Smoky Paradise

Eindrücke Costa Rica

Costa Rica ist das Land mit dem höchsten Lebensstandard in Zentralamerika. Der wichtigste Wirtschaftsfaktor ist der Tourismus. Über 3 Millionen Touristen kommen jährlich, bei rund 8 Millionen Einwohnern ist das sehr viel. Die zahlreichen europäischen und nordamerikanischen Urlauber bleiben in der Regel zwei bis drei Wochen und erkunden das Land mit einem Mietwagen. Die meisten Reisenden übernachten in Hotels und Lodges, sehr beliebt sind auch Mietgeländewagen mit Dachzelt.

Steile Piste bei Providencia

Das Land ist sehr kompakt und lässt sich mit einem Fahrzeug innerhalb von drei Wochen bequem bereisen, wenn man sich, wie die meisten Touristen, auf die bekannten Nationalparks und Strände beschränkt. Dort wird ein großes Angebot an Unterkünften und Campingplätzen geboten. Bei den Campingplätzen darf man nicht europäischen Standard erwarten. In der Regel gibt es zwei oder drei, maximal 10 Stellplätze mit kalten Duschen und Toiletten. Wir übernachten in den sehr touristischen Gebieten überwiegend auf Campingplätzen, da uns dort freie Plätze oft unattraktiv oder unsicher erscheinen. Der starke Tourismus führt zu hohen Preisen, die Costa Rica den Beinamen „Schweiz Mittelamerikas“ eingebracht haben. Sie sind vergleichbar mit Deutschland, auch wenn die Qualität der Leistungen sich häufig auf einem niedrigeren Niveau bewegen.

Die Natur Costa Ricas wird  durch Landwirtschaft und  Tourismus ständig weiter zurückgedrängt. Wir finden traumhafte wilde und einsame Sandstrände mit schattigen Palmen auf den Halbinseln Osa und Nicoya am Pazifik sowie an der Karibik südlich der Partystadt Puerto Viejo, nahe der Grenze zu Panama. Leider reihen sich an vielen Stränden die Restaurants und Hotels aneinander.

Im Nebelwald

Die dichten Regenwälder mit ihrer wuchernden Vegetation sind faszinierend, sowohl die kühlen Nebelwälder in den Bergen als auch die tropischen Primärwälder auf der Halbinsel Osa im Südwesten von Costa Rica und an der Karibikküste. In diesen Wäldern findet man noch gigantische Bäume, Schlingpflanzen, Epiphythen und herrliche Blumen. Ein besonderes Erlebnis ist es, Wildtiere aus nächster Nähe zu sehen: Affen, Faultiere, Nasenbären, Tapire, Schildkröten Vogelspinnen, Leguane, Schlangen, Kaimane, Aras, Tukane, Kolibris und viele andere kunterbunte Vögel sowie unglaublich schöne Schmetterlinge.

Richtig anstrengend finden wir die hohen Temperaturen von über 30 Grad in Kombination mit einer hohen Luftfeuchtigkeit von teilweise über 90 Prozent. In den Höhenlagen der Berge ist es ab 2000 Metern hingegen mit 20 bis 25 Grad sehr angenehm.

Das Erscheinungsbild der Orte erinnert ein wenig an die USA. Wir vermissen die Kultur und Aufenthaltsqualität der schönen Kolonialstädte Mexikos mit ihren Zocalos und Straßencafés. Neben amerikanischen Fastfood-Ketten gibt es aber auch hier glücklicherweise noch viele individuell geführte Restaurants. In allen größeren Orten findet man Supermärkte mit einem breiten Angebot. Kleine Tante-Emma-Läden (Pulperia) gibt es überall. Obst kauft man am besten an den Straßenständen. Das Wasser aus der Leitung ist normalerweise Trinkwasser, außerdem gibt es öffentliche Wasserhähne an den lokalen Wasserwerken.

Ruhige, einsame Orte sind an den touristischen Hotspots nur schwer zu finden. Uns wird der Massentourismus mit all seinen Folgen und der umfassenden Kommerzialisierung oft zu viel. An den bekannten Stränden tummeln sich zahlreiche Touristen. Dennoch haben wir auch einsame Strände ohne jegliche Infrastruktur gefunden.

Wanderwege sind fast ausschließlich in den Nationalparks zu finden, wo für Ausländer hohe Eintrittspreise von 20 bis über 30 Dollar pro Person gelten, während Einheimische nur einen Bruchteil bezahlen. Selbst für Nationalparks mit nur wenigen kurzen Wegen von ein bis zwei Kilometern Länge werden über 20 Dollar Eintritt pro Person verlangt. Einige Parks dürfen nur mit Guide betreten werden. Die Eintrittsgebühr für die Nationalparks kann ausschließlich online beglichen werden. Da an den Park-Eingängen häufig kein Mobilfunkempfang vorhanden ist, ist eine rechtzeitige Buchung erforderlich. Manche Parks lassen aufgrund der hohen Nachfrage nur begrenzte Touristenkontingente ein oder unterteilen die Tage in Zeitfenster, aus denen ein freies Zeitfenster für den Besuch ausgewählt werden muss. Beliebte Tageszeiten sind nicht selten schnell ausgebucht.

