht. Daher habe ich am Ostermontag um acht Uhr einen Termin in der Werkstatt Niels Cruz 4×4 Specialist in San José. Die Werkstatt von Niels ist spezialisiert auf Produkte des 4×4 Ausrüsters ARB. Ich lasse die völlig defekte Markise von Fiamma gegen ein Modell von ARB austauschen. Niels Cruz hat Spezialisten und Werkzeuge für Metallbearbeitung. Um die neue Markise montieren zu können, werden vier Metallhalterungen passgenau geschweißt. Lange tüftele ich gemeinsam mit den engagierten Mitarbeitern an der Form der Halterungen. Die Dachschale des Landcruisers besteht aus zwei Aluminium-Wänden mit einem Hohlraum. Es kann also nicht durchgeschaut und rückwärtig mit Muttern gekontert werden, da sich das Dach dann nicht mehr öffnen ließe. Jede Halterung wird mit sechs Schrauben an der Dachschale fixiert. Zwei Halterungen können mit Muttern gekontert werden, da dort der Hohlraum von innen zugänglich ist und zwei Halterungen werden mit Blindnietmuttern befestigt. So verteilt sich das enorme Gewicht der Markise von 13 Kilogramm auf 500 Gramm je Schraube. Das müsste reichen, um die Belastung des Aluminiumbleches auf eine vertretbare Größe zu reduzieren, zumal die sechs Halterungen zusätzlich flächig verklebt werden.

Letzte Arbeiten an der Markise
Letzte Arbeiten an der Markise
Speziell angefertigte Halterungen für die Markise
Speziell angefertigte Halterungen für die Markise

Nach elf Stunden Arbeit sind die Monteure um 19 Uhr fertig. Ich kann im Hof vor der Werkstatt im Landcruiser schlafen. Jason und Ruth aus den Staaten lassen hier Bleche an ihrem riesigen Pickup-Truck mit Kabine verstärken und müssen auch auf dem Hof übernachten. Wir kommen natürlich ins Gespräch. Sie sind ebenfalls auf dem Weg zur Südspitze Südamerikas. Abends sitzen wir in ihrer per Air Condition tiefgekühlten Kabine und tauschen Erfahrungen und Eindrücke aus.

Am nächsten Morgen repariert ein Monteur noch meine Heckstoßstange. Beim Rückwärtsfahren auf einer großen Wiese hatte ich vor Wochen zielgenau den einzigen dort stehenden Pfahl übersehen und die Stoßstange arg eingebeult. Nach zwei Stunden Arbeit ist auch dieses Problem beseitigt.

Von San José Richtung Süden

Einige Tage bleibe ich noch bei San José und übernachte bei der Hüttenvermietung Finca Los Viöentos. Sie liegt in den Hängen hoch über San José und zeichnet sich durch einen schönen Blick auf die Stadt und sehr angenehme Nachttemperaturen aus. San José liegt im sogenannten Grand Valley, das sich vom Pazifik bis zur Karibik erstreckt. Auf beiden Seiten des breiten Tales ragen mächtige Vulkane empor, die immer wieder aktiv werden. Eines Morgens beobachte ich von meinem Frühstücksplatz aus eine große Ascheeruption des unmittelbar mir gegenüber auf der anderen Seite des Grand Valley liegenden Vulkans Poas. Vor einigen Wochen haben Annette und ich noch vom Rand seines Kraters auf den blubbernden und brodelnden Grund hinab geschaut. Jetzt ist dort natürlich der Zutritt für Touristen gesperrt.

Bei der Krokodilsbrücke
Bei der Krokodilsbrücke

Ich fahre zur Pazifikküste und mache dort Halt an der sogenannten Krokodilbrücke. Sie ist Teil der Küstenfernstraße 34 und überbrückt den Rio Carura. Der breite Fluss bildet bei der Brücke viele Sandbänke, an deren Rand ungefähr 15 Krokodile im Wasser liegen. Von der Brücke aus blicke ich auf sie hinunter. Leider bin ich nicht alleine, denn das Ganze ist natürlich ein kommerzielles Spektakel. Auf einer Seite der Brücke wurden Restaurants und Souvenirläden aufgebaut. Ein Strom von Touristen schiebt sich über den schmalen Fußweg zu den Krokodilen. Daneben fließt der rege Verkehr auf der Nord-Südverbindung entlang der Pazifikküste. Es ist ein nicht gerade idyllisches Ambiente. Auf der stark befahrenen Fernstraße entsteht nicht das Gefühl, Wildtiere zu beobachten, sondern einen Blick aus der Vogelperspektive in einen auf Krokodile spezialisierten Zoo zu werfen.