Nationalpark Barvos
Nationalpark Barvos

Auch mit privaten Waldgebieten werden Geschäfte gemacht. Auch hier sind hohe Eintrittspreise die Regel. Die privaten Parks locken mit kleinen Wasserfällen oder Vögeln, Affen oder sonstige für Touristen  exotische Fauna und Flora. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt, um Touristen Geld abzuringen. Es gibt Baumwipfelpfade und zwischen Bäumen gespannte Seilbahnen.

Bis auf die Nationalparks sind alle Urwälder Costa Ricas abgeholzt und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt worden. Palmöl-, Kaffee-, Bananen- und Ananasplantagen prägen oft das Landschaftsbild. Wir sehen riesige Plantagen internationaler Konzerne wie Delmonte, aber auch Plantagen von Kleinbauern, die meistens in den steilen Hängen der Berge zu finden sind, wo sich der Anbau für die Konzerne nicht lohnt.

Auf den Hauptverkehrsstraßen, insbesondere im Umfeld und Zentrum der Hauptstadt San José ist das Verkehrsaufkommen extrem hoch. Dort kommt es häufig zu Staus und zähflüssigem Verkehr. Zwischen der Pazifikküste und dem Zentrum von Costa Rica sind die vierspurigen Straßen mautpflichtig. Es gibt viele Zahlstellen entlang der Strecken nach dem Vorbild des französischen Systems. Die Straße fächert sich an den Zahlstellen zu vielen Kassenhäuschen auf. Vor den Zahlstellen entwickeln sich regelmäßig Staus. Im günstigen Fall kosten sie nur wenige Minuten.

Der Fahrstil der Costa Ricaner ist eher zurückhaltend. Man nimmt Rücksicht aufeinander und gewährt sogar in der Regel anderen Verkehrsteilnehmern die Vorfahrt bzw. gibt ihnen die Möglichkeit, sich aus Nebenstraßen und Ausfahrten in Vorfahrtstraßen einzufädeln. Solche Rücksicht ist in den Ländern von Mexiko bis Nicaragua völlig unbekannt. Dort gilt das Vorrecht des Stärkeren. In Costa Rica wird eher ein mitteleuropäischer Fahrstil gepflegt. Allerdings hat man mit den anderen zentralamerikanischen Ländern die Gewohnheit gemeinsam, auf Straßen exakt an der Stelle anzuhalten bzw. zu parken, wo  man etwas zu erledigen hat. Dass der fließende Verkehr beeinträchtigt wird, spielt dabei keine Rolle. Wir haben nicht selten Staus erlebt, die darauf zurückzuführen waren, dass ein auf einer stark frequentierten Durchgangsstraße parkendes Fahrzeug zum Nadelöhr wurde und den nachfolgenden Verkehr auf die Gegenfahrbahn zwang. Ebenso wird bedenkenlos in völlig unübersichtlichen Kurven geparkt.

Im Vergleich mit den nördlichen Ländern Zentralamerikas werden in Costa Rica viel weniger Motorräder gefahren, in Costa Rica kann sich schon ein größerer Teil der Bevölkerung Autos leisten. Die Fahrzeuge sind überwiegend in einem guten Zustand, denn es gibt eine regelmäßige technische Kontrolle, die hier durch die DEKRA erfolgt. Die Straßen sind häufig in einem hervorragenden Zustand, Schlaglöcher haben Seltenheitswert. Auch die Schotterstraßen sind meistens sehr gut, in der Regenzeit kann das anders aussehen. In den Bergen sind die Nebenstraßen sehr kurvenreich und können extrem steil sein. Steigungen von weit über zehn und sogar 20 Prozent sind keine Seltenheit. Topes bzw. Reduktoren gibt es in Costa Rica auch, das sind die berüchtigten Wellen in den Straßen, die zwangsweise die Geschwindigkeit regeln. Die Dichte der Topes ist jedoch nicht so hoch wie im nördlichen Zentralamerika.

Insbesondere am  südlichen Standrand von San José und in den sich an die Hauptstadt südlich anschließenden  Bergen mit ihren unzähligen Kaffeeplantagen gibt es unglaublich steile Nebenstraßen. Abschnitte mit 10 bis 20% trifft man nicht selten an. Wir mussten mit unserem geländeoptimierten Landcruiser geteerte Sträßchen nicht selten im ersten(!) Gang hinauf schleichen. Es gibt Haarnadelserpentinen bei denen der innere Teil der Kurve einer Treppenstufe ähnelt.

Durch den Mangrovenwald auf dem Weg zum Playa Ganadito

Die Einreise nach Costa Rica ist sehr unkompliziert, die Beamten sind freundlich und hilfsbereit. Wir erhalten eine Aufenthaltsgenehmigung für sechs Monate, die auch auf das TIP (Temporary Import Protocol) für den Landcruiser übertragen wird. Es besteht eine Kfz-Versicherungspflicht für ausländische Fahrzeuge, die Versicherung kann direkt an der Grenze abgeschlossen werden.

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