Camping Casa Viva bei Uvita
Camping Casa Viva bei Uvita

Beim Camping Los Garrobos in der Nähe von Bejuco mache ich einen mehrtägigen Stopp. Es ist mal wieder Wochenende, da verbringen viele Einwohner aus San José gerne einige Tage am Meer. Und tatsächlich ist der kleine Platz bei meiner Ankunft recht voll. Er quetscht sich in einen schmalen, mit Palmen bewachsenen Streifen zwischen einer Dirtroad und dem Sandstrand der Pazifikküste. Tagsüber weht oft eine leichte Brise und macht den Aufenthalt im Schatten der Palmen angenehm. Auf den heißen Sandstrand kann man sich nur am frühen Morgen noch vor Sonnenaufgang wagen.

Camping Garrobos
Camping Garrobos
Playa Bejuco
Playa Bejuco

Eigentlich wollte ich noch einen Stopp bei Quepos einschieben. Die Stadt am Pazifik wirkt jedoch so runtergekommen, dass ich rasch weiterfahre. Ich möchte noch ein wenig die Kühle der nahen Berge genießen. Über die bereits mit Annette gefahrene Piste Calle Nápoles fahre ich von Quepos direkt in die Berge.

Am Meer war es heiß und trocken, bei der Auffahrt in die Berge beginnt es in Strömen zu regnen. Wasser läuft quer über die Piste. Flüsse, die vor einigen Wochen ihr breites Schotterbett als Rinnsal durchflossen, sind nun zu reißenden braunen Strömen geworden. Ich bin ganz alleine auf der Piste unterwegs. Alles ist dicht in Wolken gehüllt. Am Vista del Oceano übernachte ich, wie bereits zweimal zuvor. Hier oben ist es sogar trocken, ich blicke von oben auf die Nebelwolken und den dampfenden Urwald. Nach Einbruch der Dunkelheit klopft die Polizei an meine Wagentür. Vorbeifahrende Einheimische haben sich wohl Sorgen gemacht, dass hier jemand ein Problem haben könnte und die Polizei verständigt.Die Beamten fragen höflich nach meinem Wohlergehen, lassen sich von mir Ausweis und Fahrzeugpapiere zeigen und verabschieden sich. Am frühen Morgen und vor Einbruch der Dunkelheit ist auf der Piste immer Rushhour. Dann scheinen die Einheimischen zu ihren Kaffeeplantagen zu fahren. Es ist jedes Mal einem Parade von 50 Jahre alten Toyota Landcruisern, die hier immer noch als Arbeitsgerät eingesetzt werden. Ich sehe sogar Kühe hinten auf der Ladefläche stehen.

Piste Calle Napoles zum Vista del Oceano

Mein Ziel in den Bergen sind wieder die Truchas Selva Madre. Diese auf 2400 Metern Höhe liegende Forellenfarm habe ich auch schon mit Annette besucht. Wieder bin ich auf dem hundert Meter oberhalb der Forellenteiche liegenden Campingplatz ganz alleine. Ich bleibe drei Nächte und wandere auf Pfaden durch den zur Farm gehörenden Urwald. Zwei Wasserfälle dienen als Ziel. Auf den Pfaden durch den Regenwald gibt es immer viel zu schauen, bei wechselndem Wetter ändern sich auch die Eindrücke. Natürlich lasse ich mir auch gebackene Forellen servieren. Selber angeln und zubereiten ist nicht meine Sache, das überlasse ich dem freundlichen Chef der Anlage, der jedesmal einen großen Spaß hat, wenn ich vorbeikomme. Das Gelände mit den Forellenteichen scheint regelrecht vom Regen gemieden zu werden. Ich sehe oft dunkel Wolken im nahen Umfeld, es regnet hier jedoch nur selten.

Truchas Selva Madre

Ich fahre weiter nach Süden auf der Panamericana, die auf 3400 Metern Höhe ihren höchsten Punkt Zentralamerikas erreicht. Dort beginnt es in Strömen zu regnen. Dichte Wolken erlauben nur wenige Meter Sichtweite. Schließlich rausche ich 2600 Höhenmeter hinab zur großen Stadt San Isidro und weiter zur Pazifikküste. Bei Uvita übernachte ich bei der Casa Viva, einer Mischung aus Cabanas und Campingmöglichkeit. Leider ist der Platz durch dichten Wald vom Meer getrennt. Der fehlende Wind erzeugt Temperaturen von über 30 Grad und eine Luftfeuchtigkeit von über 90%. Die Sanitäranlagen sind sehr einfach und warten dringend auf Pflege. Und die Fahrzeuge der Camper stehen auf einer Schotterfläche, die das Zuhause winziger Ameisen ist. Ständig werde ich in die Füße gebissen. Sie krabbeln beim Landcruiser bis auf die Motorhaube. Zum Glück entdecke ich noch rechtzeitig, dass sie über eine Abspannleine der Heckmarkise einen kurzen Zugang ins Fahrzeuginnere gefunden haben. Jeden Nachmittag kommt sintflutartiger Regen. Er bringt jedoch ein wenig frische Luft. Wenn er ausbleibt, ist es völlig unerträglich.

Panamericana in Costa Rica kurz vor der Grenze nach Panama
Panamericana in Costa Rica kurz vor der Grenze nach Panama

Nach Panama City

Schließlich breche ich auf zur Grenze nach Panama. Auf beiden Seiten der Grenze geht es zügig und problemlos voran. Ich fahre gleich durch bis Bajo Boquete. In der größeren Stadt David biege ich von der Panamericana nach Norden ab. Seit der Grenze fahre ich ausschließlich auf leeren vierspurigen Straßen. Erst am Ortsrand von Boquete enden die vier Spuren. Boquete liegt auf 1060 Metern Höhe am Rande von einigen Vulkanen. Die Höhe war für mich ausschlaggebend diesen Ort anzufahren. Es ist nicht so drückend heiß wie im Tiefland und in der Nacht kühlt es angenehm ab. Ich bleibe eine Woche und nutze die Zeit für eine Grundreinigung des Landcruisers. Boquete ist auch bei Amerikanern sehr beliebt. Außer ein angenehmes Klima bietet der Ort nichts. Es gibt sehr viele Restaurants und Cafés. Kein einziges lädt zu einem gemütlichen Aufenthalt ein bei einem guten Essen ein. Ich habe den Landcruiser beim Hostel La Lune Topaz stehen und kann dort im Fahrzeug übernachten. Es gibt einen überdachten Aufenthaltsbereich, eine Küche und warme Duschen, also alles was ein Overlander mal gerne in Anspruch nimmt.

Boquete
Boquete
Panamericana in Panama
Panamericana in Panama

Ich schaue mir noch einmal das TIP an, das Temporary Import Protocol für das Fahrzeug. Dieses Dokument wird in jedem Land an der Grenze ausgestellt und erlaubt die temporäre Einfuhr eines Fahrzeugs. In Panama ist die Dauer auf nur einen Monat begrenzt, kann jedoch zweimal um je einen Monat verlängert werden. Trotz dass ich auch an der Grenze das TIP überprüft habe, entdecke ich einen Fehler in meinem Namen. Zum Glück gibt es auch im nur 30 Minuten entfernten David eine Zollstelle. Dort ist man sehr freundlich und korrigiert auf meinen Wunsch gleich drei Angaben. Ich hatte an der Grenze im Feld Motornummer des TIP die Motornummer eintragen lassen und zwischenzeitlich erfahren, dass dies im Rahmen der Verschiffung zu Problemen führen kann, wenn die Motornummer nicht im Fahrzeugschein aufgeführt ist. Also wird auch im Feld Motornummer die VIN eingetragen, was ja eigentlich falsch ist, aber für die Behörden korrekt ist. Ich frage vorsichtshalber, wieviele Türen mein Landcruiser amtlich hat. Tatsächlich hat er vorne zwei Türen und hinten eine Doppeltür wegen der ich frage. An der Grenze hat man vier Türen ins TIP eingetragen und nun einigen wir uns auf drei Türen. Die Doppeltür zählt als eine Tür. Es ist irrsinnig, aber bei den Behörden gerät man immer wieder an A-Löcher, die einen z.B. wegen einer angeblich fehlerhaft eingetragenen Anzahl Türen im entscheidenden Moment abweisen. Im Netz kursieren in den einschlägigen Foren der Oberlander dazu die unglaublichsten Geschichten.

Panama wirkt auf mich noch amerikanischer als Costa Rica. Entlang der vierspurigen Straßen reihen sich die Malls aneinander. Sie unterscheiden sich  hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes und der internationalen Ketten wie Mac Donalds oder Starbucks nicht von den Malls in den USA.

Nach einer Woche fahre ich mit einem Übernachtungsstopp zum noch 500 Kilometer entfernten Panama City. Bereits in David empfängt mich die schweißtreibende Kombination aus großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Kurz vor Panama City fahre ich in eine Mall und kehre in ein klimatisiertes Cafe ein. Ohne Klimaanlage wird hier ein Restaurantbesuch zur Qual.

Schließlich fahre ich über den Puente de las Americas. Auf der Brücke aus einem gigantischen Bogen aus Stahl überquere ich den hier recht breiten Panamakanal. Vom Kanal sehe ich jedoch nichts. Der Verkehr hat enorm zugenommen. Es entwickelt sich ein Gewirr aus vierspurigen oder auch breiteren Straßen, die sich teilen, vereinigen oder überbrücken. Bei der Altstadt von Panama City fahre ich über das Meer. Eine vierspurige Straße wurde mangels Platz kurzerhand auf Stelzen über das Meer gebaut. Sie führt auf die  imposante Skyline des modernen Panamas zu. Zwischen den Hochhäusern setzt sich das aus mehreren Ebenen bestehende Straßenknäuel fort. Es fällt teilweise schwer, die nur aus einer Ebene bestehenden Straßenkarte am Bildschirm des Navi mit dem Gewirr in Deckung zu bringen. Und prompt biege ich falsch ab und gerate auf eine Mautstraße. Am Ende der Mautstraße gibt es jedoch nur eine elektronische Kontrolle der Fahrzeuge. Überraschend öffnet  auf meiner Spur sich die Schranke und gibt mir die Durchfahrt frei. Später erfahre ich, dass man sich mit einem ausländischen Kennzeichen nicht für das Mautsystem anmelden kann und daher die Schranken die Durchfahrt freigeben.

Skyline von Panama City
Skyline von Panama City

Mein Fahrtziel ist die Overland Embassy. Das ist eine Agentur, die Verschiffungen managt. Mit ihrer Hilfe soll der Landcruiser die fehlende Landverbindung zwischen Panama und Kolumbien umschiffen. Es gibt einen einfachen Campingplatz, der aus nicht mehr als einer Schotterfläche und einer Küchenzeile sowie Duschen und Toiletten besteht. Umgeben von Mauern, Lagerhallen und Häusern staut sich auf dem Platz mitten im Häusermeer von Panama City die Hitze. Die einzige Alternative dazu wäre, den Wagen hier zu parken und ein Hotelzimmer zu nehmen. Für mich lohnt sich das nicht, da ich Montags ankomme und am folgenden Freitag die Polizeiinspektion des Landcruisers habe. Vor der Verladung der Fahrzeuge überprüft eine spezielle Polizeidienststelle, ob das auszuführende Fahrzeug auch das eingeführte ist. Auch hierfür ist natürlich vieles bis ins Kleinste bürokratisch geregelt und führt zu einer zeitaufwändigen Aktion.

Campingplatz der Overland Embassy in Panama City
Campingplatz der Overland Embassy in Panama City

Polizeiinspektion des Landcruisers in Panama City

Die Inspektion überprüft und bestätigt, das das nach Panama eingeführte Fahrzeug ausgeführt wird. Zu diesem Zweck wird durch eine für die Ein- und Ausfuhr von Fahrzeugen zuständige Polizeidienststelle die VIN aus dem TIP gegen den Fahrzeugschein und die Nummer am Fahrzeug abgeglichen. In der Vergangenheit hat sich in dieser Sache ein spezieller Polizist richtig ausgetobt und die Touristen mit sinnlosen Anforderungen gepeinigt. Der ist nun versetzt worden und alles läuft gut ab.

Um 4:30 Uhr stehe ich auf und verlasse um 5:15 Uhr das Gelände der Overland Embassy. Mit mir fahren noch zwei weitere Fahrzeuge zur Inspektion. Mein Containerbuddy Martin und ein junges Pärchen aus der Schweiz mit einem ganz langen Sprinter. Nach zwanzig Minuten treffen wir alle ein.

Das einzige verbliebene Problem ist, für große Fahrzeuge einen Parkplatz zu finden. Es gibt zwar einen Parkplatz auf dem Gelände der Polizei, aber der ist bereits ziemlich voll und wir werden alle auf den gegenüber liegenden öffentlichen Parkplatz verwiesen. Mit einem Wagen in der Größe meines Landcruisers ist es so früh noch kein Problem, einen Platz zu finden. Die beiden Schweizer quetschen sich irgendwie in die Zufahrt zum Parkplatz. Da kann man immer nur hoffen, dass alle den Wagen sehen und nicht in ihn hineinkrachen. Um 5:45 Uhr haben wir alle unsere Nummer erhalten. Sie gehen von drei bis sechs, ein Deutscher hat sich noch mit seinem VW-Bus zu uns gesellt. Gegen 7:30 Uhr beginnt die Inspektion. Wir haben alle zwei Sätze mit Kopien von Fahrzeugschein, Reisepass, Einreisestempel im Reisepass und TIP dabei. Der freundliche Beamte nimmt die Kopien entgegen und prüft die VIN am Fahrzeug gegen die Dokumente und fertig ist dieser Abschnitt der Inspektion. Er interessiert sich nicht für den Zustand des Fahrzeugs, wie das früher der Fall war. Er liest rasch die VIN ab und ist fertig.

Es beginnt sofort der zweite Abschnitt. Zu Fuß überqueren wir eine achtspurige Straße und übersehen alle, dass es in hundert Metern Entfernung eine Fußgängerbrücke gibt. Dem Posten am Eingang des Gebäudes der National Directorate of Judicial Investigation (DIJ) mit dem tonnenförmigen Dach schildern wir dem Wachmann unser Anliegen. Er bedeutet uns, auf Stühlen zu warten. Nach einiger Zeit dirigiert er uns in das klimatisierte Gebäude zu einem Tresen mit Stuhlreihen davor. Dort nehmen wir alle wieder Platz. Eine Frau steht am Tresen und kassiert die Originale von Fahrzeugschein und TIP sowie eine Kopie des Reisepasses. Es ist ein Formblatt auszufüllen. Sie unterstützt beim Ausfüllen jedes Feldes, was sehr hilfreich ist. Dann bin ich mit dem zweiten Abschnitt fertig. Es ist noch nicht einmal 9 Uhr. Um 14:30 Uhr sollen wir alle wiederkommen.

Um 14:15 treffe ich bei der DIJ ein. Ich bin mit einem Uber gefahren, das erspart mir die Parkplatzsuche und selber zweimal vierzig Minuten durch den irren Verkehr zu navigieren. Allmählich trudeln alle Overlander ein. Um 15 Uhr werden endlich die Zertifikate ausgegeben. Die Unterschrift des Chefs stand noch aus. Man soll penibel die Angaben prüfen, da Fehler im Zertifikat in einer der nächsten Stationen zu erheblichen Problemen führen können. Bei den Schweizern gib es einen Fehler in der VIN, sie müssen noch einmal nachsitzen und auf die Korrektur warten. Sie haben weiteres Pech, ihr Containerbuddy ist mit seinem an Landrover liegengeblieben und musste von der Grenze von Costa Rica nach Panama zurück nach San José abgeschleppt werden. Wenn die Reparatur heute abgeschlossen werden kann, wird er es bis Montag noch zum Alternativtermin für die Inspektion schaffen. So etwas kann natürlich immer passieren. In diesem Fall müssten die Schweizer auch ihre Verschiffung verschieben oder den ganzen Container bezahlen, was folglich einen doppelte Preis bedeuten würde. Zur Zeit kostet der komplette Verschiffungsprozess für einen halben Container ungefähr 2400 Euro.

Ausflug zum Calzada de Amador in Panama City

Altstadt von Panama City
Altstadt von Panama City

Ich  fahre mit dem Landcruiser zum Amador Damm. Eine Autofahrt durch die Stadt erfordert immer hohe Konzentration. Es gibt viele Hochstraßen, die kreuz und quer über andere Straßen führen. Straßen teilen sich zweifach oder dreifach oder verschlingen sich ineinander. Vierspurige stark befahrene Straßen sind ohne Hilfe von Ampeln zu queren. Querungen ohne Ampeln können in vernünftiger Zeit nur mit der Technik der Panazeen erfolgen. Sie warten eine kleine Lücke in der nächsten Fahrbahn des quer fließenden Verkehrs ab und tasten sich dann langsam über die Fahrbahnen. Man muss vertrauen, dass der Querverkehr einen sieht. Wenn eine erste Breche in den blechernen Strom geschlagen ist, wird meistens auf weiteren Spuren gestoppt um den Querfahrer durchzulassen. Es kann jedoch auch vorkommen, dass man mit dieser Strategie zunächst mal mehrere Fahrbahnen blockiert bis man weiterkommt. Das Fahren in der City ist reine Nervensache, erfordert eine gewisse Kaltblütigkeit und ist absolut nichts für vorsichtige Fahrer oder gar Anfänger.

Der Amador Damm ragt im Südwesten der Stadt als lange schmale Landzunge in den Pazifik. La Calzada de Amador (la calzada bedeutet auf deutsch befestigte Straße), er wird auch als Causeway bezeichnet.

Der Damm wurde aus Material gebaut, das zwischen 1904 und 1914  bei den Ausgrabungen des  Panamakanals gewonnen wurde. Es wurden rund 18 Millionen Kubikmeter festen Gesteins verbaut. Er erstreckt sich sechs Kilometer in Richtung Pazifischer Ozean  und verbindet das Festland mit den Inseln Naos, Perico und Flamenco.

Eine vierspurige Straße führt über den Damm. An den Rändern des Causeway erstreckt sich ein Grünstreifen mit Palmen und einem Fuß- und Radweg. Ab und zu gibt es Parkplätze und Pavillons, wo man sich geschützt vor der intensiven Sonnenstrahlung aufhalten kann. Es bieten sich viele schöne Ausblicke auf die Skyline von Panama City. Auf der anderen Seite erstreckt sich die Schifffahrtsrinne, die hier schon eher eine Bucht ist, als südlicher Ausgang aus dem Panamakanal. Schiffe sehe ich dort allerdings keine fahren. Auf dem Meer liegen einige Hochseeschiffe, die vermutlich auf ihre Einfahrt warten. Am südlichen Ende des Amador Damms gibt es einen Yachthafen und Restaurants. Die Preise sind gehoben, die Qualität ist vermutlich eher zweifelhaft. Ich nehme meinen Stuhl und setze mich unter einen der Pavillons und genieße den Blick auf die Skyline. Bänke gibt es unter den Pavillons leider nicht, sie stehen ausserhalb in der Sonne.

Skyline von Panama City
Skyline von Panama City

Schleusenanlage Gatun bei der Hafenstadt Colon

Der Tag der Verladung des Landcruisers in einen Container in der Hafenstadt Colon rückt näher. Colon liegt eine Fahrstunde von Panama City entfernt. Im Rahmen der Anfahrt besichtige ich die Schleusenanlage Gatun. Sie liegt nur wenige Kilometer entfernt von Colon.

Inzwischen arbeiten zwei Schleusensysteme parallel. Die neuere Anlage heisst Agua Clara. Dort gibt es ein Besucherzentrum. Zehn Dollar kostet der Eintritt für Ausländer. Dafür kann man von einem überdachten Bereich auf die Schleuse schauen. Das Dach schützt nicht nur gegen den Regen, die Sonne brennt hier gnadenlos. Viele Besucher sind nicht da. Nachdem ein Reisebus fährt, ist es ziemlich leer.  Man schaut auf den südlichen Eingang in die Agua Clara Schleuse, die hier aus zwei Stufen besteht. Im Jahr 2016 wurde der Kanal mit diesen Schleusen für größere Schiffe erweitert. Neben Gatun gibt es noch im südlichen Bereich des Kanals bei Panama City die Miraflores Schleusen. 26 Meter beträgt der Höhenunterschied zwischen Kanal und Meer, den die Schleusensysteme ausgleichen.

Durch die alten Schleusen und die Puente de las Américas war die Größe der Schiffe bis Juni 2016 auf die Panamax-Maße beschränkt. Schiffe, die maximal 294,3 Meter lang und exakt 32,3 Meter breit sind, hatten in den Schleusen auf beiden Seiten noch 61 Zentimeter Abstand zu den Wänden der Schleusenkammer. Seit der Eröffnung der Erweiterung am 26. Juni 2016 kann ein Teil der Postpanamax-Schiffe den Kanal passieren. Die größten erlaubten Schiffsabmessungen sind seither 366 Meter Länge, 49 Meter Breite und 15,2 Meter Tiefgang (New Panamax oder Neopanamax).

Die Agua-Clara-Schleusen sind die Neopanmax-Schleusen auf der atlantischen Seite des Kanals. Die als Sparschleuse gebaute Schleusenanlage liegt etwas östlich der alten Gatún-Schleusen und besteht aus drei hintereinanderliegenden Schleusenkammern mit drei großen Sparbecken. Nach Süden schließt die Schleusenanlage direkt zum Gatúnsee ab, der Teil des Kanals ist.

Ein Containerfrachter wird zu den Agua Clara Schleusen bugisert
Ein Containerfrachter wird zu den Agua Clara Schleusen bugisert

Ich schaue zwei Schiffen zu, die vom Gatún-See kommend in die Agua-Clara-Schleusen einfahren. Sechs Schlepper bugsieren die Schiffe an die Schleusen heran. In die Schleusenkammern fahren zwei Schlepper gemeinsam mit den Schiffen, einer vorne und einer hinten. An den beiden Enden der Schleusenanlage gibt es aus Sicherheitsgründen Doppeltore. Das zweite Schiff ist ein 15000 Container fassender Frachter. Er ist so lang, dass nur eines der Doppeltore geschlossen werden kann. Es ist beeindruckend, die gigantischen Schiffe so nahe an mir vorbei in die Kammern fahren zu sehen.

Agua Clara Schleusen
Agua Clara Schleusen

Ich fahre über den 2019 eröffneten Puente Atlántico, eine schöne vierstreifige 1050 Meter lange Straßenbrücke, die als Schrägseilbrücke mit zwei Pylonen ausgeführt ist. Sie ermöglicht den Zugang zu den alten Gatún-Schleusen, die natürlich auch noch in Betrieb sind.

Puente Atlántico über der Einfahrt in den Panamakanal
Puente Atlántico über der Einfahrt in den Panamakanal

Die Besucheranlage bei den alten Schleusen wurde erst in diesem Jahr eröffnet. Sie bestehen nur aus einer Tribüne. Leider sind die Geländer so unglücklich gestaltet, dass es kaum möglich ist, Aufnahmen ohne die Geländer zu knipsen.

 

Während die neuen Agua Clara Schleusen nur aus einem Strang bestehen, sind die alten Gatun-Schleusen in Form zweier paralleler Stränge ausgeführt, die von zwei Schiffen gleichzeitig genutzt werden können.

alte Schleusenanlage von Gatun
alte Schleusenanlage von Gatun

Bei den alten Panamax-Schleusen werden anstelle von Schleppern Treidelbahnen eingesetzt.  Sie haben die Aufgabe, die Schiffe in der Schleusenkammer präzise zu positionieren sowie deren Fahrt vor den Schleusentoren abzubremsen, wodurch eine schnelle Passage der Schiffe durch die Schleusenanlagen gewährleistet wird. Die Bahnen fahren auf beiden Seiten der Schleusenkammern. Je nach Größe des Schiffes werden beidseits des Schiffes vier bis acht Treidellokomotiven eingesetzt, die als mules (deutsch „Mulis“) bezeichnet wurden. Sie stabilisieren die Schiffe in der Mitte der Schleusenkammer, so dass ein Schiff trotz der auftretenden Strömung bei Wasserein- und -auslass die Wände nicht berührt.

Ich fahre durch das Zentrum der Hafenstadt Colon zum New Washington Hotel. Das Stadtzentrum sieht sehr schlimm aus, als hätte hier ein Krieg stattgefunden. Viele Häuser sind total verwahrlost. Es sieht nicht sicher auf den Straßen aus. Colon soll die gefährlichste Stadt Panamas sein. Im Hotel versichert man mir, dass der Wagen auf dem Hotelgelände sicher stehen würde. Leider gibt es keine Tore, die über Nacht verschlossen werden können. Das New Washington ist ein großer runtergekommener Kasten, aber ich zahle nur 45 Dollar für das klimatisierte Zimmer mit Blick auf den Atlantik und die am Eingang in den Kanal wartenden Schiffe. Der Blick ist einfach toll und die Klimaanlage in meinem Zimmer ist überlebenswichtig. Leider sind die übrigen Räume des Hotels nicht klimatisiert. Die Außenanlage zum Meer ist total verwahrlost, überall liegt Müll herum. Trotz des mörderischen Klimas hatte man die Idee, die Fläche zwischen Hotel und Meer zu asphaltieren bzw. zu pflastern. Ich gehe nur kurz zum Fotografieren über den Platz und bin froh, wieder zurück im Hotel zu sein.

Colon
Colon
Colon
Colon

Ich fahre durch das Zentrum der Hafenstadt Colon zum New Washington Hotel. Das Stadtzentrum sieht sehr schlimm aus, als hätte hier ein Krieg stattgefunden. Viele Häuser sind total verwahrlost. Es sieht nicht sicher auf den Straßen aus. Colon soll die gefährlichste Stadt Panamas sein. Im Hotel versichert man mir, dass der Wagen auf dem Hotelgelände sicher stehen würde. Leider gibt es keine Tore, die über Nacht verschlossen werden können. Das New Washington ist ein großer runtergekommener Kasten, aber ich zahle nur 45 Dollar für das klimatisierte Zimmer mit Blick auf den Atlantik und die am Eingang in den Kanal wartenden Schiffe. Der Blick ist einfach toll und die Klimaanlage in meinem Zimmer ist überlebenswichtig. Leider sind die übrigen Räume des Hotels nicht klimatisiert. Die Außenanlage zum Meer ist total verwahrlost, überall liegt Müll herum. Trotz des mörderischen Klimas hatte man die Idee, die Fläche zwischen Hotel und Meer zu asphaltieren bzw. zu pflastern. Ich gehe nur kurz zum Fotografieren über den Platz und bin froh, wieder zurück im Hotel zu sein.

Mall Colon 2000 am Hafen von Colon
Mall Colon 2000 am Hafen von Colon

Verladen in den Container

Die Verladung in den Container erfolgt exakt am von der Agentur Overland Embassy angegebenen Termin. Das ist nicht selbstverständlich. Immer wieder gibt es Verzögerungen im Ablauf des Verschiffungsprozesses.

Verladung des Landcruisers in Colon
Verladung des Landcruisers in Colon

Um 4:30 Uhr stehe ich auf, denn wir treffen uns bereits um 5:45 Uhr am Stadtrand von Colon mit Mitarbeitern der Overland Embassy für das Verladen. Es sind sechs Fahrzeuge, die in drei Container verladen werden. Auf einem Brachgelände stehen die Container auf LKW-Aufliegern. Als erster bin ich mit dem Verladen dran. Ich fahre rückwärts auf die Rampe eines Abschleppwagens hinauf, die dann waagerecht gestellt wird. Dann fährt der Abschleppwagen an den Auflieger mit dem Container und ich kann in ihn reinfahren. Oben sind nur wenige Zentimerter Spiel, da ich die Dachbox nicht abgeschraubt habe. Auch die Kanister auf beiden Seiten des Landcruisers konnte ich montiert lassen. Es ist überall noch soviel Platz, dass ich ohne Probleme vorwärts reinfahren kann. Der Wagen wird mit Holzkeilen und Abstanngurten gesichert. Dann wird auch die Batterie für den Motor abgeklemmt. Die Bordbatterie habe ich bereits gestern vom Netz genommen. Durch die hintere Tür verlasse ich den Landcruiser.

Verladung des Landcruisers in einen Container in Colon
Verladung des Landcruisers in einen Container in Colon

So geht es mit jedem Fahrzeug. Ein riesiger Transporter von zwei Schweizern passt gerade so in den Container. Sogar ein Landrover findet noch Platz in dem Container mit dem Transporter. Für den Wagen der Schweizer muss ein besonders langer Abschleppwagen kommen. Es gibt Probleme mit dem Hochziehen über die Rampe, da der Transporter extrem wenig Bodenfreiheit hat und aufzuliegen droht. Durch Unterlegen von Holzklötzen und geschicktem Anheben und Absenken der Laderampe während des Hochziehens gelangt der Transporter schließlich auf die Rampe ohne aufzuliegen. Die Tür des Containers ist das nächste Problem. Aus den Reifen wird Luft abgelassen und der Abschleppwagen erneut abgesenkt und angehoben bis der gigantische Kastenwagen schließlich im Container verschwunden ist. Zum Abschluss werden die Container verplombt und wir erhalten unsere Ladepapiere. Um neun Uhr ist die Aktion nach drei Stunden abgeschlossen.

In der Altstadt von Panama City habe ich in einem Apartmenthaus eine Unterkunft angemietet. Nach vier Nächten fliege ich hinüber nach Cartagena in Kolumbien, wo ich auf die Ankunft des Containers mit meinem Landcruiser warten werde.

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